Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gute Low-ESR Elkos mit langer Haltbarkeit


von Pipo (Gast)


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Moin,

ich brauche demnächst ein paar 4,7 uF Elkos für den Bau einer 
Mikrofonschaltung und wollte da mal fragen, welche Serien ihr empfehlen 
könnt, die für wenig ESR und zugleich eine hohe Lebensdauer bekannt 
sind. Da die Schaltung eher selten benutzt wird, wäre denke ich eine 
hohe Lagerungsstabilität (shelf-life) wichtig. Wenn möglich radial 
bedrahtet, axial geht aber auch. Spannung etwa 50 V. Größere Modelle 
gehen natürlich auch, allerdings nur bis zu einem Durchmesser von circa 
8 mm.

Also noch mal kurz:
- 4,7 uF, Elektrolyt
- min. 50 V
- low ESR
- hohe shelf-life
- max. 8 mm Durchmesser

Fällt euch da was ein?

Früher hatte ich mal die Panasonic FR, die von den Specs her auch ganz 
ordentlich aussehen. Aber vielleicht kennt ihr ja noch bessere 
Alternativen, die in kleineren Mengen aktuell gut zu bekommen sind. :)

Ich danke im Voraus für eure Hilfe und wünsche einen sonnigen Nachmittag
-Pipo

von Andreas B. (bitverdreher)


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Für eine Mikrofonschaltung braucht es keine Low ESR Elkos.

von H. H. (Gast)


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nichicon ULD

von Asdf Q. (Gast)


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Bei heutigen Elkos wird üblicherweise ein shelf life von 1000h bei 
Maximaltemperatur spezifiziert. Für einen 105°-Elko entspricht das 14 
Jahren bei 35°C. Diese Zeit kommt zur spezifizierten Lebensdauer im 
Betrieb hinzu.

Heutige Elkos haben oxidierende Elektrolyte, d.h. die Oxidschicht baut 
sich während der Lagerung nicht ab. Bei alten Elkos, mit Herstelldatum 
vor 1980, war das noch der Fall. Diese mussten nach längerer Standzeit 
erst wieder an Spannung gewöhnt ("formiert") werden.


"Low ESR" sagt erstmal nichts aus. Du bekommst Elkos mit verschiedenen 
ESR-Werten, so wie Du verschiedene Kapazitätwerte bekommst. Beides muss 
zu Deiner Anwendung passen.

von Gerald B. (gerald_b)


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Solange du dich von "Knallfröschen" wie SamXon und Samwha fernhälst, 
kannst du nur wenig falsch machen. Gute Distris haben als Suchparameter 
u.a. auch die Lebensdauer bei Maximalbelastung dabeistehen. Die kann 
zwischen 1000 und 10000h liegen. Hast du schon Foliekondensatoren 
(metallisiertes Polyester oder metallisiertes Polypropylen) schon in 
Betracht gezogen?
Nach untern hin keine Temperaturempfindlichkeit, kann quasi unbegrenzt 
gelagert werden, kein Mikrophonieeffekt, wie KerKos, niedrige Impedanz, 
da die Dinger nicht nur einfach wie früher aus Folie gewickelt werden, 
sondern durch Schoopieren mehrfach kontaktiert werden.

von Olaf (Gast)


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> Fällt euch da was ein?

Nimm einfach 10uF/50V in X7R. Die haben dann bei 50V sicherlich
weniger Kapazitaet, aber fuer etwas Betriebsspannung abpuffern wird
das ja sicher reichen.
Und irgendein Audiozeugs wirst du ja sicher auch nicht durch einen
Elko leiten wollen oder? .-)

Olaf

von Transformator1 (Gast)


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Die von Panasonic, welche es u.a.m.
bei Reichelt gibt, sind auch recht
gut.

Gruß Transformator1

von Pipo (Gast)


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Guten Abend und danke für die Rückmeldungen!

Das Bauteil wird als Koppelkondensator verwendet, um den DC-Anteil aus 
dem Signalweg hinter einer Elektretkapsel vor einem Mikrofoneingang zu 
nehmen.

Wenn die ESR bei NF-Schaltungen generell unkritisch sein sollte: Umso 
besser, mehr Auswahl. :)

Die möglichst lange Lebensdauer würde ich natürlich gerne mitnehmen. 
Wenn auch das bei moderneren Elkos kein Problem ist, bin ich aber 
beruhigt.

