Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Meister verkürzen??


von Mister L. (Firma: yssir) (derbystar)


Lesenswert?

Hallo Zusammen,

zu mir bin 25, habe Ausildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme 
gemacht -> E-Techniker in Daten und Kommunikationstechnik über Daa -> 
tech. Betriebswirt via Eckert.
Nun habe ich einen "soliden" Job der selten Überstünden erfordert und 
Abends + am Wochenende zuviele Energie (meiner Süßen geh ich auch schon 
aufn Sack ;))

Jetz habe ich mir überlegt ein Kleingewerbe im E-Technik Bereich zu 
gründen:
- Reparaturen allgemein
- 3D - Druck
- Installation
- DGUV Messung
etc. je nachdem was halt so anfällt! (sind nur so lose Gedankespiele)

Aber! Ohne Meistertitel darf ich nicht mal iwo eine Steckdose 
einbauen...
Mal eine Frage kann ich mir meine bisherigen Fortbildungen an den 
Meister anrechnen lassen? z.B. das Teil 3 + 4 wegfallen?
Wär natürlich geil wenn man dass Ding in paar wenigen Monaten 
durchziehen kann (Bin eh gern Schüler)

Merce schonmal und Gruß

von Nichtverzweifelter (Gast)


Lesenswert?

Die Teile 3 und 4 haben aber nichts mit dem Fach (hier "Elektro") und 
Fortbildung darin zu tun, sondern müssen ganz gleich von jeder Richtung 
"bestanden" werden. Egal, ob Metzger, Schreiner, Elektro oder 
Karosseriebauer.

Warum das wohl so ist?

Steuerrecht, Buchhaltung, etwas Arbeitsrecht, Kalkulation, etwas 
Sozialgesetzgebung gilt eben für alle. Daher werden auch alle geprüft.

Nach wie vor darfst Du Dich mit Deiner bestandenen Gesellprüfung -OHNE- 
jeden Vorbereitungskurs direkt zur Meisterprüfung anmelden. Auch die 
Reihenfolge 1,2,3,4 ist Dir freigestellt.

Die früher mehr oder minder strikt geforderten "Gesellenjahre" 
(=Pflicht, selbige geleistet zu haben) sind längst entfallen.

Du kannst Dir also gebrauchte Bücher zulegen, Dir den Prüfungsstoff 
"schnell, trainiert abrufbar" selbst eintrichtern und zur nächsten 
Prüfung gehen. Auch Ortsbindung gibt es keine.

Anmerkung: Ich bin westdeutscher RFT-Meister und weiss Obengenanntes aus 
eigener Erfahrung.

von Nichtverzweifelter (Gast)


Lesenswert?

...aaaber: Du musst vorher herauskriegen, mit welcher CAD-Software Du in 
30 Minuten eine bearbeitete Frontplatte zeichnen musst, auf welchem 
Prozessor Du ein kleines Assemblerprogramm schreiben musst, wie doppelte 
Buchführung nach dem "Einheits-Konten-Rahmen" geht (3 oder 4-stellige 
Kontonummern). Sonst sitzt Du im wahrsten Sinne des Wortes "da"...

Natürlich ist es auch nicht schlecht, das (im technischen Teil 1 oder 2) 
zu bedienende Oszi schon öfter bedient zu haben, etc., denn stets lauert 
er da, der böse Feind namens "Zeitdruck"!

von Mister L. (Firma: yssir) (derbystar)


Lesenswert?

Schonmal Merce für de Antworten!
Ich muss noch anmerken (sry habs vorher vergessen) dass ich den 
Ada-Schein bei der HK ebenfalls schon habe.
Daher nochmal meine Frage
Teil 3 -> nachweis durch technischen Betriebswirt (Prüfung bei der IHK 
abgelegt)
Teil 4 -> durch Ada Schein (HK)

Das ich die fachlichen Teile nicht streichen kann ist mir auch bewusst 
(anforderung von Techniker <-> Meister sind ja doch unterschiedlich)

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

meintest du die Meisterprüfung verkürzen?
meinen alten Meister hätte ich gerne verkürzt, aber das gehörte nicht 
zum guten Ton!

von Nichtverzweifelter (Gast)


Lesenswert?

