Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Was ist das?


von Olli (Gast)


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Hallo liebe Community.

Kann mir zufällig einer von euch Experten erzählen, um was für ein 
historisches Bauteil es sich auf dem Bild handelt? Wozu wurde es 
gebraucht? Wie alt könnte es sein? Es stammt aus einer ehemaligen 
Schreinerei und soll nur noch zur Ausstellung dienen. Das Gehäuse 
besitzt noch einen Deckel, was auf dem Foto nicht zu erkennen ist.
Vielen Dank schonmal für jeden Hinweis.

MfG Olli.

von Thomas R. (thomasr)


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Da ist oben ein Typenschild zu erkennen. Ein besseres Foto davon sollte 
helfen!

von Stefan F. (Gast)


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Das Gerät ist unfertig, steht unten auf den Anschlussklemmen: TBd

von Thomas (Gast)


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Sieht nach einem Wagnerscher Hammer aus. Keine Ahnung wozu der benutzt 
wurde. Rechts könnte eine Hydraulik dran sein.

von Skelettsortierer (Gast)


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Was ist oben rechts nicht mehr im Bild? Irgendein Schlauchanschluss 
o.ä.?

von S. M. (lichtmensch)


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Walter Bauerschmidt Leipzig gab es mal vom 17.02.1943 bis 20.01.2005
Öffentliche Informationen dazu gibt es aber zumindest nicht ohne Geld
https://www.northdata.de/Walter+Bauerschmidt,+Leipzig/HRA+8048

von c-hater (Gast)


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Olli schrieb:

> Kann mir zufällig einer von euch Experten erzählen, um was für ein
> historisches Bauteil es sich auf dem Bild handelt?

Also du meinst wohl den Zweck der BauGRUPPE oder des Geräts. Bauteile 
sind nämlich mehrere zu sehen...

Die beiden in der Mitte sind leicht zu identifizieren, das sind 
einstellbare Widerstände. Offensichtlich in Potentiometer-Schaltung und 
zur Erhöhung der möglichen Verlustleistung parallel geschaltet.

Das dicke lange Teil rechts dürfte ein Zugmagnet sein.

Rest: keine Ahnung. Das ist Mechanik. Müßte man sich aus der Nähe und 
verschiedenen Winkeln ansehen, dann könnte man vielleicht dahinter 
kommen, was das mal gemacht hat oder machen sollte.

von Helmut -. (dc3yc)


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Fabrik elektr. Regulierapparate? Wenn mich meine Augen nicht im Stich 
gelassen haben? Scheint irgendein Regler zu sein. Drehzahlregler für 
was?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Schreinerei -> Anlaufschütz?

von Teo D. (teoderix)


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Treppenlichtautomat

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Der Fundort "Schreinerei" könnte auf einen Sanftanlauf (für einen 
Gleichstromnebenschlußmotor?) hinweisen.

Aufbau wie eine Waage:

Das "Nagelbett" oben rechts scheint in einer Flüssigkeit gestanden zu 
haben (waagerechte Linie = Kalkspur?)

Nägel (= Elektroden) tauchen mehr oder weniger ein = veränderlicher 
Widerstand

Der große Zylinder scheint keine Anschlüsse zu haben = pneumatischer 
Dämpfer?

Der kleine Zylinder könnte mit dem Motor in Reihe geschaltet das 
bewegende Magnetfeld erzeugen

Über die Widerstände könnte die Anlaufzeit/Trägheit einstellbar sein?

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von Kasperle (Gast)


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Habs etwas bearbeitet und eine Rückwärtsbildersuche spuckt ein 
Schnellregler einer anderen Firma aus.

Vmtl. Motor oder Generator - in einem Kraftwerk ähnliches gesehen.

Lass raten, die Schreinerei ist in Wassernähe und die Maschinen wurden 
von kleinem Wasserkraftwerk mit Turbinengenerator betrieben - also 
Tirillregler?

https://de.wikipedia.org/wiki/Tirillregler

hier ist ein großer Vielfachregler zu stolzem Preis - vmtl. überzogen, 
denn es gibt noch genügend, die rausfliegen weil sie modernisiert 
werden.

https://www.ebay.de/itm/274185812609

Wer sowas sammelt fragt bei Turbinenbauer nach und darf sie selbst 
abbauen.

von Kasperle (Gast)


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irgendwer hat ein "r" geklaut. Der Herr hieß Tirrill

https://de.wikipedia.org/wiki/Tirrillregler

von Kasperle (Gast)


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Die Harfe rechts oben hinterm Schauglas ist eine Resonanzanzeige zum 
eichen des Vibroreglers mittels des mittigen Rheostats in L-Schaltung.

Diese Bauart ist sehr interessant, denn diese Anzeigen sind 
normalerweise äußerst langweilig:

https://de.wikipedia.org/wiki/Zungenfrequenzmesser

von Dieter J. (fossi)


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Kasperle schrieb:
> Die Harfe rechts oben hinterm Schauglas ist eine Resonanzanzeige zum
> eichen des Vibroreglers mittels des mittigen Rheostats in L-Schaltung.
>
> Diese Bauart ist sehr interessant, denn diese Anzeigen sind
> normalerweise äußerst langweilig:
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Zungenfrequenzmesser

Das stimmt so nicht.
Die Stifte, die in den, normalerweise mit Quecksilber gefüllten 
Glasbehälter eintauchen, sind mit Widerständen auf der Rückseite des 
Tirrillreglers verbunden und ändern damit die Erregung des Generators.

