Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Harmonischer Filter verschlimmer THD - warum?


von Tom (Gast)


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Hallo miteinander

Ich müsste von meinen Funktionsgenerator eine Sinuswelle erzeugen wobei 
die THD des Signals besser sein sollte als 80dB.

Als ich mir das Signal auf dem Oszilloskop angeschaut habe (Ausgang des 
Funktionsgenerator direkt mittels BNC an Oszilloskop-Eingang), sind mir 
die Harmonischen welche vom Funktionsgenerator kommen aufgefallen (siehe 
Bild "Oszilloskop_messung.png").

Channel 4 (grün) zeigt die FFT des Funktionsgeneratorausgangs.

Um die Harmonischen abzuschwächen dachte ich mir einen Bandsperrfilter 
in Serie mit einem Widerstand zu benutzen, wie in 
"harmonic_filter_sim.png" gezeigt.

Ich habe den Ferritkern hier 
(https://www.digikey.ch/de/products/detail/epcos-tdk-electronics/B65541T0400A048/3913789) 
benutzt mit ca. 200 Wicklungen und dann zwei 10nF Kondensatoren parallel 
geschaltet, wie in "filter_pic.png" gezeigt und dann entsprechend mit 
dem Oszilloskop verbunden. (Die Bandsperre habe ich zuvor an ein RLC 
Meter angeschlossen, hat bei Resonanz ca. 100kOhm und der Q Faktor ist 
ca. 100).

Channel 1 (orange) zeigt die FFT des Signals, wenn man die Spannung über 
der Bandsperre abgreift.

Wie man sieht scheint der Bandsperrfilter die Harmonischen nicht 
abzuschwächen, was ich nicht nachvollziehen kann? (Die 3te Harmonische 
z.B. scheint sogar verstärkt zu werden).

Bei der Messung stelle ich die Frequenz auf dem Funktionsgenerator so 
ein, dass die Spannung, die ich über der Bandsperre messe maximal wird 
(d.h. ich sollte bei Resonanzfrequenz messen). Die Spannung vom 
Funktionsgenerator ist etwa 100mV Spitzenspannung.

Weiss vielleicht jemand, wieso das nicht funktioniert?

von Sven D. (sven_la)


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Dein Bandsperrfilter dämpft nur eine Frequenz. Sicher das du nicht eher 
einen Tiefpass benötigst?

von Nachhelfer (Gast)


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Tom schrieb:
> Ich habe den Ferritkern...

Schon mal eine Magnetisierungskennlinie eines Ferrit gesehen? Ferrite 
sind nichtlinear.

> mit ca. 200 Wicklungen

Windungen!

von Tom (Gast)


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Sven D. schrieb:
> Dein Bandsperrfilter dämpft nur eine Frequenz. Sicher das du nicht
> eher
> einen Tiefpass benötigst?

Sorry, der Name "Bandsperre" ist in diesem Zusammenhang vielleicht etwas 
verwirrend. Der LC Schwingkreis wirkt als "Saugkreis" und hat bei seiner 
Resonanzfrequenz eine hohe Impedanz. Bei dieser Resonanzfrequenz fällt 
also eine Spannung über dem LC Schwingkreis ab, alle anderen Frequenzen 
sollten abgeschwächt werden.

von Tom (Gast)


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Nachhelfer schrieb:
> Schon mal eine Magnetisierungskennlinie eines Ferrit gesehen? Ferrite
> sind nichtlinear.

Das wäre möglich. Theoretisch ist der Fluss im Kern ja gegeben durch

Wenn man die Daten vom Kern eingibt erhält man ein B von ca. 4.5mT, das 
scheint mir doch recht weit von der Saturierung des Kerns entfernt?

von Rente mit 76 (Gast)


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von Nachhelfer (Gast)


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Tom schrieb:
> erhält man ein B von ca. 4.5mT, das
> scheint mir doch recht weit von der Saturierung des Kerns entfernt?

Ferrite sind nicht erst im gesättigten Zustand, sondern auf der ganzen 
Kennlinie unlinear, jedenfalls wenn man so kleine Verzerrungen 
betrachtet. Deswegen werden z.B. in hochwertigen Lautsprecherweichen 
Luftspulen und keine Ferritkernspulen eingesetzt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Weich-_und_hartmagnetische_Hysteresekurve.jpg

von H. H. (Gast)


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Nachhelfer schrieb:
> Schon mal eine Magnetisierungskennlinie eines Ferrit gesehen? Ferrite
> sind nichtlinear.

Mit seinen paar mT ist noch gut im linearen Bereich.

von H. H. (Gast)


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Sind das am Ende FFT-Artefakte deines Oszis?

von HildeK (Gast)


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H. H. schrieb:
> Sind das am Ende FFT-Artefakte deines Oszis?

