Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik IC decapping


von Ätzend (Gast)


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Derzeit beziehen wir öfter Chips von (uns unbekannten) Brokern.
Diese würden wir gerne mit Originalen vergleichen.
-> Chips öffnen und Logo bzw. Aufbau vergleichen.

Das Öffnen der Chips funktioniert sehr gut. Mit einem Bunsenbrenner wird 
das Gehäuse von dem Chip verkohlt. Die "Asche" bröselt dann mit etwas 
Druck einfach weg. Auf vielen Chips ist allerdings noch so eine Art 
Silikon drauf.
Mechanisch entfernen (Pinsel) beschädigt den Die selber. Mit Aceton 
lässt sich die Masse nicht beeindrucken und bei Isopropanol 
verabschiedet sich der Die gleich mit.
Was ist das für eine Masse? Wie lässt sich diese entfernen?

von H. H. (Gast)


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von grantler (Gast)


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Studenten anlachen und im Fab-Lab den Chip solange mit dem Laser flächig 
"gravieren" lassen bis man das Die sauber sieht.

Das kann dauern, aber Studenten sind billig.

von Christoph Z. (rayelec)


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> Derzeit beziehen wir öfter Chips von (uns unbekannten) Brokern.
> Diese würden wir gerne mit Originalen vergleichen.
> -> Chips öffnen und Logo bzw. Aufbau vergleichen.

Das ist meist gar nicht nötig. Aktuell verkaufen viele Broker auch aus 
Deutschland hauptsächlich wiederaufbereitete Teile aus Fernost (bei uns 
sind es z.T. 80% rejects). Diese erkennt man bei guter Vergrösserung 
auch von Auge. Fast immer sind die ICs abgeschliffen, mit neuer und 
dicker Farbe überzogen und neu markiert.
Man kann wunderbar Detektiv spielen!

von Ätzend (Gast)


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H. H. schrieb:
> https://www.richis-lab.de/Howto.htm

Danke, er verwendet anscheinend auch Isopropanol aber man sieht auch auf 
seinen Chips die Beschädigungen. Das Bild unter der CR3220 
https://www.richis-lab.de/Howto_Decap.htm

von Richard K. (richi123)


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Je genauer man die Temperatur einstellen kann desto besser wird das 
Ergebnis. Deswegen verwende ich mittlerweile einen "Brennofen":
https://www.richis-lab.de/Howto_Decap_Ofen.htm
Die Erfolgsquote liegt nicht bei 100%, sie ist aber nicht schlecht.
Man muss es eben schaffen das Package durch und durch so zu erhitzen, 
dass sich das Material vollständig zersetzt, ohne dass die Temperatur 
auf der Metalllagen zu hoch ansteigt. Theoretisch liegt der Bereich den 
man treffen sollte zwischen 400 und 600°C.

von Ätzend (Gast)


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Richard K. schrieb:
> Je genauer man die Temperatur einstellen kann desto besser wird
> das
> Ergebnis. Deswegen verwende ich mittlerweile einen "Brennofen":
> https://www.richis-lab.de/Howto_Decap_Ofen.htm
> Die Erfolgsquote liegt nicht bei 100%, sie ist aber nicht schlecht.
> Man muss es eben schaffen das Package durch und durch so zu erhitzen,
> dass sich das Material vollständig zersetzt, ohne dass die Temperatur
> auf der Metalllagen zu hoch ansteigt. Theoretisch liegt der Bereich den
> man treffen sollte zwischen 400 und 600°C.

Und wie bekommst du das "Silikon" runter? Wegbrennen geht nicht

von Richard K. (richi123)


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Wenn es eine Silikon-ähnliche Masse ist, dann geht die wunderbar weg 
wenn man mit den Fingern drüber reibt, notfalls der Fingernagel.
Hast du etwas stärker anhaftendes, dann ist das meiner Erfahrung nach 
ein Verbrennungsrest manchmal gepaart mit einer zusätzlichen 
Schutzschicht (üblicherweise Polyimid).
Bei letzterem hilft nur etwas mehr Temperatur. Das funktioniert mit 
einem Bunsenbrenner aber üblicherweise dann kaum mehr weil der dir 
direkt die Oberfläche des offen liegenden Dies schädigt.
Dass sowas aber möglich ist sieht man zum Beispiel hier:
https://www.richis-lab.de/apple.htm

von Richard K. (richi123)


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Silikon ist das hier:
https://www.richis-lab.de/images/DAC/18x02.jpg

Habe auch schon solche Schutzschichten gesehen:
https://www.richis-lab.de/images/opamp/27x03.jpg
Das geht aber ebenso gut weg.

=> Finger/Fingernagel/Isopropanol/Papiertuch

von Carypt C. (carypt)


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Im Mikroskopieforum war mal ein Beitrag, der später wegen Gefährlichkeit 
wieder gelöscht wurde, aber dort wurden Microchips in konzentrierter 
Schwefelsäure (98% +) gelinde erwärmt ca 150°C, Borsilikatglas Becher, 
draußen auf ausgehendem Grill. ich erinnere mich leider nur unscharf, 
nicht exact. Der schwarze Kunststoff hat sich nach einer Weile (3h) 
zersetzt, die Brühe wurde danach in viel Wasser gekippt und dort konnte 
man dann die Chips herausfischen. die professionelle nondestruktive 
chi-analyse soll wohl mit schwefelsäure gehandhabt werden, so wurde von 
anderer Seite bestätigt. Wie gesagt, beitrag gelöscht, sry. Bitte nur 
mit Sachverstand und nötiger Vorsicht sowie umweltfreundlich handhaben 
und auf eigene Gefahr, ich übernehme keine Verantwortung, noch für die 
Richtigkeit meiner Angaben.

von Richard K. (richi123)


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Da findet sich online noch genug Informationsmaterial.
Schwefelsäure oder Salpetersäure muss es sein, hochkonzentriert und 
heiß. Das Zeug bekommt man natürlich nicht im Supermarkt.
Die Verfahren sind erprobt und funktionieren gut. Mir ist die Chemie 
aber "zu heiß" und ich könnte damit auch nicht den Durchsatz erreichen, 
den ich brauche.
In den Bildern und Videos sieht das meines Erachtens immer besser aus 
als es ist. Wenn ich am Ende eine heiße, schwarze Säuresuppe mit 
Metallbröseln habe, dann soll ich da drin ohne bleibende Schäden das 
1*1mm Die finden? Das geht sicherlich, aber ob das auf die Dauer Spaß 
macht?
Ich spreche nur für den Hobby-Bereich, in einem Halbleiter-Labor sieht 
es natürlich anders aus.

von MaWin (Gast)


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Richard K. schrieb:
> Schwefelsäure oder Salpetersäure muss es sein, hochkonzentriert und
> heiß.

Vor allen Dingen: absolut wasserfrei. Sonst ätzt es auch das Metall 
ruck-zuck weg.

Und: hochkonzentrierte Schwefelsäure gemischt mit hochkonzentrierte 
Salpetersäure nennt man auch Nitriersäure, man erzeugt also Nitrate. Wer 
dazu Toluol mischt, bekommt Trinitrotoluol aka TNT.

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