Forum: Platinen Fe(III)Cl Zuschlaege


von Johannes U. (kampfradler)


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Moinsen.

Bin vor einiger Zeit im Zuge von Recherchen zum Aetzen von Messingteilen 
fuer den Modellbau ueber das sogenannte Edinburgh-Etch gestolpert.
>https://www.joopstoop.com/en/blog/edinburgh-etch-n5

Dabei werden Fe(III)Cl konz. und Citratloesung (IIRC ~21% Konzentration) 
4:1 zusammengemischt.

Hab's also mal versucht und muss sagen: Ja, klappt gut und hat bei mir 
auf den ersten Blich gegenueber Fe(III)Cl klare Vorteile:
- Die frisch angesetzte Aetzloesung arbeitet ebenso schnell, wie ohne 
den Citratzusatz.
- Die Loesung ist gegenueber reinem Fe(III)Cl um einiges transparenter, 
sodass der Aetzfortschritt in einer transparenten Schale im Durchlicht 
hervorragend zu verfolgen ist, ohne das Aetzgut zur Kontrolle aus dem 
Aetzbad entnehmen zu muessen.
- Die bei reinem Fe(III)Cl normalerweise spaetestens bei zunehmender 
Nutzdauer entstehenden Ausflockungen bleiben aus, die Aetzloesung bleibt 
transparent.
--> Zum Spass habe ich dann mal meine gebrauchte Fe(III)Cl-Loesung, die 
bereits reichlich truebe war und ordentlich Ausflockungen zeigte mit 
einer entsprechenden Citratloesung behandelt:
Diese Loesung klarte vollstaendig auf und war dann genauso transparent 
wie eine frisch angesetzte Mischung, aetzen dauerte mit dieser bereits 
gebrauchten Loesung allerdings mit 15min 3x so lange, wie mit der 
frischen Loesung...

Aus meiner Perspektive also erstmal lauter Vorteile, die fuer mich das 
Aetzen deutlich angenehmer gestalten :)

von Wolle G. (wolleg)


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kurze Frage: Bei welcher Temperatur wird geätzt?

von Johannes U. (kampfradler)


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Wolle G. schrieb:
> kurze Frage: Bei welcher Temperatur wird geätzt?

Ich mach das stets im Wasserbad und bringe die Aetzloesung auf ~40Grad.
Da findet keine Aenderung aufgrund des Zuschlags statt.

: Bearbeitet durch User
von Ralf S. (cmyk61)


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Fe(III)Cl wird zB auch beim Herstellen von Kupfer-Tiefdruckzylindern 
verwendet.
Einer meiner Bekannten hat Druckformhesteller gelernt und mir mal 
demonstriert, wie effektiv Fe(III)Cl ätzt.
Unser Ätzobjekt war eine 40x50 Leiterplatte die in einer großen 
Kunststoffschale lag. Er goß 2L Ätzlösung ein und begann mit 
Gummihandschuhen und einem Ätzmittel getränkten Wattebausch über die 
Platine zu streichen.
Nach 5 Minuten waren 35um durchgeätzt - mit kaltem Ätzmittel.
Kommentar: das Wichtigeste ist eine ausreichende Bewegung des 
Ätzmediums. Daher funktioniert das auch bei einer Schaumätzanlage so 
gut.

Gruß
Ralf

: Bearbeitet durch User
von Wolle G. (wolleg)


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Ralf S. schrieb:
> Daher funktioniert das auch bei einer Schaumätzanlage so
> gut.

Bei der Schaumätzanlage kommt wahrscheinlich noch zusätzlich die 
oxidierende Wirkung des Luftsauerstoffs dazu.

von Peter (Gast)


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Hallo,

wenn ich darf, eine abweichende Frage.

Habe neulich meine alte ISEL Ätzanlage (25J) gesäubert und musste mit 
ansehen wie sich die Verklebung schön sauber verabschiedet hat.

