Forum: Haus & Smart Home Leistung eines Solarmoduls messen


von Micha (Gast)


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Hallo zusammen,

ich würde gerne die Leistung älterer Dünnschicht PV Module messen, um 
einen ungefähren Eindruck über deren Zustand zu bekommen.

Die Leerlaufspannung Voc ist mit 60V angegeben und liegt bei schönem 
Sonnenschein und guter Ausrichtung zur Sonne bei "nur" 51V. Leider ist 
auf den Modulen kein Kurzschlussstrom Isc angegeben. Schließe ich nun 
die Module kurz kann ich zwar den Kurzschlussstrom messen, weiß aber 
natürlich nicht bei welcher Spannung, um die Leistung errechnen zu 
können.

Also dachte ich mir, ich nehm einen Hochlastwiderstand (10 Ohm z.B.) und 
messen über diesen den Strom und Spannungsabfall und erhalte so die 
Leistung? Ist das korrekt oder habe ich einen Denkfehler?

Mir ist klar, dass sich das Modul dabei möglicherweise nicht am MPPT 
Punkt befindet und ggf. weniger Leistung bereitstellt als möglich. Es 
geht nur um eine ungefähre Einschätzung.

Danke.

von paul (Gast)


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Du hast das Problem selber benannt: Du erhälts dann eine Leistung, die 
beliebig weit weg vom MPP liegen kann. Die Aussage ist also wenige wert.
Welche Referenzdaten sind denn zu den Modulen bekannt, abgesehen von 
Leerlaufspannung und AM1.5 Leistung?

von Stephan S. (outsider)


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Micha schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich würde gerne die Leistung älterer Dünnschicht PV Module messen, um
> einen ungefähren Eindruck über deren Zustand zu bekommen.
>
> Die Leerlaufspannung Voc ist mit 60V angegeben und liegt bei schönem
> Sonnenschein und guter Ausrichtung zur Sonne bei "nur" 51V. Leider ist
> auf den Modulen kein Kurzschlussstrom Isc angegeben. Schließe ich nun
> die Module kurz kann ich zwar den Kurzschlussstrom messen, weiß aber
> natürlich nicht bei welcher Spannung, um die Leistung errechnen zu
> können.
>
> Also dachte ich mir, ich nehm einen Hochlastwiderstand (10 Ohm z.B.) und
> messen über diesen den Strom und Spannungsabfall und erhalte so die
> Leistung? Ist das korrekt oder habe ich einen Denkfehler?
>
> Mir ist klar, dass sich das Modul dabei möglicherweise nicht am MPPT
> Punkt befindet und ggf. weniger Leistung bereitstellt als möglich. Es
> geht nur um eine ungefähre Einschätzung.
>
> Danke.

Wenn du einen Widerstand auswählst, der eine Spannung halbwegs in der 
Richtung des MPP ist, kannst du das machen. Aber weit weg darfst du 
davon nicht sein, sonst wird die Abweichung schnell groß. Weitere 
Variablen, die das Ergebnis massiv verfälschen können ist die aktuelle 
Sonneneinstrahlung, der Winkel zur Sonne und die Temperatur der Zellen. 
Da liegst du ganz schnell mal 50% daneben und hast dann praktisch doch 
keine Aussage.

Hier kannst du z.B. mal ein paar solcher Kurven sehen:

https://www.photovoltaik4all.de/media/pdf/87/6b/99/db_tsm_360-380m_120_tsm-de08m-08-ii-_honey_m_1763x1040x35_280_1200_1500v_en.pdf

Allerdings ist das eines von einem Monokristallinen Modul, zu 
Dünnschicht finde ich gerade nichts.

von Arno (Gast)


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Micha schrieb:
> Also dachte ich mir, ich nehm einen Hochlastwiderstand (10 Ohm z.B.) und
> messen über diesen den Strom und Spannungsabfall und erhalte so die
> Leistung? Ist das korrekt oder habe ich einen Denkfehler?

Das kommt auf das Modul an. Wenn der Kurzschlussstrom irgendwo bei 4-5A 
liegt, ist kann 10 Ohm (bei 50V Leerlaufspannung) ein guter Widerstand 
sein, um hinreichend nahe am MPP zu liegen, dass das eine brauchbare 
Schätzung ergibt.

Wenn der Kurzschlussstrom deutlich über 5A liegt, wirst du mit dem 
10-Ohm-Widerstand maximal 250W (Leerlaufspannung an 10 Ohm) messen, 
selbst wenn die tatsächlich mögliche Leistung höher liegt.

