Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Lötspitzen markieren


von Walter T. (nicolas)


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Bei mir stehen demnächst die ersten bleifreien Reparaturlötungen an. 
Lötzinn und neue Lötspitzen sind bestellt.

Irgendwie muss ich die Lötspitzen für bleifreies und verbleites Löten ja 
auseinanderhalten können, um unkontrollierte Legierungsbildung zu 
vermeiden.

Leider bestehen die Lötspitzen (z.B. Weller LT) ja nur aus 
Funktionsflächen - entweder Anlagefläche oder benetzte Oberfläche.

In den Anlageflächen fällt jede Markierung (Ritzgravur, Körnerpunkt) 
etc. wohl unter die Kategorie "schlechte Idee".

Auf den benetzten Flächen vermutlich auch. Jedes Anritzen dürfte die 
galvanisierte Oberfläche beschädigen. Farbmarkierungen werden auch nicht 
funktionieren.

Langer Rede, kurzer Sinn: Wie markiert ihr anderen mit gemischten 
Arbeitsplätzen eure Lötspitzen, um sie auseinanderhalten zu können?

: Bearbeitet durch User
von Teo D. (teoderix)


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Bei ~10€ pro Spitze, sind wohl ~120€ für ein Handteil nicht zu viel um 
Verwechslungen zu vermeiden.
Uu. kommen da auch sicher 2-3h Zeitersparnis per annum zusammen!?

von Kilo S. (kilo_s)


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Teilemagazin, Beschriftet, bleifrei ganz links, bleihaltig ganz rechts, 
dazwischen (je nach magazin) entsprechend Lot und flussmittel in den 
Zwischenfächern.

Teo D. schrieb:
> Bei ~10€ pro Spitze, sind wohl ~120€ für ein Handteil nicht zu viel um
> Verwechslungen zu vermeiden.
> Uu. kommen da auch sicher 2-3h Zeitersparnis per annum zusammen!?

Und wenn man gleich ein Sortiment Spitzen kauft. Unbenutzte zusammen und 
je nach Verwendung brauchen die trotzdem "ihr Fach"...

von Stefan M. (derwisch)


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Ich unterscheide sie nicht.
Wenn man jede Lötspitze ordentlich abstreift, sollte das eigentlich 
reichen.
Das "Ausmaß" der Legierungsbildung sollte man nicht überbewerten.

Ich löte mit ein und derselben Spitze sowohl bleifreies als auch 
bleihaltiges Lot.
Jetzt werden einige aufschreien, aber was soll denn passieren?
Bei mir ist auch nach Jahren weder mit den Lötstellen noch mit der 
Lötspitze irgendwas negatives passiert (warum auch).
Man sollte natürlich wirklich sauber abstreifen, um nicht mutwillig 
nennenswerte Mengen von verschiedenem Lot zu vermischen.
Für bleifreies Lot eigene Lötspitzen zu verwenden schadet nicht, ist 
nach meiner Meinung und Erfahrung aber nicht nötig.

von Teo D. (teoderix)


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Kilo S. schrieb:
> Und wenn man gleich ein Sortiment Spitzen kauft. Unbenutzte zusammen und
> je nach Verwendung brauchen die trotzdem "ihr Fach"...

Ja schon, nur wenn man das extra erwähnen muss....

War ja auch nur ein Hinweis, auf eine etwas andere Sicht der Dinge.
Bin ja auch kein Hellseher, kA. ob da nur gebastelt o. die Ariane-6 
zusammen gelötet wird. ;)

von Olaf (Gast)


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> Irgendwie muss ich die Lötspitzen für bleifreies und verbleites
> Löten ja auseinanderhalten können, um unkontrollierte
> Legierungsbildung zu vermeiden.

Ja unglaublich was da alles passieren kann wenn man wie immer
einen halben Liter Loetzinn an der Spitze haengen hat und da ploetzlich
500ml einer anderen Legierung dran kommt. Undenkbar die Spitze vorher
einmal kurz abzustreifen. Das ist gut zu verstehen!

