Forum: HF, Funk und Felder T-Spule und Ringschleifenverstärker


von Skittler B. (skittler)


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Hallo,
ich habe leider bei Google anscheinend die falschen Suchbegriffe gewählt 
und muss daher mal diese, eventuell unpassende, Frage stellen.

Für ein Projekt bei dem es um die Unterstüzung von Hörbehinderten 
Menschen geht, soll ein Audiosignal nicht über einen Lautsprecher, 
sondern über eine Induktionsschleife / Ringschleife in die T-Spule der 
Person übertragn werden.
Ich muss gestehen ich habe von der T-Spule somit erst gestern erfahren 
und kannte diese Technik für Hörgeräte noch nicht.
Leider findet man super viele Beiträge und Werbebeiträge über die 
T-Spule und die entsprechenden Hörgeräte. Aber was da wirklich 
Physikalisch abläuft finde ich nicht. Welche Frequenzen, welche 
Leistungen, gibt es fertige Treiberstufen? Welche Anpassung der 
Ringspule muss vorgenommen werden?
Hat eventuell jemand darüber Informationsmaterial, Buchquellen oder 
sonstige Hinweise wo ich das Recherchieren kann?

Vielen Dank schonmal.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Die T-Spule ist für Hörgeräteträger eine hilfreiche Angelegenheit. Das 
"T" in der T-Spule steht dabei für "Telefon". Der Ursprungsgedanke war, 
die elektromagnetischen Wellen des Hörer-Lautsprechers direkt auf eine 
Spule im Hörgerät zu übertragen. Also ohne Umwandlung von elektrischem 
Signal im Telefon auf Schall durch den Lautsprecher und dann wieder 
durch das Mikrofon im Hörgerät auf ein elektrisches Signal. Das ist aber 
nur der eine Aspekt. Entscheidender ist noch, dass das Mikrofon beim 
Telefonieren ausgeschaltet werden kann, weil die Übertragung rein 
elektromagnetisch erfolgt. So werden Störgeräusche aus der Umgebung über 
das Mikrofon vermieden, welche das Verstehen des Hörbehinderten sehr 
erheblich beeinträchtigen würden. Wer Hörbehinderte kennt, weiß, was ich 
meine. Stichwort "Party-Effekt". Hörbehinderte können Nutzschall nicht 
vom Störschall filtern.

Diese Funktion des Hörgerätes, die T-Spule, kann auch für einen anderen 
Zweck eingesetzt werden. Zum Beispiel in Hörsälen, Kinos, Kirchen und 
anderen Räumen, in welchen ein Hörbehinderter aufgrund der Entfernung 
zum Sprecher und wegen der Störgeräusche verloren wäre. Der Sprecher 
benutzt ein Mikrofon, das Signal wird über die von Dir genannte 
Ringschleife im Boden elektromagnetisch auf die T-Spule im Hörgerät 
übertragen.

So weit, so gut. Das ist die Theorie. Von den Hörbehinderten in meiner 
Bekanntschaft weiß ich allerdings, dass die überwiegende Zahl der 
Ringschleifen offenbar vollkommen unbrauchbar ist, weil sie keine 
ausreichende Feldstärke liefert, damit im Hörgerät noch ein brauchbares 
Signal ankommt. Es ist eben ein deutlicher Abstand vom Boden zum 
Hörgerät. Anders als beim Telefonhörer, der direkt am Ohr und Hörgerät 
anliegt.

Hier sind Hersteller und Ingenieure leider vollkommenst unfähig und 
verkaufen unbrauchbare Anlagen. Es ist leider eine Tatsache. Meine 
hörbehinderten Bekannten können ein Lied davon singen. Ich mache hierauf 
aufmerksam, damit Du auf diesen Aspekt besonders achtest und nicht 
alleine theoretische physikalische Berechnungen anstellst, sondern auch 
praktische Versuche mit betroffenen Hörgeräteträgern durchführst. 
Vielleicht kann Dich auch eine Organisation wie der BdS (Bund der 
Schwerhörigen) mit Details unterstützen.

von Harald W. (wilhelms)


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Rainer Z. schrieb:

> Diese Funktion des Hörgerätes, die T-Spule, kann auch für einen anderen
> Zweck eingesetzt werden. Zum Beispiel in Hörsälen, Kinos, Kirchen und
> anderen Räumen, in welchen ein Hörbehinderter aufgrund der Entfernung
> zum Sprecher und wegen der Störgeräusche verloren wäre.

Leider gibt es immer weniger "Hörsälen, Kinos, Kirchen und andere Räume"
mit solchen Induktionsschleifen.

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Rainer Z. schrieb:
> Hier sind Hersteller und Ingenieure leider vollkommenst unfähig und
> verkaufen unbrauchbare Anlagen.

Wie können diese nur mit so umfassender Dummheit beaufschlagt sein?

mfg

von Henrik V. (henrik_v)


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Hatte mal zu Schülerzeiten ein Höhrgerät geerbt. (Damals gab es noch 
keine Walkman.. die kamen erst ein/zwei Jahre später)
Um im Unterricht Radio hören zu können (ohne andere zu stören bzw ohne 
das der Leerkörper es merkt), hab ich ~4m Postkabel 25(?)DA  zu einer 
Spule verlötet. die hatten dann auch etwa 4 Ohm.. oder so ...
Die Spule 3-4 mal zusammengelegt und in den Schulranzen mit Kofferradio 
(potentes Blaupunkt ) eingebaut. Die Spule hat den Lautsprecher ersetzt. 
(Das Radio hatte extra einen Anschluß dafür). Hat gut funktioniert.
Passte nur nicht viel mehr in den Ranzen...