Wenn der Kurzschlussstrom deutlich unter 5A liegt (z.B. bei 250mA) wirst 
du mit 10 Ohm nur Kurzschlussstrom^2 * 10 Ohm messen (z.B. bei 250mA 
0,625W bei 2,5V), obwohl das Panel an einem größerem Widerstand deutlich 
mehr Spannung und daher auch mehr Leistung liefern würde (im obigen 
Beispiel an 20 Ohm rund 1,25W bei 5V, an 100 Ohm vermutlich auch noch 
fast 6,25W bei 25V, an 200 Ohm fällt der Strom dann vielleicht vom 
Kurzschlussstrom etwas ab, dann vielleicht noch 200mA bei 40V -> 8W)

Das sind alles Schätzungen. Du solltest deinen Widerstand ungefähr auf 
Kurzschlussstrom bei Leerlaufspannung auslegen, um halbwegs in der Nähe 
des MPP zu messen. Sonst kommt Murks raus.

Und berücksichtigen, dass sich die beiden - vor allem der 
Kurzschlussstrom - mit der Beleuchtungsstärke ändern.

Deswegen gibt es MPP-Tracker.

MfG, Arno

P.S: Und dabei nicht vergessen, dass der Widerstand die Leistung auch 
(zumindest für die Messung) aushalten muss.

von Andreas M. (amesser)


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Micha schrieb:
> Die Leerlaufspannung Voc ist mit 60V angegeben und liegt bei schönem
> Sonnenschein und guter Ausrichtung zur Sonne bei "nur" 51V. Leider ist
> auf den Modulen kein Kurzschlussstrom Isc angegeben. Schließe ich nun
> die Module kurz kann ich zwar den Kurzschlussstrom messen, weiß aber
> natürlich nicht bei welcher Spannung, um die Leistung errechnen zu
> können.

Klar kennst Du die Spannung: 0V. Denn genau das bedeutet 
"Kurzschlussstrom". Damit bekommst Du Den Schnittpunkt mit der I-Achse 
des U/I Diagramms. Leerlaufspannung ist der Schnittpunkt mit der 
U-Achse.

Im Prinzip musst Du eine Kennlinie aufnehmen. Dazu könnte man z.B eine 
Konstantstromquelle mit dickem Transistor bauen und damit das Panel 
immer weiter belasten und parallel Strom/Spannung messen. Da reichen ein 
paar Einzelmessungen für aus, man muss ja nur um den Knick herum genauer 
messen.

von batman (Gast)


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Vmp Nennwert zu messen wird aufwendig. Was man da mißt, hängt wohl eher 
von der Sonneneinstrahlung ab als von der Alterung. Ob noch 50 oder 
60Voc, wäre nur 1/6 Abweichung. Die Sonne ist da flexibler.

von Micha (Gast)


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Okay danke für die zahlreichen Antworten. Ich glaube, dann lag ich mit 
meinem 10 Ohm Widerstand gar nicht so falsch.

Der MPP ist mit 45V angegeben, bei einer Leerlaufspannung von 51V 
müssten 6V am Widerstand abfallen. Bei mir waren es jetzt 8,1V, d.h. ich 
war sehr nahe am MPP.

Bei gigantischen 780mA und 43V (51 - 8,1) sind das 33W.

von MaWin (Gast)


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Micha schrieb:
> Es geht nur um eine ungefähre Einschätzung.

Na ja, du solltest trotzdem die Sonnenintensität messen, und dann deinen 
Solarertrag umrechnen auf 1000W/m2, sonst nützt dein Messwert nichts.

Und mit der Belastung durch Unschaltung von Widerstanden etwas zu 
spielen um den MPP manuell zu finden sollte nicht überfordern sein.

von Jörg S. (joerg-s)


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Ein Modul wo kein Kurzschlussstrom drauf steht? Das wäre mir schon sehr 
suspekt :)

von Micha (Gast)


Angehängte Dateien:

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Ja, bis gerade eben bin ich davon ausgegangen... 1000A klangen für mich 
mehr als unrealistisch ;)

Aber ja, nochmal in Ruhe vor dem Bildschirm wird mir so einiges klarer. 
Offenbar wurde das Typenschild nach Anzahl der Buchstaben bezahlt und 
das m für mA war nicht mehr drin.

Imp 845mA kommen bei 45V und 38W exakt hin... Dann wird Isc wohl 1000mA 
sein. Oh weia.

von Andreas H. (Firma: geoloc) (andreah)


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Leerlaufspannung messen.
Kurzschlussstrom messen.
MPP ist etwa 80% der leerlaufspannung.

Leistung ist 0.8 x Leerlaufspannung x Kurzschlussstrom.