Ich habe vorhin nochmal in der Restekiste geschaut und ein paar 
Panasonics (EEUFR1H4R7 und EEU-EB1J4R7S) finden können. Die Caps sind 
irgendwas zwischen 3 und 5 Jahren alt und waren durchgehend entladen. 
Sind da irgendwelche Auswirkungen auf die Leistung bzw. Qualität zu 
erwarten?

VG - Pipo

von H. H. (Gast)


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Pipo schrieb:
> Ich habe vorhin nochmal in der Restekiste geschaut und ein paar
> Panasonics (EEUFR1H4R7 und EEU-EB1J4R7S) finden können. Die Caps sind
> irgendwas zwischen 3 und 5 Jahren alt und waren durchgehend entladen.
> Sind da irgendwelche Auswirkungen auf die Leistung bzw. Qualität zu
> erwarten?

Nein.

von René F. (Gast)


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Olaf schrieb:
> Und irgendein Audiozeugs wirst du ja sicher auch nicht durch einen
> Elko leiten wollen oder? .-)

Was spricht dagegen? Wurde Jahrzehnte lang so gemacht.

von Mani W. (e-doc)


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Andreas B. schrieb:
> Für eine Mikrofonschaltung braucht es keine Low ESR Elkos.

Genau!

Vor vielen -zig Jahren gab es diesen Ausdruck auch noch nicht, schon
gar nicht für Audioanwendungen...

von Mani W. (e-doc)


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Pipo schrieb:
> Die Caps sind
> irgendwas zwischen 3 und 5 Jahren alt und waren durchgehend entladen.

Wozu sollten Kondensatoren auf Lager auch geladen sein?

Dir fehlt es an Grundkenntnissen...

von Mark S. (voltwide)


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Olaf schrieb:
>> Fällt euch da was ein?
>
> Nimm einfach 10uF/50V in X7R. Die haben dann bei 50V sicherlich
> weniger Kapazitaet, aber fuer etwas Betriebsspannung abpuffern wird
> das ja sicher reichen.
> Und irgendein Audiozeugs wirst du ja sicher auch nicht durch einen
> Elko leiten wollen oder? .-)
>
> Olaf
Ganz schlechte Idee. Du hast so etwas selbst noch nie gebaut. Sonst 
wüßtest Du um die Mikrofonie von MLCCs in hochverstärkenden Schaltungen.

von Olaf (Gast)


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> Ganz schlechte Idee. Du hast so etwas selbst noch nie gebaut. Sonst
> wüßtest Du um die Mikrofonie von MLCCs in hochverstärkenden Schaltungen.

Nein, du kannst nicht lesen.

Olaf

von Olaf (Gast)


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> Was spricht dagegen? Wurde Jahrzehnte lang so gemacht.

Klar, wenn man irgendeine Durchnittsschaltung hinzimmern will
kann man das so machen. Aber ich dachte das jemand der hier den
grossen Elkoaufriss macht einen gewissen Anspruch an Qualitaet
hat. In meinen Audioschaltungen verwende ich an der Stelle 1uF Folie.

Olaf

von Olaf (Gast)


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Mir ist noch was wichtiges eingefallen. .-)

Wenn jemand nach einem Low-ESR Elko mit langer Haltbarkeit sucht
dann ist man Pauschal geneigt dem Polymerelkos mit festem
Elektrolyt zu empfehlen.

Mal abgesehen davon das Low-ESR bei so einer Anwendung natuerlich
unoetig ist, ich wuerde dringenst empfehlen mal die Datenblaetter
der Hersteller bezueglich Leckstrom zu lesen. Da koennte man
ein paar Dinge erfahren die sie als Koppelkondensator in 
Analogschaltungen
ungeeignet erscheinen lassen.

Und dann sei noch erwaehnt das Panasonic, zumindest in einigen ihrer 
Datenblaetter, die Lebensdauer abhaengig vom Durchmesser macht. Das
bemuehen des OPs einen moeglichsten kleinen (Bauform) zu verwenden
ist also Kontraproduktiv fuer die Lebensdauer.

Olaf

von Pipi (Gast)


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Hallo zusammen und danke euch für die Antworten!

Ich habe mich noch einmal umgesehen und bin unter anderem auf folgenden 
Artikel gestoßen:
https://audioxpress.com/article/practical-test-measurement-stop-worrying-about-coupling-capacitors

Dort werden verschiedene Typen als Filter eingesetzt und auf ihre THD 
hin überprüft. Mit Abstand am schlechtesten schneiden die Keramik-Caps 
ab, was im Test auch NP0/C0G einschließt.