... oder die Verzerrungen des Eingangsverstärkers.
Ich würde nichts auf die Anzeige im Scope geben, auch nicht bei einem 
LeCroy wie hier.
Spektrale Analysen macht man mit einem Spektralanalyser, hier speziell 
mit einem für Audio geeigneten.

von H. H. (Gast)


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HildeK schrieb:
> Spektrale Analysen macht man mit einem Spektralanalyser, hier speziell
> mit einem für Audio geeigneten.

ACK!

von Wolfgang (Gast)


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Tom schrieb:
> und dann zwei 10nF Kondensatoren parallel

Zum Glück gibt es nur einen Typ von Kondensatoren. Hast du solche 
verwendet, oder doch andere? ;-)

von Günni (Gast)


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H. H. schrieb:
> Sind das am Ende FFT-Artefakte deines Oszis?

"Normalerweise" gibt man bei einer FFT an, wie groß die Sample-Rate und 
die Speichertiefe war. Dann sollte angegeben werden,welche 
Filtereinstellung (Rechteck, Hamming, Haning o.ä.) verwendet wurde. Erst 
dann kann man (ich jedenfalls) die Bilder vernünftig interpretieren. Da 
ich die LeCroy-Anzeige nicht kenne, sagen mir die dargestellten Angaben 
wenig - bzw. ich muss sie (fehl-) interpretieren. Ich bin jedenfalls da 
bessere (eindeutigere) Darstellungen gewohnt.

von Tom (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Zum Glück gibt es nur einen Typ von Kondensatoren. Hast du solche
> verwendet, oder doch andere? ;-)

Es handelt sich um zwei von denen hier (10nF NP0 Keramikkondensator):

https://www.digikey.ch/de/products/detail/tdk-corporation/C1608C0G1E103J080AA/970428

Günni schrieb:
> "Normalerweise" gibt man bei einer FFT an, wie groß die Sample-Rate und
> die Speichertiefe war.

Die Speichertiefe betrug 10MS im Bild, also 10'000'000 Samples über 
einen Zeitraum von 10x200ms also 2s.

Die Abtastrate betrug damit 5MHz bzw. das Abtastinterval 200ns.

Window war glaube ich Hanning.

HildeK schrieb:
> ... oder die Verzerrungen des Eingangsverstärkers.

Die 3te Harmonische liegt bei meinem FIlteruasgang allerdings -45dB 
unter der Grundfrequenz. Praktisch jeder OpAmp ist doch unter -60dB THD?

von Purzel H. (hacky)


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80dB .. heftig. Weii der poster, was er da wuenscht ? das ist eine 
Unterdrueckung von 10^4, also bei 1Vpp signal, waere das dann 0.1mVpp.

Ja. Mach mal.

von A-Freak (Gast)


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von HildeK (Gast)


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Tom schrieb:
> Die 3te Harmonische liegt bei meinem FIlteruasgang allerdings -45dB
> unter der Grundfrequenz. Praktisch jeder OpAmp ist doch unter -60dB THD?

Ein Eingangsverstärker eines Oszis muss nicht auf minimale Verzerrungen 
ausgelegt sein. Er muss z.B. eine hohe Bandbreite und einen linearen 
Frequenzgang haben! Das muss sich zwar nicht zwangsweise widersprechen, 
zeigt aber, wohin die Anstrengungen bei der Entwicklung gehen.
Zudem ist es ein digitales Oszi, es folgt also ein AD-Wandler. Wie viele 
Bit hat der Auflösung? Oft sind es nur 8Bit, vielleicht auch 10. Mehr 
ist eh auf der Darstellung eines Oszi-Schirms nicht aufzulösen.
Ich bleibe dabei: du verwendest ein falsches Messgerät! 80dB wirst du 
damit niemals messen können.

von HildeK (Gast)


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Nachtrag: wenn man vermutet, dass die Spule mit dem Kern die 
Verzerrungen produzieren, dann probiert man eben mal einen Tiefpass oder 
einen Bandpass mit R und C. Wenn auch die Dämpfung bei den nahen 
Oberwellen nicht so groß sein wird, so wird man doch weiter weg 
Unterschiede sehen, wenn es nicht am falschen Messmittel liegt.
Aber 80dB Abstand zu messen geht einfach nicht mit dem Oszi.

von H. H. (Gast)


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HildeK schrieb:
> Ich bleibe dabei: du verwendest ein falsches Messgerät! 80dB wirst du
> damit niemals messen können.

