Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Relaiskontakte HiFi-Verstärker freibrennen?


von roehrenvorheizer (Gast)


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Hallo allerseits,

ich habe hier einige HiFi-Verstärker mit 2 x 40W, 80W, 120W, 120W 
versprochener  Sinusdauerleisung im Alter von je 30 Jahren etwa und 
jahrelang unbenutzt. Alle haben des selben Fehler mehr oder weniger 
stark ausgeprägt. Das Lautsprecher-Schutzrelais an den Ausgängen hat 
wohl oxydierte Kontakte und deshalb ertönt erst mal nichts, nur wenn man 
LAUT stellt, merkt man, wie nach und nach der Ton nach einigem Krächzen 
wieder kommt. Besser geht das, wenn man den Bass-Steller noch aufdreht. 
Die Leistung steckt in den tiefen Tönen und brennt die Kontakte frei.

Das eine Exemplar, das ich schon stärker wieder im Gebrauch habe, zeigt 
schon Fortschritte, aber immer leise gestellt, reißt der Kontakt immer 
wieder ab. Sogar manche Schaltknöpfe kratzen.

Was nicht in Frage kommt, ist der Austausch der Relais. Bei dem einen 
kommt man an die Relais dran, aber der Deckel läßt sich in eingebautem 
Zustand nicht abnehmen, um da mal zu reinigen. Bis ich da die passenden 
Typen habe und auch noch eingebaut sind.

Bleibt also nur das Freibrennen. Die Idee wäre, an die vier Ausgänge 
nacheinander Lastwiderstände/Autoglühlampen anzuschließen, dann ein 
Sinussignal drauf zu geben und moderat aufzudrehen. Verschmoren soll da 
ja nichts.

Hat jemand vielleicht noch eine Idee oder Erfahrung damit?

Letztens fiel mit ein Online-Händler für HiFi-Geräte auf, der genauso 
alte Verstärker anbietet, wie ich hier habe. Preisspanne 150 ... 300. 
Die stammen aus den berühmten Haushaltsauflösungen und wurden wohl die 
letzten 20 Jahre auch nicht mehr benutzt. Also dürfte dort das gleiche 
Problem entstanden sein, aber sie werden als voll funktionsfähig 
angeboten. Der Fehler bei meinen Exemplaren dagegen würde sofort 
auffallen.


Mit freundlichem Gruß

von Fips (Gast)


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Ich löte das Relais aus. Dann wird es zerlegt und gereinigt.
Vor dem Zusammenbau kneife ich die Plastiknasen,
die den Deckel halten, ab.
Dann kann man beim nächsten mal den Deckel ohne Löten entfernen
und die Kontakte reinigen.

von Klaus W. (mfgkw)


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Reinigen hilft nicht lange, wenn die Kontakte erstmal angeschmurgelt 
sind.

Wenn du eh auslötest, dann mach doch einen Sockel drunter.

von oszi40 (Gast)


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Falls nur goldbeschichtete Kontakte benutzt wurden, ist die Schicht 
abgebrannt. Da hilft nur Ersatzbeschaffung. Da Du nur von einem Typ 
beschreibst, wirst Du ihn schnell finden? Datenblatt? Finderrelais?
Wichtig ist auch die richtige Kontaktbelegung. 
https://www.tme.eu/de/katalog/relais-und-schutze_112502/

von Teo D. (teoderix)


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Klar kann das funktionieren.

Mit 1k-2k Schmirgelpapier bearbeiten, vertragen nicht alle.

von oszi40 (Gast)


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Für ROBUSTE Kontakte gab es auch eine "Kontaktfeile". Hilft leider nur 5 
Minuten bei beschichteten Kontakten.

von ArnoR (Gast)


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roehrenvorheizer schrieb:
> Was nicht in Frage kommt, ist der Austausch der Relais. Bei dem einen
> kommt man an die Relais dran, aber der Deckel läßt sich in eingebautem
> Zustand nicht abnehmen, um da mal zu reinigen.