Du kannst das direkt bei der HWK erfragen. Ausbilderschein und vor allem 
der Betriebswirt IHK sollte reichen, weil derartige Teilabschlüsse 
zwischen IHK und HWK gegenseitig anerkannt werden. Der Betriebswirt ist 
wesentlich ausführlicher, als die 6 Wochen Vorbereitungskurs, die für 
Teil 3+4 zusammen reichen.

von Nichtverzweifelter (Gast)


Lesenswert?

Was geprüft wird in Teil 1 und 2, also Fachtheorie und -praxis, geht aus 
der Prüfungsordnung hervor, die nicht geheim ist.

von Kolja L. (kolja82)


Lesenswert?

Joachim B. schrieb:
> meintest du die Meisterprüfung verkürzen?
> meinen alten Meister hätte ich gerne verkürzt, aber das gehörte nicht
> zum guten Ton!

Mich hat mein alter (Hexen)Meister immer einen Kopf kürzer gemacht...

von Carsten Sch. (Gast)


Lesenswert?

Hi,

zuerst einmal:
Matthias P. schrieb:
>E-Techniker in Daten und Kommunikationstechnik über Daa

Was steht denn auf deiner Urkunde drauf bzw. wer hat die Ausgestellt.
Bist du staatlich geprüfter (Prüfung z.b. an öffentlicher Schule und nur 
Vorbereitung über DAA) oder zumindest staatlich anerkannter (Prüfung 
durch Privatschule wie z.B. DAA, Ausbildung und Prüfung sind aber 
staatlich kontrolliert) Techniker?

Das MUSS auf der Urkunde/dem Zeugnis draufstehen.
Wenn nichts von "staatlich geprüft" oder "staatlich anerkannt" drauf 
steht, dann ist die Urkunde aus der Perpektive was man rechtlich DARF 
wertlos

Die Bezeichnung "Techniker" alleine ist ja nicht geschützt.
Erst mit Zusatz "staatlich xxx" ist es geschützt und definiert was sich 
dahinter verbirgt.

Matthias P. schrieb:
> Aber! Ohne Meistertitel darf ich nicht mal iwo eine Steckdose
> einbauen...

So nicht korrekt.
Du (als Einzelunternehmer) bzw. deine Firma darfst NUR DANN 
Erweiterungen bzw. Neuerrichtungen von/an mit dem öffentlichen Stromnetz 
verbundenen Anlagen vornehmen wenn du in das Installateursverzeichnis 
deines EVU eingetragen bist.
(Theoretisch müsstest du für JEDES EVU an dessen Netz du arbeiten 
möchtest eingetragen sein. Aber die meisten, ich glaube sogar alle, EVU 
erkennen die vorhandene Eintragung bei anderen EVU als hinreichend an)

Um diese Eintragung zu erlangen musst du:
1. Entweder selbst einen hinreichend hohen elektrotechnischen 
Ausbildungsgrad haben oder einen von dir angestellten mit hinreichenden 
Ausbildungsgrad benennen der die Oberverantwortung für die 
Ausführung/Überwachung der Arbeit trägt.
Hinreichend sind insbesondere: Handwerksmeister in einem 
elektrotechnischen Beruf, staatlich geprüfter Techniker,
(Normalerweise auch staatlich anerkannter TEchniker - das ist aber 
Landesrecht - sicherheitshalber im Einzelfall prüfen!) oder einen 
Elektrotechnischen Studiengang erfolgreich abgeschlossen haben.
Mit allen diesen Möglichkeiten kannst du dich bei der HWK in die 
Handwerksrolle eintragen lassen was zwingende Vorraussetzung für den 
Installateurseintrag ist.

Zusätzlich musst du oder die von dir beauftragte PErson
2. Die Kenntnisse der Normen und Vorschriften für die 
Elektroinstallation in einer anerkannten Prüfung nachgewiesen haben.
Dafür gibt es DREI Möglichkeiten:

Möglichkeit A:
Meisterprüfung (nach alter Prüfungsordnung) zum 
Elektroinstallateursmeister mit bestandener Sicherheitsprüfung. (Alte 
Prüfungsordung: RFT- Elektroinstallateur- Büromaschinen- usw. Meister 
hatten eigene Prüfungen. Ist nicht mehr neu abzulegen)

Möglichkeit B:
Meisterprüfung zum Elektromeister (nach neuer Prüfungsordnung, ein 
Meister für alles Elektrische) mit bestandenen Sicherheitsschein.

