Forum: Offtopic Kolophonium Flussmittel


von Tim S. (Firma: tsx89) (freak_ts) Benutzerseite


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Hallo, ich habe eine Streifenraster Platine begonnen zu bestücken, und 
weißes Kolophonium Flussmittel verwendet. Die Platine soll noch weitere 
Bauteile erhalten (waren unterwegs) und daher habe ich sie erstmal 
teilbestückt in das bereits vorbereitete Gehäuse gelegt. Jetzt gerade 
zwei Wochen später staune ich nicht schlecht: Die Platine ist grün blau 
oxidiert und an den Kontaktstellen klebt ein sehr leitfähiger schmodder, 
der wie ein Pilz aussieht. Es war hier alles trocken gelagert, kein 
Feuchtraum. Aber das reagiert nun wegen irgendwas, und beginnt das 
Kupfer aufzufressen, und sieht sehr viel schlimmer aus, als auf dem 
Foto... Das wollte ich eigentlich dem Thread anfügen, bei dem eine 
Industriesteuerung abgeraucht ist, es hatte mich gleich (Farbspektren 
der Sauerei) daran erinnert. Ich finde bloß den Thread nicht mehr :-(

Ludwig Erhardt schrieb:
> Das Zeugs soll doch die Platinen zerfressen, oder ?

Jaaa!! Also Kolophonium von PCBs entfernen!!!
Warum nimmt man so ein giftiges Asthma Harz? Nur weil es natürlich 
vorkommt und nachwächst?

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Nunja. Damit Flussmittel wirkt, muss es nunmal aggressiv sein. Immerhin 
soll ja die Oxidschicht vom Kupfer und vom Lot weggeäzt werden.

Da bringt einem dann ein Kuschel-Mittel nichts. Deshalb auch bei 
angeblichen "No Clean"-Produkten immer reinigen, gerade bei nacktem 
Kupfer.

Tim S. schrieb:
> Nur weil es natürlich
> vorkommt und nachwächst?

Weil's ausreichend gut funktioniert. Mittlerweile ist Kolophonium ja 
auch nicht mehr Stand der Dinge. Aber selbst so ein modernes F-SW32 
sollte entfernt werden, weils nicht besser wird mit der Zeit

: Bearbeitet durch User
von Mladen G. (mgira)


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Tim S. schrieb:
> weißes Kolophonium Flussmittel

Etwas genauer wäre wichtig, falls du vorhast Leute zu warnen oder Fragen 
hast.

Kolophonium ist nicht sehr aggressiv bei niedrigen Temperaturen, das 
ändert sich wenn es heiss wird, unterschiedliches Flussmittel 
"aktiviert" bei unterschiedlichen Temperaturen.

"No Clean" ist Kolophonium basiert, nicht wasserlöslich und sollte 
dringend auch entfernt werden, ist hygroskopisch und dann eben doch auch 
ein bisschen ätzend bei Zimmertemperatur, über Jahre/Jahrzehnte hinweg 
gammeln da gerne Vias, Pads etc. weg bei SMT.

Das wasserlösliche Flussmittel muss gleich vollständig entfernt werden, 
nutzte ich gar nicht.

Hier kann man ein bisschen nachlesen zum Thema "white Kolophonium":
https://patents.google.com/patent/US3730782A/en

von Tim S. (Firma: tsx89) (freak_ts) Benutzerseite


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Zum testen hatte ich es versucht, weil meine Dose leer war. Schnell zum 
OBI um die Ecke: Weißes Kolophonium 5g mit Pinsel LUX-Tools 3€ oder so 
... Es hatte mich gelockt und verführt, aber es ist gar nicht 
empfehlenswert: Das mit dem Pinsel klappt überhaupt nicht, außer der 
Inhalt wird vorher komplett verflüssigt. Extra Belüftung ist Pflicht, 
Verarbeitung u. Resultate: Naja, man muss sich dran gewöhnen. Erst ein 
'harter' Klumpen, und dann fließt es weg, wie Wasser. Es ist eher 
nerfig. Gruß tsx

von Icke ®. (49636b65)


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Wahrscheinlich ist das kein reines Kolophonium, sondern enthält andere 
Bestandteile, welche die Korrosion verursachen. Ich nutze seit 
Jahrzehnten reines oder in Spiritus gelöstes Kolophonium und hatte 
wirklich noch nie Probleme dieser Art. Auch nicht dann, wenn es auf der 
Platine bleibt.

von Cyblord -. (cyblord)


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Tim S. schrieb:
> Hallo, ich habe eine Streifenraster Platine begonnen zu bestücken, und
> weißes Kolophonium Flussmittel verwendet.

