Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Datenblatt Bleiakku undeutlich


von Michaela M. (michaela4)


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Hallo Leute,

in den technischen Daten eines Akkus steht für den Zyklenzahl
folgende Liste:
1
100% Entladetiefe (DOD) bis 80% Restkapazität  300
2
 75% Entladetiefe (DOD) bis 80% Restkapazität  500
3
 50% Entladetiefe (DOD) bis 80% Restkapazität  600
4
 25% Entladetiefe (DOD) bis 80% Restkapazität 1400

Wie ist es möglich, daß ein Akku 80% Restkapazität
hat, wenn 100% entladen ??

MfG,

M

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Zyklen! Nicht nur Entladung.

von oszi40 (Gast)


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Einen Pb-Akku 100% zu entladen ist für ihn höchst ungesund. Deswegen 
hält er dann nur wenige Zyklen durch. Dann ist er ein Fall für den 
Wertstoffhof.

von Manfred (Gast)


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Michaela M. schrieb:
> Wie ist es möglich, daß ein Akku 80% Restkapazität
> hat, wenn 100% entladen ??

80% ist die Definition des Lebensdauerendes.

Also, wenn der Akku 500 mal mit 75% Entladetiefe belastet wurde, hat er 
danach noch 80% seiner ursprünglichen Kapazität.

von Michaela M. (michaela4)


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Dieser Typ ist Zyklenfest.
Aber 100% entladen, und trotzdem einen Restkap. von 80%
Komisch...

von Dieter W. (dds5)


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Michaela M. schrieb:
> Aber 100% entladen, und trotzdem einen Restkap. von 80%
> Komisch...

Nein, nicht komisch.

Ist ganz einfach: Die Angabe "Restkapazität" bezieht sich nicht auf den 
aktuellen Ladezustand sondern auf die noch vorhandene nutzbare 
Kapazität bezogen auf die 100% Kapazität bei Lieferung.

von MaWin (Gast)


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Michaela M. schrieb:
> Wie ist es möglich, daß ein Akku 80% Restkapazität
> hat, wenn 100% entladen ??

Der Akku wird immer wieder ganz (100%) entladen und wieder aufgeladen, 
bis seine Kapazität nur noch 80% der aufgedruckten entspricht.

Das hält der Akku 300 Zyklen aus.

Entlädt man ihn jedesmal nur halb (50%) überlebt er 600 Zyklen bis seine 
Kapazität auf 80% abgesunken ist.

Keine Überraschung, kein längeres Leben, halb entladen schädigt halt nur 
halb so schlimm.

Entlädt man ihn nur um 25%, bekommt man aber 1400 statt erwartbarer 1200 
Zyklen

und entlädt man ihn um 75% erwartet man nur 450 Zyklen, er hält aber 500 
Zyklen.

Etwas schräg die Kurve, zudem fehlt der Entladestrom, 1C oder C/20 ?

Ein LiFePo4 Akku ist zwar teuer, hält aber laut Werbung
https://www.evebattery-germany.de/lifepo4-50ah/
8000 Zyklen, und das bei 2C, ist also billiger im Nutzen.

von Jörg R. (solar77)


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MaWin schrieb:
> Ein LiFePo4 Akku ist zwar teuer, hält aber laut Werbung
> https://www.evebattery-germany.de/lifepo4-50ah/
> 8000 Zyklen, und das bei 2C, ist also billiger im Nutzen.

Weitere Vorteile sind die flachere Entladekurve, hohe Zyklenfestigkeit 
im Vergleich zu PB auch bei 80% DOD, geringeres Gewicht.

von Michaela M. (michaela4)


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Ja, danke !

So´ne krumme Gedanke muß man erstmal haben.  :-)

Aber jetzt verstanden.

Nochmal vielen Dank !

