Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 120V DC und Lichtbogen


von Sven (Gast)


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Hi.

Bei Gleichspannung gibt es ja das Problem, dass ein Lichtbogen nicht 
durch den Nulldurchgang gelöscht wird.
Bei kleineren Spannungen wie z.B. 12V oder 24V ist das ja noch kein 
großes Problem.
Bis zu welcher Spannung geht es denn noch relativ Problemlos und ab wann 
wird es kritisch?
Kann man 120 VDC noch über normale AP/UP Installationsschalter schalten?
Notfalls könnte man ja zweipolig schalten, dann hat man den doppelten 
Schaltweg.
Das nächste Problem könnten Feinsicherungen 20x5 darstellen. Kann man 
die für 120V DC nehmen? Da könnte man zur Not aber auch 2 nehmen.

Und welche Probleme könnte es geben, wenn man handelsübliche 
Weitbereichs-Netzteile oder LED Converter an 120V DC betreibt? Eine 
Funktion bei kurzfristigen Tests war gegeben. Oder sollte man nach 
Netzteilen suchen, wo DC Betrieb vom Hersteller explizit angegeben wird?

: Verschoben durch Moderator
von Thomas G. (Firma: Frickelhauptquartier) (taximan)


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Also, die Kohlelichtbogenlampen liefen mit ca 55V, 2 davon 
hintereinander ergeben 110V was "früher" in etwa die US-Netzspannung 
war.
https://www.computer-automation.de/feldebene/stromversorgung/stolpersteine-beim-gleichstrom.146882/seite-2.html

von Kaktusbombe (Gast)


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Generell kann man ja schon mit 48 V dc schöne Lichtbögen erzeugen, wenn 
genügend Leistung vorhanden ist. Ohne es definitiv zu wissen, wäre mir 
bei 120 V dc der Isolationsabstand bei normalen 230 V ac Lichtschaltern 
zu klein.

Das ganze hört sich schwer danach an, als wolltest du einen Abzweig 
deiner Solaranlage nutzen wollen, um Verbraucher vom öffentlichen 
Stromnetz weg zu verlagern. Ist das richtig?

Mit einer genügend hohen Gleichspannung kommen eigentlich alle 
handelsüblichen Schaltnetzteile klar. Was vielleicht zu beachten wäre, 
ist dass der bei niedrigerer Spannung höhere Eingangsstrom den 
Gleichrichter nicht übermäßig belastet, die Netzteile also vielleicht 
nicht 100% Dauerleistung haben, sondern etwas weniger.

von Martin S. (sirnails)


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Lichtschalter haben oftmals kein DC rating. Aus gutem Grund. Relais 
mögen manchmal gar 48V. Bei 120V DC wirst du nichts finden. Eventuell 
Quecksilberschalter.

Das klingt nach einem guten Einsatz für Solid State Relais bzw allgemein 
einer Halbleiterlösung. 250V Typ logic Level in das Schaltergehäuse 
packen und mit dem Schalter nur eine kleine Steuerspannung schalten.

Beitrag #6972447 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Sven (Gast)


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Hi.
Ja, ich wollte eine eigene Stromversorgung aufbauen. Ich möchte aber 
keinerlei Bürokratie und möchte mit ausgemusterten Teilen bauen. 
Deswegen kann die Anlage nicht mit dem normalen Netz gekoppelt werden.

Ich habe die Möglichkeit, bis zu 30 Stück 55 Ah Bleiakkus zum 
Schrottpreis zu erwerben. Die Akkus sind ca 10 Jahre alt und stammen aus 
Sicherheitsbeleuchtungsanlagen. Beim Belastungstest in der Anlage 
schafften diese die vorgesehenen 3 Stunden Laufzeit noch, müssen nun 
aber turnusmäßig ausgetauscht werden.

