Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug SMD Löten unter HD Kamera, Erfahrungen?


von Markus M. (adrock)


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Hi,

bisher habe ich schon einiges unter einem rel. einfachen 
Stereo-Mikroskop gelötet (Bresser Biorit ICD), jedoch hat mein Modell 
einige Einschränkungen, besonders stört mich der fehlende Zoom.

Auch muss ich als Brillenträger immer die Brille abnehmen, dann sehe ich 
durchs Mikroskop scharf, bin dann aber ein Blindfisch bis ich die Brille 
wieder aufsetze (stark Kurzsichtig).

Nun ist die Frage was ich mir besser holen sollte:

Ein Mikroskop mit Zoom, z.B. eines der vielen Amscope Modelle, oder aber 
eine HD-Kamera mit entsprechender Optik (der Monitor steht bei mir 
sowieso immer neben dem Lötplatz).

Ich dachte früher man bräuchte unbedingt ein Stereo-Mikroskop, da man 
sonst keine echte 3D-Sicht hat. Es scheint aber so, dass es mit etwas 
Übung doch gut möglich ist, siehe z.B. die vielen YT Videos von 
"NorthridgeFX", insbesondere erklärt er auch warum er eine Kamera nimmt:

https://www.youtube.com/watch?v=NfkXitg5R4I

Gibt es hier jemand der praktisch mit einer reinen (2D) Sicht über einen 
Monitor arbeitet und Erfahrungen schildern kann?

Danke & Gruß
Markus

von Gedanke (Gast)


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Meiner Erfahrung nach (egal worum es genau geht) ist es sehr hinderlich 
wenn man die Tiefe nicht "sehen" kann
Anders gesagt kannst Du die Nähe des Lötkolbens zur Platine somit nur 
schätzen oder tasten, das würde mich sehr stören.
Du kannst am Mikroskop ja einfach mal ein Auge zukneifen, dann merkst Du 
sehr schnell wo das Problem liegt.

Speziell in punkto SMD löten habe ich dahingehend keine Erfahrungen, in 
anderen Bereichen jedoch schon
Ist im Grunde genommen ja egal was genau man vergrössert in 2D 
betrachtet

von Jan (Gast)


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Lynx Evo or nothing!

von Andreas B. (bitverdreher)


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Ich würde ein Lupe empfehlen, die man an die Brille klemmt. Damit habe 
ich gute Erfahrungen gemacht.
Ein Stereomikroskop zum testen zu kaufen, war mir dann doch zu teuer. 
;-)
Bei einem einfachen Mikroskop fehlt einfach die 3. Dimension. Damit 
komme ich nicht zurecht. Zum Überprüpfen ja, aber nicht zum Löten 
selbst.

: Bearbeitet durch User
von No Y. (noy)


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Naja bei den Preisen für die genannten Mikroskope bekommt man mit etwas 
Zeit auch einen gebrauchten Mantis.

von BD (Gast)


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Ich habe ein Amscope mit Ring-LED und bin damit sehr zufrieden. Kostet 
knapp 700 Euro. Bis vor kurzem konnte ich noch ohne Brille ganz nah 
rangehen und bestücken, aber wegen Astigmatismus / Alter geht das nicht 
mehr.
Blick durch das Mikroskop ohne Brille, Bauteile suchen mit Brille ist 
nicht optimal, aber ich lege mir die immer einige Bauteile bereit, dann 
geht das sehr gut.

von Markus M. (adrock)


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Danke für euren Input, bis jetzt war offenbar niemand dabei der 
regelmäßig nur mit Kamera lötet.

BD schrieb:
> Ich habe ein Amscope mit Ring-LED und bin damit sehr zufrieden. Kostet
> knapp 700 Euro. Bis vor kurzem konnte ich noch ohne Brille ganz nah
> rangehen und bestücken, aber wegen Astigmatismus / Alter geht das nicht
> mehr.

Ja, so ähnlich geht es mir, nur dass ich eben auch noch stark 
kurzsichtig bin. Die Distanz auf die ich nah (ohne Brille) scharf sehen 
kann ist sehr eingeschränkt. Aber würde für alles < 0805 auch nicht mehr 
reichen, tatsächlich finde ich es unter dem Mikroskop wesentlich 
entspannter zu löten.