Zuhause die Spule im Zimmer auf dem Fußboden ausgebreitet und mit der 
HiFi-Anlage als Treiber. (60W?) Reichweitentest. Jo, ein Stockwerk 
drunter geht noch, und so bis 5m neben der Spule WIMRE.

Leider lagen meine Orange][ Disketten zu dicht neben der Spule und 
einige hatten danach Lesefehler :)

Also große Spule, einmal die Wand lang...  dabei zählt der Summenstrom, 
also ein Draht mit 10A macht genausoviel Feld (Signal in der T-SPule) 
wie 100 Drähte mit 100 mA.

Wenn es nur ein Draht sein soll: Ich hätte da gerade einen 10V 50A 
Verstärker günstig abzuholen.

: Bearbeitet durch User
von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Harald W. schrieb:
> Leider gibt es immer weniger "Hörsälen, Kinos, Kirchen und andere Räume"
> mit solchen Induktionsschleifen.

Es werden sogar immer weniger solcher Anlagen installiert? Das kann ich 
nicht beurteilen, ich weiß es nicht, es überrascht mich allerdings auch 
nicht. Von einer wahren Inklusion Behinderter sind wir in Deutschland 
ohnehin sehr weit entfernt.

Christian S. schrieb:
> Wie können diese nur mit so umfassender Dummheit beaufschlagt sein?

Das ist Deine ironische Frage, aber Du darfst mit vollem Ernst fragen.

Ist mir auch schleierhaft, das ist aber kein leerer Spruch, sondern 
Tatsache, die entweder einen Betrug darstellt oder die Hersteller sind 
eben schlicht und ergreifend unfähig. Deswegen mein Hinweis, Betroffene 
einzubeziehen. Wenn ich mich wunderte, weshalb Hörbehinderte trotz 
Tonübertragung per Induktionsschleife akustisch nicht folgen können, kam 
der Hinweis, dass es viel zu leise sei. Und das waren keineswegs 
Bedienungsfehler am Hörgerät durch tüddelige Senioren.

Henrik V. schrieb:
> der Leerkörper

Präsenzpflicht vor Corona, das waren Zeiten...

von Gerhard H. (ghf)


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Skittler B. schrieb:
> Hallo,
> ich habe leider bei Google anscheinend die falschen Suchbegriffe gewählt
> und muss daher mal diese, eventuell unpassende, Frage stellen.
>
> Für ein Projekt bei dem es um die Unterstüzung von Hörbehinderten
> Menschen geht, soll ein Audiosignal nicht über einen Lautsprecher,
> sondern über eine Induktionsschleife / Ringschleife in die T-Spule der
> Person übertragn werden.
> Ich muss gestehen ich habe von der T-Spule somit erst gestern erfahren
> und kannte diese Technik für Hörgeräte noch nicht.
> Leider findet man super viele Beiträge und Werbebeiträge über die
> T-Spule und die entsprechenden Hörgeräte. Aber was da wirklich

T-Coil oder von mir aus Spule ist ein terminus technicus der
erst mal überhauptgarnix mit Hörgeräten zu tun hat. Das ist
eine Methode, Breitbandverstärker RICHTIG breitbandig zu machen.
Erfunden wurde das von Tektronix, schon in Zeiten als Oszilloscope
noch Röhren hatten. Wenn Du in einem Artikel ein Bild siehst
mit einer liegenden Spule mit Masseanzapfung in der Mitte, dann hat
das mit Deinem Thema absolut nichts zu tun. Damit kann man die
meisten Zitate schon mal aussondern.

Gruß, Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Realist (Gast)


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Wenn hier im Thread von "Wellen" geschrieben wird, dann nimm das bitte 
nicht ernst. Die Anwendung hat aber auch garnichts mit Wellenausbreitung 
zu tun, da hierfür die Schleife einige Kilometer lang sein müsste, das 
geht rein magnetisch (transformatorische Kopplung).

Die Induktionsschleife erzeugt einfach ein Magnetfeld direkt aus der 
akustischen Niederfrequenz. Die Spule im Hörgerät nimmt dieses 
Wechselmagnetfeld auf und gibt es an den Mensch je nach Hörgerät passend 
weiter.

https://de.wikipedia.org/wiki/Induktive_H%C3%B6ranlage

von udok (Gast)


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Gerhard H. schrieb:
> T-Coil oder von mir aus Spule ist ein terminus technicus der
> erst mal überhauptgarnix mit Hörgeräten zu tun hat.

T-Spule = Telefonspule.  Gibt es seit Ewigkeiten.
Wenn du einen Verstärker brauchst, probiere es mit einem normalen HiFi
Verstärker.

von udok (Gast)


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Jede modernes und altes Hörgerät der gehobenen Preisklasse hat eine 
kleine
ca. 4x1 mm Spule eingebaut, die induktive Signale einkoppeln kann.
Die gibt es auch als Aufsatz zum Dranstecken.

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