Forum: Platinen Wie kann ich dieses IC auslöten ?


von Felix K. (pfiffiger_pfelix)


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Hallo,

Ich wollte einmal nachfragen, ob jemand einen Tipp hat, wie ich am 
besten das auf dem Bild abgebildete IC auslöten kann ?

(Es handelt sich um einen SCR (Silicone Controlled Rectifier) und die 
Platine ist aus einem Ladegerät, das IC soll ausgetauscht werden).

Die Beinchen habe ich abbekommen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich 
den "IC-Körper" von dem großen Lötpad herunterbekommen soll.
Ich habe schon versucht mit Entlötlitze an allen vier seiten das Lot 
herauszusaugen, aber da kam nicht viel.
Desweiteren weiß ich nicht, ob es nur ein großes Lotpad ist, oder auch 
ein Klebepad, also das IC auch noch mit Klebstoff gehalten wird.
Habe gelesen, man soll die ganze Platine auf eine Kochplatte mit 
niedriger Stufe legen, sodass es von unten gleichmäßig erwärmt wird.
Heißluftföhn müsste ich mir besorgen (habe aktuell nur einen normalen 
Lötkolben) und wenn ich von oben mit dem Heißluftföhn drangehe, dann 
gehen die kleinen Bauteile drumrum 100-pro zuerst ab, daher bin ich mir 
da nicht sicher ob das Sinn macht.

Hat zufällig jemand sowas schon mal abbekommen und kann ein paar Tipps 
geben ?

Gruß

: Verschoben durch Moderator
von Peter D. (peda)


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Mit viel Lötzinn und einem kräftigen Lötkolben (50W) mit breiter Spitze.
Das Zinn an die breite Kühlfahne des ICs bringen und flüssig machen, bis 
er wegschwimmt.

Die beiden Beinchen knipse ich immer erst ab, damit die Pads sich nicht 
ablösen.

: Bearbeitet durch User
von Denis (Gast)


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Heißluft geht auch, rest mit Alufolie abdecken.

von Felix K. (pfiffiger_pfelix)


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Hallo, danke für den Hinweis.

Ich habe das grade mal ausprobiert, das Problem ist aber, das Lot will 
nicht unter das Pad fließen. Egal wo ich mit dem Lötkolben ansetze und 
Lot zuführe, es bildet sich immer ein großer Klumpen am Rand und das Lot 
fließt nicht auf/unter das Pad (Der Lötkolben steht schon auf Maximum, 
laut Typenschild hat er 48W).

Gruß

: Bearbeitet durch User
von Fabian H. (hdr)


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Dann wartest Du nicht lange genug.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Felix K. schrieb:
> und das Lot fließt nicht auf/unter das Pad
> (Der Lötkolben steht schon auf Maximum, laut Typenschild hat er 48W).
Der ist zu schwach. Er bekommt nicht genug Wärme in die Leiterplatte. 
Das kann auch an einer langen, dünnen, filigranen Lötspitze liegen.

Ich nehem dafür das Handstück WSP80 von Weller mit einer kurzen dicken 
Lötspitze. Mit sowas wie hier abgebildet, da geht das dann:
https://www.voelkner.de/products/2357041/Weller-WSP-80-Loetkolben-24V-80W-Meisselform-50-450C-inkl.-Loetspitze.html

von michael_ (Gast)


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Lötkolben zu klein.
Nimm den vom Opa.

von Fabian H. (hdr)


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Ansonsten: Viel hilft viel. Schön viel Lötzinn nehmen, dass da ein 
richtiger Ball entsteht.

von Dussel (Gast)


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Felix K. schrieb:
> wenn ich von oben mit dem Heißluftföhn drangehe, dann
> gehen die kleinen Bauteile drumrum 100-pro zuerst ab, daher bin ich mir
> da nicht sicher ob das Sinn macht.
Es geht ja nicht darum, das Bauteil mit dem Fön abzulöten, sondern 
darum, die Platine vorzuwärmen. Wenn die Platine Raumtemperatur hat, 
muss der Lötkolben die Temperatur um etwa 280 °C erhöhen, wenn die 
Platine schon auf 100 °C  aufgeheizt ist, muss der Lötkolben nur noch 
200 °C 'zuführen'. Das ist schonmal fast ein Drittel weniger.