> Blick durch das Mikroskop ohne Brille, Bauteile suchen mit Brille ist
> nicht optimal, aber ich lege mir die immer einige Bauteile bereit, dann
> geht das sehr gut.

Ja, so arbeite ich in etwa, ist nur blöd wenn man z.B. zwischendurch auf 
den PC-Bildschirm schauen will für den Schaltplan o.ä., gerade z.B. bei 
Reparaturen.

Ein guter Mittelweg wäre natürlich noch ein paar €€€ draufzulegen und 
ein trinokulares Mikroskop mit Kamera zu nehmen. Dachte nur ich könnte 
mir das sparen ;-)

von BS (Gast)


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Markus M. schrieb:
> Ein guter Mittelweg wäre natürlich noch ein paar €€€ draufzulegen und
> ein trinokulares Mikroskop mit Kamera zu nehmen. Dachte nur ich könnte
> mir das sparen ;-)

Ich habe das Amscope SM-4TZ. Das hat einen Kamera-Anschluss, aber man 
kann nur entweder über die beiden Okulare stereo-sehen oder mit der 
Kamera und nur dem rechten Okular sehen. Für mich ist das ok, die Kamera 
benutze ich so gut wie nie.

Ich erinnere mich, dass es in den Beschreibungen einigen 
Stereo-Mikroskopen schwierig zu erkennen war, ob der Kameraanschlus wie 
beschrieben funktioniert oder ob man gleichzeitig die Kamera und beide 
Augen benutzen kann.

Dieses Mikroskop wird mit zwei Barlow-Linsen geliefert, die unten auf 
die große Linse aufgeschraubt werden können und die Vergrößerung sowie 
den Arbeitsabstand jeweils um etwa Faktor 2 verändern.

Ich habe keine Hemmungen, unter dem Mikroskop zu löten, dafür habe ich 
es ja gekauft. Nach 3 Jahren sehe ich noch keine Ablagerungen auf der 
bei mir immer installierten Barlow-Linse. Sollte sich da doch etwas 
niederschlagen, was nicht zu entfernen ist, muss eben die Barlow-Linse 
ausgetauscht werden.

Sehr gut finde ich auch die im großen Bereich verstellbare Höhe in 
Verbindung mit dem großen Arbeitsabstand. So kann man z.B. auch eine 
Platine schräg unter das Mikroskop halten und "unter" einen 
USB-C-Stecker sehen, ob die Pins sauber verlötet sind. Bei USB-C ist nur 
0.2mm Abstand zwischen den Lötpads.

Wichtig ist noch ein wirklich schwerer Stativ-Fuß, damit das Ganze auch 
bei großer Auslage nicht kippelig wird. Dieses Amscope wiegt insgesamt 
knapp 30kg.

von Uli S. (uli12us)


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Ich hab zwar so ein billig Mikroskopfernseh Teil. Aber so richtig taugt 
das nicht zu dem Zweck. Zum einen lässt sich die Helligkeit so gut wie 
nicht einstellen. Man kann zwar die lampen heller oder dunkler stellen, 
dummerweise gleicht die Software das gleich wieder zum Grossteil aus. 
Seit ich so ein Bino habe, benutz ich nur mehr das. Die Möglichkeiten 
inklusive dem 3D Effekt
sind da einfach viel besser. Auch wenn die Kamera auch so 1024 Auflösung 
hat,
eine Optik hat halt gleich mal mehrere 10.000. Vor allem, wenn man da 
die Beleuchtung heller stellt, kommt das unmittelbar am Auge an. Im 
übrigen bin ich auch blind wie Maulwurf. Ich hab auch schon probiert mit 
ner Leuchtlupe was zu machen, das ging leider ganz und gar nicht, weder 
mit Brille noch ohne. Das einzige, die fehlende Zoomfunktion mag einem 
am Anfang fehlen.
Aber mit Wechselobjektiven hat man genügend feste Vergrösserungen, die 
haben dann halt auch den Vorteil, dass man mit passenden Einsätzen auch 
direkt was nachmessen kann.

von Olaf (Gast)


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> Ich erinnere mich, dass es in den Beschreibungen einigen
> Stereo-Mikroskopen schwierig zu erkennen war, ob der Kameraanschlus wie
> beschrieben funktioniert oder ob man gleichzeitig die Kamera und beide
> Augen benutzen kann.

