Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Basisschaltung erarbeiten


von Max (Gast)



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morgen Leute

Aus irgendeinem Grund ist es so, dass bei mir die naheliegendere und 
einleuchtendere Beschaltung eines Transistors Kollektor- und 
Emitterschaltung sind. Ich will jetzt, dass der Knoten platzt.

Also im Anhang habe ich eine Basisschaltung mit pnp Transistor 
ausprobiert. Der transistor soll an sich nur den Eingangsimpuls 
durchlassen. Das sollte er doch oder? An der Basis habe ich 3,3 V, also 
sperrt der Transistor bei allem so unterhalb von 4 V an seinem Emitter 
weil dann nun mal Ube nicht negativ genug ist. Habe ich das so weit 
richtig verstanden?

a)
Wenn ich jetzt transistor_basis_offen.png angucke fallen mir 2 
verblüffende Sachen auf: einmal ist der Kollektor in Ruhe auch bei 3,3 
V. Es gibt doch für bipolare Transistoren dieses Ersatzschaltbild mit 2 
Dioden und nach dem müsste auch der Kollektor eine Diodenspannung höher 
als die Basis liegen. Dass das nicht vom Himmel fallen kann weil der 
Kollektor einfach in der Luft liegt kann ich mir vorstellen, aber wieso 
dann genau die 3,3 V?

b)
In transistor_basis_2.png habe ich einen Kondensator an den Ausgang 
gesetzt. Nach meinem Verständnis müsste der ja einen Impuls einfach 
durchlassen. Tut er ja auch....irgendwie ein bißchen. Warum 'schaltet' 
der Transistor so komisch? Die rote Kurve ist ja eine gute Kopie vom 
Eingang und dann bricht die ein kurz nach dem Einschalten. Das gleiche 
irgendwie beim Ausschalten. Dieses langsame abfallen ganz am Ende ist 
bestimmt das Entladen des C2 durch R3?

Also lange Rede: ich befürchte ich habe ein ganz großes 
Verständnisproblem beim Transistor. Kann jemand versuchen mir zu 
erklären wie das mit einer Basisschaltung funktioniert?

von Jochen der Rochen (Gast)


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Lies am besten erstmal nach, wie ein Bipolartransistor richtig 
funktioniert. Dass du die ganze Zeit nur von Spannungen redest, der 
Transistor aber über den Basisstom gesteuert wird bereitet mir Sorgen!

Wenn du die Grundlagen zum Bauteil gelesen und Verstanden hast kann man 
weiter diskutieren.

von BC107 (Gast)


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bitte hier nachlesen, dann platzen vielleicht noch mehrer Knoten

https://www.elektroniktutor.de/analogverstaerker/basis.html

von Max (Gast)


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Um etwaige Missverständnisse auszuräumen und mein Verständnis zu 
verbessern habe ich hier ja den Thread eröffnet. Das ist ja irgendwie 
der Sinn und das soll sich ja ändern.

So weit ich weiß gibt es beides: einmal die Betrachtung von der 
Stromverstärkung (also Ie = beta * Ib ) und auch die Schockley-Gleichung 
(also Ic = Is*exp(Ube/ut*korr) - 1 ) Wobei das letztere eigentlich das 
ist wie ein Transistor funktioniert und die Sichtweise über 
Stromsteuerung in die Basis so ein 'Behelf' ist der gar nicht immer 
gilt, aber i.d.R. gültig ist und amn sich etwas drunter vorstellen kann.

Wenn ich das falsch verstanden habe, wäre es nett von dir mir da auf die 
Sprünge zu helfen. Vielleicht ergibt ja dann eins das andere. Wäre supi.

Gruß

von Dieter (Gast)


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Ein anderer Einstieg wäre zu versuchen die Kaskodenschaltung zu 
verstehen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Max schrieb:
> Wenn ich jetzt transistor_basis_offen.png angucke fallen mir 2
> verblüffende Sachen auf: einmal ist der Kollektor in Ruhe auch bei 3,3
> V.

Das liegt ganz einfach daran, dass der Ausgang unbelastet ist. Da die
Basis auf 3,3V liegt und die Kollektor-Basis-Diode kein perfekter
Isolator ist, erscheint das Basispotential auch am Kollektor.

> b)
> In transistor_basis_2.png habe ich einen Kondensator an den Ausgang
> gesetzt. Nach meinem Verständnis müsste der ja einen Impuls einfach
> durchlassen. Tut er ja auch....irgendwie ein bißchen. Warum 'schaltet'
> der Transistor so komisch?

Das sind Effekte der parasitären BE- und BC-Kapazitäten des Transistors,
die bei jedem Schaltvorgang umgeladen werden müssen.

von W.S. (Gast)


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Max schrieb:
> Um etwaige Missverständnisse auszuräumen und mein Verständnis zu
> verbessern habe ich hier ja den Thread eröffnet. Das ist ja irgendwie
> der Sinn und das soll sich ja ändern.