Warum? Braucht kein Mensch für so eine Platine. Aber noch absurder ist 
es wenn man meint man müsse irgendwelche Chemie draufpantschen und sich 
dann wundert warum man am Ende Artefakte von dieser Chemie findet.

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Tim S. schrieb:
> Schnell zum
> OBI um die Ecke

Für Heizung, Sanitär sicher gut geeignet...

von Cyblord -. (cyblord)


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Wolfgang R. schrieb:
> Tim S. schrieb:
>> Schnell zum
>> OBI um die Ecke
>
> Für Heizung, Sanitär sicher gut geeignet...

Dann noch schnell nen Dachrinnenlötkolben und nen Schneidbrenner und ab 
zur Lochrasterplatine. Manchmal muss man sich echt wundern. Hoffentlich 
war die Kneifzange für die Hose auch vorrätig.

von Peter D. (peda)


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Tim S. schrieb:
> Hallo, ich habe eine Streifenraster Platine begonnen zu bestücken, und
> weißes Kolophonium Flussmittel verwendet.

Kannst Du mal die genaue Bezeichnung nennen.
Ich kenne Kolophonium nur bernsteinfarben (fest oder in Spiritus 
gelöst).

Unverzinnte Rasterplatinen habe ich früher mit Lötlack versiegelt. Sonst 
werden selbst Fingerabdrücke grün.

von H. O. (oster)


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Peter D. schrieb:
> Tim S. schrieb:

>> weißes Kolophonium Flussmittel verwendet.
>
> Kannst Du mal die genaue Bezeichnung nennen.



Da gibt es doch nichts das sich wirklich eignen würde.
https://www.obi.de/loettechnik/loetmittel/c/3316



allenfalls LUX Kontaktlötpaste 20 g Art.Nr. 5501440
halogenhaltig* aktiviert Flussmittelrückstände müssen entfernt werden.

*https://de.wikipedia.org/wiki/Flussmittel_(Löten)#EN_ISO_9454


----

probiere es damit:
https://www.obi.de/buersten/lux-zuendkerzenbuerste-14-5-cm-classic/p/5204714

von Tim D. (Gast)


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Wieso Flussmittel? Das ist doch im Lötzinn schon drin. Auf dem Foto die 
Platine einer Digitaluhr, vor 28 Jahren zusammengelötet. Wie man sieht, 
habe ich da nichts gereinigt, es ist auch nichts oxidiert. Gut möglich 
dass diese Platine schon neu mit Lötlack vorbehandelt war, aber meine 
anderen Versuchsaufbauten sind auch nicht grün geworden, das Kupfer hat 
über die Jahre nur die normale leichte dunkle Mattierung bekommen.

von Claus W. (Gast)


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Darf ich den pH-Wert des Flussmittels erfahren? Z.B. ob es sich teils in 
Wasser löst und ob man den Wert mit dem Indikatorpapier ermitteln kann. 
In den 90gern gab es für Wasserleitungen aus Kupfer eine Tube mit einem 
weißen Flussmittel, Mittel und Tube ähnlich Schuhcreme-Tube. Dieses 
Mittel, glaube ich, war moderneres Lötfett. Also säurehaltig. Zum Löten 
der Fittings gedacht.

von Mani W. (e-doc)


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Tim S. schrieb:
> Hallo, ich habe eine Streifenraster Platine begonnen zu bestücken, und
> weißes Kolophonium Flussmittel verwendet.

Sieht maximal grauenhaft aus!

Warum nimmst Du nicht ein geeignetes Lötzinn mit Flussmittelseele?

