Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik RC-Oszillator


von Srdjan M. (srdjan_m)


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Hallo Zusammen

Ich beschäftige mich mit dieser Schaltung. Und zwar würde ich gerne 
wiesen um wieviel ich die Phase drehen kann bis die Schaltung schwingt. 
Dabei muss bei der Rückkoplung der Imaginärteil 0 sein oder ?

von Wolfgang (Gast)


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Srdjan M. schrieb:
> 2022-01-21_16_02_16-PDF_Reader_by_Xodo.png

Ich kann da keine Werte erkennen und auf rumrätseln habe ich jetzt keine 
Lust.
Bau dir dir Schaltung doch in LTSpice nach. Dann kannst du an 
Verstärkung und Phasenverschiebung drehen und dir ansehen, was passiert.
Für eine Schwingung muss der Realteil der Übertragungsfunktion größer 1 
sein.

von Lutz V. (lvw)


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Srdjan M. schrieb:
> Hallo Zusammen
>
> Ich beschäftige mich mit dieser Schaltung. Und zwar würde ich gerne
> wiesen um wieviel ich die Phase drehen kann bis die Schaltung schwingt.
> Dabei muss bei der Rückkoplung der Imaginärteil 0 sein oder ?

Was heißt das - Du willst die Phase drehen?
Das macht die Schaltung von ganz allein - falls sie sich denn erregen 
kann (richtige Dimensionierung vorausgesetzt).

Im pos. Rückkopplungszweig ist ein passiver RC-Bandpass, welcher bei 
Resonanz die Phasendrehung Null produziert. Das ist eine der beiden 
Bedingungen für Selbst-Erregung. Wenn dann noch die negative 
Rückkopplung dafür sorgt, dass die (positive) Verstärkung groß genug 
ist, schwingt die Schaltung.
Mit anderen Worten: Dann ist die Bedingung von Barkhausen 
(Schleifenverstärkung=1) erfüllbar.

Weißt Du denn wie groß die Verstärkung sein muss (beim Bandpass mit 2 
gleichen R und 2 gleichen C)??

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Das ist ein Wien-Brücken-Oszillator, bei dem die Nichtlinearität des
Opamps zur Amplitudenregelung (wenn man überhaupt von einer solchen
sprechen kann) genutzt wird. Mit idealen Bauteilen muss R3=2·R4 sein,
damit der Oszillator mit konstanter Amplitude schwingt.

Weitere Details dazu findest du unter dem eingangs genannten Stichwort.

von Lutz V. (lvw)


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Yalu X. schrieb:
> Mit idealen Bauteilen muss R3=2·R4 sein,
> damit der Oszillator mit konstanter Amplitude schwingt.

Ja - gilt aber nur unter der Voraussetzung R1=R2 und C1=C2.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Lutz V. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> Mit idealen Bauteilen muss R3=2·R4 sein,
>> damit der Oszillator mit konstanter Amplitude schwingt.
>
> Ja - gilt aber nur unter der Voraussetzung R1=R2 und C1=C2.

Nicht nur dann, sondern bspw. auch für R2=1,5·R1 und C2=2·C1, aber
natürlich nicht für beliebige R1, C1, R2 und C2.

Allgemein muss gelten:

Die Frequenz ist dann

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Srdjan M. schrieb:
> Ich beschäftige mich mit dieser Schaltung.
Sehr lobenswert.

>Und zwar würde ich gerne
> wiesen um wieviel ich die Phase drehen kann bis die Schaltung schwingt.
Die Schaltung wird so wie sie angegeben ist, von selbst schwingen. Da 
brauchst weder Du, noch sonst jemand an der Phase drehen.
(wiesen != wissen)

> Dabei muss bei der Rückkopplung der Imaginärteil 0 sein oder ?
Die Rückkopplung über die beiden Widerstände R3 und R4 ist ein ohmscher 
Spannungsteiler, dreht also an der Phase nichts und somit gibt es nur 
einen Realteil.

Der andere Zweig mit R und C, die Mitkopplung wurde oben bereits 
besprochen.

Vorraussetzung sei ein OPV, der so weit jenseits seiner Grenzwerte 
betrieben wird, daß er noch als "ideal" anzusehen ist.

mfg

von Lutz V. (lvw)


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Yalu X. schrieb:
> Nicht nur dann, sondern bspw. auch für R2=1,5·R1 und C2=2·C1, aber
> natürlich nicht für beliebige R1, C1, R2 und C2.