Zitat:
1
"To show the worst case for ceramic capacitors, the types I tested were either Z5U or X5R. Besides having high distortion, they’re also microphonic due to using a piezoelectric dielectric that packs more capacitance into a very small physical size. NP0 and C0G ceramic capacitors are much better, but still nothing like film or polystyrene capacitors."

Der Teil mit COG/NPO hat mich ein wenig verwundert, weil diese Typen in 
den Fachforen z.T. sehr gelobt werden. Dahingehend gibt es vereinzelt 
auch Messungen, die diesen einen klaren Vorteil gegenüber etwa den X7R 
ausweisen, welche auf bis zu 1% THD zu kommen sollen (zumindest im 
Bereich der Filterfrequenz, darüber bzw. darunter aber immer noch 
langsam absteigend).
Aber wie dem auch sei. MLCCs mit COG/NPO habe ich bisher ohnehin nicht 
mit meinen Spezifikationen finden können. Höchstens als SMD mit 
bregrenzter Spannungsbelastbarkeit.

In so fern sehe ich jetzt zwei Möglichkeiten:
Einfach mit den Panasonics fahren und hoffen, dass sie mir bei der 
geringen Temperatur und Belastung weiterhin gut erhalten bleiben. Oder 
ich schaue mich noch mal nach Folienkondensatoren mit PS oder besser PP 
um (kein PET).

Wenn man davon ausgeht, dass heutige Elkos auch nach ein paar Jahren 
Lagerung nach wie vor intakt bleiben, sowie, dass das shelf life bei 
Raumtemperatur wirklich deutlich höher ausfällt, dann werde ich denke 
ich auch mit ersteren problemlos zurechtkommen.
Selbst, wenn gute Folien-Caps tatsächlich etwas weniger THD als reguläre 
Elkos haben sollten - im Grunde bewegen sich eigentlich beide schon über 
dem Rauschabstand der Mikrofonkapsel selbst. Daher erwarte ich hier erst 
mal keinen Flaschenhals, so lange die sonstigen Parameter alle stabil 
bleiben.

von Asdf Q. (Gast)


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Es gibt genügend Geräte aus den '60ern, deren Elkos immer noch 
einwandfrei sind. Wenn Du vernünftige Qualität verbaust, nicht gerade 
ebay, Reichelt oder Aliexpress, dann solltest Du Dein Gerät mit gutem 
Gewissen Deinen Enkeln vererben können.

Kostenoptimierte Konsumelektronik ist hier kein Vergleich. Da wird um 
jeden Cent gefeilscht und es werden keine Mehrkosten in Kauf genommen 
für Bauteile, die unnötig länger als die geforderten 24 Monate 
Gewährleistungsdauer halten.

von Pipo (Gast)


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Meine Wahl würde da erst mal auf die EEUFR1H4R7 fallen, von denen ich 
noch einige hier habe.
https://www.farnell.com/datasheets/2820375.pdf

Spricht irgendwas gegen die Panasonic FR Serie?

von Praktiker (Gast)


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Hallo

Wobei man auch fair bleiben muss:

Elkos wurden bis weit in die 80er Jahre bei weiten (nur sehr selten) in 
Konsumerdprodukten nicht so "gequält" wie es seid den späten 80er Jahren 
üblich ist.

Keine dauerhaften heftiges Lade und Entladeströme, kein  Umladen in 
>10kHz Bereich , generell sehr luftiger Aufbau und deutlich höhere 
Preise im Vergleich zum Einkommen sowohl bei den Geräten als auch den 
Elkos an sich und nicht zuletzt einfacherer Aufbau zulasten des 
Platzbedarfs und des Wirkungsgrades.

In den nun schon lange üblichen Schaltnetzteilen werden die Elkos selbst 
bei den  kleinen 5V Ladegeräten ("Wandwarzen") heftig belastet, es ist 
immer eng und trotz deutlich besseren Wirkungsgrad werden die Elkos eben 
wegen der Kompaktheit oft stark thematisch belastet.
Ich behaupte mal das selbst "schlechte" Elkos aus heutiger Produktion 
immer noch besser sind als ein Großteil der Elkos die in 
"Jubelelektronik der 70er und 80er Jahre eingesetzt wurden.

von Shorty (Gast)


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Pipo schrieb:
> Das Bauteil wird als Koppelkondensator verwendet, um den DC-Anteil aus
> dem Signalweg hinter einer Elektretkapsel vor einem Mikrofoneingang zu
> nehmen.