Habt Ihr sowas schon erfolgreich wieder verklebt und mit welchem Kleber.

danke

Peter

von Ralf S. (cmyk61)


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Wolle G. schrieb:
> Bei der Schaumätzanlage kommt wahrscheinlich noch zusätzlich die
> oxidierende Wirkung des Luftsauerstoffs dazu.

das denke ich eher nicht. Oxidation mit Sauerstoff benötigt Zeit oder 
hohe Temperaturen.
Gruß
Ralf

von Ralf S. (cmyk61)


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Peter schrieb:
> Habt Ihr sowas schon erfolgreich wieder verklebt und mit welchem Kleber.

Ich selbst noch nicht. Aber dieser Kleber dürfte Silikon-Kautschuk sein.
Aquarien werden in ähnlicher Weise geklebt.

Gruß
Ralf

von Krampe (Gast)


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Ralf S. schrieb:
> Nach 5 Minuten waren 35um durchgeätzt - mit kaltem Ätzmittel.

10 Sekunden würden mich eher beeindrucken.

von Ralf S. (cmyk61)


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Krampe schrieb:
> 10 Sekunden würden mich eher beeindrucken.

hier würde ich Strengstoff andenken ;-)

: Bearbeitet durch User
von Johannes U. (kampfradler)


Angehängte Dateien:

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So, nachdem der Thread natuerlich wie ueblich mal wieder zweckentfremdet 
wurde, nochmal zum Thema.

Johannes U. schrieb:

> - Die Loesung ist gegenueber reinem Fe(III)Cl um einiges transparenter,
> sodass der Aetzfortschritt in einer transparenten Schale im Durchlicht
> hervorragend zu verfolgen ist, ohne das Aetzgut zur Kontrolle aus dem
> Aetzbad entnehmen zu muessen.

edinburgh_1.JPG - edinburgh_3.JPG zeigen wie schoen transparent die 
Aetzloesung ist und wie gut der Aetzfortschritt in der Loesung verfolgt 
werden kann.
Die Loesung befindet sich in einer Glasschale auf dem Durchlicht.

> --> Zum Spass habe ich dann mal meine gebrauchte Fe(III)Cl-Loesung, die
> bereits reichlich truebe war und ordentlich Ausflockungen zeigte mit
> einer entsprechenden Citratloesung behandelt:
> Diese Loesung klarte vollstaendig auf und war dann genauso transparent
> wie eine frisch angesetzte Mischung, aetzen dauerte mit dieser bereits
> gebrauchten Loesung allerdings mit 15min 3x so lange, wie mit der
> frischen Loesung...

edinburgh_used.JPG zeigt die gebrauchte Fe(III)CL-Loesung, die reichlich 
truebe war und starke Ausflockungen hatte, nach Citratzugabe komplett 
aufgeklart.
Fertige Platine hier zwischen der Glasschale mit der Loesung und dem 
Durchlicht.

Ziemlicher Unterschied zu reinem Fe(III)Cl wie im letzten Bild, da kann 
die fertige Platine bestenfalls unter der Glasschale erahnt werden..

von Ralf S. (cmyk61)


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@Johannes
Nachdem ich Deinen Link zum edinburgh-ätzen durchgelesen hatte, fiel mir 
ein, dass es in Basel einen Chemikalienhersteller gab, der sog. 
schlammfreies FeCl-III angeboten hatte. Aber leider nur in 25L-Gebinden.
Zu viel für mich als Hobbyätzer.

Gibt es für dieses Citrat einen Handelsnamen? Konkret: wo bekomme ich 
diese "Zutat"?
Wie dosiere ich dieses am sinnvollsten? Pi mal Schnauze wäre ja nicht 
sonderlich elegant. ;-)

Gruß
Ralf

: Bearbeitet durch User
von Johannes U. (kampfradler)


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von Martin S. (sirnails)


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Johannes U. schrieb:
> https://www.joopstoop.com/en/blog/edinburgh-etch-n5

Danke für die hilfreiche Info.

Ich verstehe nur eines immer nie: WARUM ZUM TEUFEL KÖNNEN SOLCHE AUTOREN 
NIEEEE DAZU SCHREIBEN, OB ES VOLUMEN- ODER MASSEANGABEN SIND????