: Bearbeitet durch User
von batman (Gast)


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Bei dem Modul sinds aber nicht 0.8 sondern 0.63 :-p

von Mani W. (e-doc)


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Micha schrieb:
> Die Leerlaufspannung Voc ist mit 60V angegeben und liegt bei schönem
> Sonnenschein und guter Ausrichtung zur Sonne bei "nur" 51V.

Die Leerlaufspannung ist bei 25 Grad/C angegeben, da die Zellen durch
die Sonne erwärmt werden, sinkt auch die Leerlaufspannung mit
ca. -2mV/Zelle...

Dein Modul hat ca. 120 - 140 Einzelzellen in Serie, das summiert sich
dann schön in einer geringeren Leerlaufspannung und auch einem
tieferen Wert der Maximalleistung...

Je tiefer die Temperatur der Si-Zellen, desto höher auch die
Leerlaufspannung, der Kurzschlussstrom und die Leistung bei gleicher
Sonneneinstrahlung...

von Helge (Gast)


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Ich habe 100W-Dünnschichtmodule mit einer 150W-Halogenlampe als Last 
sortiert. Das paßte dann im Array ganz gut.

von Name: (Gast)


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Micha schrieb:
> Mir ist klar, dass sich das Modul dabei möglicherweise nicht am MPPT
> Punkt befindet und ggf. weniger Leistung bereitstellt als möglich. Es
> geht nur um eine ungefähre Einschätzung.

Hast du eine Stromsenke?
Dann nimm eine Kennlinie auf.
Also 250mA, Spannung messsen. 500mA, Spannung messen,...

In Excel eintragen und die Werte multiplizieren, dann siehst du den MPP.

Man braucht klares Wetter, und die Module müssen exakt senkrecht zur 
Sonne stehen.

Mit Widerständen kann man auch die nötigen Wertepaare aufnehmen, aber du 
brauchst schon ein paar davon.

Einfacher: MPPT-Regler dranklemmen.

von Mani W. (e-doc)


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Name: schrieb:
> und die Module müssen exakt senkrecht zur
> Sonne stehen.

Eine Abweichung von 30 Grad von Azimut und Elevation macht so gut
wie gar nichts aus...


https://www.photovoltaik.org/wissen/azimutwinkel

: Bearbeitet durch User
von Flip B. (frickelfreak)


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Dünnschissmodule einfach entsorgen -  auch geschenkt. Daran hatte noch 
nie jemand spass.

Es gibt Mono und notfalls Poly-module schon annähernd geschenkt 
(secondsol z. b.) , die sind deutlich robuster, man muss also weniger 
aussortieren.

Dünnschichtmodule haben neben der lichtinduzierten degradation fast 
immer mit schlechter abdichtung und damit eindringendem Sauerstoff zu 
kämpfen. Die Anlagen müssen darum abgebaut und die Module verschenkt 
werden. In den Anlagen, die. ich kenne, sind noch ca. 10-20% 
unbeschädigte module.

Selbst 100% i. o. module mit 38W sind schwierig anzuwenden, da 
installationsmaterial für 8 Rahmenlose module mindestems 10-mal mehr 
kostet als bei einem Standart-mono-modul mit 350W

von Achim S. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Eine Abweichung von 30 Grad von Azimut und Elevation macht so gut
> wie gar nichts aus...

bei der Messung machen 30 Grad Winkelabweichung einen Fehler von 15%

beim Ertrag macht eine solche Abweichung vom optimalen Winkel deutlich 
weniger aus, weil die Sonne im Tagesverlauf ohnehin immer nur "kurz aus 
der optimalen Richtung einstrahlt".

von Butterbrot (Gast)


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Flip B. schrieb:
> Dünnschissmodule einfach entsorgen -  auch geschenkt. Daran hatte
> noch
> nie jemand spass.

Da muss man leider zustimmen.
Sobald es um Ertrag geht, sind die alten Dünnschichtmodule einfach 
unwirtschaftlich, so schade es ist, die alten Dinger wegzuwerfen.

Mono- oder Poly-Si liefern ein vielfaches auf der gleichen Fläche. Und 
man ist ja nicht gezwungen, unbedingt neue Module zu nehmen: Es gibt sie 
ja auch gebraucht günstig.
Das Problem ist nämlich, dass Montagesystem, Wechselrichter, Arbeitszeit 
und Fläche auch nicht kostenlos sind.

Allein die Leistungswerte (38W<>400W) sprechen eine deutliche Sprache. 
Die aktuellen 400W-Module sind sicher nicht 10x so groß, oder?

Naja, als semitransparente Abdeckung fürs Carport könnte man sie 
brauchen. Sie halten Schneelast und Hagel recht passabel aus, und ein 
Montagerahmen ist auch noch dran.

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