Wenn der nur als DC-Block dient, dann kann bedenkenlos ein Elko genommen 
werden. Man sollte die Größe so wählen, dass kaum Spannung (AC 
100-200mV) an ihm abfällt und alles ist in Butter. ESR ist vollkommen 
latte in dem Fall.

von Olaf (Gast)


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> Elkos wurden bis weit in die 80er Jahre bei weiten (nur sehr selten) in
> Konsumerdprodukten nicht so "gequält" wie es seid den späten 80er Jahren
> üblich ist.

Das ist in diesem Thread aber irrelevant. Hier geht es nicht um 
Schaltanwendungen.

Allerdings, so etwa ab den 90ern trat ein gewisser Miniaturisierungswahn 
auf. Extrembeispiele sind z.B 10 oder 47uF/4V Elkos mit 2-3mm 
Durchmesser wie sie Sony in vielen ihren Geraeten eingesetzt hat und die 
alle gerne ihren Saft abgeben.

Das Problem ist halt wenn ein Elko klein ist kann wenig Saft drin sein 
und der Hersteller hat auch nur wenig Platz um die drei Loecher unten 
abzudichten.

Deshalb kann es heute sinnvoll sein einen Elko spannungsmaessig 
erheblich ueberzudimensionieren. Einfach weil man dann einen dicken 
Klopper hat wo viel Saft drin ist. Und deshalb unterscheidet Panasonic 
auch bei den Betriebsstunden zwischen Elkos mit 8mm Durchmesser und 
solchen darueber.

Olaf

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Gerald B. schrieb:
> Solange du dich von "Knallfröschen" wie SamXon und Samwha fernhälst,
> kannst du nur wenig falsch machen.

CapXon würde ich da auch noch zu zählen.

: Bearbeitet durch User
von Shorty (Gast)


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Olaf schrieb:
> Deshalb kann es heute sinnvoll sein einen Elko spannungsmaessig
> erheblich ueberzudimensionieren. Einfach weil man dann einen dicken
> Klopper hat wo viel Saft drin ist. Und deshalb unterscheidet Panasonic
> auch bei den Betriebsstunden zwischen Elkos mit 8mm Durchmesser und
> solchen darueber.

Bei den Betriebsstunden entscheidet die Geometrie und die Foliendicke 
über den ESR, was zu geringerer Erwärmung bei hohen Rippleströmen führt. 
Daraus würde ich  nicht auf eine große menge Elektrolyt schließen.

Für einen DC-Block ist das aber irrelevant. Entweder der Elko ist dicht, 
oder nicht.

von Manfred (Gast)


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Shorty schrieb:
> Wenn der nur als DC-Block dient, dann kann bedenkenlos ein Elko genommen werden.

Das ist seit Jahrzehnten üblich.

> Man sollte die Größe so wählen, dass kaum Spannung (AC
> 100-200mV) an ihm abfällt

Eine Spannungsangabe macht keinen Sinn.

Wie wir wissen, ist der Widerstand eines Kondensators von der Frequenz 
abhängig, je niedriger, desto höher. Man definiert also die untere 
Frequenzgrenze, die noch übertragen werden soll, 40 Hz dürften für Audio 
ausreichend sein. Man kennt den Eingangswiderstand der Verstärkerstufe 
und kann damit die Grenzfrequenz rechnen - so habe ich das mal gelernt.

G* fragen, fertige Lösung:
https://www.elektronik-labor.de/OnlineRechner/Grenzfrequenz.html

Nun sind 3dB schon eine Menge und sie addieren sich, wenn man mehrere 
Stufen nacheinander hat - also 'über den Daumen' den Koppelkondensator 
zehnmal größer als errechnet.

Olaf schrieb:
> Und deshalb unterscheidet Panasonic
> auch bei den Betriebsstunden zwischen Elkos mit 8mm Durchmesser und
> solchen darueber.

Die Abhängigkeit Durchmesser zu Lebensdauer betrifft alle Hersteller, 
Panasonic ist eben so nett, das in den Datenblättern klar erkenbar zu 
machen.

Ich kann das aus der Praxis bestätigen: Ein Gerät mit ein paar Elkos auf 
der 5V-Schiene (Eigenbau, Trafo - Längsregler) wurde nach über 150.000 
Betriebsstunden auffällig, Betriebstemperatur geschätzt 40°C. Ich habe 
mir die Elkos angesehen: Die "Dicken" waren noch gut, die dünnen tot.

