Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hilfe bei der Berechnung (Voltage Divider)


von Ben K. (bkaiser)


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Hallo,

ich schaue mir gerade die application note TIDU533 von Texas Instruments 
an (Anhang "tidu533.pdf") zu einem programmierbaren Netzteil an. Hierbei 
wird ein digitales Potentiometer in die Feedbackloop des Schaltwandlers 
integriert (siehe "overview.png" im Anhang). Ich versuche aktuell die 
Berechnung unter 4.2.2 (zum Voltage Divider) nachzuvollziehen, aber egal 
wie ich es drehe und wende, ich komme absolut nicht auf die Werte, die 
TI in ihren Schematics letztendlich nutzt (Formel im Anhang 
"formeln.png").

Basiswerte:
Vmax = 15V
Vmin = 5V
R10 (Rser) = 2,49k
Rpotmin = 0k
Rpotmax = 7,5k
Vref = 0.8V
Rpar = R11
Rup = R7

Laut Schematics müssten die Werte der Widerstände folgende sein:

R7 = 43,2k
R11 = 46,4k

Ich komme je nach Rechenversuch auf:

R7 = 22,09k
R11 = 652,69k

oder:

R7 = 1k
R11 = 33,8k

Ich versuche jetzt seit 3 Tagen auf ein Ergebnis zu kommen und sehe 
glaube ich gerade den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und habe einen 
totalen Blackout. Ich habe seit gestern diesen leeren Blick und die 
Synapsen feiern Kirmes. Evtl. habe ich auch in der Schule nicht 
ordentlich aufgepasst und lasse gerade fundamentale Matheregeln links 
liegen. Ich weiß es wirklich nicht mehr. Hilfe, vielleicht schafft es ja 
jemand mich wieder auf die richtigen Bahnen zu lenken!

Danke,

Ben

: Verschoben durch Admin
von Wolfgang (Gast)


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Ben K. schrieb:
> Ich versuche jetzt seit 3 Tagen auf ein Ergebnis zu kommen und sehe
> glaube ich gerade den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und habe einen
> totalen Blackout.

In der Zeit kannst du einfacher selber eine Formel herleiten.
Es handelt sich um einen einfachen Spannungsteiler, bei dem der untere 
Widerstand aus einer Parallelschaltung von einem Festwiderstand zu einer 
Serienschaltung von Festwiderstand und Digitalpoti besteht.

> Ich komme je nach Rechenversuch auf:

Was heißt das?
Ohne deine Rechenwege zu kennen, kann man das nur zur Kenntnis nehmen.

Kriegst du bei der gleichen Formel verschiedene Zahlen raus?
Dann solltest du die Zwischenergebnisse kontrollieren und verstehen, wo 
und warum die Abweichung entsteht.

von Achim S. (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> In der Zeit kannst du einfacher selber eine Formel herleiten.

das wird er auch müssen. Denn die Formel für R11 geht schon von den 
Einheiten her nicht auf, die kann so nicht stimmen.

In der Formel für R11 steht im Nenner eine Differenz. Deren erster Term 
hat die Einheit Volt*Ohm. Der zweite Term hat die Einheit Volt*Ohm*Ohm. 
Das lässt sich nicht voneinender subtrahieren.

Wenn man spaßeshalber die Einheiten vergisst und nur die Zahlenwerte 
anschaut, dann ergibt sich durch die Differenz im Nenner ein negativer 
Wert für R11 (egal ob die Widerstände in Ohm oder in kOhm gerechnet 
werden).

-> die Formel für R11 muss falsch sein.

Die Formel für R7 sieht dagegen ganz vernünftig aus (aber exakt 
nachgerechnet habe ich sie jetzt auch nicht...)

von Ben K. (bkaiser)


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Hey,

antwort in einem anderen Forum mit Grafik (im Anhang):

"They chose RPot = 3x R10 since Vmax is 3x Vmin. So R10 = 2.49k and now 
I have 2 equations both = 0.8V (3%) tolerance) and 2 unknowns with // 
meaning parallel equivalent. Now Solve that if you can. Their formulae 
in denominator. has a syntax error somewhere – Tony Stewart"

Ok, interessant. Dann werde ich das mal versuchen, nach 25 Jahren 
Schulabstinenz gar nicht so einfach. Falls irgendwer noch einen 
interessanten Link zum Thema Formelherleitung hat, gerne her damit. Ich 
möchte das wirklich gerne selber schaffen und erwarte hier keine finale 
Lösung (keine Sorge). Nur ein bisschen Unterstützung könnte ich brauchen 
für den ersten Schritt.

