Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik VSON Package löten so möglich?


von Jan K. (keksstein)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo,

auf eine Platine sollen 8 Leistungstreiber ICs (BUF634A) von denen 6 
Stück 3.3W Wärme abführen müssen. (worst case, im Normalbetrieb unter 
1W)

https://www.ti.com/lit/ds/symlink/buf634a.pdf?ts=1648214496443&ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F

Ich habe eine Multilayer Platine entworfen mit ordentlich Kühlflächen, 
auf dem Top Layer sind es ca. 31cm^2 und Bottom sogar 130cm^2 Kupfer. 
Siehe Bilder im Anhang.

Ich frage mich jetzt ob ich das von Hand verlötet bekomme, der Chip ist 
halt nur 3x3mm groß. Die Idee ist die große DuKo unter dem Chip mit 
Lötzinn zu verzinnen, ebenso die äußeren Pins am IC links die mit auf 
die Fläche gehen. Platine von unten mit dem lötkolben erwärmen bis das 
Zinn flüssig wird, Chip aufsetzen (mit vorverzinntem Thermalpad) und 
warten bis er sich in die richtige Richtung zieht. Die seitlichen Pins 
sollten gehen da ich die Lötpads großzügig über den Chiprand gezogen 
habe.

Alternativ könnte ich die Platine von unten vorheizen, (Beim 
Arbeitgeber) ich bin mir nur nicht sicher was eine Leiterplatte da 
abkann.

Aufgrund der großen Kühlfläche habe ich bedenken das man das von Hand 
löten kann, was meint Ihr?

Danke!

Gruß

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


Lesenswert?

Mit dem Rechten Werkzeug geht das schon.

Ich mach mir mehr sorgen um die 90° Winkel auf deinem Layout, wenn das 
ding so richtig warm und wieder kalt werden kann, sind das 
Sollbruchstellen die früher oder später zu Problemen führen können.

Jan K. schrieb:
> Alternativ könnte ich die Platine von unten vorheizen, (Beim
> Arbeitgeber) ich bin mir nur nicht sicher was eine Leiterplatte da
> abkann.
Das muss sie, den in jedem Reflowoven muss sie das aushalten ;-)

Dis ist nur eine grobe vorab Analyse ;-)

73 55

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

Danke für Deine Einschätzung. Sind runde Leiterbahnen da besser?

Richtig warm sollte da allerdings nichts werden, die Elkos unten im Bild 
sitzen auch frech auf dem "Kühlkörper". Die Bottom Fläche wird mit einem 
Silikon Wärmeleitpad gegen das Metallgehäuse geführt. Die Platine sollte 
noch berührbar sein, ich glaube nicht das sie >50°C erreichen wird.

von someone (Gast)


Lesenswert?

Heißluft. Und vernünftiges Layout.
Die Durchkontaktierung zum Einfüllen von Lötzinn in Thermal Pads lässt 
du lieber sein, das funktioniert nicht richtig. Habe ich auch schon 
probiert, ist immer blöd. Oft bilden sich Hohlräume und dann sind die 
Chips thermisch nicht richtig angebunden, was dann zu lustigen 
Performance-Problemen führt. Am Ende ist man dann doch so genervt, dass 
man alles mit Heißluft runterlötet, schön säubert und nochmal mit 
Heißluft neu verlötet. Heißluft-Stationen kosten nicht die Welt, wenn du 
dir Multilayer-Platinen leisten kannst, dann kannst du dir sowas auch 
kaufen.

von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

>Heißluft. Und vernünftiges Layout.

Hast Du Tipps? Ich hab sowas noch nie gelötet, habe bedenken Bauteil und 
Platine zu beschädigen.

Richtiger wären dann viele kleine Durchkontaktierungen?

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


Lesenswert?

Jan K. schrieb:
> Sind runde Leiterbahnen da besser?

Macht man eigentlich kaum mehr.
... (Sieht dann etwas nostalgisch aus)... ;-)

Nein man mach i.d.R. 45° Winkel, das reicht.

Jan K. schrieb:
> Richtiger wären dann viele kleine Durchkontaktierungen?

nein aber SMD Pads und etwas nach ausserhalb des Bauteils ziehen dass du 
da gut löten kannst.

Wenn die "Pins" schön kanten-bündig am Bauteil sind kann man die schön 
von außen nachlöten.