Matthias S. schrieb:
>> Solange du dich von "Knallfröschen" wie SamXon und Samwha fernhälst,
>> kannst du nur wenig falsch machen.
> CapXon würde ich da auch noch zu zählen.

Für einen Koppelkondensator an ein paar Volt reiner Gleichspannung 
vollkommen egal.

von Shorty (Gast)


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Manfred schrieb:
>> Man sollte die Größe so wählen, dass kaum Spannung (AC
>> 100-200mV) an ihm abfällt
>
> Eine Spannungsangabe macht keinen Sinn.
>
> Wie wir wissen, ist der Widerstand eines Kondensators von der Frequenz
> abhängig, je niedriger, desto höher. Man definiert also die untere
> Frequenzgrenze, die noch übertragen werden soll, 40 Hz dürften für Audio
> ausreichend sein.

Für Audio sollte es bis etwa 20 Hz runter gehen, daher legst du für 
einen DC-Block die -3dB weit in den Subsonic rein und schaust halt, dass 
du nur 100-200 mV an zu erwartender AC-Amplitude am Kondensator hast 
(Was beim Micro eh kein Problem sein sollte).  Die untere effektive 
Frequenzgrenze sollte vom Mirco definiert sein, nicht vom DC-Block.

von Pipo (Gast)


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Die Eingangsimpedanz der Soundkarte (genauer: Audio Interace) liegt bei 
2 kOhm. Auf 4,7 uF ergibt das -3dB bei ca. 17 Hz. Muss mich noch mal 
schlau machen, was da die üblichen Empfehlungen für Kondensatormikrofone 
sind. Vielleicht passe ich die Kapazität noch mal an.

Der Kondensator blockt übrigens nicht nur DC, sondern liegt auch 
tatsächlich im Signalweg. Ist ein symmetrischer XLR-Eingang, bei dem die 
48 V auf der einen Seite zum Source-Terminal des FET hin gesperrt werden 
müssen.

von Justin S. (Gast)


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Pipi schrieb:
> "To show the worst case for ceramic capacitors, the types I tested were
> either Z5U or X5R. Besides having high distortion, they’re also
> microphonic due to using a piezoelectric dielectric that packs more
> capacitance into a very small physical size. NP0 and C0G ceramic
> capacitors are much better, but still nothing like film or polystyrene
> capacitors."
>
> Der Teil mit COG/NPO hat mich ein wenig verwundert

Beachte, dass im Zitat steht "To show the worst case for ceramic 
capacitors ..."

Es gibt für Audio kaum schlechter geeignete keramische Kondensatoren als 
Z5U und X5R. Trotzdem sind die Verzerrungen laut seiner Grafiken 
oberhalb von 3kHz mit den vom ihm bejubelten Film-Kondensatoren 
identisch (zwischen 0.01% und 0.04%)!

COG/NP0 sind Welten besser als Z5U und X5R, aber bedauerlicherweise 
unterschlägt der Autor genau diese Grafiken. Vermutlich weil sich zu 
seinen Film-Kondensatoren eben doch kein so relevanter Unterschied 
einstellt!

Selbst die völlig ungeeigneten Z5U und X5R kommen nur bei Frequenzen 
unter 30Hz über die 1%-Klirrgrenze. Wenn man nun bedenkt, dass Klirr im 
Bassbereich ohnehin schwerer zu hören ist und dass Lautsprecher im Bass 
noch mehr klirren, dann relativieren sich diese 1% schnell, was durchaus 
überrascht. Ich würde trotzdem NIEMALS X7R im Audio-Pfad nutzen, aber 
vor allem wegen des Mikrofonieeffekts (und es reicht tatsächlich, mit 
dem Fingernagel auf die Platine zu tippen, um es zu hören).

Mit COG/NP0 ist man absolut auf der sicheren Seite, als SMD vermutlich 
noch besser als seine "getesteten" axialen Kerkos. Einziges Problem 
dabei ist, dass wir die als SMD laut Wikipedia noch immer nicht über 
0.47µF bekommen, für viele Audioanwendungen leider zu wenig:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/11/MLCC-Max-Kap-Kurve-1210-2017.png/800px-MLCC-Max-Kap-Kurve-1210-2017.png

von Shorty (Gast)


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Justin S. schrieb:
> Es gibt für Audio kaum schlechter geeignete keramische Kondensatoren als
> Z5U und X5R. Trotzdem sind die Verzerrungen laut seiner Grafiken
> oberhalb von 3kHz mit den vom ihm bejubelten Film-Kondensatoren
> identisch (zwischen 0.01% und 0.04%)!