Tim D. schrieb:
> Auf dem Foto die
> Platine einer Digitaluhr, vor 28 Jahren zusammengelötet.

So sehen auch viel ältere Platinen aus, dank 60/40 er...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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@Tim

Deine Platine sieht für das Alter aber echt noch super aus. Ich habe bei 
älteren Lochraster-Platinen manchmal schon das Problem, daß das Kupfer 
das Lötzinn nicht mehr richtig annimmt. Dieses wird dann auch dunkler 
als bei neuen Platinen und das dauert bei weitem keine 28 Jahre. Macht 
dann keinen rechten Spaß mehr, mit diesen Platinen zu arbeiten, evtl. 
müsste man die dann vorher mal richtig abschrubben oder evtl. kurz 
anätzen... keine Ahnung.

Das Flussmittel was im Lötzinn drin ist, wasche ich auch nie von der 
Platine runter, bislang keine Probleme damit. Nur irgendwelche 
aggressiven Pasten oder extra Wässerchen, ohne die es manchmal einfach 
nicht gut funktioniert, die würde ich hinterher entfernen weil sie auf 
Dauer die Platine angreifen.

von Mani W. (e-doc)


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Ben B. schrieb:
> Deine Platine sieht für das Alter aber echt noch super aus.

Möglicherweise wurde Lötspray aufgetragen...

Ich habe bei
> älteren Lochraster-Platinen manchmal schon das Problem, daß das Kupfer
> das Lötzinn nicht mehr richtig annimmt. Dieses wird dann auch dunkler
> als bei neuen Platinen

Dazu nehme ich einen trockenen Küchenschwamm mit der rauhen (grünen)
Seite, das schleift die Oxydschicht ab, funktioniert auch gut bei
Steckplatinen mit Kupferstreifenkontakten...

von Kilo S. (kilo_s)


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Ben B. schrieb:
> evtl. müsste man die dann vorher mal richtig abschrubben

Feine stahlwolle, kurz blank machen. Dann löten die sich wie neu.

von Mladen G. (mgira)


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Kilo S. schrieb:
> Feine stahlwolle, kurz blank machen. Dann löten die sich wie neu.

ich nehme dafür eine Messingbürste, gibt es im Set mit Stahl und 
Nylonbürsten
https://www.ebay.de/itm/403276498491

die Stahlbürste nehme ich wenn es darum geht Rost zu entfernen, die 
Nylonbürste zum Reinigen von Fluxresten etc.

von Teo D. (teoderix)


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Scheuermittel aus der Küche, mit wenig Wasser, tuts auch (festen Schwamm 
benutzen). Wer mag kann noch ~10-15% Ascorbinsäure dazu mischen und sich 
dann wie ein Profi fühlen. ;)

von Werner H. (werner45)


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Für kleine Modifikationen auf alten Platinen kann man das dunkle Kupfer 
auch gut mit einem Glasfaser-Radierstift wieder blank bekommen. Da kann 
man auch an engen Stellen arbeiten.
Unbenutzte Streifen- oder Punktraster Platinen scheuere ich großflächig 
blank und streiche sie dann mit einer Lösung von Kolophonium in Spiritus 
an. Nach dem Trocknen bleiben die Platinen jahrelang blank.

Kolophonium besteht aus "Harzsäuren", die erst in der Hitze nach dem 
Schmelzen sauer reagieren und dann Oxide lösen (hatten schon die alten 
Römern zum Löten verwendet). Nach dem Erkalten bleibt ein Film wie aus 
Lack übrig, der alles vor Oxydation schützt. Die Säuren sind überhaupt 
nicht wasserlöslich und wirken auch nicht korrosiv (PH-Papier zeigt 
nichts, auch Glaselektroden nicht).

von Teo D. (teoderix)


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Werner H. schrieb:
> und streiche sie dann mit einer Lösung von Kolophonium in Spiritus
> an.

Das dauert aber je nach Wassergehalt des Spiritus, 1-2 Wochen bis das 
nicht mehr klebt. Probiere es mal mit einer Acetonlösung, da dauert es 
nur ca. 1-2h.

von Icke ®. (49636b65)


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Teo D. schrieb:
> Probiere es mal mit einer Acetonlösung, da dauert es
> nur ca. 1-2h.