Möglichkeit C:
Sachkundeprüfung TREI (Technische Regeln Elektroinstallation) mit 
mindestens 50% bestanden. (Die Prüfung kostet etwa 300 Euro. Mit 
Vorbereitungskurs 1k bis 3k und mehr je nach Gründlichkeit und 
Kursanbieter.

Zudem musst du dem EVU noch nachweisen, das du:
3. Über alle erfoderlichen Messgeräte verfügst die für die Arbeiten und 
insbesondere die Überprüfung von Anlagen notwendig sind. Natürlich 
kalibriert. Sowie Jederzeit schnellen und niederschwelligen Zugriff auf 
die relevanten Normen und Vorschriften haben und über Normenänderungen 
und korrekturen auch zeitnah informiert werden. (-> Normenabo 
abgeschlossen!)
Was die Netzbetreiber für die erfüllung dieses Punktes fordern ist z.b. 
hier aufgelistet.
https://www.westnetz.de/content/dam/revu-global/westnetz/documents/fuer-partnerfirmen/eintragung-strom-installationsunternehmen/werkstattausruestung-lia-nrw.pdf


Ausserdem musst du
4. den Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung nachweisen!

Es müssen IMMER alle VIER Punkte erfüllt sein, die Punkte 1&2 natürlich 
bei derselben PErson, erst dann kommt eine Eintragung in das 
Installateursverzeichnis überhaupt in Betracht.

Und erst mit dieser Eintragung darfst du änderungen an Installationen 
(die mit dem öffentlichen Netz verbunden sind) ändern oder neu aufbauen!
EGAL was du bist oder welche Prüfung du bestanden hast. Auch ein 
erfahrender Elektrotechnikmeister darf ohne diese Eintragung (z.B. im 
Nebenerwerb) keine neuen Steckdosen setzen. Selbst wenn er im Hauptjob 
bei seiner Firma dies nicht nur offiziell macht sondern vielleicht sogar 
die FEVK der Firma ist (der oberste Verantwortliche für diese 
Arbeiten...)

Die Punkte 1 & 2 sind ja noch für einen Nebenerwerb machbar. Wenn jemand 
eh schon Meister (z.B. alter RFTler), staatlich *** Techniker oder 
Ingenieur ist kostet einem das vielleicht ein langes Wochenende und 
weniger Geld als noch vor ein paar Jahren ein guter Fernseher gekostet 
hat.

Aber alleine schon Punkt 4 macht das für den Nebenerwerb 
unwirtschaftlich.
Von Punkt 3 ganz zu schweigen. Völlig illusiorisch da neben einen 
Hauptjob auch nur in die Kosten für nur den Punkt 3 wieder 
reinzubekommen. Von Gewinn ganz zu schweigen!

Was jedoch auch OHNE die Eintragung ins Installateursverzeichnis geht 
wenn man eine entsprechende formale Qualifikation hat (staatlich *** 
Techniker reicht) das ist die Ausführung von kleineren Reparaturarbeiten 
wie dem Austausch von defekten Steckdosen am Netz. Oder arbeiten an 
REINEN Inselanlagen die gar nicht mit dem öffentlichen Stromnetz 
verbunden sind.
Und natürlich die Reparatur und Prüfung von Elektrogeräten!
Natürlich muss man da nicht nur den Schein haben sondern auch das 
tatsächliche Wissen. Jedoch ist die Art des Wissenserwerb und Nachweis 
nicht vorgeschrieben. Selbststudium des jeweils fehlenden reicht. Formal 
wird da, ausser das Handwerkskammer prüft ob du wirklich einen 
Meisterbrief bzw. Studienabschluss oder Zeugnis zum staatlich *** 
Techniker hast, erst einmal nichts. Je nach Tätigkeitsfeld geht es sogar 
das man die Gewerbeanmeldung so formuliert das man in den Bereich der 
IHK fällt. Dann wird nicht mal das überprüft. Dürfte mit deinen 
aktuellen Angaben aber schwer sein...