Die Ursache liegt darin, dass bei der Frequenz quasi keine nennenswerte 
Spannung mehr am Kondensator abfällt und somit die Nichtlinearität des 
Dielektrikums keine Rolle mehr spielt.

Das ist der Witz bei der Sache mit den Verzerrungen. Man kann die 
Verzerrungen natürlich auch reduzieren, indem man einen Cap mit gleichem 
Dielektrikum und gleicher Kapazität aber höherer Spannungsfestigkeit 
nimmt.

von Pipo (Gast)


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Justin S. schrieb:
> Beachte, dass im Zitat steht "To show the worst case for ceramic
> capacitors ..."
Die Betonung sollte hier auf dem letzten Teil liegen:
"NP0 and C0G ceramic capacitors are much better, but still nothing like 
film or polystyrene capacitors."
COG/NPO seien laut ihm für diese Anwendung immer noch schlechter als 
bspw. ein guter Folienkondesator.

> Es gibt für Audio kaum schlechter geeignete keramische Kondensatoren als
> Z5U und X5R. Trotzdem sind die Verzerrungen laut seiner Grafiken
> oberhalb von 3kHz mit den vom ihm bejubelten Film-Kondensatoren
> identisch (zwischen 0.01% und 0.04%)!
Das liegt am Klirr des Interface und ist damit ein Bottleneck des 
Messaufbaus.

> Einziges Problem dabei ist, dass wir die als SMD laut Wikipedia
> noch immer nicht über > 0.47µF bekommen, für viel Audioanwendungen
>leider zu wenig
Genau genommen brauche ich 4.7 uF. Das macht es nach dem, was ich auf 
die Schnelle bei Mouse eingegeben habe, aber irgendwie nicht einfacher. 
:/

von Shorty (Gast)


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Justin S. schrieb:
> Trotzdem sind die Verzerrungen laut seiner Grafiken
> oberhalb von 3kHz

Nebenbei: Die Verzerrungen oberhalb von 3 KHz kommen nicht von den 
Kondensatoren, da wird etwas anderes dominant.

von Shorty (Gast)


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Pipo schrieb:
> "NP0 and C0G ceramic capacitors are much better, but still nothing like
> film or polystyrene capacitors."
> COG/NPO seien laut ihm für diese Anwendung immer noch schlechter als
> bspw. ein guter Folienkondesator.

Ich sehe das nicht belegt. Weder messtechnisch, noch theoretisch.

Pipo schrieb:
>> Einziges Problem dabei ist, dass wir die als SMD laut Wikipedia
>> noch immer nicht über > 0.47µF bekommen, für viel Audioanwendungen
>>leider zu wenig
> Genau genommen brauche ich 4.7 uF. Das macht es nach dem, was ich auf
> die Schnelle bei Mouse eingegeben habe, aber irgendwie nicht einfacher.
> :/

Spricht deiner Meinung nach etwas dagegen, wenn du weit in den Subsonic 
gehst? 100µF/100V, weder groß noch teuer mit "Luxusreserve".

von Pipo (Gast)


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Shorty schrieb:
> Ich sehe das nicht belegt. Weder messtechnisch, noch theoretisch.
Ist leider auch nur schwer nachvollziehbar, ohne namentlich ausgewiesene 
Messungen zu diesem Kondensator-Typen. Davon abgesehen genießt Ethan 
Winer, der auch in der AES-Community unterwegs ist, aber eigentlich 
hohen Respekt in der Szene. Ich wüsste nicht, warum er da Vorurteile 
schüren sollte.

> Spricht deiner Meinung nach etwas dagegen, wenn du weit in den Subsonic
> gehst? 100µF/100V, weder groß noch teuer mit "Luxusreserve".
Da bin ich mir noch unsicher. Platztechnisch könnte ich tatsächlich noch 
was rausholen, da der Kondensator nicht unmittelbar hinter der Kapsel 
liegen muss.
Ich werde aber noch mal recherchieren, wie da die Empfehlungen aus der 
Mic-Builder-Community lauten.

von Mark S. (voltwide)


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Pipo schrieb:
> Genau genommen brauche ich 4.7 uF
Die gibt es von Wima als Folie im Rastermaß 5mm. Damit kannst Du 
eigentlich nichts verkehrt machen. Wäre immer meine erste Wahl wg der 
verschwindend kleinen Leckströme, nicht wg irgendwelcher lächerlich 
kleinen Verzerrungen.

