Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kann ein 24VDC Relais durch genug Wechselspannung öffnen?


von Simon T. (nixplanvonstrom)


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Hallo Forum,

ich muss für ein Uniprojekt nachweisen, dass ein DC Magnetventil auf 
einem Zugdach nicht durch die Oberleitung beeinflusst werden kann. Dazu 
nehme ich den Fall an, dass das MV ungeschützt auf dem Dach positioniert 
wird. Mein elektrotechnisches Verständnis reicht leider nicht aus, um zu 
sagen ob bei genug induzierter AC Spannung das Ventil offen bleiben 
würde. Momentan denke ich, dass es nur flattern.

Kann ich weiterhin davon ausgehen, dass wenn die induzierte Spannung 24V 
beträgt, das Ventil erst anfängt zu flattern?

Ventildaten: 24VDC, 1,6A Haltestrom.

Vielen Dank im voraus!

: Verschoben durch Moderator
von Rüdiger B. (rbruns)


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Abschirmen, verdrillte Leitung !

von Simon T. (nixplanvonstrom)


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Hallo Rüdiger,

das passiert später alles. Ich muss nur den Worst-Case einmal 
durchrechnen um dann zu argumentieren, dass aufgrund der Abschirmung 
etc. definitiv nicht passieren wird.

von Lars R. (larsr)


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Bedenke auch, dass die Oberleitung 16,7 Hz im deutschsprachigen Raum 
führt. Wie sich das Teil mit 50 Hz Netzspannung verhält muss daher nicht 
unbedingt der anderen Umgebung entsprechen!

von Wolfgang (Gast)


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Simon T. schrieb:
> Mein elektrotechnisches Verständnis reicht leider nicht aus, um zu
> sagen ob bei genug induzierter AC Spannung das Ventil offen bleiben
> würde.

Die Betätigungskräfte in einem Magnetventile werden durch den fließenden 
Strom gesteuert.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Simon T. schrieb:
> Kann ich weiterhin davon ausgehen, dass wenn die induzierte Spannung 24V
> beträgt, das Ventil erst anfängt zu flattern?
1. Ein Magnetventil funktioniert mit einem Magentfeld.
2. Ein Magnetfeld entsteht durch Stromfluss.
3. Ein Stromfluss findet nur statt, wenn es einen Stromkreis gibt.

> Dazu nehme ich den Fall an, dass das MV ungeschützt auf dem Dach
> positioniert wird.
Wenn du also einfach ein unbeschaltetes Magentventil auf das Zugdach 
schraubst, dann wird das frühestens dann anziehen, wenn Funken über die 
Anschlüsse überspringen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Karl B. (gustav)


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Hi,
zunächst ist zu klären, wie groß der Abstand zur Oberleitung ist.
Dann, ob diese stromdurchflossen ist. Sprich, die Lok fährt an oder 
steht.

https://rp-darmstadt.hessen.de/sites/rp-darmstadt.hessen.de/files/pmarchiv/359_12__2a__fachtechnische_unterlagen_zur_elektrom.pdf

"...Sobald ein Stromerzeuger der elektrischen Zugförderung, bestehend 
aus Hinleiter (Oberleitungsanlage) und Rückleiter (Fahrschienen), 
stromdurchflossen wird, entsteht konzentrisch um diese 
Leiterkonfiguration ein magnetisches Wechselfeld mit Nennfrequenz (16,7 
Hz)..."

Dann den magnetischen Fluss herausfinden, der nötig ist, um eine 
mechanische Reaktion des Relais zu bewirken, das sicher zu "entriegeln".

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Simon T. schrieb:
> Kann ich weiterhin davon ausgehen, dass wenn die induzierte Spannung 24V
> beträgt, das Ventil erst anfängt zu flattern?

Nein, das Ventil macht keinen Mux. Wie willst Du da 1,6A einkoppeln?
Der Magnetkreis einer Antriebsspule ist geschlossen, Du müßtest die 
Oberleitung mit durchfädeln.
Das Ganze ist grober Unfug. 40W kriegst Du nie über 1m Luft übertragen.

Luft ist ein sehr schlechter magnetischer Leiter. Induktionslader 
funktionieren daher nur auf wenige mm Abstand.

Es gibt die Möglichkeit, das bei 2 Relais direkt nebeneinander das eine 
nicht mehr sicher abfällt. Der Hersteller schreibt dann einen 
Mindestabstand vor, z.B. 5mm. Das betrifft aber auch nur 
hochempfindliche Relais mit <100mW Anzugsleistung.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Simon T. schrieb:
> Kann ich weiterhin davon ausgehen, dass wenn die induzierte Spannung 24V
> beträgt, das Ventil erst anfängt zu flattern?
Kann man nicht sagen, denn sogar in diesem Fall wäre bei naiver 
Betrachtung der Mittelwert der Spannung immmer noch 12V (Stichwort 
"Reihenschaltung von Spannungsquellen). Und wenn das Ventil 1x angezogen 
hat, dann reicht auch eine starkt reduzierte Spannung zum Halten.

> Kann ich weiterhin davon ausgehen
Ich würde von nichts Weiterem ausgehen, sondern so eine Reihenschaltung 
von Spannungsquellen einfach mal mit echten Bauteilen im realen Leben 
aufbauen. Dass du dann natürlich noch zusätzlich untersuchen musst, ob 
da überhapt


Was mir sonst noch so durch den Kopf ging:
> ich muss für ein Uniprojekt nachweisen, dass ein DC Magnetventil auf
> einem Zugdach nicht durch die Oberleitung beeinflusst werden kann.
Hast du dafür bis zum 1. April Zeit?