Ich besitze so einen ähnlichen Regler aus einem kleinen Wasserkraftwerk
(siehe Bilder im Anhang). Die Beschreibung(pdf) stammt aus dem 
AEG-Hilfsbuch Handbuch der Elektrotechnik 10.Auflage von 1967

Über die Schreibweise des Namens Tirrill sind sich die Experten nicht 
einig. In Patentschriften wird der Name überwiegend mit einem "r" 
geschrieben

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von Murmeltier (Gast)


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Kasperle schrieb:
> zum eichen

Nein!

von Fintelwudelwix (Gast)


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Dieter J. schrieb

[...]

exzellenter Beitrag, Dieter. Vielen Dank!

von Rainer D. (rainer4x4)


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Danke für die interessanten Bilder. Toll was man in diesem Forum alles 
so findet.

Dieter J. schrieb:
> stammt aus dem
> AEG-Hilfsbuch Handbuch der Elektrotechnik 10.Auflage von 1967
Ich hätte nicht gedacht das ausser mir diese Bücher noch jemand kennt.

von Skelettsortiere (Gast)


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Fintelwudelwix schrieb:

> exzellenter Beitrag, Dieter. Vi!

Ich hätt aber eine kleine Kritik/Nachfrage anzubringen, das mit de 
Standardfüllung Quecksilber im offen  Behältnis mag ich nicht ganz 
glauben und es finden sich auch Angaben zu einer Verwendung von Öl. Was 
gleich die Frage aufbringt, was für leitfähiges Öl das wäre.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Skelettsortiere schrieb:
> Standardfüllung Quecksilber im offen  Behältnis

Lösungsvorschlag: das Quecksilberbehältnis mit einer Schicht Öl 
abdichten. Dann verdunstet das Hg nicht und die Harfe taucht trotzdem 
leitfähig ein.

von Zeno (Gast)


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Skelettsortiere schrieb:
> das mit de
> Standardfüllung Quecksilber im offen  Behältnis mag ich nicht ganz
> glauben und es finden sich auch Angaben zu einer Verwendung von Öl.
Ach das mit dem Quecksilber hat man früher nicht so eng gesehen. Habe 
hier noch rein altes Relais, das in einer Alarmanlage verbaut war.
Kurz zur Funktion: Die zwei linken (senkrechten) Spulen lösen das Ding 
aus. Dabei fällt der Hebel mit den 2 Stiften nach unten. Unterhalb der 2 
Stifte sind kleine Becher, die etwa bis zur Hälfte mit Quecksilber 
gefüllt waren. Die Becher werden dann über die Stifte elektrisch 
verbunden. Mit den zwei rechten (waagerechten) läßt sich das Ganze 
wieder zurück stellen.

von Skelettsortierer (Gast)


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Skelettsortiere schrieb:

> Lösungsvorschlag: das Quecksilberbehältnis mit einer Schicht Öl
> abdichten. Dann verdunstet das Hg nicht und die Harfe taucht trotzdem
> leitfähig ein.

ist vielleicht auch eine Frage des Alters der Anlage, 1976 wie oben 
genannt sollten die Gefahren des Quecksilbers bekannt gewesen sein, 
während 90 Jahre früher noch munter mit dem 'Teufelszeug' geplanscht 
wurde:

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Heinz-Nixdorf-Museumsforum-zeigt-Hollerithmaschine-177399.html

"
... originalgetreuen funktionsfähigen Nachbau einer Hollerithmaschine 
aus dem Jahr 1890 zur öffentlichen Besichtigung in einer kleinen 
Sonderschau zur Lochkartentechnik freigegeben.
...
Ganz originalgetreu ist der Nachbau übrigens nicht: Schutzbestimmungen 
verbieten heute das Quecksilberbad, in das die unter Spannung stehenden 
Stifte der Kontaktpresse eintauchten, wenn sie durch ein Loch der 
Datenkarte fielen.
... Über der Quecksilberwanne sitzend inhalierten sie Dämpfe und 
Papierstaub bei der harten Arbeit.  ... Um Verschnaufpausen zu bekommen, 
pusteten die Frauen mitunter Papierstaub in die Quecksilberschale, damit 
der Strom gestört wurde. Dann musste der Maschineneinrichter kommen und 
die Schale neu befüllen. Das verdreckte Quecksilber wurde häufig einfach 
auf den Boden geschüttet "

von Skelettsortierer (Gast)


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Zeno schrieb:

> hier noch rein altes Relais, das in einer Alarmanlage verbaut war.

Bunt wie Haribo -Toll und erst die gewebeisolierten Wicklungen - ja das 
war noch Elektrik - danke fürs Foto !

Und da noch Zucker für den Nostalgiker: eine Korbspule: 
http://www.jogis-roehrenbude.de/Spulen/P1030334.jpg

von Ralph B. (rberres)


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Rainer D. schrieb:
> Dieter J. schrieb:
>> stammt aus dem
>> AEG-Hilfsbuch Handbuch der Elektrotechnik 10.Auflage von 1967
> Ich hätte nicht gedacht das ausser mir diese Bücher noch jemand kennt.

Ich habe noch das AEG Hilfsbuch 7te Auflage von 1956 hier stehen, da ist 
der Regler auch erklärt. Auf Seite 60.

Ralph Berres

von Kasperle (Gast)


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Dieter J. schrieb:
> Das stimmt so nicht.
> Die Stifte, die in den, normalerweise mit Quecksilber gefüllten
> Glasbehälter eintauchen, sind mit Widerständen auf der Rückseite des
> Tirrillreglers verbunden und ändern damit die Erregung des Generators.

OK, auch dazu gelernt - danke.

von Werner H. (werner45)


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So was ähnliches ohne Quecksilber habe ich mal als Batterie-Laderegler 
in einem alten Auto gesehen. Über eine Kontakt-Harfe wurden Abgriffe 
eines Widerstands per Zugmagnet geschaltet.

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