Der Tipp mit.
someone schrieb:
> Heißluft. Und vernünftiges Layout.
klappt recht gut.

Aber wenn du öfters solche PCB's machen willst, wäre ein kleiner 
Reflow-Oven eine Überlegung wert, Spart Zeit und Kniffeleien. ;-)
...Und gibt es mittlerweile sehr günstig...

Gruß

von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

>nein aber SMD Pads und etwas nach ausserhalb des Bauteils ziehen dass du
>da gut löten kannst.

Ist eine gute Idee. Ich glaube für den Wärmewiderstand wären 4 kleine 
Durchkontaktierungen besser als die eine große, passe ich noch an.

>Aber wenn du öfters solche PCB's machen willst, wäre ein kleiner
>Reflow-Oven eine Überlegung wert, Spart Zeit und Kniffeleien. ;-)

Ist auf jeden Fall eine Überlegung Wert. Viele Bauteile gibt es ja 
nurnoch mit Thermal Pads an der Unterseite, das Problem hatte ich schon 
ein paar mal und mir immer irgendwie anders geholfen. Der BUF ist aber 
deutlich kleiner als das was ich sonst so löten will :-)
Sowieso erstaunlich bei dem kleinen Package wie gut man die Wärme vom 
Die abführen kann. 9K/W zur Platine sind schon irre gut bei 3x3mm finde 
ich.

Sowas haben wir auf der Arbeit:

https://www.ersaelektrik.com/en/p/ersa-ir500-rework-system/

Damit habe ich schon ICs ausgelötet, allerdings ist das ziemlicher 
Stress für die Bauteile meiner Meinung nach. Es dauert bestimmt 10 
Minuten bis ein Thermal Pad so erwärmt ist dass Lötzinn flüssig wird. 
Eventuell aber die Heizplatte von Unten + Heißluftföhn?

Gruß,
Jan

von Jan K. (keksstein)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ich habe das Package ein wenig verändert, ich glaube so ist es besser 
und entspricht eher dem was Ti empfiehlt. Das die VIAs durch die Pads 
gehen stört Eagle interessanterweise nicht.

: Bearbeitet durch User
von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Soweit so Gut, ändere noch gem. Bild;-)

Das reduziert die Leiterbanlänge und somit verbessert es die EMV 
Charakteristik.
Auch das Risiko eines Leiterbanrißes sinkt ;-)

Das meinte ich mit 45° ;-)

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Jan K. schrieb:
> Platine von unten mit dem lötkolben erwärmen bis das
> Zinn flüssig wird, Chip aufsetzen (mit vorverzinntem Thermalpad) und
> warten bis er sich in die richtige Richtung zieht.

Und was ist mit dem Flussmittel?
Das mag es gar nicht, wenn du es "stundenlang" auf Lötkolbentemperatur 
hälst.

Patrick L. schrieb:
> Das muss sie, den in jedem Reflowoven muss sie das aushalten ;-)

Quatsch - niemand lötet in einem Reflow-Ofen mit so hohen Temperaturen 
wie bei einem Lötkolben. Normale bleifreie Paste schmilzt bei unter 
220°C.

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Quatsch - niemand lötet in einem Reflow-Ofen mit so hohen Temperaturen
> wie bei einem Lötkolben. Normale bleifreie Paste schmilzt bei unter
> 220°C.

Bezog sich auf:

Jan K. schrieb:
> Alternativ könnte ich die Platine von unten vorheizen, (Beim
> Arbeitgeber) ich bin mir nur nicht sicher was eine Leiterplatte da
> abkann.

und das Gerät welches der TO beschreibt:
Jan K. schrieb:
> Sowas haben wir auf der Arbeit:
>
> https://www.ersaelektrik.com/en/p/ersa-ir500-rework-system/

ist genau für das gemacht.
Also wiso:
> Quatsch
?!?

von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

>Das reduziert die Leiterbanlänge und somit verbessert es die EMV
>Charakteristik.

Das habe ich gleich danach umgesetzt, der Pfad gehört zur GK-Schleife 
von OPV und BUF, Du hast absolut recht das man da aufpassen muss.

>Und was ist mit dem Flussmittel?
>Das mag es gar nicht, wenn du es "stundenlang" auf Lötkolbentemperatur
>hälst.

Nun, deshalb frage ich.

>ist genau für das gemacht.