M

von Jester (Gast)


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Michaela M. schrieb:
> in den technischen Daten eines Akkus steht für den Zyklenzahl
> folgende Liste:
> 100% Entladetiefe (DOD) bis 80% Restkapazität  300
>  75% Entladetiefe (DOD) bis 80% Restkapazität  500
>  50% Entladetiefe (DOD) bis 80% Restkapazität  600
>  25% Entladetiefe (DOD) bis 80% Restkapazität 1400
>
> Wie ist es möglich, daß ein Akku 80% Restkapazität
> hat, wenn 100% entladen ??

Siehe Manfred: 80% ist die Definition des Lebensdauerendes.

Angenommen ein neuer Blei-Akku besitzt eine Kapazität von 10Ah, ist 
diese am Lebensende auf 8Ah gesunken.

(Anm: im 75% müssten es 400 Zyklen sein)

In erster Näherung ist die über die Lebensdauer entnommene 
Gesamt-Kapazität eines Blei-Akkus begrenzt, im angenommenen Fall auf ca. 
3000Ah
1
Für 100% Enladetiefe ist dies nach  300 x  10Ah = 3000Ah,
2
für  75% Enladetiefe ist dies nach  400 x 7.5Ah = 3000Ah,
3
für  50% Enladetiefe ist dies nach  600 x   5Ah = 3000Ah,
4
für  25% Enladetiefe ist dies nach 1400 x 2.5Ah = 3500Ah der Fall.

Bei sehr geringer Entladetiefe, am Beispiel von 25%, wird der Akku 
geschont und erreicht eine um ~17% verbesserte Lebensdauer.

von Percy N. (vox_bovi)


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Es bleibt die Frage, nach wie vielen Zyklen welcher Tiefe der Akku die 
nächsten 20% seiner Kapazität verliert, also auf 64 % einbricht. Gibt es 
dazu auch irgendwo Daten?

Und: verändert sich der Ladefaktor?

von Christian M. (likeme)


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Es gibt AGM Akkus mit dem Zusatz "Deep Cycle", die gehen von 12V bis 8V 
runter und halten das auch dauerhaft aus. Diese Akkus werden 
vorzugsweise in Rollstühlen oder ähnlichen Fahrzeugen verbaut.

von Jester (Gast)


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Percy N. schrieb:
> Es bleibt die Frage, nach wie vielen Zyklen welcher Tiefe der Akku die
> nächsten 20% seiner Kapazität verliert, also auf 64 % einbricht.

In erster Näherung hängt (bei Blei-Akkus) die akkumulierte 
Gesamt-Kapazität mit dem Wasserverbrauch zusammen. Gut, wenn man da 
keine "wartungsfreie Batterie" verbaut hat, sondern so ein olles Ding 
mit Schraubverschlüssen auf jeder Zelle, bei dem man das verlorene 
Wasser nachfüllen kann.

Wenn das Wasser mal verbraucht ist (Dryfit, "wartungsfreie 
Starter-Batterie" usw.) geht die Degeneration ziemlich schnell. Ich 
denke, deine Annahme, man könne die Lebensdauer verdoppeln, wenn man 
sich mit 64% Restkapazität abfindet, wird so nicht ganz stimmen.

Varta hatte früher (tm) seine Solarbatterien mit einem erhöhten 
Wasservorrat ausgestattet - ganz einfach, um die Wartungsintervalle in 
die Länge ziehen zu können, ohne gleich in die Degenerationsphase zu 
fallen (*).

Ich sehe in einer "wartungsfreien Starter-Batterie" eine Mogelpackung: 
Man packt da etwas mehr Wasservorrat rein, sodass das Ding auch im 
Kurzstreckenbetrieb voraussichtlich die 2 Jahre bis zum Ablauf der 
Garantie überdauert. Wobei die Denke teilweise berechtigt ist. Denn, 
Hand aufs Herz, wer kontrolliert(e) bei seinem Auto schon regelmäßig den 
Wasserstand der Batterie?

-J

(*) vereinzelt findet man im www Anleitungen, wie man bei diesen 
Batterien Wasser nachfüllen kann

von Percy N. (vox_bovi)


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Jester schrieb:
> Ich denke, deine Annahme, man könne die Lebensdauer verdoppeln, wenn man
> sich mit 64% Restkapazität abfindet, wird so nicht ganz stimmen.