Haube anbohren und etwas Kontaktspray auf die Kontakte geben.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Bei 30 Jahre alten Geräten wäre es möglich, daß er noch Relais mit 
unbeschichteten Kontakten hat, da könnte ein mechanisches Reinigen 
helfen. Freibrennen geht nicht, davon werden die Kontakte nicht besser 
bzw. wenn man es mit viel Strom probiert führt es nur dazu, daß das 
Relais am Ende auch noch klebt.

Bei Relais neuer Bauart geht es nicht mehr, praktische alle haben heute 
beschichtete Kontakte. Wenn die Beschichtung einmal weg ist, 
funktioniert das Relais nach einer mechanischen Reinigung zwar trotzdem 
erstmal wieder, aber der Kontaktverschleiß ist dann extrem hoch und die 
Probleme kommen sehr schnell wieder. Abhilfe gibts nur durch Austausch 
der Relais.

von michael_ (Gast)


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Löte erst mal alle Kontakte nach.
War bei meinem SONY die Ursache.

Meist ist doch eine Taste um bei Kopfhörerbetrieb abschalten zu können.
Bei ordentlicher Lautstärke viele Male schalten.
Zum Freibrennen.

von Stefan F. (Gast)


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roehrenvorheizer schrieb:
> Was nicht in Frage kommt, ist der Austausch der Relais.

Dann halt nicht. Es zwingt dich niemand dazu, die Geräte zu reparieren.

> Bleibt also nur das Freibrennen.

Du könntest auch versuchen, sie mit einem Vorschlaghammer zusammen zu 
kloppen. Mal ehrlich, wie kommt man auf solche Ideen?

Aderlass gegen Corona, oder was?

von _Gast (Gast)


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Hm,

>Haube anbohren und etwas Kontaktspray auf die Kontakte geben.

Dafür gehörst du mit einem nassen Handtuch geschlagen!!!


Relais => Alternativtypen suchen und ersetzen alles andere ist nur 
temporär!

Potis, Wahlschalter => zerlegen, mit feinen Radiergummi reinigen, mit 
Tuner 600 reinigen und mit Silikonfett leicht einfetten um den 
Luftsauerstoff draußen zu halten.

Wenn die Schleiferbahn am Ende ist, entweder Ersatztyp suchen, oder 
evtl. unbenötigte Einstellung direkt überbrücken.

Und ja, wenn man die Zeit rechnet rentiert sich das in den allermeisten 
Fällen nicht, außer man hat eines der begehrten (überschätzten?) alten 
Luxusgeräte.
Für manche Dinge läuft die Zeit leider doch einmal ab, vor allen wenn 
man in Ebay und Co sich die Preise für gebrauchte Geräte ansieht, die im 
gleichen Leistungsbereich liegen. (Immer wenn ein neuer Videostandard 
rauskommt, fällt der Wert der "veralteten" Geräte massiv, wer das nicht 
braucht kann richtig schöne Schnapper machen)


mfg
Gast

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

schon mal Danke für die vielfältig auseinander driftenden Meinungen und 
Ratschläge. Wenn also das Aufpäppeln nichts wird, müßte ich mich auf 
Ersatzbeschaffung ausrichten.

Mit Freibrennen war gemeint, anstatt mir die Musik per Lautsprecher um 
die Ohren wehen zu lassen, doch lieber die Leistung in Lastwiderstände 
rein zu geben, etwa bei 1/4 bis 1/3 der angegebenen Maximalleistung. Das 
müßten Elektronik und Relais locker aushalten.

Von dem einen Exemplar, das bei uns neu gekauft wurde, weiß ich genau, 
wie wenig es genutzt wurde und wie nach 15..20 Jahren Nichtgebrauch die 
Kratzerei und die Aussetzer da waren. Da glaube ich kaum, daß eine 
Beschichtung so schnell abgetragen sein kann.

Der nächste war anfangs vor 10..12 Jahren noch OK, dann 8..10 Jahre 
nicht im Gebrauch, leider, jetzt wieder einigermaßen Ok, nur nicht 
perfekt.

Über die frühere Nutzung der anderen zwei Kandidaten ist mir nichts 
bekannt. Bei mir bisher nur Briefbeschwerer.

Rentieren tut sich das alles fast immer nicht, aber es ist ja nicht, um 
Geld zu verdienen.

mfg

von Fips (Gast)


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Klaus W. schrieb:
> Wenn du eh auslötest, dann mach doch einen Sockel drunter.