Ich glaube die Ersa Station von meinem Arbeitgeber wird mein Weg, die 
darf ich sicher in der Pause mal benutzen. Würde mir Lötpaste 
organisieren, am schonendsten für die Bauteile wäre sicherlich nur die 
Heizplatte unten zu verwenden. Die Braucht aber geschätzt >15 Minuten 
bis die Platine so heiß ist dass Lötzinn flüssig wird, hält Leiterplatte 
und Chip das aus? Man kann sanft wärme von oben dazu geben.

Mir kommt die Bügeleisenmethode da fast schonender vor X-:

https://www.youtube.com/watch?v=7EQgI-90vAc

Gruß,
Jan

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


Lesenswert?

Jan K. schrieb:
> Die Braucht aber geschätzt >15 Minuten
> bis die Platine so heiß ist dass Lötzinn flüssig wird, hält Leiterplatte
> und Chip das aus? Man kann sanft wärme von oben dazu geben.

Das braucht ein "Billigreflow-Exbackofen" auch.

Nur würde ich sie nur auf ca 120°-150° vorwärmen und dann von Oben den 
"Rest" machen (Normalerweise ist da entweder ne IR Heizlampe oder 
Heißluftfön mit dabei).

Das ist schonender für Bauteile und Platine.

73 55

von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

Das Gerät hat eine IR-Heizung die man über die Platine schwenken kann. 
Damit habe ich schon ICs mit exposed Pad entlötet, mal sehen ob das 
klappt.

von Eins N00B (Gast)


Lesenswert?

Jan K. schrieb:
> Das die VIAs durch die Pads gehen stört Eagle interessanterweise nicht.

Eagle nicht. Je nach Fertigungsprozess macht man das ja auch absichtlich 
so. In deinem Fall hätte ich die Befürchtung, dass die Vias das kein 
absaugen, da ich davon ausgehe, dass du keine Blind Vias fertigen lässt, 
oder irre ich mich da?

Oder ist das gar kein Problem? Bin selber nicht so erfahren :)

von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

>In deinem Fall hätte ich die Befürchtung, dass die Vias das kein
>absaugen, da ich davon ausgehe, dass du keine Blind Vias fertigen lässt,
>oder irre ich mich da?

Nein, keine Blind VIAs. Ich halte mich (fast) an die Empfehlung von TI, 
die VIAs sollen so klein wie möglich sein das der von Dir vermutete 
Effekt nicht auftritt:

"Keep the vias small so that solder wicking through the vias is not a 
problem during reflow"

Ti empfiehlt 0.2mm, ich nehme 0.3mm weil man die Leiterplatte damit 
praktisch überall bestellen kann.

Ich frage mich die nächsten Tage trotzdem mal durch die 
Bestückungsfirmen hier in Stuttgart. Vielleicht finde ich ja eine Firma 
die das für annehmbares Geld auflötet, ist mir lieber wenn die Teile mit 
richtiger Temperaturkurve gelötet werden. Sonst wirds die Ersa Station 
auf der Arbeit. Oder jemand hier kann helfen, so bis zu 150km um 
Stuttgart? Natürlich nicht umsonst.

Gruß,
Jan

von Patrick L. (Firma: S-C-I DATA GbR) (pali64)


Lesenswert?

Da binn ich etwas weiter weg (Raum Frankfurt), ansonnten habe ich alles 
was man braucht,
Wenn du alle Teile(SMD) hast, kann das sogar meine Bestückungsmaschine 
machen.
Danach in den Reflow und Fertig ;-)

73 55

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

Vielen Dank! Habe dir eben eine Nachricht gesendet. :-)

von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

möchte das Thema nochmal ausgraben. Inspiriert hat mich der Aufbau von 
Beta Layout:

https://de.beta-layout.com/elektronik-shop/reflow-loeten/10703-reflow-kit-v3-basic/

https://www.youtube.com/watch?v=AZGYAdTfbTg&t=182s

Eigentlich ist dass ja ziemlich clever. Mit dem Ofen (70€) und der Paste 
habe ich doch alles was ich brauche.

Idee:

Ofen über Stelltrafo anfahren, Temperatursensor vom Multimeter in den 
Ofen. 2 Minuten 150C° Preheat, dann volle Leistung bis 230C° erreicht 
sind. Ofen abschalten, einen kleinen Spalt aufmachen und das wars.

Was meint ihr?

Gruß,
Jan

: Bearbeitet durch User
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.