Was weiß du bereits? Müssen die Leute, die dir helfen wollen, bei 0 
anfangen oder kann man da bereits ein wenig Grundkenntnisse 
voraussetzen?

Also, ich setze mal voraus, daß du bereits weißt, was eine Spannung und 
ein Strom und der Verstärkungsfaktor beim Transistor ist. Da stellt sich 
die Frage nach dem 'woher' und 'wohin' des Kollektorstromes. Der 
Basisstrom ist weitaus kleiner (das weißt du bereits) und nun fragt es 
sich, wo entlang der Strom fließt, den du am Kollektor mißt. So ein 
Transistor hat nur 3 Beine. Und da der Basisstrom weitaus kleiner ist 
als der Kollektorstrom, muß folglich der Kollektorstrom so ziemlich 
gleich dem Emitterstrom sein. Mit dem kleinen Basisstrom als Differenz. 
Sonst geht die Rechnung nicht auf.

Die Folgen davon sind:
1. den Kollektor solltest du nicht mit einem Kondensator in der Leitung 
beschalten, denn dort geht kein Gleichstrom durch.
2. die Ströme durch den Kollektorwiderstand und den Emitterwiderstand 
sind annähernd gleich (mal vom Basisstrom abgesehen) und folglich sind 
die Spannungen an den Widerständen proportional deren Verhältnis 
zueinander. Damit hättest du deine Spannungsverstärkung des Transistors 
in Basisschaltung.
3. für alles weitere lies ein Grundlagenbuch über Elektronik. Solches 
Grundlagenwissen ist eigentlich nicht das Thema dieses Forums.

W.S.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Max schrieb:
> Also lange Rede: ich befürchte ich habe ein ganz großes
> Verständnisproblem beim Transistor.
Ich kann dir bestätigen: du hast Recht.

Zuallererst musst du dir eines merken: die Betrachtung ob Basis- oder 
Kollektor- oder Emitterschaltung bezieht sich meist nur auf den 
Kleinsignalbereich, also quasi den "Wechselspannungsbetrieb".

Und dann es ist natürlich klar, dass du dem Transistor vorher einen 
definierten Arbeitspunkt geben musst, sodass ein sinnvoller Basis- und 
Kollektorstrom fließen kann und der Transistor noch im linearen Bereich 
arbeitet.

: Bearbeitet durch Moderator
von Lutz V. (lvw)


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Max schrieb:
> > So weit ich weiß gibt es beides: einmal die Betrachtung von der
> Stromverstärkung (also Ie = beta * Ib ) und auch die Schockley-Gleichung
> (also Ic = Is*exp(Ube/ut*korr) - 1 ) Wobei das letztere eigentlich das
> ist wie ein Transistor funktioniert und die Sichtweise über
> Stromsteuerung in die Basis so ein 'Behelf' ist der gar nicht immer
> gilt, aber i.d.R. gültig ist und amn sich etwas drunter vorstellen kann.
>
> Wenn ich das falsch verstanden habe, wäre es nett von dir mir da auf die
> Sprünge zu helfen.

Um Missverständnissen vorzubeugen (und weil Du auch vom "Verständnis 
verbessern" sprichst) ;
Ja - Du hast recht mit Deiner Aussage, dass die Shockley-Gleichung 
angibt "wie ein Transistor funktioniert" (also spannungsgesteuert).
Und auch richtig: Die "Sichtweise", dass der Basisstrom den Koll.strom 
steuern würde, ist ein "Behelf", welcher die mathematische Behandlung 
von Schaltungen manchmal erleichtern kann, aber eben physikalisch nicht 
der Realität entspricht.

(Kommentar: Ich fürchte, dass einige "Stromsteuerungs-Anhänger" jetzt 
gleich wieder laut protestieren werden - gerade aber bei der 
Basisschaltung versagt die "Erklärung" mit Ic=B*Ib total).

von Max (Gast)


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Das hilft mir weiter, was ihr nachher noch gesagt habt. :-)

Ich hatte absichtlich versucht, den Transistor in der Konfiguration mit 
großen Amplituden am Eingang zu schalten. Also nicht als einen 
Signalverstärker.

Mir war es nicht klar, dass ich zum Basiswissen zurück muss nud das hier 
nicht hin gehört.
Für ein Lernbuch werde ich gleich mal bei *mazon stöbern.
Wünsche euch ein erholsames Wochenende.

von Roland F. (rhf)


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Hallo,
Max schrieb:
> Für ein Lernbuch werde ich gleich mal bei *mazon stöbern.

Eine sehr pragmatische Einführung in die Transistorschaltungstechnik 
findest du (neben einer Unmenge an anderen, höchst nützlichen 
Erklärungen) in "THE ART OF ELECTRONICS" und "LEARNING THE ART OF 
ELECTRONICS". Nachteil beider Bücher ist leider der Preis.