Nun wollte ich ein Kleinwindrad und gebrauche Solarmodule erwerben, um 
damit die Akkus aufzuladen. Damit möchte ich dann einen Teil der 
Beleuchtung sowie "Dauerverbraucher" wie Homeserver, Router usw 
betreiben.

12V/24V scheidet leider wegen den Leitungslängen und dem damit 
verbundenen Spannungsfall aus. Und im Bereich 36,48 oder 60 V DC findet 
man so gut wie gar nix marktübliches. In Versuchen konnte ich 
feststellen, dass die Geräte fast alle, ohne spezielle Netzteile, mit 
120V DC betrieben werden können. Das geht bei einigen Geräten sogar 
schon bei ca 80 V DC los.

Interessant wäre noch, eine Inverter-Klimaanlage mit anzuschließen. Da 
gibt es auch welche die universal auf 100-230 V AC 50/60 Hz ausgelegt 
sind, und hinter dem Netzanschluss erst mal ein Gleichrichter kommt.
Mit der Klimaanlage könnte man dann die Überschüsse weglutschen. 
Einspeisen geht ja nicht. Also: Wenn Akku bei 100 % dann Klimaanlage an. 
Und die Überschüsse gibt es genau dann, wenn die Klimaanlage auch 
gebraucht wird: Im Sommer wenn die Sonne knallt.

von A-Freak (Gast)


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Die praktische Grenze ab der ein Lichtbogen zwischen Metallelektroden 
stehen bleiben kann ist so um die 30 bis 40V, in Datenblättern von 
kleinen Schaltern und Relaiskontakten sind daher meistens 30V als Grenze 
für DC-Anwendungen benannt

Installationsmaterial für 230V AC ist gelegentlich auch für 48V DC bei 
einem Kontakt und 120V für zwei Kontakte in Reihe  spezifiziert. 
Letzteres war eine gebräuchliche Spannung für Notbeleuchtungen aus 
Zentralbatterien.

Für dein geplantes 120V-DC-Netz würde ich an Dreiphasen-Nockenschalter 
denken, gibts günstig im Maschinenbau.

Die meisten Schaltnetzteile sind 90...253V AC spezifiziert was >120V DC 
am Siebelko entspricht wenn sie keine PFC haben. Bei denen sehe ich 
keine Probleme.

Bei Netzteilen mit PFC ist es leider ein Überraschungspaket was 
passiert. Viele gehen perfekt, manche haben "smarte" Chips die einen 
Sinus mit 50Hz vorausberechnen und bei anderen Kurvenformen versagen.

Reihenschlußmtoren wie Staubsauger und so für 230V AC komme nauch bei 
120 bis 150V DC auf Nennleistung weil der induktive Blindwiderstand 
wegfällt. Ich habe mal einige Zeit lang einen 120V-Staubsauger an einem 
72V-Akku betrieben.

von A-Freak (Gast)


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Hier wäre mal ein Datenblatt in dem mal AC- und DC-Schaltvermögen von so 
einem Nockenschlter aufgelistet wären

https://de.rs-online.com/web/p/nockenschalter/8662108
https://docs.rs-online.com/ba05/0900766b813b88a7.pdf

von Hermann S. (diphtong)


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A-Freak schrieb:
> Die praktische Grenze ab der ein Lichtbogen zwischen Metallelektroden
> stehen bleiben kann ist so um die 30 bis 40V...

Das muss doch niedriger sein...bei meinem schweissgerät ist die Angabe:
210A bei 18V
100A bei 14V

von Maik .. (basteling)


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48v Dc wird zumindest auch häufig in Mobilfunk Basisstationen verwendet. 
Vielleicht ist das ein gangbarer Kompromiss.
Ich habe mal so einen riesengroßen 3m langen Wimax Außenschaltschrank 
ausgeschlachtet. Der Schrank beherbergt jetzt anderes.
Dabei habe ich mir die Komponenten der 48v Dc verteilung aufgehoben. Die 
Steckverbinder waren power poles oder dreipolige sub-d in 15pol Grösse. 
Die Sicherungen recht spezielle Automaten eines deutschen oder Schweizer 
Herstellers.
Grundsätzlich würde ich aber im Hause lieber auf 12 oder 24V gehen. Da 
kannst Du aus dem KFZ /Lkw und Campingbereich aus dem vollen schöpfen. 
Dann lieber mehr Querschnitt verlegen.

von Manfred (Gast)


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Hermann S. schrieb:
>> Die praktische Grenze ab der ein Lichtbogen zwischen Metallelektroden
>> stehen bleiben kann ist so um die 30 bis 40V...