> Leider bestehen die Lötspitzen (z.B. Weller LT) ja nur aus

Du koenntest du einfach ein paar hiervon kaufen:

https://de.aliexpress.com/item/32909113375.html

Dann laesst du deine Spitzen da drin und schraubst die immer mit Huelse 
um.
Sogar ohne abzuschalten, in Sekunden, einfach so.
Ich meine falls du dich schon immer gefragt hast wieso dein Halter die
vier Loecher dafuer hat.

BTW: Die Teile kommen in "Original" (hust hust) Wellertuete, haben einen 
leicht groesseren Durchmesser (schadet nicht) als die ganz originalen 
Originale. Dafuer sind sie aber (bizarrerweise!) mit Klarlack lackiert, 
weshalb sie beim ersten einschalten etwas rauchen.

Und wo du schonmal dabei bist kannst du dir noch gleich ein paar hier 
von holen:
https://de.aliexpress.com/item/33026201254.html

Ich hab die LT1L und die LT4 selber im Gebrauch. Sie sind gut! 
Erstaunlich gut! Auf der Tuete steht dann allerdings nicht 
"Bestellnummer", sondern Bestsellnummer. (ja wirklich!)

Ansonsten kannst du dir aber dann den Neid gewisser JBC-Wunderloeter 
sicher sein die sich ihre Spitzen immer vom Mund absparen muessen. :-p

Olaf

von Kilo S. (kilo_s)


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Teo D. schrieb:
> Ja schon, nur wenn man das extra erwähnen muss....
> War ja auch nur ein Hinweis, auf eine etwas andere Sicht der Dinge.
> Bin ja auch kein Hellseher, kA. ob da nur gebastelt o. die Ariane-6
> zusammen gelötet wird. ;)

Nun, Ordnung bei geteilten Arbeitsplätzen sollte selbstverständlich 
sein.

Da spielt es für mich keine Rolle was ich da löte.

Olaf schrieb:
> unglaublich was da alles passieren kann wenn man wie immer
> einen halben Liter Loetzinn an der Spitze haengen hat und da ploetzlich
> 500ml einer anderen Legierung dran kommt. Undenkbar die Spitze vorher
> einmal kurz abzustreifen. Das ist gut zu verstehen!

Es gibt gründe wieso bei bestimmten aufgaben oder eher einsatzbereichen, 
bestimmte arten von lot zum einsatz kommen.

Mischen, egal in welcher konzentration, kann zu unerwünschten (langzeit) 
nebeneffekten führen.

Da geht es nicht um kurzzeitige folgen...

von Olaf (Gast)


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> Es gibt gründe wieso bei bestimmten aufgaben oder eher einsatzbereichen,
> bestimmte arten von lot zum einsatz kommen.

Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Allerdings scheint es mir einfacher
die Spitze mal eben sauber zu machen. Wenn du an Paranoia leidest
kannst du dann ja auch einfach das andere Zinn dran machen und nochmal
kurz sauber machen. Oder glaubst du auch an Homoeopathie?

Olaf

von Walter T. (Gast)


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Olaf schrieb:
> Oder glaubst du auch an Homoeopathie?

Ich glaube an Metallurgie. Verunreinigungen von Schmelzen im 
Promillebereich haben handfeste Folgen.

Und Lötspitzen halten länger, wenn man sie benetzt hält.

Beides handfeste Gründe, die für mich die geringen Mehrkosten für einen 
separaten Satz Spitzen rechtfertigen.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Ich verwende dieselben Lötspitzen für bleifreies und bleihaltiges Lot. 
Nach dem Löten wird die Lötspitze sauber abgestreift, schon um sie vom 
etwaigen Flussmittelresten zu reinigen.

Wenn Du es trotzdem getrennt haben magst: Für Kleinteile jeder Art 
wiederverwende ich die Zip-Tütchen, in denen z.B. Reichelt seine 
Bauteile verpackt. Ein Zettelchen mit reingepackt (ist besser als 
aufkleben, weil geht dann nicht ab und verloren) und Du kannst es 
auseinander halten.

