Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LED Saunabeleuchtung / Lebensdauer PWM vs. Konstantstrom


von Michael W. (michael_w459)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

ich habe gelesen, dass sich die Lebensdauer einer LED deutlich erhöht, 
wenn man sie unter dem Nennstrom betreibt. Weiß jemand, ob das auch 
gilt, wenn sie per PWM z.B. auf 80% gedimmt wird, also zu 80% der Zeit 
mit vollem Nennstrom betrieben wird? Also z.B. bei einem LED-Streifen, 
wo die Strombegrenzung ja intern pro Segment mit einem Widerstand 
stattfindet?

Hintergrund: ich möchte LEDs außerhalb der Spezifikation bei ca. 70°C 
betreiben und diese nicht zu oft wechseln müssen (Saunabeleuchtung). 
Daher überlege ich, ob ich den Verlust der Lebensdauer durch die 
Temperatur halbwegs kompensieren kann.

Vielen Dank,
Michael.

: Bearbeitet durch Moderator
von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Michael W. schrieb:
> Daher überlege ich, ob ich den Verlust der Lebensdauer durch die
> Temperatur halbwegs kompensieren kann.

Möglicherweise. Aber dann würde ich sie nicht nur bei 80%, sondern eher 
bei 30-50% betreiben. Ob Konstantstrom oder PWM ist egal, entscheidend 
ist die mittlere Verlustleistung und damit die Temperatur. Durch bessere 
Kühlung kann man die weiter senken, wenn gleich nicht endlos bzw. der 
Aufwand wird zu hoch. Bei 70°C Umgebungstemperatur kann man aber auch 
old school Glühlampen nehmen, die haben damit kein Problem. Einen 
Wärmestau muss maber auch bei denen vermeiden.

Die meisten POWER LEDs sind auf max. 85°C Chiptemperatur ausgelegt, mal 
so als Orientierung. Siehe Kühlkörper.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Michael W. schrieb:
> Hintergrund: ich möchte LEDs außerhalb der Spezifikation bei ca. 70°C
> betreiben und diese nicht zu oft wechseln müssen (Saunabeleuchtung).

Die Lebensdauerangabe bei LEDs bezieht sich nicht auf einen 
Sterbezeitpunkt, sondern auf die Leuchtdauer, innerhalb derer die 
Helligkeit auf 70% abnimmt (LLMF 0.7, L_70).
Dir steht es also ziemlich frei, ob du sie dann schon wechselt, erst 
wenn sie auf 50% runter sind oder noch später.

Die vorzeitigen Ausfälle sind ein ganz anderes Thema.

von Stefan F. (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

An Ende geht es immer um die Temperatur. 70°C ist schon viel. Bedenke 
dass sie innen drin noch heißer werden.

Anbei ein Diagramm für die Kern-Temperatur versus Haltbarkeit von drei 
Modellen der Firma SEOUL Semiconductor .

von Michael W. (michael_w459)


Lesenswert?

Vielen Dank für die Antworten. Wenn ich die Kurve so sehe, ist die 
Lebensdauer gar kein Thema (Sauna ist pro Jahr vielleicht 100h in 
Betrieb, d.h. wenn die Lebensdauer auf 1kh sinkt, reicht das immer noch 
10 Jahre. Problem könnten dann nur die Ausfälle aufgrund der 
Temperaturen sein.

Ich werd's einfach mal testweise mit 100% bestromen und schauen. Sind am 
Ende nur 3 Meter, die hinter der Lehne dazu kommen sollen, der Rest 
läuft schon seit Jahren problemlos auf Fußbodenhöhe (das sind aber auch 
nur 20 Grad).

> Bei 70°C Umgebungstemperatur kann man aber auch old school Glühlampen nehmen

Ne Halogenlampe auf Deckenhöhe gibt's schon. Ich habe aber RGB-LEDs mit 
einem sanften Farbwechsel, was sehr schön aussieht. Leider ist aber die 
Ausleuchtung vom Boden aus recht dürftig, vor allem da, wo die Bänke 
drüber sind.

Eine saubere Farbmischung mit Glühlampen hinzubekommen, stelle ich mir 
recht schwer vor.

: Bearbeitet durch User
von Michael W. (michael_w459)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

ich wollte mal einen kurzen Erfahungsbericht nach einem Jahr abgeben. 
Ich habe letztlich normale RGB-LED-Streifen mit einfachem Silikonschutz 
umlaufend hinter der Rückenlehne verbaut. Dort herrschen beim saunieren 
Temperaturen von ~70-75 Grad. Die Streifen sind 45-Grad-Profilen 
verbaut, was ein schönes Licht ergibt.Die Profile sind mittels der 
mitgelieferten Halteklammen an der Lehne befestigt, so dass ein kleiner 
Luftstrom zwischen Lehne und Profil möglich ist. Zwischen Lehne und Wand 
sing ca. 4 cm Platz, auch hier ist ein Luftstrom gewährleistet. Damit 
dürften sich die Profile nicht deutlich über die 75 Grad erhitzen.