: Bearbeitet durch User
von Pipo (Gast)


Angehängte Dateien:

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Das hier (siehe Anhang) habe ich übrigens noch gefunden.
Quelle: "990 Discrete Op-Amp by John Hardy (2016)"

Da liegt der COG/NPO tatsächlich deutlich unter bspw. dem X7R. Zu den 
hohen Frequenzen hin limitiert dann wieder das Setup, wie es scheint. 
Die Basis sieht aber eigentlich gut aus.

von Mark S. (voltwide)


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NPO ist wg der limitierten Kapazitäten hier uninteressant, wie bereits 
angemerkt worden ist.

von Pipo (Gast)


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Richtig. Wird also bei der nächsten Bestellung auf Folie hinauslaufen. 
Kapazität überlege ich mir noch.
Die Wima PPs sehen gut aus. :)

von Shorty (Gast)


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Pipo schrieb:
> Davon abgesehen genießt Ethan
> Winer, der auch in der AES-Community unterwegs ist, aber eigentlich
> hohen Respekt in der Szene. Ich wüsste nicht, warum er da Vorurteile
> schüren sollte.

Das mag ja sein, aber wenn ich was nicht nachvollziehen kann, dann halte 
ich nicht aus Respekt die Klappe, sondern frage nach. ;)

Mark S. schrieb:
> Pipo schrieb:
>> Genau genommen brauche ich 4.7 uF
> Die gibt es von Wima als Folie im Rastermaß 5mm. Damit kannst Du
> eigentlich nichts verkehrt machen.

Spannungsfestigkeit 50 V und er muss 48 V Blocken, normalerweise lässt 
man da mehr Luft.

von Shorty (Gast)


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Pipo schrieb:
> Da liegt der COG/NPO tatsächlich deutlich unter bspw. dem X7R. Zu den
> hohen Frequenzen hin limitiert dann wieder das Setup, wie es scheint.
> Die Basis sieht aber eigentlich gut aus.

So kenne ich das auch und ich kann es absolut nicht nachvollziehen, 
warum die schlechter sein sollen, als "Edelfolie".

Mark S. schrieb:
> NPO ist wg der limitierten Kapazitäten hier uninteressant, wie bereits
> angemerkt worden ist.

Hat niemand bezweifelt.

von Manfred (Gast)


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Pipo schrieb:
> Davon abgesehen genießt Ethan
> Winer, der auch in der AES-Community unterwegs ist, aber eigentlich
> hohen Respekt in der Szene. Ich wüsste nicht, warum er da Vorurteile
> schüren sollte.

Es stellt sich die Frage, warum Du das im µC-net diskutieren mussst und 
nicht in der deutlich kompetenteren AES-Community!

Du hast Dich in irgendwelche Ideen verbissen und willst die Antworten 
hier garnicht hören, also was?

von Mark S. (voltwide)


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Shorty schrieb:
> Spannungsfestigkeit 50 V und er muss 48 V Blocken, normalerweise lässt
> man da mehr Luft.
Da hast Du recht, wird er wohl die größeren 63V Ausführungen nehmen 
müssen.

von Justin S. (Gast)


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Pipo schrieb:
> Ethan Winer

Hat zwar diese Messungen gemacht, aber mit dem impliziten Ziel, die 
teuren "antiken" Film-Kondensatoren gut dastehen zu lassen, denn das ist 
ja eine seiner Messages in vielen seiner Beiträge im Netz.

Ich würde hier also nicht von objektiven Messungen ausgehen. Allein dass 
er nur die schlechtesten Keramik-Kondensatoren grafisch darstellt und 
dabei auch noch axiale wählt, verhindert, dass man aus diesem Artikel 
ernsthaft Schlüsse gegen gute Kerkos in Audio-Anwendungen ziehen darf.

Und dann noch sein Leitsatz: "you get what you pay for" Im Woodoo-Audio 
sind kurios aussehende Kondensatoren ein Muss, um die absurden Preise 
rechtfertigen zu können.

Er selbst schreibt: "I chose the 0.33 μF Cornell Dubilier WMF Polyester 
Film capacitor shown in Photo 2 because it’s old school and looks cool."

Das reicht mir an Kondensator-Beweihräucherung

von Shorty (Gast)


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Justin S. schrieb:
> Hat zwar diese Messungen gemacht, aber mit dem impliziten Ziel, die
> teuren "antiken" Film-Kondensatoren gut dastehen zu lassen, denn das ist
> ja eine seiner Messages in vielen seiner Beiträge im Netz.