von Felix K. (pfiffiger_pfelix)


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Lothar M. schrieb:
> Ich nehem dafür das Handstück WSP80 von Weller mit einer kurzen dicken
> Lötspitze. Mit sowas wie hier abgebildet, da geht das dann:
Die Lötspitze, die ich nutze entspricht von der Form her genau der 
verlinkten.
Dann sind es wohl zu Wenig Watt.

Fabian H. schrieb:
> Ansonsten: Viel hilft viel. Schön viel Lötzinn nehmen, dass da ein
> richtiger Ball entsteht.
Ich habe schon drangehalten bis ein richtiger Ball entsteht, das Problem 
es bleibt ein Ball und fließt nicht unter das Pad.

Denis schrieb:
> Heißluft geht auch, rest mit Alufolie abdecken.
Welche Temperatur würdet ihr denn beim Heißluftföhn empfehlen (wenn ich 
alles andere mit Alufolie abdecke ?

von Felix K. (pfiffiger_pfelix)


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Dussel schrieb:
> Es geht ja nicht darum, das Bauteil mit dem Fön abzulöten, sondern
> darum, die Platine vorzuwärmen. Wenn die Platine Raumtemperatur hat,
> muss der Lötkolben die Temperatur um etwa 280 °C erhöhen, wenn die
> Platine schon auf 100 °C  aufgeheizt ist, muss der Lötkolben nur noch
> 200 °C 'zuführen'. Das ist schonmal fast ein Drittel weniger.

Achso ok, danke für die Erklärung jetzt verstehe ich.
Dann probiere ich mal Camping-Kochplatte auf kleiner Stufe + Lötkolben 
und Heißluftföhn (den ich mir noch leihen muss) ebenfalls auf kleiner 
Stufe + Lötkolben, vllt. klappt eine dieser Varianten.

von Joachim B. (jar)


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Felix K. schrieb:
> das Problem
> es bleibt ein Ball und fließt nicht unter das Pad.

das muss es doch nicht nur die Temperatur transportieren bist das Zinn 
unter dem IC flüssig wird!
Evtl. wenn alles schon flüssig ist, ist das Teil geklebt? das kann man 
testen wenn das Zinn schön flüssig ist mit der Spitzzange das IC 
versuchen vorsichtig zu drehen, ist das Zinn flüssig wird der Kleber 
sich nicht wehren, wenns nicht geht war das Zinn noch nicht flüssig!

schau auch mal auf der Rückseite von der Platine unterm IC ob da nicht 
VIAs sind!
Untere thermal VIAs und eine große Fläche sind echt übel

: Bearbeitet durch User
von Felix K. (pfiffiger_pfelix)


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Ok, danke bisher für die Tipps, ich habe jetzt "mit viel gutem Willen" 
es hinbekommen das Teil auch ohne Heißluftföhn oder Herdplatte zu 
entfernen.

Die Preisfrage ist jetzt (wie Ihr euch sicher denken könnt) wie bekomme 
ich jetzt das neue Teil gescheit aufgelötet ?
Ich habe schon mal das Pad und die beiden kleinen Pads für die zwei Pins 
vorverzinnt, das Problem ist aber jetzt, da die Lötfläche zwischen dem 
IC und dem Pad ist, kann man nicht gleichzeitig den Lötkolben anhalten 
und das Bauteil draufdrücken, es geht immer nur eines.
Ich habe schon versucht, das Lot auf dem Pad durch hin und her-bewegen 
des Kolbens gleichmäßig zum fließen zu bringen, was auch klappte, aber 
um dann das IC aufzudrücken, ist eine zu lange Zeitspanne erforderlich, 
in der das Lot wieder erstarrt.

