Hallo, ich habe eine Streifenraster Platine begonnen zu bestücken, und weißes Kolophonium Flussmittel verwendet. Die Platine soll noch weitere Bauteile erhalten (waren unterwegs) und daher habe ich sie erstmal teilbestückt in das bereits vorbereitete Gehäuse gelegt. Jetzt gerade zwei Wochen später staune ich nicht schlecht: Die Platine ist grün blau oxidiert und an den Kontaktstellen klebt ein sehr leitfähiger schmodder, der wie ein Pilz aussieht. Es war hier alles trocken gelagert, kein Feuchtraum. Aber das reagiert nun wegen irgendwas, und beginnt das Kupfer aufzufressen, und sieht sehr viel schlimmer aus, als auf dem Foto... Das wollte ich eigentlich dem Thread anfügen, bei dem eine Industriesteuerung abgeraucht ist, es hatte mich gleich (Farbspektren der Sauerei) daran erinnert. Ich finde bloß den Thread nicht mehr :-( Ludwig Erhardt schrieb: > Das Zeugs soll doch die Platinen zerfressen, oder ? Jaaa!! Also Kolophonium von PCBs entfernen!!! Warum nimmt man so ein giftiges Asthma Harz? Nur weil es natürlich vorkommt und nachwächst?
Nunja. Damit Flussmittel wirkt, muss es nunmal aggressiv sein. Immerhin soll ja die Oxidschicht vom Kupfer und vom Lot weggeäzt werden. Da bringt einem dann ein Kuschel-Mittel nichts. Deshalb auch bei angeblichen "No Clean"-Produkten immer reinigen, gerade bei nacktem Kupfer. Tim S. schrieb: > Nur weil es natürlich > vorkommt und nachwächst? Weil's ausreichend gut funktioniert. Mittlerweile ist Kolophonium ja auch nicht mehr Stand der Dinge. Aber selbst so ein modernes F-SW32 sollte entfernt werden, weils nicht besser wird mit der Zeit
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Tim S. schrieb: > weißes Kolophonium Flussmittel Etwas genauer wäre wichtig, falls du vorhast Leute zu warnen oder Fragen hast. Kolophonium ist nicht sehr aggressiv bei niedrigen Temperaturen, das ändert sich wenn es heiss wird, unterschiedliches Flussmittel "aktiviert" bei unterschiedlichen Temperaturen. "No Clean" ist Kolophonium basiert, nicht wasserlöslich und sollte dringend auch entfernt werden, ist hygroskopisch und dann eben doch auch ein bisschen ätzend bei Zimmertemperatur, über Jahre/Jahrzehnte hinweg gammeln da gerne Vias, Pads etc. weg bei SMT. Das wasserlösliche Flussmittel muss gleich vollständig entfernt werden, nutzte ich gar nicht. Hier kann man ein bisschen nachlesen zum Thema "white Kolophonium": https://patents.google.com/patent/US3730782A/en
Zum testen hatte ich es versucht, weil meine Dose leer war. Schnell zum OBI um die Ecke: Weißes Kolophonium 5g mit Pinsel LUX-Tools 3€ oder so ... Es hatte mich gelockt und verführt, aber es ist gar nicht empfehlenswert: Das mit dem Pinsel klappt überhaupt nicht, außer der Inhalt wird vorher komplett verflüssigt. Extra Belüftung ist Pflicht, Verarbeitung u. Resultate: Naja, man muss sich dran gewöhnen. Erst ein 'harter' Klumpen, und dann fließt es weg, wie Wasser. Es ist eher nerfig. Gruß tsx
Wahrscheinlich ist das kein reines Kolophonium, sondern enthält andere Bestandteile, welche die Korrosion verursachen. Ich nutze seit Jahrzehnten reines oder in Spiritus gelöstes Kolophonium und hatte wirklich noch nie Probleme dieser Art. Auch nicht dann, wenn es auf der Platine bleibt.
Tim S. schrieb: > Hallo, ich habe eine Streifenraster Platine begonnen zu bestücken, und > weißes Kolophonium Flussmittel verwendet. Warum? Braucht kein Mensch für so eine Platine. Aber noch absurder ist es wenn man meint man müsse irgendwelche Chemie draufpantschen und sich dann wundert warum man am Ende Artefakte von dieser Chemie findet.
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Wolfgang R. schrieb: > Tim S. schrieb: >> Schnell zum >> OBI um die Ecke > > Für Heizung, Sanitär sicher gut geeignet... Dann noch schnell nen Dachrinnenlötkolben und nen Schneidbrenner und ab zur Lochrasterplatine. Manchmal muss man sich echt wundern. Hoffentlich war die Kneifzange für die Hose auch vorrätig.