Das mache ich auch bei aufgeschraubten Geräten mit diversen 
unterschiedlichen Schrauben, wenn Verwechslungsgefahr besteht. Dann 
kommt alles in separate Tütchen. Mit Zettelchen "Rückwand", "Netzteil", 
"obere Platine" und derlei eindeutigen Bezeichnungen.

von Walter T. (nicolas)


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Getrennte Aufbewahrung ist nicht das Problem. Aber die montierte 
Lötspitze muss nachher ja auch wieder richtig einsortierbar sein.

Da will ich nicht Buch führen müssen. Das ist unpraktikabel. Dann würde 
das auf ein zweites Paar Lötkolben hinauslaufen.

von Wendels B. (wendelsberg)


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Walter T. schrieb:
> ja nur aus
> Funktionsflächen - entweder Anlagefläche oder benetzte Oberfläche.

Wenn ich die Bilder - die Google fuer dich gefunden hat - richtig deute, 
dann eignet sich der Rand unter dem Ueberwurf prima, um dort ein 1mm 
Loch hineinzubohren.
Ob die Spitzen mit Loch nun die mit Blei sind oder nicht, musst Du 
selbst entscheiden.

von Bär (Gast)


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Vllt. ist Laserbeschriftung ja eine Möglichkeit.

von michael_ (Gast)


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Es gibt Ofen- oder Auspuff Farbe.
Schwarz und Silber, reicht für drei Versionen.

von Hans B. (Gast)


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Federring -ähnl. wie Massefeder f. Tastkopf.

Beitrag #6946268 wurde von einem Moderator gelöscht.
von meins123 (Gast)


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Justus schrieb im Beitrag #6946268:

> Loten zu übermäßigen Erwärmungen. Dadurch kann es zu Schmelzeffekten
> kommen, die die Lötstelle und die Platine nachhaltig zerstören. Es ist
> ein schleichender Prozess, der innerhalb der Kristallstruktur vom Silber
> auftritt und nur unter einem Massenspektrometer erkennbar ist.

Boh ey, heißer Scheiß! Vielen vielen Dank für die Aufklärung!
Wo ich doch sowohl im Bastelkeller als auch am Arbeitsplatz 
grundsätzlich ALLES mit 38/60/2 löte.
Also eigentlich dürfte hier schon lange nix mehr funktionieren, bei dem 
ich oder einige Kollegen jemals ihre Finger, oder besser ihren Kolben, 
drin hatten.

Soweit ersichtlich, ist allerdings die Kristallstruktur auch nach Jahren 
noch überall in bester Ordnung. Aber kannste nicht sicherheitshalber mal 
mit dein Massenspektrometa vorbei kommen? :-))

von MaWin (Gast)


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Justus schrieb im Beitrag #6946268:
> Dadurch kann es zu Schmelzeffekten
> kommen, die die Lötstelle und die Platine nachhaltig zerstören.

Wenn du deine Verbindungen so auslegst, dass "Schmelzeffekte" auftreten, 
sobald ein Mikrogramm fremder Legierungsbestandteil enthalten ist, dann 
machst du etwas grundsätzlich falsch.

Hast du auch Belege für deine wilden Behauptungen?

von Walter T. (nicolas)


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Wegen Schmelzeffekten mache ich mir keinen Kopf. Eher wegen 
Whiskerbildung.

von Rüdiger B. (rbruns)


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Ofenrohrfarbe bis 600 Grad.

von Vorname N. (mcu32)


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Von Edding gibts Lackstifte die man unter anderem auch in der Montage 
verwendet. Die halten die paar 100°C locker aus.

Heißen Edding 751.

: Bearbeitet durch User
von Walter T. (nicolas)


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Vorname N. schrieb:
> Heißen Edding 751

Davon habe ich sogar einen in der schönen Farbe "weiß" da. Das probiere 
ich heute abend direkt mal aus.

von MaWin (Gast)


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Walter T. schrieb:
> Eher wegen Whiskerbildung.

Und die bilden sich, wenn man ein paar Mikrogramm fremdes Metall 
einlegiert?
Gibts da Belege für?

Beitrag #6946728 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Walter T. (nicolas)


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MaWin schrieb:
> Und die bilden sich, wenn man ein paar Mikrogramm fremdes Metall
> einlegiert?
> Gibts da Belege für?