Danke schon mal vorab,

Ben

von Ben K. (bkaiser)


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Kleiner Nachtrag:

Im TI Forum ist das auch schon aufgefallen und laut TI ist die Formel 
falsch. Das alte Team hat leider ihre Berechnungen von damals verlegt, 
eine TI Mitarbeiterin hat allerdings eine neue Formel hergeleitet für 
R11 (siehe Anhang). Sie sei sich relativ wahrscheinlich und evtl. sicher 
^^ das die Formel so nun richtig ist, kommt damit aber auch nicht auf 
die Werte in der Application Note. Man weiß nichts genaues.

Mit der vermeintlich korrigierten Formel komme ich auf R11 = 37,7k und 
R7 = 41,5k.

...falls also jemand Bücher empfehlen kann... ;-)

Ben

: Bearbeitet durch User
von Ben K. (bkaiser)


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Hallo,

mmmh... ich habe das mal mit folgenden Werten nachgerechnet:

RH1 = 41.46k
RL1 = 2.49k
RL2 = 0-7.5k (Potentiometer)
RL3 = 37.69k
=> RL1 und RL2 Seriell + RL3 parallel bilden RLGes.

Bei 15V ist das Potentiometer bei 0k:

RLGes = 2.33k
RH1 = 41.46k
VMax = 15V

0.8V = 15V x 2.33k / (41.46k + 2.33k)

=> Passt

Bei 5V ist das Potentiometer bei 7,5k:

RLGes = 7.89k
RH1 = 41.46k
VMax = 5V

0.8V = 15V x 7.89k / (41.46k + 7.89k)

=> Passt

Bei 10V ist das Potentiometer bei 3,75k:

RLGes = 5.35k
RH1 = 41.46k
VMax = 10V

1.143V = 10V x 5.35k / (41.46k + 5.35k)

=> Fehler!

Hab ich einen Denkfehler? Bei einer Range von 5-15V ist die Spanne des 
Potentiometers doch 10V, entsprechend müsste die Hälfte bei eben 10V 
sein (wenn man davon ausgeht das es Linear verläuft). Die 0.8V 
Referenzspannung werden bei mittlerer Poti Stellung aber bei 7V 
erreicht.

RLGes hab ich errechnet, indem ich zuerst die beiden Werte von R10 und 
dem Potentiometer Seriell und dann diesen errechneten Wert und R11 
parallel berechnet habe. Liegt hier der Fehler?

Mit freundlichen Grüßen,

Ben

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Ben K. schrieb:
> Hab ich einen Denkfehler? Bei einer Range von 5-15V ist die Spanne des
> Potentiometers doch 10V, entsprechend müsste die Hälfte bei eben 10V
> sein (wenn man davon ausgeht das es Linear verläuft)

Wenn man davon ausgeht, dass das linear verläuft, macht man den Fehler.

Das Poti steckt in der Rückkopplung im unteren Teilerwiderstand. Das 
ergibt keine lineare Abhängigkeit - so funktionieren Spannungsteiler 
nicht. Im eingeregelten Zustand teilt der Teiler V_out auf V_ref 
herunter. Aus der Spannunsteilerregel ergibt sich für V_out

Es gilt V_out = V_ref *(1 + R_up/R_low)

Vref ist immer 0,8V, R_up legst du beim Bestücken der Platine einmal 
fest, danach ist es nicht mehr variabel.

Das Poti geht variabel in den Term R_low ein:

R_low = R_par // (R_ser+R_poti)

Wenn du das einsetzt siehst du deutlich, dass kein linearer Zusammenhang 
zwischen V_out und R_poti besteht.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Da hat der Appnoteschreiber beim Abschreiben der Formel eine Kleinigkeit
unterschlagen (s. Anhang).

von Peter D. (peda)


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Die Schaltung ist völlig praxisfern.
Das Poti hat eine Toleranz von +/-20%, d.h. die Rechnung ist eh nur eine 
grobe Abschätzung. Außerdem ist der Einstellbereich nichtlinear, was man 
nicht haben will.