Tim S. schrieb: > Hallo, ich habe eine Streifenraster Platine begonnen zu bestücken, und > weißes Kolophonium Flussmittel verwendet. Kannst Du mal die genaue Bezeichnung nennen. Ich kenne Kolophonium nur bernsteinfarben (fest oder in Spiritus gelöst). Unverzinnte Rasterplatinen habe ich früher mit Lötlack versiegelt. Sonst werden selbst Fingerabdrücke grün.
Peter D. schrieb: > Tim S. schrieb: >> weißes Kolophonium Flussmittel verwendet. > > Kannst Du mal die genaue Bezeichnung nennen. Da gibt es doch nichts das sich wirklich eignen würde. https://www.obi.de/loettechnik/loetmittel/c/3316 allenfalls LUX Kontaktlötpaste 20 g Art.Nr. 5501440 halogenhaltig* aktiviert Flussmittelrückstände müssen entfernt werden. *https://de.wikipedia.org/wiki/Flussmittel_(Löten)#EN_ISO_9454 ---- probiere es damit: https://www.obi.de/buersten/lux-zuendkerzenbuerste-14-5-cm-classic/p/5204714
Wieso Flussmittel? Das ist doch im Lötzinn schon drin. Auf dem Foto die Platine einer Digitaluhr, vor 28 Jahren zusammengelötet. Wie man sieht, habe ich da nichts gereinigt, es ist auch nichts oxidiert. Gut möglich dass diese Platine schon neu mit Lötlack vorbehandelt war, aber meine anderen Versuchsaufbauten sind auch nicht grün geworden, das Kupfer hat über die Jahre nur die normale leichte dunkle Mattierung bekommen.
Darf ich den pH-Wert des Flussmittels erfahren? Z.B. ob es sich teils in Wasser löst und ob man den Wert mit dem Indikatorpapier ermitteln kann. In den 90gern gab es für Wasserleitungen aus Kupfer eine Tube mit einem weißen Flussmittel, Mittel und Tube ähnlich Schuhcreme-Tube. Dieses Mittel, glaube ich, war moderneres Lötfett. Also säurehaltig. Zum Löten der Fittings gedacht.
Tim S. schrieb: > Hallo, ich habe eine Streifenraster Platine begonnen zu bestücken, und > weißes Kolophonium Flussmittel verwendet. Sieht maximal grauenhaft aus! Warum nimmst Du nicht ein geeignetes Lötzinn mit Flussmittelseele? Tim D. schrieb: > Auf dem Foto die > Platine einer Digitaluhr, vor 28 Jahren zusammengelötet. So sehen auch viel ältere Platinen aus, dank 60/40 er...
@Tim Deine Platine sieht für das Alter aber echt noch super aus. Ich habe bei älteren Lochraster-Platinen manchmal schon das Problem, daß das Kupfer das Lötzinn nicht mehr richtig annimmt. Dieses wird dann auch dunkler als bei neuen Platinen und das dauert bei weitem keine 28 Jahre. Macht dann keinen rechten Spaß mehr, mit diesen Platinen zu arbeiten, evtl. müsste man die dann vorher mal richtig abschrubben oder evtl. kurz anätzen... keine Ahnung. Das Flussmittel was im Lötzinn drin ist, wasche ich auch nie von der Platine runter, bislang keine Probleme damit. Nur irgendwelche aggressiven Pasten oder extra Wässerchen, ohne die es manchmal einfach nicht gut funktioniert, die würde ich hinterher entfernen weil sie auf Dauer die Platine angreifen.
Ben B. schrieb: > Deine Platine sieht für das Alter aber echt noch super aus. Möglicherweise wurde Lötspray aufgetragen... Ich habe bei > älteren Lochraster-Platinen manchmal schon das Problem, daß das Kupfer > das Lötzinn nicht mehr richtig annimmt. Dieses wird dann auch dunkler > als bei neuen Platinen Dazu nehme ich einen trockenen Küchenschwamm mit der rauhen (grünen) Seite, das schleift die Oxydschicht ab, funktioniert auch gut bei Steckplatinen mit Kupferstreifenkontakten...
Ben B. schrieb: > evtl. müsste man die dann vorher mal richtig abschrubben Feine stahlwolle, kurz blank machen. Dann löten die sich wie neu.
Kilo S. schrieb: > Feine stahlwolle, kurz blank machen. Dann löten die sich wie neu. ich nehme dafür eine Messingbürste, gibt es im Set mit Stahl und Nylonbürsten https://www.ebay.de/itm/403276498491 die Stahlbürste nehme ich wenn es darum geht Rost zu entfernen, die Nylonbürste zum Reinigen von Fluxresten etc.