: Bearbeitet durch Moderator
von Achim H. (anymouse)


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Worstcaserechnung
* Maximalen STROM auf der Oberleitung schätzen.
* Mindestabstand vom Magnetventil u. entsprechende Komponentem 
abschätzen.
* Maximale Stärke des Magnetfelds bestimmen (Strom, Entfernung).
* Fläche der Leiterschleife längs zur Oberleitung schätzen
* Induzierte Spannung abschätzen

von Karl B. (gustav)


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Achim H. schrieb:
> Maximalen STROM auf der Oberleitung schätzen.

Fundstelle im Netz:
Zitat:
"...Wenn wir dieses Beispiel rechnen: 4‘650 KW Stundenleistung, 
Wirkungsgrad Lok mit allen Nebenbetrieben (Annahme): 0.8, cos FI auch 
0.8, Fahrleitungsspannung 15‘000 Volt, so ergibt das den Höchststrom: 
P=U*I,
I= P/U =4‘650‘000 Watt / 15‘000 Volt= 310 A und noch die beiden 
Wirkungsgrade: 310 /0.8 /0.8= 485 Ampere.
Somit kann man sagen, dass der Strom beim Beschleunigen eines Güterzugs 
bei einer Re 4/4 II von Null bis auf 485 A ansteigt..."
/Zitat
Quelle:
https://www.ice-treff.de/index.php?mode=thread&id=152286

Und jetzt weiterrechnen.

ciao
gustav

von Simon T. (nixplanvonstrom)


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Peter D. schrieb:
> Das Ganze ist grober Unfug. 40W kriegst Du nie über 1m Luft übertragen.

Das denke ich auch mittlerweile. Das Ventil ist mindestens 1m von der OL 
entfernt.

https://rp-darmstadt.hessen.de/sites/rp-darmstadt.hessen.de/files/pmarchiv/359_12__2a__fachtechnische_unterlagen_zur_elektrom.pdf

"... 300 µT maximal zulässige magnetische Feldstärke..."

> Maximalen STROM auf der Oberleitung schätzen.
Wenn der Zug Anfährt kann man mit 4000A rechnen
(https://www.elektrofachkraft.de/sicheres-arbeiten/stoerungen-durch-niederfrequente-magnetfelder-teil-1)
> Mindestabstand vom Magnetventil u. entsprechende Komponenten
abschätzen
1meter
> Maximale Stärke des Magnetfelds bestimmen (Strom, Entfernung).
800 µT
> Fläche der Leiterschleife längs zur Oberleitung schätzen
3E-4 m²
> Induzierte Spannung abschätzen
Mit U_ind = -N*A*dB/dt?

: Bearbeitet durch User
von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Mich würde mal interessieren ob man ein 24V DC Relais überhaupt mit 
Wechselspannung zum Betätigen bewegen kann? Und wenn ja, wie hoch muss 
diese Wechselspannung dann sein?

von Simon T. (nixplanvonstrom)


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Simon T. schrieb:
>> Induzierte Spannung abschätzen
> Mit U_ind = -N  A  dB/dt?

kann ich annähernd sagen, dass sich das Magnetfeld in einer halben 
Periode von + 8mT nach -(?)8mT ändert?
dB/dt = (2 * 8E-3)/(1/(2 * 16,67)) = 0,53 T/s

U_ind = 0,53 T/s * 7E-4m² * 500 = 0,185 V

: Bearbeitet durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Michael M. schrieb:
> Mich würde mal interessieren ob man ein 24V DC Relais überhaupt mit
> Wechselspannung zum Betätigen bewegen kann?
1. es ist ein Magnetventil
2. von 5GHz her betrachtet sind 16 Hz quasi schon Gleichspannung

> Und wenn ja, wie hoch muss diese Wechselspannung dann sein?
Zum sicheren Schalten des unbekannten Ventils: +24V oder -24V

von SpuKö (Gast)


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Meine laienhafte Meinung:

Michael M. schrieb:
> Mich würde mal interessieren ob man ein 24V DC Relais überhaupt mit
> Wechselspannung zum Betätigen bewegen kann? Und wenn ja, wie hoch muss
> diese Wechselspannung dann sein?

Schwer zu sagen. Das dürfte eine Frage der Spannungs-Zeit-Fläche und
damit auch der Frequenz sein, und der genauen Spulendaten (L, R, und
L sowohl im angezogenen als auch offenen Zustand, sowie C_parasit).

Es gäbe bei fallender Frequenz/steigender Spannung erst mal lange
wenig Reaktion (höchstens - wie genannt - flattern), dann irgendwann
eine Betätigung - findet diese aber bei noch relativ hoher f statt
wird die Spule wohl baldigst durchbrennen, weil Verluste zu hoch.

Peter D. schrieb:
> Luft ist ein sehr schlechter magnetischer Leiter. Induktionslader
> funktionieren daher nur auf wenige mm Abstand.

Das ist je nach Spulengeometrie etc. nicht zwingend so... schon
mal induktive E-Auto-Lader gesehen?

Ich denke aber auch, daß man da nichts zum "Anziehen" bringen kann
(weil kein Stromkreis, also keine geschl. Leiterschleife) und für
den umgekehrten Fall - also "Lösen" statt anziehen - unmöglich so
eine hohe Gegenspannung induziert werden könnte, um den fl. Strom
aufheben zu können.

von Gerald B. (gerald_b)


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Den kapazitiven Blindstrom sollte man auch mal durchrechnen. Auf dem 
Dach ist der Abstand geringer, als am Boden. Sind zwar bloß 16,6 Hz, 
aber dafür beträgt die Spannung 15 kV. Tipp: bei Nebel wird die 
Dielektizitätskonstante größer sein, als bei trockner Luft.
Bei einer geerdeten Metallverkleidung über dem Ventil fließt de 
Blindstrom quasi am Ventil vorbei, in die Erde.

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