Dann hast du eine weitere Baustelle geschaffen.

von Stefan F. (Gast)


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Christian S. schrieb:
> 15..20 Jahren
> da glaube ich kaum, daß eine Beschichtung so schnell abgetragen sein kann.

Erstmal sind 20 Jahre nicht "so schnell" und zweitens oxidieren Metalle.

von Gudrun Ensslin (Gast)


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Relais klingt immer kratzig. Besser mit zwei anti-seriell geschalteten 
Mosfet und photovoltaik-Optokoppler. Das Ergebnis lohnt den Aufwand in 
jedem Fall, auch wenn der TO sagt, ein Austausch der Relais käme nicht 
in Frage.

von Stefan M. (derwisch)


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-Relais öffen.
-Einen Streifen Papier durch die (geschlossenen) Kontakte ziehen, der 
zuvor mit Oszillin T6 (Teslanol) getränkt wurde.
-Fertig.

Wenn das nicht für eine sehr lange Zeit die Probleme beseitigt, wäre das 
schon sehr seltsam.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Angehängte Dateien:

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Stefan ⛄ F. schrieb:
> zweitens oxidieren Metalle.

Ja, leider auch in diesen Fällen trotz Wohnzimmeratmosphäre.

Gudrun Ensslin schrieb:
> Besser mit zwei anti-seriell geschalteten
> Mosfet und photovoltaik-Optokoppler.

Interessante Alternative, kannte ich noch gar nicht.

Stefan M. schrieb:
> zuvor mit Oszillin T6 (Teslanol) getränkt wurde

dasda? Warum habe ich das noch nicht im Fundus?
https://www.buerklin.com/de/Kontakt--Tunerspray-OSZILLIN-t6-Teslanol-400ml/p/12L226

> sie mit einem Vorschlaghammer zusammen
Sollte ich tatsächich mit diesem Feinwerkzeug dran gehen, beführchte 
ich, daß sich der DC-Arbeitspunkt dieser FET-Eingangsstufe im 
Spannungsverstärker (separate Platine) verschieben könnte, siehe Bild 
;-)
Wäre schade, denn diesen habe ich kürzlich erst von ursprünglich 25 mV 
auf 8 mV justiert.


mfg

: Bearbeitet durch User
von Arthur Fleck (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Sollte ich tatsächich mit diesem Feinwerkzeug dran gehen, beführchte
> ich, daß sich der DC-Arbeitspunkt dieser FET-Eingangsstufe im
> Spannungsverstärker (separate Platine) verschieben könnte, siehe Bild

Sehr interessantes Gerät, um das zu studieren.
Magst du nicht den Rest der Schaltung auch noch hier posten?
😀

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hier hat sich schon jemand Mühe mit seinem Exemplar gemacht. Den Fehler, 
des seines hat, hat meines nicht, dafür spinnt der Drehknopf zur 
Eingangswahl sowie der motorbetriebene Schiebeschalter an der hoch 
stehenden Platine und gibt oft kein Sigal durch. Schade um das 
fernbedienbare Gerät, die Konstruktion ist anschienend anfällig. Schwer 
ist er auch, ich freue mich immer, wenn ich die 13 kG herumtragen darf. 
Meiner ist auch gut mit Wohnzimmer-Teppichstaub oder Wolle vom Hund 
gefüllt, ein hoch auf die Vorbesitzer!
Sind zwei Elkos 10000µF und zwei dicke Transistorpaare für die beiden 
Endstufen.

https://old-fidelity-forum.de/thread-43120-post-1434794.html

Komplettes Schaltbild gibt's hier, muß man im reader umdrehen.

https://www.eserviceinfo.com/index.php?what=search2&searchstring=Pioneer-A604R+amp.pdf

mfg

: Bearbeitet durch User
von Arthur Fleck (Gast)


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Ganz ❤lichen Dank.
Werde mir diesen Schaltplan zu Gemüte führen, finde das spannend. 😀 Die 
Schaltung kapiere ich im Moment noch überhaupt nicht, ist sehr 
ungewöhnlich. Wo mögen da die Vorteile liegen?
Liebe Grüße

von zurück in den BMKomplex, Fräulein (Gast)


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Gudrun Ensslin schrieb:
> Relais klingt immer kratzig. Besser mit zwei anti-seriell geschalteten
> Mosfet und photovoltaik-Optokoppler. Das Ergebnis lohnt den Aufwand in
> jedem Fall, auch wenn der TO sagt, ein Austausch der Relais käme nicht
> in Frage.