Seit einem Jahr ist das ganze im Mittel 1x wöchentlich im Einsatz (im 
Sommer nicht jede Woche, im Winter auch mal 2x). Saunazeit (mit der 
Peak-Temperatur) sind im Mittel 2 Stunden. Ich schätze die Betriebszeit 
bei der Temperatur damit auf etwa 100 Stunden.

Stand heute sind noch keine Ausfälle zu sehen. Weder schwächeln einzelne 
LEDs (was ja bei LED-Streifen am Ende der Lebenszeit häufig vor kommt), 
noch weicht eine der Farben von der Helligkeit her deutlich ab (da habe 
ich den direkten Vergleich, da auch am Boden Streifen verbaut sind - 
dort bleibt es deutlich unter 30 Grad).

Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und zu dem Schluss 
gekommen, dass einfache LED-Streifen durchaus saunatauglich sind und der 
Griff zu teuren Spezial-Lösungen zumindest für die private Sauna nicht 
notwendig ist.

Viele Grüße,
Michael.

PS: Falls einer der Admins hier mitließt, würde ich mich freuen, wenn 
der Begriff "LED Saunabeleuchtung" noch mit in den Thread-Titel 
aufgenommen werden kann.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Michael W. schrieb:

> PS: Falls einer der Admins hier mitließt, würde ich mich freuen, wenn
> der Begriff "LED Saunabeleuchtung" noch mit in den Thread-Titel
> aufgenommen werden kann.

Das kannst Du am besten erreichen, wenn du den "Beitrag melden"-Link
anklickst.

von Wolfgang D. (blitz_f)


Lesenswert?

Moin,
an Michael_W.: Schön, dass der praktische Versuch doch anscheinend gut 
geht.
Prinzipiell sein angemerkt, dass bei Einsatz von PWM keineswegs die 
mittlere Leistung angesetzt werden darf, da durch die sehr geringe 
Zeitkonstante des LED-Chips die Sperrschicht-Temperatur höhere Werte 
annimmt als bei der entsprechenden Mittelwertleistung.
Jeder LED-Chip Hersteller weist darauf hin, dass (weisse) LEDs  sehr 
empfindlich auf Wasser reagieren (und viele andere Stoffe....)(Ausfall). 
Grund: Die Silicon-Abdeckung mit dem Farbwandler-Material ist nicht 
diffusionsdicht.
Also: Abwarten....
Gruß Wolfgang

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang D. schrieb:
> Jeder LED-Chip Hersteller weist darauf hin, dass (weisse) LEDs  sehr
> empfindlich auf Wasser reagieren (und viele andere Stoffe....)(Ausfall).
> Grund: Die Silicon-Abdeckung mit dem Farbwandler-Material ist nicht
> diffusionsdicht.

Genauso, wie es Saunabeleuchtung mit LEDs gibt, werden LEDs auch auf 
manchen Schiffen für Unterwasserbeleuchtung verwendet, ohne dass die 
LEDs den Wasserdiffusionstod sterben.
z.B. 
https://www.lumiteclighting.com/products/marine-lighting/underwater-lights.html

von Phasenschieber S. (Gast)


Lesenswert?

Michael W. schrieb:
> Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und zu dem Schluss
> gekommen, dass einfache LED-Streifen durchaus saunatauglich sind und der
> Griff zu teuren Spezial-Lösungen zumindest für die private Sauna nicht
> notwendig ist.

Willkommen im Club ;-)

Meine Saunabeleuchtung besteht aus einer 5W-LED-Bulb von IKEA und 
leuchtet bei 95°C zu Saunazeiten schon seit 8 Jahren.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:

> Genauso, wie es Saunabeleuchtung mit LEDs gibt, werden LEDs auch auf
> manchen Schiffen für Unterwasserbeleuchtung verwendet, ohne dass die
> LEDs den Wasserdiffusionstod sterben.
> z.B.
> https://www.lumiteclighting.com/products/marine-lighting/underwater-lights.html

Wenn ich das richtig sehe, sind die LEDs dort nicht im Wasser, sondern
es ist eine (Glas-)scheibe zwischen Wasser und Luft.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Harald W. schrieb:
> Wenn ich das richtig sehe, sind die LEDs dort nicht im Wasser, sondern
> es ist eine (Glas-)scheibe zwischen Wasser und Luft.

Das ist der Trick - und im Falle einer Sauna könnten sie sogar frische 
Luft von draußen bekommen.

von Walta S. (walta)


Lesenswert?