(Ja, ganz bewusst gebrüllt!)

von Johannes U. (kampfradler)


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Martin S. schrieb:
> Johannes U. schrieb:
>> https://www.joopstoop.com/en/blog/edinburgh-etch-n5
>
> Danke für die hilfreiche Info.
>
> Ich verstehe nur eines immer nie: WARUM ZUM TEUFEL KÖNNEN SOLCHE AUTOREN
> NIEEEE DAZU SCHREIBEN, OB ES VOLUMEN- ODER MASSEANGABEN SIND????
>
> (Ja, ganz bewusst gebrüllt!)

Tomaten auf den Augen?

Das geht doch eigentlich aus dem Text im Link hervor:
'4 liters ferric chloride solution + 1 liter hot water mixed with 
300*grs* citric acid powder.'

Also 4 Volumenteile : 1 Volumenteil fuer die endgueltige Rezeptur.

Das liest sich nicht so, als sei das ein chemisch versierter Schreiber 
am Werk. Also nix mit Mischungskreuz, molarer Masse und so.
Das einzige was da wirklich bloed und schwammig ist, ist die Zutat 
heisses Wasser, wegen der Volumenaenderung im Vergleich zu Kaltem.
Duerfte aber vernachlaessigbar sein.
Benoetigt wird es uebrigens auch nicht, da Citrat hervorragend in Wasser 
loeslich ist, da muss nicht mit Waerme nachgeholfen werden.

Die Herstellung der Citratloesung ist eindeutig beschrieben:
300g Citrat auf 1L Wasser, was - ich habs nicht mit spitzem Bleistift 
ausgerechnet - zu ungefaehr 21 - 22% Citratloesung fuehrt.

von Martin S. (sirnails)


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Da steht aber auch

> 4 parts ferric chloride solution + 1 part citric acid solution = Edinburgh Etch.

Volumen, oder Massen? Volumen liegt nahe, aber das steht da nunmal 
nicht. Und gerade bei der hohen Dichte von Fe(III)Cl macht das einen 
großen Unterschied.

von Eppelein V. (eppelein)


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Ralf S. schrieb:
> Fe(III)Cl wird zB auch beim Herstellen von Kupfer-Tiefdruckzylindern
> verwendet.
> Einer meiner Bekannten hat Druckformhesteller gelernt und mir mal
> demonstriert, wie effektiv Fe(III)Cl ätzt.
> Unser Ätzobjekt war eine 40x50 Leiterplatte die in einer großen
> Kunststoffschale lag. Er goß 2L Ätzlösung ein und begann mit
> Gummihandschuhen und einem Ätzmittel getränkten Wattebausch über die
> Platine zu streichen.
> Nach 5 Minuten waren 35um durchgeätzt - mit kaltem Ätzmittel.
> Kommentar: das Wichtigeste ist eine ausreichende Bewegung des
> Ätzmediums. Daher funktioniert das auch bei einer Schaumätzanlage so
> gut.
>
> Gruß
> Ralf

Was passiert in geschlossenen Räumen, z. Bspl. im Keller bei dem 
Ätzvorgang?

-  Eisen III kalt?
-  Eisen III erwärmt  ausgasen?

von Johannes U. (kampfradler)


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Martin S. schrieb:
> Da steht aber auch
>
>> 4 parts ferric chloride solution + 1 part citric acid solution = Edinburgh 
Etch.
>
> Volumen, oder Massen? Volumen liegt nahe, aber das steht da nunmal
> nicht. Und gerade bei der hohen Dichte von Fe(III)Cl macht das einen
> großen Unterschied.

Wenn da eine allgemeine Zusammenfassung der Rezeptur ohne Bezug auf 
Einheiten steht und dann ausgefuehrt inkl. Einheiten ausgefuehrt wird, 
wie man zum Resultat kommt...
'4 liters ferric chloride solution + 1 liter hot water mixed with
300grs citric acid powder.'
... was koennte dann wohl unklar sein?

von Ralf S. (cmyk61)


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Eppelein V. schrieb:
> Was passiert in geschlossenen Räumen, z. Bspl. im Keller bei dem
> Ätzvorgang?
>
> -  Eisen III kalt?
> -  Eisen III erwärmt  ausgasen?