Also nur ein weiterer Voodoo-Schwätzer.

Wie immer entstehen die schlimmsten Verzerrungen eigentlich im Kopf, 
sobald das Auge im Signalweg liegt.

von Justin S. (Gast)


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Mark S. schrieb:
> Shorty schrieb:
>> Spannungsfestigkeit 50 V und er muss 48 V Blocken, normalerweise lässt
>> man da mehr Luft.
> Da hast Du recht, wird er wohl die größeren 63V Ausführungen nehmen
> müssen.

Typischerweise kommen 48V bei Audio nur bei Phantompower vor. Da sind es 
aber nur bei offenem Eingang 48 Volt. Sobald ein Mikro angeschlossen ist 
(der Normalfall bei einem Mikrofonverstärker in Betrieb) und 
Phantompower an, ergibt sich aufgrund der Widerstände nach der 48 Volt 
Spannungsversorgung und VOR den Kondensatoren ein deutlicher 
Spanungsabfall (oft 44 Volt). Und da reichen dann 50 Volt.

von Justin S. (Gast)


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Shorty schrieb:
> Also nur ein weiterer Voodoo-Schwätzer.

Nein, das ist zu krass formuliert. Eher die eigene Überzeugung mit 
technischen Mitteln untermauern. Und sobald die Überzeugung eine Rolle 
spielt, ist es eben nicht mehr objektiv.

Obige Grafik zeigt ja, dass der Unterschied zwischen den Kerkos riesig 
ist.

Pipo schrieb:
Zwischenablage02.jpg

von Shorty (Gast)


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Justin S. schrieb:
> Nein, das ist zu krass formuliert. Eher die eigene Überzeugung mit
> technischen Mitteln untermauern.

Da mache ich keinen Unterschied. Wenn er COG/NPO schlechter als Folie 
bewertet ohne das messtechnisch oder theoretisch zu untermauern, dann 
kann man von Vorsatz ausgehen und das fällt bei mir unter 
"Voodoo-Schwätzer".

von Peter D. (peda)


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Pipi schrieb:
> NP0 and C0G ceramic capacitors are much better, but still nothing like
> film or polystyrene capacitors."

Das ist Geschwafel. Entweder mit Meßwerten belegen oder die Füße still 
halten.
Keramikkondensatoren haben jedoch eine größere Lebensdauer gegenüber 
Folie, das Gehäuse kann nicht spröde werden, Risse bekommen und 
Feuchtigkeit eindringen.
In einem Post-Verstärker habe ich mal Folie gesehen mit dem Aufdruck 
"Tropenfest". Die waren im Metallgehäuse mit Glasdurchführung. Sowas 
will heute keiner mehr bezahlen.

NPO/C0G in SMD gibt es als 100nF, das reicht für FET- oder 
OPV-Schaltungen vollkommen aus. In Röhrenschaltungen waren 10nF als 
Koppelkondensator üblich.

Typ2-Kondensatoren haben Mikrofonie, aber in den meisten Fällen ist das 
unerheblich.
Die Mikrofonie von Röhren in Vorstufen war deutlich störender. Ich hatte 
mehrere Radios mit akustischer Rückkopplung. Ursache war der verhärtete 
Gummidämpfer unter der Fassung der NF-Vorstufe (EF86). Wegen Mikrofonie 
war oft auch das gesamte Chassis im Holzgehäuse mit Gummidämpfern 
verschraubt.

von Jan K. (keksstein)


Lesenswert?

>Die Ursache liegt darin, dass bei der Frequenz quasi keine nennenswerte
>Spannung mehr am Kondensator abfällt und somit die Nichtlinearität des
>Dielektrikums keine Rolle mehr spielt.

Und genau da liegt der Trick warum man Elkos oder Keramiken als 
Koppelkondensatoren benutzen kann. Elkos hat man schon immer in 
vernünftigen Schaltungen von der Kapazität heftig überdimensioniert, 
damit erzeugen sie im Hörbereich keinen/minimal Klirr.

In einem Kopfhörerverstärker für den Einsatz im Tonstudio habe ich 
1206er Keramiken im Signalweg gefunden, danach wird mit SMD Tantals 
gekoppelt. (!)
Klirr laut Hersteller >130dB unter dem Signal, messen kann ich bis 
-120dB, da waren noch keine Harmonischen zu sehen.

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