In der Beschreibung muss "trinokular" stehen wenn man das will.
Sowas hab ich mir bei Aliexpress fuer 350Euro inklusiv Kamera
gekauft. Mit Verzollung und allem also knapp 400.
Wer die Kamera nicht braucht kann 100Euro sparen.

Ich bin von der Qualitaet echt positiv beeindruckt! Lediglich
die Befestigung des LED-Rings ist etwas wackelig. Aber man
bekommt wirklich sehr viel fuer sein Geld.

Ueber arbeiten an einer Kamera alleine wuerde ich nicht mal im
Traum nachdenken so schlecht ist das. Wer es nicht glaubt kann
ja einfach mal ein Auge zumachen und schauen wie gut er dann
ohne 3D-Informationen loeten kann. Und dann darf man nicht vergessen
das man dann nach vorne schaut wenn man unten loetet. Das bringt
auch manche Gehirne durcheinander. Es gibt auch Leute die tun sich
damit an einem Mantis schwer, obwohl das natuerlich sonst der
Platzhirsch ist.

Bei mir waren auch zwei Barlowlinsen dabei mit dem man ja den
Arbeitsabstand und die maximale Vergroesserung einstellt. Damit
war ich nicht ganz zufrieden, die eine war mir zu stark, die andere
zu schwach. Ich hab dann noch mal eine in der Mitte gekauft.

Gegen beschlagen (Loetfett/Spitzer) koennte man auf den Linsen
noch einen UV-Filter drauf schrauben den man einfach zum
putzen abnehmen kann
Allerdings haben die Teile eine ungewoenhliches Mass (M40.5 ???)
Das ist in der fotografie nicht so gaengig, eher bei den 
Mikroskopfraggles,
daher sind diese Linsen dort etwas teurer.

Olaf

von W.P. K. (elektronik24)


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Hol dir ein Mantis. Gerade als Brillenträger gibt es nichts besseres. 
Damit arbeite ich seit Jahren mit höchster Zufriedenheit. Das Nikon 
Zoom-Stereomikroskop, mit dem ich vorher gearbeitet habe, wird seitdem 
vielleicht noch 3x im Jahr benutzt.
Ein Mantis ist aber teuer: bei Ebay gebraucht inkl. Linsen mit Glück ab 
500 Euro zu bekommen.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Jedes Kamerasystem hat Latenzen. Ich habe für mich festgestellt, dass 
mich diese kleine Latenz zwischen "Ich tue etwas" und "Ich sehe es" 
oftmals bei kameragestützten Mikroskopen stört. Durch die Latenz ist 
meine Regelschleife zwischen Hand und Auge etwas beeinträchtigt und das 
Ausrichten von Bauteilen und auch das Löten sind irgendwie 
anstrengender.

Ich persönlich bevorzuge rein optische Stereomikroskope (AMScope wurde 
ja schon genannt)

von Netzwerker (Gast)


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W.P. K. schrieb:
> Ein Mantis ist aber teuer: bei Ebay gebraucht inkl. Linsen mit Glück ab
> 500 Euro zu bekommen.

Mit Glück, welches ich bisher noch nicht hatte.
Unter einer Stereolupe kann ich nicht löten. Ich habe damit auf einem 
Auge eine Schärfentiefe von wenigen Millimeter (ein Auge kurzsichtig, 
eines weitsichtig). Unter einer Kamera ohne 3D-Eindruck ist das Löten 
eine Geduldsprobe. Genaues Positionieren des Kolbens ist unmöglich.

Ich verwende jetzt eine Lupenleuchte mit 180 mm Linsendurchmesser und 
200 mm Brennweite. Da passt auch der Lötkolben drunter.

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