Halte ich für keine gute Idee. Aceton riecht um einiges strenger als 
Spiritus und die Dämpfe sind gesundheitsschädlicher.

von Guenter H. (bigfix)


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Azeton entsteht auch im Koerper - ist also sicher nicht 
hochgefaehrlich...

https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/a/azeton1

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Ich löte schon seit Jahren mit Natur-Tannen/Fichtenharz und hatte noch 
nie derlei Korrosion auf den Lötstellen.

Geht übrigens wunderbar mit Spiritus/Isopropanol oder Aceton weg, nach 
dem Löten....

von Icke ®. (49636b65)


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Guenter H. schrieb:
> Azeton entsteht auch im Koerper - ist also sicher nicht
> hochgefaehrlich...

Natürlich stirbt man daran nicht. Sonst wäre so mancher seine Ehefrau 
längst los, wenn sie ihre Fingernägel vom Lack befreit. Ich verwende 
Aceton nicht, weil es bei großflächiger Anwendung durch seine hohe 
Flüchtigkeit schnell große Mengen Dämpfe bildet. Schon deswegen sollte 
man es nur im Freien oder bei sehr guter Belüftung einsetzen. Die hohe 
Flüchtigkeit ist auch in Bezug auf Feuergefahr nicht ganz ohne. Wegen 
der leichten Entzündlichkeit genügt u.U. ein Funke. Seinerzeit beim 
Chemiehandel durfte Aceton nur in speziellen Aluminiumtanks 
transportiert werden, die keine funkenschlagenden Verschlüsse besaßen. 
Aceton hat auch die unangenehme Eigenschaft, die Haut stark zu 
entfetten, das gibt gern aufgeplatzte Finger. Ins Auge sollte es 
tunlichst nicht kommen. Und neben den Gesundheitsgefahren richtet 
verspritztes Aceton leidlich Schaden an, weil es alle möglichen 
Kunststoffe rasch anlöst und häßliche Flecken hinterläßt. Nee, da ist 
Spiritus deutlich entspannter zu handhaben. Den könnte man sogar 
trinken, wenn er nicht künstlich vergällt wäre.

von Mani W. (e-doc)


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Guenter H. schrieb:
> Azeton entsteht auch im Koerper - ist also sicher nicht
> hochgefaehrlich...

Für die Leber schon...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Icke ®. schrieb:
> Ich nutze seit Jahrzehnten reines oder in Spiritus gelöstes Kolophonium
> und hatte wirklich noch nie Probleme dieser Art. Auch nicht dann, wenn
> es auf der Platine bleibt.

Dann bau mal was damit, was (unter Spannung stehend, 4 V genügen) ein 
Jahr lang an der frischen Luft arbeiten soll.

Du wirst dich schnell wundern, wie aggressiv auch "reines Kolophonium" 
sein kann.

Es wurde ja schon im zweiten Beitrag genannt: damit Flussmittel 
funktioniert, muss es aggressiv sein. Es soll schließlich 
Oxidschichten lösen. Es ist halt bei Zimmertemperatur nur weniger 
aggressiv als bei Löttemperatur. Aber "wenig" ist was anderes als "gar 
nicht".

Für normale Büro- oder Labor-Umgebung ist das natürlich alles kein 
Thema. Merkt man wirklich nur im Außenbereich. Bau einfach mal ein 
Außenthermometer, am besten mit Luftfeuchtigkeitsmessung (damit 
verbietet sich eine hermetische Kapselung).

BTDT.

Icke ®. schrieb:
> Aceton riecht um einiges strenger als Spiritus und die Dämpfe sind
> gesundheitsschädlicher.

Die MAK-Werte von Aceton sind höher als die von Ethanol.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich nehme Aceton für fast alles und lebe noch. Etwas unschön, daß es die 
meisten Kunststofft anlöst, aber sonst kriegt man damit so ziemlich 
alles sauber. Aceton macht das schon!

von Mani W. (e-doc)


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Ben B. schrieb:
> Aceton macht das schon!

Damit lässt sich auch manches Material kleben...

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