Scheuermittel aus der Küche, mit wenig Wasser, tuts auch (festen Schwamm benutzen). Wer mag kann noch ~10-15% Ascorbinsäure dazu mischen und sich dann wie ein Profi fühlen. ;)
Für kleine Modifikationen auf alten Platinen kann man das dunkle Kupfer auch gut mit einem Glasfaser-Radierstift wieder blank bekommen. Da kann man auch an engen Stellen arbeiten. Unbenutzte Streifen- oder Punktraster Platinen scheuere ich großflächig blank und streiche sie dann mit einer Lösung von Kolophonium in Spiritus an. Nach dem Trocknen bleiben die Platinen jahrelang blank. Kolophonium besteht aus "Harzsäuren", die erst in der Hitze nach dem Schmelzen sauer reagieren und dann Oxide lösen (hatten schon die alten Römern zum Löten verwendet). Nach dem Erkalten bleibt ein Film wie aus Lack übrig, der alles vor Oxydation schützt. Die Säuren sind überhaupt nicht wasserlöslich und wirken auch nicht korrosiv (PH-Papier zeigt nichts, auch Glaselektroden nicht).
Werner H. schrieb: > und streiche sie dann mit einer Lösung von Kolophonium in Spiritus > an. Das dauert aber je nach Wassergehalt des Spiritus, 1-2 Wochen bis das nicht mehr klebt. Probiere es mal mit einer Acetonlösung, da dauert es nur ca. 1-2h.
Teo D. schrieb: > Probiere es mal mit einer Acetonlösung, da dauert es > nur ca. 1-2h. Halte ich für keine gute Idee. Aceton riecht um einiges strenger als Spiritus und die Dämpfe sind gesundheitsschädlicher.
Azeton entsteht auch im Koerper - ist also sicher nicht hochgefaehrlich... https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/a/azeton1
Ich löte schon seit Jahren mit Natur-Tannen/Fichtenharz und hatte noch nie derlei Korrosion auf den Lötstellen. Geht übrigens wunderbar mit Spiritus/Isopropanol oder Aceton weg, nach dem Löten....
Guenter H. schrieb: > Azeton entsteht auch im Koerper - ist also sicher nicht > hochgefaehrlich... Natürlich stirbt man daran nicht. Sonst wäre so mancher seine Ehefrau längst los, wenn sie ihre Fingernägel vom Lack befreit. Ich verwende Aceton nicht, weil es bei großflächiger Anwendung durch seine hohe Flüchtigkeit schnell große Mengen Dämpfe bildet. Schon deswegen sollte man es nur im Freien oder bei sehr guter Belüftung einsetzen. Die hohe Flüchtigkeit ist auch in Bezug auf Feuergefahr nicht ganz ohne. Wegen der leichten Entzündlichkeit genügt u.U. ein Funke. Seinerzeit beim Chemiehandel durfte Aceton nur in speziellen Aluminiumtanks transportiert werden, die keine funkenschlagenden Verschlüsse besaßen. Aceton hat auch die unangenehme Eigenschaft, die Haut stark zu entfetten, das gibt gern aufgeplatzte Finger. Ins Auge sollte es tunlichst nicht kommen. Und neben den Gesundheitsgefahren richtet verspritztes Aceton leidlich Schaden an, weil es alle möglichen Kunststoffe rasch anlöst und häßliche Flecken hinterläßt. Nee, da ist Spiritus deutlich entspannter zu handhaben. Den könnte man sogar trinken, wenn er nicht künstlich vergällt wäre.
Guenter H. schrieb: > Azeton entsteht auch im Koerper - ist also sicher nicht > hochgefaehrlich... Für die Leber schon...
Icke ®. schrieb: > Ich nutze seit Jahrzehnten reines oder in Spiritus gelöstes Kolophonium > und hatte wirklich noch nie Probleme dieser Art. Auch nicht dann, wenn > es auf der Platine bleibt. Dann bau mal was damit, was (unter Spannung stehend, 4 V genügen) ein Jahr lang an der frischen Luft arbeiten soll. Du wirst dich schnell wundern, wie aggressiv auch "reines Kolophonium" sein kann. Es wurde ja schon im zweiten Beitrag genannt: damit Flussmittel funktioniert, muss es aggressiv sein. Es soll schließlich Oxidschichten lösen. Es ist halt bei Zimmertemperatur nur weniger aggressiv als bei Löttemperatur. Aber "wenig" ist was anderes als "gar nicht". Für normale Büro- oder Labor-Umgebung ist das natürlich alles kein Thema. Merkt man wirklich nur im Außenbereich. Bau einfach mal ein Außenthermometer, am besten mit Luftfeuchtigkeitsmessung (damit verbietet sich eine hermetische Kapselung). BTDT. Icke ®. schrieb: > Aceton riecht um einiges strenger als Spiritus und die Dämpfe sind > gesundheitsschädlicher. Die MAK-Werte von Aceton sind höher als die von Ethanol.
Ich nehme Aceton für fast alles und lebe noch. Etwas unschön, daß es die meisten Kunststofft anlöst, aber sonst kriegt man damit so ziemlich alles sauber. Aceton macht das schon!
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