Ein Berater von Zettler nannte uns mal 27 Volt als Grenze, ab wo etwas 
passieren könnte .

> Das muss doch niedriger sein...bei meinem schweissgerät ist die Angabe:
> 210A bei 18V
> 100A bei 14V

Das passt schon, weil dort Metall im Spiel ist, die Umhüllung der 
Stabelektroden trägt auch zur Verringerung der Haltespannung bei.

Bei elektrischen Kontakten geht man von reiner Luft als Umgebung aus.

von Georg A. (georga)


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Sven schrieb:
> Das nächste Problem könnten Feinsicherungen 20x5 darstellen. Kann man
> die für 120V DC nehmen? Da könnte man zur Not aber auch 2 nehmen.

Es gibt auch Sicherungsautomaten für HV-DC, gerade jetzt gar nicht mehr 
so exotisch, wo das ganze PV/Batteriezeugs mit mehr als 12/24V boomt. 
Diese Automaten haben aber eine Polung, mit umgedrehten Stromfluss 
trennen sie dann ungern :)

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred schrieb:

> Ein Berater von Zettler nannte uns mal 27 Volt als Grenze, ab wo etwas
> passieren könnte .

Naja, die meisten Hersteller von Schaltern und Relais setzen da
eine Spannung von 30VDC an.

von Hermann S. (diphtong)


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Manfred schrieb:

> Das passt schon, weil dort Metall im Spiel ist, die Umhüllung der
> Stabelektroden trägt auch zur Verringerung der Haltespannung bei.
>
> Bei elektrischen Kontakten geht man von reiner Luft als Umgebung aus.

Das versteh ich jetzt nicht...bei Schaltkontakten sind keine Metalle im 
Spiel? - sind die aus Papier???

Das waren die Angaben fürs WIG schweissen, also unter Argon Atmosphäre 
mit Wolfram Elektrode, für MMA sehen die Angaben so aus:
160A bei 26,4V
100A bei 24V

Also die Stabelektrode erhöht eher die Haltespannung.

Ist das überhaupt pauschal beantwortbar?
Hängt das nicht auch vom Kontaktabstand, etc. ab?

von DANIEL D. (Gast)


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Also Elektroden Schweißgeräte haben öfters eine viel höhere 
Leerlaufspannung gerade wegen dem Zündverhalten. Und durch den hohen 
Strom wird Argon ionisiert und leitend. Keine Ahnung ob das luft auch so 
gut kann, oder bei anderen Spannungen.

von Teo D. (teoderix)


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Hermann S. schrieb:
> A-Freak schrieb:
>> Die praktische Grenze ab der ein Lichtbogen zwischen Metallelektroden
>> stehen bleiben kann ist so um die 30 bis 40V...
>
> Das muss doch niedriger sein...bei meinem schweissgerät ist die Angabe:
> 210A bei 18V
> 100A bei 14V


Hier ist "Praktikabel" das gewichtende!
Nachfolgendes, ist nur mit etwas Geschick nach zu vollziehen und hat 
nichts, auch nur im Ansatz, etwas mit einem "Schaltvorgang" zu tun!