Anbei mal eine Schaltung aus der Praxis, die sogar funktioniert.
Der DAC liefert 0..5V und wird in den Feedbackeingang addiert. Damit ist 
die Ausgangsspannung linear zum DAC-Wert. Sie ist nur gegenläufig, was 
man aber leicht umrechnen kann (y = ax + b).
DAC = 0V: Uout = 9,8V
DAC = 4,9V: Uout = 0V

Generell ist ein DAC einem Digipot immer vorzuziehen, da deutlich höhere 
Auflösung und Genauigkeit.

von Ben K. (bkaiser)



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Hallo Peter,

danke, dass ist etwas, dass ich auch mal ausprobieren werde. TI erwähnt 
diese Lösung auch in der Appnote, entscheidet sich aber dagegen (ohne 
Begründung). Sie erwähnen aber das es sich um eine "current output DAC" 
handeln muss und beziehen sich auf die LM10011 von TI. Könnte man 
hierfür auch z.B. die DAC5571 von TI nehmen oder was genau sind die 
Ansprüche an diese?

Mit freundlichen Grüßen,

Ben


Peter D. schrieb:
> Die Schaltung ist völlig praxisfern.
> Das Poti hat eine Toleranz von +/-20%, d.h. die Rechnung ist eh nur eine
> grobe Abschätzung. Außerdem ist der Einstellbereich nichtlinear, was man
> nicht haben will.
>
> Anbei mal eine Schaltung aus der Praxis, die sogar funktioniert.
> Der DAC liefert 0..5V und wird in den Feedbackeingang addiert. Damit ist
> die Ausgangsspannung linear zum DAC-Wert. Sie ist nur gegenläufig, was
> man aber leicht umrechnen kann (y = ax + b).
> DAC = 0V: Uout = 9,8V
> DAC = 4,9V: Uout = 0V
>
> Generell ist ein DAC einem Digipot immer vorzuziehen, da deutlich höhere
> Auflösung und Genauigkeit.

: Bearbeitet durch User
von Ben K. (bkaiser)


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P.S.: Was ist die Aufgabe von C15?

Peter D. schrieb:
> Die Schaltung ist völlig praxisfern.
> Das Poti hat eine Toleranz von +/-20%, d.h. die Rechnung ist eh nur eine
> grobe Abschätzung. Außerdem ist der Einstellbereich nichtlinear, was man
> nicht haben will.
>
> Anbei mal eine Schaltung aus der Praxis, die sogar funktioniert.
> Der DAC liefert 0..5V und wird in den Feedbackeingang addiert. Damit ist
> die Ausgangsspannung linear zum DAC-Wert. Sie ist nur gegenläufig, was
> man aber leicht umrechnen kann (y = ax + b).
> DAC = 0V: Uout = 9,8V
> DAC = 4,9V: Uout = 0V
>
> Generell ist ein DAC einem Digipot immer vorzuziehen, da deutlich höhere
> Auflösung und Genauigkeit.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Peter D. schrieb:
> Die Schaltung ist völlig praxisfern.
> Das Poti hat eine Toleranz von +/-20%, d.h. die Rechnung ist eh nur eine
> grobe Abschätzung.

Man muss das Poti halt vorher messen. TI hat die Appnote sicher nicht
mit der Absicht veröffentlicht, dass daraus 1:1 ein Serienprodukt
gefertigt und verkauft wird. Neben der Einstellung mit dem Digitalpoti
werden auch noch andere Alternativen vorgeschlagen.

> Außerdem ist der Einstellbereich nichtlinear, was man nicht haben
> will.

Es könnte durchaus beabsichtigt sein, die Stufen im unteren
Spannungsbereich feiner als im oberen zu machen.

Insgesamt stecken in der Appnote aber so viele Fehler, dass man fast
meinen könnte, sie sei nach 10 Bier geschrieben worden :)

von Peter D. (peda)


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Mich hat bisher keiner von Digipots überzeugen können, ich brauche sie 
einfach nicht.
Für geringe Anforderungen nehme ich PWM, für Präzision DACs und für Hifi 
logarithmische Audiosteller-ICs.

Die eFuse klingt aber ganz interessant, wenn es die auch für 24V gibt 
und keine langen Lieferzeiten hat.
Mouser: 2023, also Finger weg!

: Bearbeitet durch User
Beitrag #6963846 wurde von einem Moderator gelöscht.
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