Diesen Ätzversuch haben wir seinerzeit in der offenen Garage gemacht. 
Irgendwann im Sommer. Ätzmittel hatte Umgebungstemperatur.

Eisen III Chlorid - da habe ich von ausgasen noch nichts bewusst 
wahrgenommen.
Ein Sicherheitsdatenblatt und ein Kommentar von Chemie-kompetenten 
Mitleser könnte KLarheit schaffen.

Gruß
Ralf

von Eppelein V. (eppelein)


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Ralf S. schrieb:
> Eppelein V. schrieb:
>> Was passiert in geschlossenen Räumen, z. Bspl. im Keller bei dem
>> Ätzvorgang?
>>
>> -  Eisen III kalt?
>> -  Eisen III erwärmt  ausgasen?
>
> Diesen Ätzversuch haben wir seinerzeit in der offenen Garage gemacht.
> Irgendwann im Sommer. Ätzmittel hatte Umgebungstemperatur.
>
> Eisen III Chlorid - da habe ich von ausgasen noch nichts bewusst
> wahrgenommen.
> Ein Sicherheitsdatenblatt und ein Kommentar von Chemie-kompetenten
> Mitleser könnte KLarheit schaffen.
>
> Gruß
> Ralf

Danke Ralf für Deine Ausführung.

MfG
Eppelein

von Wolle G. (wolleg)


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Ralf S. schrieb:
> Eppelein V. schrieb:
>> Was passiert in geschlossenen Räumen, z. Bspl. im Keller bei dem
>> Ätzvorgang?
>>
>> -  Eisen III kalt?
>> -  Eisen III erwärmt  ausgasen?
>
> Diesen Ätzversuch haben wir seinerzeit in der offenen Garage gemacht.
> Irgendwann im Sommer. Ätzmittel hatte Umgebungstemperatur.
>
> Eisen III Chlorid - da habe ich von ausgasen noch nichts bewusst
> wahrgenommen.

Wie alle Flüssigkeiten hat auch Eisen-III-Chlorid-Lösung einen 
Dampfdruck, sodass es auch eine Dampfphase gibt.

10%ige Eisen-III-Chlorid-Lösung hat lt. Datenblatt einen pH-Wert < 1,
d. h., die Lösung ist stark sauer. Mehr oder weniger sauer kann auch die 
Dampfphase sein.
Deshalb ist es empfehlenswert, die Eisen-III-Chlorid-Lösung nach 
Gebrauch in einer gut schließende Flasche aufzubewahren.
Ich nehme zur Aufbewahrung der Eisen-III-Chlorid-Lösung eine dickwandige 
Spiritusflasche. Dickwandig deshalb, um evtl. Diffusion zu vermeiden.

Habe auch nach Jahren noch keinen Rostanflug an Eisengegenständen 
erkennen können.

: Bearbeitet durch User
von Eppelein V. (eppelein)


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Wolle G. schrieb:

> Wie alle Flüssigkeiten hat auch Eisen-III-Chlorid-Lösung einen
> Dampfdruck, sodass es auch eine Dampfphase gibt.
>
> 10%ige Eisen-III-Chlorid-Lösung hat lt. Datenblatt einen pH-Wert < 1,
> d. h., die Lösung ist stark sauer. Mehr oder weniger sauer kann auch die
> Dampfphase sein.
> Deshalb ist es empfehlenswert, die Eisen-III-Chlorid-Lösung nach
> Gebrauch in einer gut schließende Flasche aufzubewahren.
> Ich nehme zur Aufbewahrung der Eisen-III-Chlorid-Lösung eine dickwandige
> Spiritusflasche. Dickwandig deshalb, um evtl. Diffusion zu vermeiden.
>
> Habe auch nach Jahren noch keinen Rostanflug an Eisengegenständen
> erkennen können.

Hallo Wolle,

danke auch Dir für Deine Ausführungen.

Wichtig ist mir, daß keinerlei metallische Gegenstände zu rosten ... 
anfangen.

MfG
Eppelein

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