Was Du hier in Deiner Antwort schreibst, bezieht sich auf die allgemeine 
Schwingbedingung - und stimmt natürlich.
Aber darum ging es bei der Frage, auf die ich mit meiner kurzen Antwort 
reagiert habe gar nicht.
Es wurde behauptet (Yalu X.), dass R3=2R4 sein muss - und ich hab nur 
drauf hingewiesen, dass diese Bedingung nur für R1=R2 und C1=C2 gelten 
würde.
Das ergibt sich einfach daraus, weil der Bandpass NUR bei dieser 
Dimensionierung bei f=fo den Übertragungswert 1/3 hat (und die 
Verstärkung deshalb 3 sein muss).
Bei jeder anderen Dimensionierung (z.B. Dein Vorschlag mit R2=1,5R1 und 
C2=C1) muss die Verstärkung aber größer sein (im Beispiel etwa 3,66). 
Die Frequenz bleibt natürlich auch nicht erhalten.

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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@Lutz: Möglicherweise reden wir ganz gewaltig aneinander vorbei :)

Lutz V. schrieb:
> Es wurde behauptet (Yalu X.), dass R3=2R4 sein muss - und ich hab nur
> drauf hingewiesen, dass diese Bedingung nur für R1=R2 und C1=C2 gelten
> würde.

Yalu X. schrieb:
> Mit idealen Bauteilen muss R3=2·R4 sein

Damit bezog ich mich auf die Schaltung des TE, in der zwar R1=R2 und
C1=C2, aber R3>2·R4 ist. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass in der
Theorie (deswegen schrieb ich "mit idealen Bauteilen") das Verhältnis
von R3 zu R4 nicht größer, sonder exakt gleich 2 sein muss.

Auch in der real aufgebauten Schaltung sollte R3 nur minimal größer als
2·R4 sein, da sonst das Ausgangssignal stark verzerrt wird. Die
angegebene Dimensionierung mit R3=100kΩ und R4=47kΩ liegt da schon
ziemlich weit daneben, so dass das Sinussignal an den Rails deutlich
abgeflacht sein dürfte.

> Das ergibt sich einfach daraus, weil der Bandpass NUR bei dieser
> Dimensionierung bei f=fo den Übertragungswert 1/3 hat (und die
> Verstärkung deshalb 3 sein muss).

Auch für R2=1,5·R1 und C2=2·C1 trifft dies zu, deswegen mein Einwand von
oben:

Yalu X. schrieb:
> Nicht nur dann, ...

> Bei jeder anderen Dimensionierung (z.B. Dein Vorschlag mit R2=1,5R1 und
> C2=C1)

Vorsicht: Ich schrieb C2=2·C1.

> muss die Verstärkung aber größer sein (im Beispiel etwa 3,66).

Wie kommst du auf diesen Wert?

> Die Frequenz bleibt natürlich auch nicht erhalten.

Das stimmt. Aber auch die Frequenz (im Beispiel des TE ist f=5201 Hz)
kann erhalten bleiben, bspw mit

  R1 =7650 Ω, R2 = 12240 Ω, C1 = 2 nF, C2 = 5 nF

Siehe Simulation im Anhang. Die Werte der Wien-Brücke sind völlig
verschieden, trotzdem können die Widerstände im Gegenkopplungszweig
gleich bleiben, und auch an der Frequenz ändert sich nichts. Es gibt
noch unendlich viele weitere Beispiele, wo dies ebenso zutrifft.

Natürlich sprechen in der Praxis viele Gründe dafür und wenige dagegen,
R1=R2 und C1=C2 zu wählen, aber ein absolutes Muss ist das nicht.

: Bearbeitet durch Moderator
von Lutz V. (lvw)


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Yalu X. schrieb:
> @Lutz: Möglicherweise reden wir ganz gewaltig aneinander vorbei :)
>
> Auch für R2=1,5·R1 und C2=2·C1 trifft dies zu, deswegen mein Einwand von
> oben:
>
> Vorsicht: Ich schrieb C2=2·C1.
>
>> muss die Verstärkung aber größer sein (im Beispiel etwa 3,66).
>
> Wie kommst du auf diesen Wert?
>

* Ja - da gab es ein Missverständnis.
* Die Originalschaltung ist schwer zu lesen - ich habe automatisch 
(wohl, weil ich es immer so mache) bei der RC-Serienschaltung den Index 
1 angenommen...
Deshalb ist der Ansatz C2=2C1 natürlich was anderes als C1=2C2.

* Allgemein ist die Mittenverstärkung Ao (mit den Indizes wie in der 
Aufgabenstellung): Ao=R1C2/(R1C1+R2C2+R1C2),
was natürlich für R1=R2 und C1=C2 zu Ao=1/3 und zur nötigen Verstärkung 
von V=3 führt.
* Für R2=1,5R1 und C2=2C1 erhalten wir weiterhin Ao=1/3 und V=3.
(Du hast also recht)
* Und für R1=1,5R2 und C1=2C2 ergibt sich dann Ao=0,273 mit V=3,66.
(So hat sich der von mir zuvor genannte Wert ergeben als Folge der 
vertauschten Indizes).
___________________
Fazit: Missverständnis geklärt.

: Bearbeitet durch User
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