Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Einstieg in die Welt der Mikrokontroller


von Matthias P. (matthias1_11)


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Hallo,

ich Arbeite zurzeit mit einem Kollegen an einem Projekt, das später auch 
Kleinserien-tauglich sein soll.
Zurzeit basiert die Steuerung auf einem einfachen Arduino Mega. Da ich 
aber gelesen habe, dass dieser nicht sehr wirtschaftlich ist, es aber 
unzählige Alternativen dazu gibt wollte ich hier mal Leute mit Erfahrung 
in dem Bereich fragen.

Im Bereich Mikrokontroller habe ich noch nicht wirklich viel Erfahrung 
müsste mich daher so oder so in jede Variante neu einlesen und mich 
damit beschäftigen.
Mit dem Arduino und auch Raspberry Pi habe ich schon viel Erfahrung, 
wenn das in diesem Bereich weiterhelfen sollte.

Bei der Steuerung, die umgesetzt werden soll, werden etwa 14 
verschiedene Sensoren (0-10V) eingelesen und 13 MOSFETS angesteuert.

Ich hoffe, dass mir jemand bei Vorschläge für wirtschaftliche 
Alternativen für den Arduino weiterhelfen kann.

Sollte das ganze noch nicht genau genug beschrieben worden sein, gebt 
mir einfach bescheid und ich versuche das Ganze noch genauer zu 
beschreiben.

Mit freundlichen Grüßen
Matthias

von N. M. (mani)


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Matthias P. schrieb:
> Bei der Steuerung, die umgesetzt werden soll, werden etwa 14
> verschiedene Sensoren (0-10V) eingelesen und 13 MOSFETS angesteuert.
> Ich hoffe, dass mir jemand bei Vorschläge für wirtschaftliche
> Alternativen für den Arduino weiterhelfen kann.

Das kann so ziemlich jeder uC der genügend Pins hat. Außenschaltung 
brauchst du sowieso.
Die Genauigkeits- bzw. Geschwindigkeitsanforderungen fehlen. Und das ist 
was die Performance angeht das entscheidende.

Also:
Bei 0-10V wird was für eine Abtastrate pro Kanal und was für eine 
Genauigkeit gefördert? Simultanes Abtasten oder ist ein geringer Versatz 
akzeptabel?

Bei den 13 MOSFETs soll es nur an/aus sein oder auch eine PWM? Wie 
schnell sollen die FETs geschalten werden können? Wenn PWM, mit was für 
einer zeitlichen Auflösung?

von Klaus W. (mfgkw)


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Wenn es schon mit einem atmega läuft, wird es kaum wirtschaftlich sein 
zu wechseln, wahrscheinlich.

Oder ist er zu schlapp für geplante Erweiterungen?
Falls ja: welche?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias P. schrieb:
> Zurzeit basiert die Steuerung auf einem einfachen Arduino Mega.
> Da ich aber gelesen habe, dass dieser nicht sehr wirtschaftlich ist
In welcher Hinsicht sollte er den nicht wirtschaftlich sein? Betrifft 
dich diese Betrachtung?

> Kleinserien-tauglich
Welche Stückzahlen hast du für diese Steuerung? Und welche Vorschriften 
musst du dafür einhalten und beachten?

> Bei der Steuerung, die umgesetzt werden soll,
> werden etwa 14 verschiedene Sensoren (0-10V) eingelesen
Wie oft? Wie genau?

> und 13 MOSFETS angesteuert.
Wie schnell? Wie oft?

Wenn du soweiso ein Hardware/Platine für diese ganze Elektronik bauen 
musst und die Rechenleistung des Mega-Arduinos ausreicht, dann setze 
doch einfach den µC dieses Arduinos auf deine Elektronik/Leiterplatte 
und fertig.

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter D. (peda)


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Matthias P. schrieb:
> Da ich
> aber gelesen habe, dass dieser nicht sehr wirtschaftlich ist

Wo hast Du das gelesen und welche Eigenschaften soll das betreffen?

Wirtschaftlich ist es, wenn man schnell entwickeln kann und zu einem 
stabilen Produkt kommt. Und damit steht der AVR sogar recht gut da.

von Cyblord -. (cyblord)


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Peter D. schrieb:
> Matthias P. schrieb:
>> Da ich
>> aber gelesen habe, dass dieser nicht sehr wirtschaftlich ist
>
> Wo hast Du das gelesen und welche Eigenschaften soll das betreffen?
>
> Wirtschaftlich ist es, wenn man schnell entwickeln kann und zu einem
> stabilen Produkt kommt. Und damit steht der AVR sogar recht gut da.