Ebenfalls erschöpfend erklärt ist das Thema auch in 
"Halbleiterschaltungstechnik, Tietze / Schenk". Allerdings im 
Schnelldurchgang und eher knochentrocken. Nachteil ist wieder der Preis, 
aber hier reicht auch eine ältere, gebrauchte Ausgabe.

rhf

von Pandur S. (jetztnicht)


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Bei der Basisschaltung ist vorneweg zu nehmen, dass sie einen 
Stromeingang darstellt. Bedeutet er bleibt auf dem Potential.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Pandur S. schrieb:
> Bedeutet er bleibt auf dem Potential.
Bei der Emitterschaltung bleibt der Eingang aber nach deiser 
Interpretation auch "auf dem Potential". Da wird die Basis nicht 5V 
positiver als der Emitter...

Das ist ganz nett gemacht:
https://www.elektroniktutor.de/analogverstaerker/basis.html
Besonders die Schaltungsumformung im ersten Bild dürfte so manchen 
überraschen.

von Max (Gast)


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Hi bei mir hat sich jetzt noch eine Frage ergeben:

Wie kann denn der Eingang ein Stromeingang sein wenn gleichzeitig eine 
niedrige Eingangsimpedanz gegeben ist? Das ist für mich ein Widerspruch, 
denn ist ein stromeingang nicht hochohmig?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Max schrieb:
> denn ist ein stromeingang nicht hochohmig?

Natürlich nicht. Wie kommst du darauf?

von Max (Gast)


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Das hatte ich irgendwie im Kopf. Habe jetzt noch einmal meditiert und 
denke ich habe das mit einer StromQUELLE verwechselt. Dann ist alles 
gut.
Ich denke ich habe mir schon ein Grundwissen erarbeitet, was aber 
regelmäßig durcheinander gerät. Das ist ziemlich frustrierend.

von Lutz V. (lvw)


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Max schrieb:
> Hi bei mir hat sich jetzt noch eine Frage ergeben:
>
> Wie kann denn der Eingang ein Stromeingang sein wenn gleichzeitig eine
> niedrige Eingangsimpedanz gegeben ist? Das ist für mich ein Widerspruch,
> denn ist ein stromeingang nicht hochohmig?

Ich finde die Bezeichnungen "Stromeingang" sowie "Spannungseingang" 
sowieso nicht sehr glücklich - und oft auch nur wenig zutreffend, denn 
oft handelt es sich ja auch mal um Eingangswiderstände im kOhm-Bereich. 
Und dann?
Besser ist es vom niederohmigen oder hochohmigen Eingangswiderständen zu 
reden (am besten noch mit Angabe der Größenordnung).
Außerdem: Darf man einen "Stromeingang" keine Spannung legen? Auf diese 
(falsche) Schlussfolgerung könnte man ja sonst kommen...

von Dieter (Gast)


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Versuche mal diesen Weg:

Spannungsregelung mit Transistor und Zenerdiode zu verstehen:
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0204131.htm

Dann ersetzt Du den Lastwiderstand mit einem Transistor und kommst zur 
Kaskodenschaltung.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kaskode

Wenn Du Dir vorstellst, dass Du eine 1,6V ZD verwenden würdest, dann 
wäre die Spannung am Emitterwiderstand ungefähr 1V.

Wenn die Versorgungsspannung 24V hätte und der Vorwiderstand Rc einige 
Ohm hätte, läge folgendes Verhalten vor:

Untere Transistor geschlossen, am Emitter liegen rund 1V an. Hinter dem 
Widerstand Rc werden 24V gemessen.
Der untere Transistor wird durchgeschaltet. Am Emitter liegen ca. 0,3V 
als Emitter-Kollektor-Saettigungsspannung noch an. Gleiches gilt für den 
oberen Transistor, der dann auch durchgeschaltet wird. Daher misst Du 
hintere dem Widerstand Rc eine Spannung von 0,6V. An Rc greifst Du also 
das Spannungsverstärkte Signal ab.

Die Spannungsverstärkung beträgt daher (24V-0,6V) / (1V-0,3V) = 33,42

von Hannes (Gast)


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Roland F. schrieb:
> Ebenfalls erschöpfend erklärt ist das Thema auch in
> "Halbleiterschaltungstechnik, Tietze / Schenk". Allerdings im
> Schnelldurchgang und eher knochentrocken. Nachteil ist wieder der Preis,
> aber hier reicht auch eine ältere, gebrauchte Ausgabe.

Tipp am Rande: Die 11. Auflage ist, was den Umfang und die Tiefe bzg. 
BJT angeht, fast schon herausragend. Ich meinte, ich hatte diese Ausgabe 
mal irgendwo in elektronischer Form gesehen, kann mich aber nicht mehr 
d'ran erinnern, wo das war. Und mit Tante Google steh' ich gerade auf'm 
Kriegsfuß ...

Hannes

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