Das wird schon mit den dafür speziell gebauten Geräten von Brüll&Klirr 
schwierig.

von Andreas M. (amesser)


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Wenn ich das Oszi Bild richtig interpretiere hast Du aber kein 10kHz 
Signal...

von Axel R. (axlr)


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Kanal1 vor den 50k und Kanal2 hinter den 50K und dann mal "ganz normal" 
anzeigen lassen (ohne FFT usw) und den Tongenerator durchstimmen. Dann 
sieht man doch deutlich, wo die Resonanz liegt. Dann kann man immernoch 
schauen, was da los ist. Das Filter wird komplett daneben liegen.. Das 
muss ja am Ende auch impedanzrichtig angeschlossen werden. Ich würde da, 
wenn überhaupt, einen reihenschwingkreis auf der dritten Oberwelle als 
Saugkreis installieren. Oder wie ja schon oben angeführt, einen LC 
Tiefpass. Das impedanzniveau muss aber eben auch passen.

von Tom (Gast)


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HildeK schrieb:
> Ich bleibe dabei: du verwendest ein falsches Messgerät! 80dB wirst du
> damit niemals messen können.

Hallo und vielen Dank für die Antwort. Ja, ich denke das Oszilloskop ist 
dafür tatsächlich ungeeignet. Ein Spektrum-Analyzer welcher bei 
Audiofrequenzen funktioniert wäre sicher besser geeignet, wie vorher im 
Thread erwähnt, allerdings habe ich keinen Zugang zu einem solchen 
Instrument.

Die Limitierung des Oszilloskops sollte, wenn ich es richtig verstehe, 
durch die SFDR (Spurious-Free-Dynamic-Range) gegeben sein? (Siehe auch 
dieser Artikel von NI 
https://www.ni.com/en-us/innovations/white-papers/16/3-hidden-oscilloscope-specs-that-really-matter.html) 
sowie das angehängte Bild.

Wenn ich weiss, das man Oszilloskop eine SFDR von -60dB hat, dann kann 
ich harmonische Komponenten bis zu -60dB messen?

Für das Oszilloskop (LeCroy WaveRunner 104MXi) kann ich die SFDR 
Kennzahl im Datenblatt leider nicht finden.

Ich habe jetzt nochmals die Filter-Transferfunktion (Amplitude) mit 
einem Frequenz-Sweep gemessen und der Filter besitzt eine Dämpfung von 
ca. -40dB bei der 3ten Harmonischen.

von Wilhelm S. (wilhelmdk4tj)


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Hallo zusammen, hallo Tom.

Soll das Ganze jetzt bei nur einer Frequenz (10kHz?) oder über einen 
bestimmten Frequenzbereich stattfinden? Auch wichtig zu wissen, bei 
welchem Pegel das stattfinden soll? -80dB ist nur ein Wert, aber 10mW 
oder 10 Watt machen doch einen gewaltigen Unterschied; auch was den 
Messdynamikbereich anbetrifft.

Der übliche Weg, Oberwellen zu dämpfen, besteht ja aus einem wie auch 
immer gearteten Tiefpass. Ob Aktiv oder Passiv lass ich erstmal aussen 
vor.
Dein Weg, die 'richtige' Frequenz durch einen Sperrkreis zu 
'bevorzugen', ist wohl - zumindest für mich - ungewöhnlich. Was hat dich 
dazu gebracht?

...und etwas mehr Info zu deinem Vorhaben wäre - wie so oft in diesem 
Forum - mehr als hilfreich.

73
Wilhelm

von Ralph B. (rberres)


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Der EMU Tracker Pro von Creative-Lab hat AD-Wandler mit 24 Bit und 
192KHz Samplingrate.

Es ist eine externe USB Soundkarte.

Wenn man einen Asio-Treiber statt dem Mikrosoft-Treiber nutzt, geht der 
Frequenzgang bis zur halben Samplingrate von 192KHz.

Mit den 24 Bit kann er die 80db locker messen.

Als Messprogramm könnte Arta dienen.

Bis ca 80KHz ist das die preiswerteste Möglichkeit Klirrfaktor bis 
-100db runter zu messen.

Mit einen Oszillografen geht das nur bedingt, mann müsste dazu die 
Mittelungsfunktion bemühen, um tiefer als -48db zu kommen.

Ralph Berres

von N00B (Gast)


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Ralph B. schrieb:
> Der EMU Tracker Pro von Creative-Lab hat AD-Wandler mit 24 Bit und
> 192KHz Samplingrate.

Geht es dabei nur um ein Audio-Interface mit 192kHz/24Bit?
Dann kommen eine ganze Menge in Betracht, das billigste ist hier zB 
aktuell für 69€ (nice.) zu haben: 
https://www.thomann.de/de/usb_audio_interfaces.html?feature-7580-first=192&feature-7580-last=768&oa=pra&gk=STAIUS&filter=true
(Ich hoffe, dass der Link funktioniert)

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