Der TE meint sicher dass die eine komplette Arduino Platine einsetzen. 
Was natürlich NICHT wirtschaftlich ist. Abgesehen von vielen anderen 
Gründen warum das Unsinn ist.

Wirtschaftlich ist, die Schaltung ordentlich auf eine Platine zu bringen 
und dabei einen Controller einzusetzen der günstig ist und gut 
verfügbar.
Wirtschaftlich ist es auch einen Entwickler einzusetzen der darauf 
entwickeln kann und nicht das zu nehmen was man leidlich selber 
zusammenstoppeln kann. Das wird sowieso nie stabil laufen.

Alles andere ist Hobbygeschwätz.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Nochn Tipp: ich mach es immer so, dass ich erst mal ein paar ähnliche 
Produkte kaufe, sie aufmache und mir mal anschaue, wie andere das vor 
mir gemacht haben. Dieses frühe Geldausgeben und das oberflächliche 
"Reverse-Eningeering" spart mir im weiteren Entwicklungsprozess wieder 
viel Zeit und Geld ein.

Generell: plane mit Kosten im Bereich ab 10k€, wenn du eine Kleinserie 
auflegen und vermarkten willst. Diese 10k€ können du und dein Kollege 
teilweise durch eigene Arbeitskraft "einarbeiten".

von Matthias P. (matthias1_11)


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Also vielen Dank erstmal für die ganzen Antworten.

Ich werde versuchen das ganze Projekt mit dem Chip des Arduino Megas 
(ATmega2560) umzusetzen.

Bezüglich der Sensoren ist die Genauigkeit nicht allzu wichtig.
Es handelt sich um Drucksensoren im Bereich von 0-400 Bar. Es reicht 
wenn man diese auf ~5 Bar genau auslesen kann.
Die MOSFETs müsse auch in keiner hohen Taktfrequenz geschalten werden. 
Das wichtige hierbei ist nur eine schnelle Reaktionszeit, das heißt,dass 
das Signal eine möglichst geringe Zeit benötigt, bis die Pins des 
Kontrollers geschalten werden.

Es wäre nett, wenn mir jemand Informationen über diese Eigenschaften bei 
dem genannten oder ähnlichen Chip verlinken könnte.

Mit der nicht Wirtschaftlichkeit habe ich wie richtig angenommen, die 
ganze Platine des Arduinos gemeint.

Dabei stellen sich jetzt für ich aber noch einige Fragen:

-Wie lässt sich so ein Chip grundsätzlich Programmieren und beschreiben?

-Wie Zuverlässig sind diese Chips? Also mit was für einer 
Ausfallswarscheinlichkeit kann/muss ich rechnen? Das ist wichtig, da 
Menschen mit dem Produkt arbeiten müssen und deswegen eine schnelle 
Reaktionszeit auf Fehlverhalten gewährleistet werden muss.

-Wie kann ich den Kontroller auf Fehlverhalten (Programm hängt sich auf; 
nicht genügend Stromzufuhr) absichern, sodass bei solchen Verhalten ein 
zuverlässiges Abschalten des Systems gewährleistet wird.
Was mir hierzu in den Sinn kommen würde wäre ein Sicherheitsrelais. Hat 
jemand mit so etwas schon mehr zu tun gehabt?

Gruß
Matthias

von Cyblord -. (cyblord)


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Matthias P. schrieb:
> -Wie lässt sich so ein Chip grundsätzlich Programmieren und beschreiben?

Ganz ehrlich. DU willst ein Kleinserien-Produkt aufsetzen? Sorry das 
bist du noch 5 Jahre und 1 Studium von weg.

von Johannes S. (Gast)


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Matthias P. schrieb:
> -Wie lässt sich so ein Chip grundsätzlich Programmieren und beschreiben?
>
> -Wie Zuverlässig sind diese Chips?

wer solche Fragen stellen muss um ein kommerzielles Produkt zu 
entwickeln sollte dringenst einen professionellen Entwickler 
beauftragen. Das dann entsprechend bezahlen, bitte nicht hier fragen 
'wer möchte an einem tollen Projekt mitentwickeln'.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Matthias P. schrieb:
> -Wie kann ich den Kontroller auf Fehlverhalten (Programm hängt sich auf;
> nicht genügend Stromzufuhr) absichern, sodass bei solchen Verhalten ein
> zuverlässiges Abschalten des Systems gewährleistet wird.
> Was mir hierzu in den Sinn kommen würde wäre ein Sicherheitsrelais. Hat
> jemand mit so etwas schon mehr zu tun gehabt?