So ein Schwachsinn. Vor allem für Audio sind Relais das Maß der Dinge,
um Klein- wie Großsignal völlig kratz- und Verzerrungsfrei zu leiten.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Arthur Fleck schrieb:
> ist sehr
> ungewöhnlich. Wo mögen da die Vorteile liegen?

Zumindest sind oben und unten zwei Stromspiegel realisiert mit Hilfe so 
eines speziellen Doppeltransistors, das ist so ein ganz kleiner 
Sechsbeiner. Wie der Rest funktioniert, wird mir wohl verborgen bleiben. 
Gekühlt ist in dem Bildausschnitt nur der Vbe-multiplier Q231 zur 
Ruhestromeinstellung.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> roehrenvorheizer schrieb:
>> Was nicht in Frage kommt, ist der Austausch der Relais.
>
> Dann halt nicht. Es zwingt dich niemand dazu, die Geräte zu reparieren.
+1
Ein Austausch ist die einzige vernünftige Lösung wenn das halten soll.
Bei irgendwelchen Spezialschaltern kann ich Reparaturversuche noch 
verstehen, aber hier nicht mehr.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> -Relais öffen.
> -Einen Streifen Papier durch die (geschlossenen) Kontakte ziehen,
>  der zuvor mit Oszillin T6 (Teslanol) getränkt wurde.
> -Fertig.
>
> Wenn das nicht für eine sehr lange Zeit die Probleme beseitigt,
> wäre das schon sehr seltsam.

Sorry, aber klares Contra. Ich hab sowas ähnliches mit den ENS-Relais 
verschiedener Solar-Einspeisewechselrichter probiert, kannste vergessen. 
Es funktioniert für kurze Zeit, danach hat man die gleichen Probleme 
umso stärker wieder. Man merkt, daß die Relais ohne die Beschichtung 
ihrer Kontakte einfach nicht funktionieren.

Hohen Strom bzw. laute Musik durch die bereits angeschlagenen Kontakte 
zu schicken, führt nur zu deren Erwärmung und weiteren Schädigung, ggf. 
brennt das Relais fest, aber nicht frei. Das ist nicht der Auspuff vom 
Opel Manta.

Es ist leider nicht möglich, beschichtete Kontakte ohne Austausch zu 
reparieren.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Tja, dann habe ich mit den vier Kandidaten doch ein größeres Problem.
Danke für die Hinweise.

mfg

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Ah, Ebay hat vorgesorgt, da gibt es breits von findigen Anbietern die 
garantiert passenden Relais-Sätze für die vielen Problemkinder, die in 
diesen Jahren verscherbelt werden:

z.B.
https://www.ebay.de/itm/112029940384?mkrid=707-53477-19255-0&siteid=77&mkcid=1&campid=5336403535&toolid=10001&mkevt=1&customid=itemlink&ul_ref=https%3A%2F%2Frover.ebay.com%2Frover%2F1%2F711-53200-19255-0%2F1

oder hier das für den A607:

https://www.ebay.de/itm/112359241580?hash=item1a2921f76c:g:orsAAOSwpP9Y5AEC

mfg

von Pille (Gast)


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Klaus W. schrieb:
> Reinigen hilft nicht lange, wenn die Kontakte erstmal
> angeschmurgelt
> sind.
>
> Wenn du eh auslötest, dann mach doch einen Sockel drunter.

Die Kontakte sind nicht angeschmurgelt, sondern meißt AgCd 
Kontaktmaterial das durch Schwefelverbindungen in der Luft eine 
Oberflächte aus Silbersulfid ausbildet. Putzen hilft ... nicht lange. 
Ich habe in meinen Geräten die Relais gegen andere mit Goldkontakten 
ausgetauscht, ich hatte es satt...

Gruß,
Pille

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