Das ist im Moment mein Problem.

von René F. (Gast)


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Felix K. schrieb:
> Die Preisfrage ist jetzt (wie Ihr euch sicher denken könnt) wie bekomme
> ich jetzt das neue Teil gescheit aufgelötet ?

Lötkolben mit genügend Leistung und breiter Spitze, Heißluft oder 
Infrarot.

von Helmut -. (dc3yc)


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Da ist viel zu viel Lötzinn drauf! Nimm Entlötlitze und mache 80% 
herunter. Das reicht dann immer noch, wenn du viel Flussmittel 
dazugibst. Und wie sieht die Rückseite aus? Sind da viele Vias, durch 
die man evtl. auch durchlöten könnte? Wenn dein Lötkolben bei so einer 
kleinen Fläche schon Probleme macht, ist er definitiv zu schwach!

von Mario R. (mario001) Benutzerseite


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Ich würde nur ein Pad vorverzinnen, und zwar das, welches am einfachsten 
zu löten ist (im Bild wäre das das rechts oben). Von allen anderen Pads 
das Zinn mit Entlötlitze etc. entfernen.

Dann Bauteil aufsetzen und mit dem vorverzinnten Pad anlöten und richtig 
ausrichten. Wenn es richtig sitzt (und vor allem plan aufliegt!), dann 
die anderen Pads löten.

Für das große Pad einen Lötkolben mit großer Spitze ansetzen, warm 
werden lassen und dann Lötzinn zuführen, so dass es unter das Bauteil 
fließt.

von Christian M. (christian_m280)


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Ich hätte jetzt von Anfang an mal den LSL auf dem Pad weggekratzt, so 
kannst Du bequem neben dem - äh - SCR den Lötkolben hinhalten!

Gruss Chregu

von Felix K. (pfiffiger_pfelix)


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Ok ich werde jetzt erstmal einen passenden Lötkolben (genug Leistung) 
organisieren.
Danke bisher für die Tipps.

von michael_ (Gast)


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Besorge dir mal paar ältere PC-Hauptplatinen zum üben.

Sei froh, dass es nicht komplette TO-220 (mit Blech) sind.

von René F. (Gast)


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michael_ schrieb:
> Sei froh, dass es nicht komplette TO-220 (mit Blech) sind.

Die hätte man aber schön am Blech erwärmen können.

von Martin (Gast)


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Wie alt ist die ursprüngliche Platine eigentlich? Ist es die schon 
Bleifrei gelötet? Was für Lötzinn verwendest du?

von Felix K. (pfiffiger_pfelix)


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Martin schrieb:
> Wie alt ist die ursprüngliche Platine eigentlich? Ist es die schon
> Bleifrei gelötet? Was für Lötzinn verwendest du?

Das Alter der Platine ist mir leider nicht bekannt, ich denke aber dass 
es bleifrei ist.
Ich verwende aktuell einen Restbestand von bleihaltigem Lot (ein 
Überbleibsel aus Ausbildungszeiten).

: Bearbeitet durch User
von michael_ (Gast)


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Bei Bleifrei hast du ohne Zugabe von Bleizinn keine Chance.
Oben in der Fuge zwischen Blech und Platine ordentlich Bleizinn.
Dazu noch genügend Lötkolbenpower.

Einlöten.
Überflüssiges Zinn absaugen.
Die kleinen Pin anlöten.
Von oben Druck geben und wieder an der Fuge mit ordentlich Zinn 
erwärmen.

Ordentlich heist, dass die Spitze im Zinn schön versenkt ist.
Um eine gute Wärmeübertragung zu sichern.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Felix K. schrieb:
> Das Alter der Platine ist mir leider nicht bekannt
Du könntest einfach mal nach Datecodes auf ICs suchen. Meist sind die 
nicht soooo arg alt, wenn sie verbaut werden.

> ich denke aber dass es bleifrei ist.
Wenn ich mir die glänzenden Lötstellen so ansehe, dann schimmert es aber 
sehr bleihaltig.

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