Letztendlich kommts nur auf den Strom an. Nur ists halt viel einfacher, 
um so mehr Spannung zur Verfügung steht. Da sind halt kleine Risse im 
Plasma leichter, bzw. weitere Strecken überbrückbar.
Ich hab in meiner frühsten Jugend und mit nem Carrera-Trafo, bei glaube 
ich 18V, gut 1cm überbrückt. ... Bitte nicht ohne UV-Schutz für die 
Augen nachmachen!

von Hermann S. (diphtong)


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DANIEL D. schrieb:
> Also Elektroden Schweißgeräte haben öfters eine viel höhere
> Leerlaufspannung gerade wegen dem Zündverhalten. Und durch den hohen
> Strom wird Argon ionisiert und leitend. Keine Ahnung ob das luft auch so
> gut kann, oder bei anderen Spannungen.

Wieso reden alle von MMA Schweissgräten...
Nicht nur Elektrodenschweissgeräte, jedes Schweissgerät hat eine höhere 
Leerlaufspannung und das rein gar nix mit dem Zündverhalten zu tun. Das 
Zündverhalten wird bei modernen Invertern gesteuert, Stichwort "Arc 
Force", "Hot Start"...
Z. B. hat eine WIG Kontaktzündung eine Spannungsabsenkung beim Zünden, 
um die Elektrode beim Zündvorgang weniger zu belasten...aber das ist eh 
obsolet, da die Geräte heutzutage eine HF Zündung haben.

Ob sich Luft besser oder schlechter ionisieren lässt weiß ich jetzt auch 
nicht...aber Argon ist ja auch nicht das einzige 
Schweissgas...theoretisch kann man auch mit 100 % CO2 schweißen (MAG).

Teo D. schrieb:

> Letztendlich kommts nur auf den Strom an. Nur ists halt viel einfacher,
> um so mehr Spannung zur Verfügung steht.

Ja darauf wollte ich hinaus

: Bearbeitet durch User
von U_CE (Gast)


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Gab es nicht mal eine Seite, wo man nachsehen konnte, welches
DC-Schaltvermögen diverse 3 Phasen Schütze (in verschiedenen
Konfigurationen, nur 1 Kontakt, oder 2 / alle 3 Kontakte in
Reihe geschaltet) hätten/haben? Finde ich leider nicht mehr.

Steht zwar auch in manchem Datenblatt was drin, aber besagte
Seite "kannte" glaube ich viele mögliche Standardtypen.

(Vorsicht beim Datenblattstudium: Gebrauchskategorien genau
beachten, bzw. genauestens recherchieren was gemeint ist.)

von Andrew T. (marsufant)


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Sven schrieb:
> Bei kleineren Spannungen wie z.B. 12V oder 24V ist das ja noch kein
> großes Problem.

Kommt auf den Strom und die Induktivität der LAst an.
Kann dann ebenfalls ein 2Problem" werden.

> Bis zu welcher Spannung geht es denn noch relativ Problemlos und ab wann
> wird es kritisch?

Ohne konkrete Nennung der Last (ohmsch/induktiv/kapazitiv + Größe): YMMV

> Kann man 120 VDC noch über normale AP/UP Installationsschalter schalten?

Wenn's selten geschaltet ist, und kleiner Strom: evtl.
Generell: Nein.

> Notfalls könnte man ja zweipolig schalten, dann hat man den doppelten
> Schaltweg.
> Das nächste Problem könnten Feinsicherungen 20x5 darstellen. Kann man
> die für 120V DC nehmen?

Nein, trennt nicht zuverlässig.

> Da könnte man zur Not aber auch 2 nehmen.

Das verändert die Not nicht, kurz: Nö.

>
> Und welche Probleme könnte es geben, wenn man handelsübliche
> Weitbereichs-Netzteile oder LED Converter an 120V DC betreibt? Eine
> Funktion bei kurzfristigen Tests war gegeben.

Dann hast du schon mal einen Einstieg.


> Oder sollte man nach
> Netzteilen suchen, wo DC Betrieb vom Hersteller explizit angegeben wird?

Das kann schon nützlich sein, die Geräte INNERHALB der
Spec zu betreiben ,-)

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