Jedoch ist es da alleine aus Gründen des Selbstschutzes schon sehr 
ratsam sich wirklich fortzubilden und die Messgeräte wirklich in einem 
vorschriftsgemäßen Zustand zu halten. Sonst ist man im Falle eines 
Falles eine ganz arme Sau. Im warsten Sinne des Wortes (Pfändung bis zur 
Pfändungsgrenze bei ernsten Sach- oder Personenschäden) 
Betriebshaftpflicht wäre sicher auch zu überdenken. Auf jeden Fall wenn 
man mehr macht. (die aber wiede teuer ist...)


***Oder um es kurz zu machen:***
Für das was du vorhast ist ein Meister absolut unnötig.
Die reine Sachkundeprüfung TREI, die selbst mit Kurs in unter einer 
Woche zu machen ist und weniger als die Meisterprüfung kostet, (vom 
vielfach teureren Meistervorbereitungskurs ganz zu schweigen) würde dir 
genau dassselbe bringen wie die Meisterprüfung selbst. (Sofern auf 
deinem Technikerzeugnis steht, dass du das Wörtchen "staatlich" im 
Zusammenhang mit Techniker in deiner Berufsbezeichnung führen darfst)

Aber selbst mit bestandenem TREI Schein bzw. Meisterprüfung sind noch so 
viele andere Auflagen zu erfüllen das du den Teil "Elektroinstallation" 
bei deinen Überlegungen für einen selbstständigen NEBENerwerb am besten 
sofort vergisst.

Gruß
Carsten

von Mister L. (Firma: yssir) (derbystar)


Lesenswert?

Großes Danke für die ausführliche Antwort.
War da scheinbar ein wenig falsch informiert.
Werde mich auf alle Fälle mit der HK kurzschließen...die verfügbaren 
Fortbildungen auf Trei scheinen ja auch sehr interessant zu sein :)

von Mister L. (Firma: yssir) (derbystar)


Lesenswert?

Mein Techniker ist Staatlich anerkannt :)

Beitrag #7021116 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Mister L. (Firma: yssir) (derbystar)


Lesenswert?

Macht ja irgendwo auch alles Sinn...

Aber gerade die anderen Bereiche, 3D - Druck, Geräteprüfung, Reparaturen 
sind ja dann im Bereich des Möglichen bzw. mit "überschaubaren" Aufwand 
verbunden.
Mal schauen was die Zukunft bringt, aber nochmals Danke.

Beitrag #7021151 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7026886 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Finanzschwurbler (Gast)


Lesenswert?

Meister ist der neue Geselle. Das ist wie an den Unis mit dem Master. 
Will jetzt jeder machen und irgendwann gibt es eine Meisterschwemme.

von Mister L. (Firma: yssir) (derbystar)


Lesenswert?

Der Trend zeichnet sich ja schon länger ab, dass die wenigsten einfach 
nur noch Facharbeiter bleiben...
Ob dann für einen selber Bachelor, Master, Techniker, Meister oder 
Facharbeiter das richtige ist, ist denke ich sehr individuell.
Kommt halt drauf an wie leicht man sich lernt? Welches Berufliches 
Profil man anstrebt etc....
Bin mit meinem Profil Techniker + Betriebswirt eigl gar nicht so 
unzufrieden.
Ob man dies in der Praxis mit einem Bachelor vergleichen kann? Hmmm weiß 
auch nicht...Offiziel ist es auf Masterebene...aber dass dies Mist ist, 
ist denk ich mal jeden bewusst.

von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

Matthias P. schrieb:
> Ob dann für einen selber Bachelor, Master, Techniker, Meister oder
> Facharbeiter das richtige ist, ist denke ich sehr individuell.

Man sollte immer das Maximum anstreben, wo das Kosten-Nutzen-Verhältnis 
für einen am besten passt. Statistisch gesehen bedeutet eine bessere 
Bildung mehr Einkommen, aber im Einzelfall kann das freilich auch ganz 
anders aussehen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.