Also fängt das ganze Projekt erst einmal mit einer Gefährdungsanalyse 
an. Diese beinhaltet alle erdenklichen bzw. realistischen 
Fehlerzustände, daraus resultierende Gefährungen für Leben, Gesundheit, 
erhebliche Sachschäden, Feuergefahr, Verkehr, usw.. Dann muss man 
herausfinden, ob bzw. welche Sicherheitsrichtlinien es für die 
intendierten Einsatzgebiete gibt. Und dann bildet man die bestimmten 
Gefährdungen auf die entsprechenden Kriterien der maßgeblichen 
Richtlinie(n) ab und erhält daraus die Information, welche technischen 
und organisatorischen Maßnahmen für das Produkt einzuhalten sind.

Dann sollte man sich überlegen, wie das Prükonzept auf System- und 
Baugruppenebene aussehen kann.

Und anschließend kann man sich ganz allmählich an das 
Schaltungskonzept und die Komponentenauswahl machen.

Nachtrag:
Die ganzen Betrachtungen bezüglich der anzuwendenden Vorschriften müssen 
natürlich für jeden Zielmarkt (thematisch, geografisch) durchgeführt 
werden.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias P. schrieb:
> Das wichtige hierbei ist nur eine schnelle Reaktionszeit, das heißt,dass
> das Signal eine möglichst geringe Zeit benötigt, bis die Pins des
> Kontrollers geschalten werden.
Das ist die Software, die halt entsprechend gut geschrieben sein muss.

> Hat jemand mit so etwas schon mehr zu tun gehabt?
Wirklich jeder, der in Reichweite der Maschinenrichtlinie (die offenbar 
für dein Projekt auch greift) kommt, muss so eine Sicherheitbetrachtung 
durchführen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_2006/42/EG_(Maschinenrichtlinie)

Und sobald durch deine Schaltung mehr macht als nur "Blinkenlights", 
wenn damit Menschen gefährdet werden können, dann hast du den ganz 
großen Safety-Koffer samt Pipapo an der Backe.
https://www.vde.com/topics-de/funktionale-sicherheit
https://de.wikipedia.org/wiki/Funktionale_Sicherheit
https://de.wikipedia.org/wiki/Sicherheitsanforderungsstufe

Aber auch wenn deine Steuerung "nur" Werte gefähren kann 
(Druckauswertung geht schief und es zerreißt ein Rohr im Boden), wird 
die Versicherung (die brauchst du irgendwann auch) fragen, ob das alles 
nach sachgemäß und nach aktuellem Stand der Technik ausgeführt wurde.

Johannes S. schrieb:
> dringenst einen professionellen Entwickler beauftragen.
Ja, einfach mal den für einen halben Tag und entsprechenden 500€ buchen. 
Das Geld ist gut angelegt, denn der kann dir dann Konkretes zum Aufwand, 
zum Ablauf, den nötigen Prüfungen und den zugehörigen Geldmitteln sagen.

: Bearbeitet durch Moderator
von PittyJ (Gast)


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Wenn du sicherheitsrelevante Steuerungen baust, dann ist es egal, ob ein 
AtMega für 2 Euro oder ein STM für 5 Euro verwendet wird.
Due solltest den Prozessor und die Ansteuerung aber beherrschen.
Pull-Widerstände gegen Fehler, Watchdogs. und noch vieles mehr.

Bei Robotersteuerungen verwendet wir auch Redundanz, haben z.B. 2 
Prozessoren, die sich gegenseitig auf 'Lebenszeichen' testen. Da ist mir 
der Preis egal. Denn wenn es beim Kunden zu einem Personenschaden kommt, 
möchte ich nicht der Schuldige sein, nur weil 2 Euro gespart wurden.

von Martin K. (dschadu)


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In einem industrielle Umfeld würde ich eine Safety SPS bevorzugen. Teile 
sind weitreichend verfügbar, Knowhow ist oft in den Betrieben vorhanden. 
Eine Safety SPS ist zwar teuer, erfüllt aber alle Anforderungen die an 
so ein System gestellt werden.
Wenn du eine gute Idee hast, baue einen kleinen Schaltschrank mit solch 
einer SPS, Gedöns drum herum sowie deiner Software und vermarktet das so 
als Komplettpaket.
Wenn ich in einer Maschine so ne Selbstbau Platine sehe ist das für mich 
ein Grund diese Maschine nicht in Betracht zu ziehen zu kaufen. Grund: 
Ersatzteilversorgung. Was ist in ein paar Jahren, wenn die Platine 
abraucht? Wenn Firma pleite, habe ich nen großes Problem.

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