Tatsächlich war da in den 201Xer Jahren die Ursachensuche noch Stand der 
Forschung. Ich weiß gar nicht, ob das mittlerweile komplett geklärt ist. 
Und wer erinnert sich noch an die NVidia-Grafik-Chips (BGA), die nach 
ein paar Jahren massig ausfielen wegen schlechter Lötstellen?

Der Punkt ist: Bleifrei verträgt weniger Fehlermarge. Und wenn es eine 
einfache, konstengünstige und schnelle Maßnahme gibt, solche Einflüsse 
zu minimieren, wäre es Unsinn, es nicht zu tun.

: Bearbeitet durch User
von Rosti (Gast)


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Walter T. schrieb:
> Ich glaube an Metallurgie.

Ja cool. Das bleifreie Lot wird sich je nach Bleianteil der 
Verunreinigung von den günstigen Eigenschaften des Bleilots an die 
schrottigen des bleifreien annähern. Drei mal mit Lötzinn benetzt und 
abgestreift reduziert jede Verunreinigung auf ein Maß, dass das, was vom 
Bauteil ausgeht garantiert überwiegt. --> Verdünnungsgesetz. Und das 
geht schneller. Wenn Du wirklich so zwanghaft bist, dann kauf einfach 
ein zweites Handstück/ eine zweite Station. Das Wellerzeug ist für 
Bleifrei eh nur zweite Wahl. Also kauf eine schnelle von JBC und lass 
Deine Weller für bleihaltig.

von Rosti (Gast)


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Um mir gleich selbst etwas zu widersprechen:
http://iconnect007.media/index.php/article/51141/advanced-issues-in-assembly-part-1-lead-contamination-in-lead-free-assembly/51144/?skin=smt

Also für Militäranwendungen nur reine Systeme benutzen! ;-)

von Kilo S. (kilo_s)


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Rosti schrieb:
> Also für Militäranwendungen nur reine Systeme benutzen! ;-)

Oder gewerblich, dort ist bleilot auch nicht mehr zulässig.

Die Diskussion ob man Spitzen mischen darf/kann ist eh zwecklos.
Es gibt einfach Leute die wollen das nicht!

von MaWin. (Gast)


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Kilo S. schrieb:
> Es gibt einfach Leute die wollen das nicht!

Und man darf auch nicht nach den Gründen fragen oder ebenjene Gründe 
hinterfragen?

von Walter T. (nicolas)


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Klar. Die übliche Vorgehensweise ist ja, das Ansinnen so lange zu 
hinterfragen, bis nachgewiesen ist, dass es völlig grund- und sinnlos 
ist. Ab diesem Punkt muss man sich nicht mehr damit beschäftigen. Ich 
glaube diese Vorgehensweise nennt sich "Problemlösung 2.0" oder auch 
"Reddit-Verfahren".

Ein Gutes hat es allerdings an sich: Ich hatte schon fast vergessen, das 
Ergebnis des Lackstift-Versuchs zu erwähnen.

Kurzfassung: Es funktioniert nicht.

Langfassung: Ich habe eine Lötspitze mit Benzin gereinigt, einen Punkt 
mit einem weißen Edding 751 gemacht und das Ganze in Ruhe trocknen 
gelassen. Dann die Lötspitze auf 360° erwärmt und den 
Reinigungs-Topfschwamm genutzt. Man konnte danach noch Spuren der 
Markierung erahnen, aber es ist nicht zuverlässig unterscheidbar.

: Bearbeitet durch User
von MaWin. (Gast)


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Walter T. schrieb:
> bis nachgewiesen ist, dass es völlig grund- und sinnlos ist.

Man kann grundsätzlich nicht nachweisen, dass etwas sinnlos ist.

Das heißt aber nicht, dass man alle Hinweise auf Sinnlosigkeit 
ignorieren sollte.

von DerAndereGast (Gast)


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zwar etwas OT, passt aber ganz gut zum Thema

"Measuring the reliability of electronics assemblies during the 
transition period to lead-free soldering"

http://eprintspublications.npl.co.uk/3270/1/DEPC_MPR30.pdf

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