Ich hab einige, nicht wasserfeste, Reststücke auf Alu-Profile geklebt 
und mit 10 statt 12 V versorgt. Sind direkt unter den Bänken an der Wand 
und laufen auch schon Jahre ohne Probleme.

Walta

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Walta S. schrieb:
> Sind direkt unter den Bänken an der Wand
> und laufen auch schon Jahre ohne Probleme.

Unter den Bänken ist es in der Sauna auch eher nicht so warm wie oben 
unter der Decke. Halbleiter haben doch ein anderes Temperaturempfinden 
und solange die Heizleistung im Chip klein gehalten wird, so dass sie 
gut an die Umgebung abgegeben werden kann, wird die Temperaturdifferenz 
zwischen Junction und Umgebung auch nicht zu groß.

Um das beurteilen zu können, hilft es die Temperatur des LED-Chips zu 
messen. Einfach bei definiertem Strom die Vf messen, also z.B. 
PWM-Betrieb (um den Chip zu heizen) und in den PWM-Pausen, einen kleinen 
Messstrom einspeisen dabei die Spannung messen. Kalibrieren kann man das 
im unbestromten Zustand im Ofen (alles bei kleinem Messstrom mit 
niedrigem Duty cycle) oder man findet den Tk für Vf im Datenblatt.

von Phasenschieber S. (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Um das beurteilen zu können, hilft es die Temperatur des LED-Chips zu
> messen. Einfach bei definiertem Strom die Vf messen, also z.B.
> PWM-Betrieb (um den Chip zu heizen) und in den PWM-Pausen, einen kleinen
> Messstrom einspeisen dabei die Spannung messen. Kalibrieren kann man das
> im unbestromten Zustand im Ofen (alles bei kleinem Messstrom mit
> niedrigem Duty cycle) oder man findet den Tk für Vf im Datenblatt.

Man kanns auch sein lassen und warten wie lange die LED hält.
Meine hält schon seit über 8 Jahren und sie hängt im 95°C-Bereich.

von OldMan (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang D. schrieb:
>
> Grund: Die Silicon-Abdeckung mit dem Farbwandler-Material ist nicht
> diffusionsdicht.
> Also: Abwarten....
> Gruß Wolfgang

Das kann ich bestätigen. Habe einen 5 m Streifen  mit Silikon in ein Alu 
U-Profil geklebt, das mit der Öffnung nach unten im Freien betrieben 
wird. Die ersten, partiellen Ausfälle der LED (weiß) waren nach ca. 6 
Monaten zu verzeichnen. Interessanten Weise fallen die immer in Gruppen 
von drei aus.
Betriebsspannung ist 11,8V DC (SNT).
Anscheinend diffundiert die Feuchtigkeit  durch das Silikon.

von Gerald B. (gerald_b)


Lesenswert?

OldMan schrieb:
> Interessanten Weise fallen die immer in Gruppen
> von drei aus

An 12V werden immer 3 LEDs in Reihe betrieben. Fällt eine mit 
Unterbrechung aus, bleiben die anderen 2 ebenfalls dunkel

von Michael W. (michael_w459)


Lesenswert?

OldMan schrieb:
> Das kann ich bestätigen. Habe einen 5 m Streifen  mit Silikon in ein Alu
> U-Profil geklebt, das mit der Öffnung nach unten im Freien betrieben
> wird. Die ersten, partiellen Ausfälle der LED (weiß) waren nach ca. 6
> Monaten zu verzeichnen. Interessanten Weise fallen die immer in Gruppen
> von drei aus.
> Betriebsspannung ist 11,8V DC (SNT).
> Anscheinend diffundiert die Feuchtigkeit  durch das Silikon.

Bedeutet "mit Silikon", dass da ein Silikonstreifen oben aufgebracht 
ist? Dann könnte die Feuchtigkeit auch von der Seite her kommen. Es gibt 
auch Streifen, die komplett in Silikon eingegossen sind. Die sollen 
komplett Wasserfest sein (außer die Enden, welche man aber selbst wieder 
mit Silikon verschließen kann.

von Michael W. (michael_w459)


Lesenswert?

Falls Interesse besteht, hier die Firmware meiner Saunabeleuchtung, 
umgesetzt mit ESPHome:

https://github.com/micw/esphome-projects/blob/master/sauna.yaml

von Armin X. (werweiswas)


Lesenswert?

OldMan schrieb:
> Betriebsspannung ist 11,8V DC (SNT).

Das hört sich nach ehemaligem Halogennetzteil an.
Wenn ja hast Du evtl nur eine pulsierende Gleichspannung mit effektiv 
11,8V. In der Spitze, und das ist das was die LEDs vorzeitig sterben 
lässt, hast Du eine Spannung von über 14-15V.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.