Diese "Annahme" habe ich nirgendwo geäußert; sieh bitte davon ab, mir 
irgendwelchen Unsinn (oder auch Weisheit 😁) zu unterstellen.

Mich hätte lediglich interessiert, welche Schlussfolgerungen 
hinsichtlich der weiteren Entwicklung aus dem Erreichen der 80-%-Marke 
gezogen werden können: Sinkt die Kapazität weiter? Sicherlich, aber wie 
schnell? Wie sehr steigt der Ladefaktor, bzw sinkt der Wirkungsgrad? 
Verändert sich die Selbstentladung? Welchen Einfluss hat die Höge des 
Stroms, sowohl beim Laden wieyauch beim Entladen? Wie stark konkurriert 
ider korreliert die nutzungsabhängige Degeneration mit der 
kalendarischen Alterung?

Dies ist eine deutlich komplexere Fragestellung, zumal sich die Eignung 
eines bestimmten Akkus für einen bestimmten Einsatzzweck unter 
bestimmten Betriebsbedingungen nach diesem Eigenschaftsbündel bemessen 
lässt.

von Stefan F. (Gast)


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Michaela M. schrieb:
> Wie ist es möglich, daß ein Akku 80% Restkapazität
> hat, wenn 100% entladen ??

Mit den 80% ist gemeint, dass der Akkus nach so viel Leistungsverlust 
als verschlissen gilt. Irgend einen Maßstab muss man ja anwenden, sonst 
kommt ein Schlauberger und verspricht 100 Jahre Haltbarkeit weil der 
Akku noch 5 Minuten lang eine LED antreiben kann. Nach dem Motto: Noch 
ist es eindeutig ein funktionierender Akku.

Dieses Thema wird bei Elektroautos spannend, denn da gibt es noch keine 
einheitliche Norm zur Messung. Auch ist nicht klar, wie weit der 
Hersteller den Akku ggf. aufbereiten muss, damit er wieder in Ordnung 
ist.

von batman (Gast)


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Michaela M. schrieb:
> Wie ist es möglich, daß ein Akku 80% Restkapazität
> hat, wenn 100% entladen ??

Wenn du einen 8l-Eimer komplett auskippst, hat er immernoch 8l 
Kapazität.
Unterscheide Ladung vs. Lapazität.

von MaWin (Gast)


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Christian M. schrieb:
> Es gibt AGM Akkus mit dem Zusatz "Deep Cycle", die gehen von 12V
> bis 8V runter und halten das auch dauerhaft aus.

Das ist natürlich übertrieben. Deep Cycle im Gegensatz zur 
Starterbatterie erlaubt es, einen Akku überhaupt als 
Versorgungsbatterie, Traktionsbatterie bzw. Solarakku nicht nur immer 
fast voll zu halten, sondern mindestens 500 Zyklen seine Kapazität zu 
entnehmen.

Die Entladeschlussspannung ist vom Entladestrom abhängig, aber bei deep 
cycle eher 10V, hier 9.6 bis 10.8

https://npp-power.eu/wp-content/uploads/2021/02/NPD12V-75Ah.pdf

und andere Hersteller schreiben ähnliches.

von WePe (Gast)


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Christian M. schrieb:
> Es gibt AGM Akkus mit dem Zusatz "Deep Cycle", die gehen von 12V bis 8V
> runter und halten das auch dauerhaft aus. Diese Akkus werden
> vorzugsweise in Rollstühlen oder ähnlichen Fahrzeugen verbaut.

Was so gesehen aber nicht für eine AGM mit Nennspannung von 12 Volt 
gilt. Eine 12-Volt-AGM hat vollgeladen eine Leerlaufspannung von ca. 
12,9 Volt und ist bei 12,0 Volt komplett entladen. Das ist ein 
vollständiger Zyklus von 100%. Natürlich bricht unter Belastung die 
Spannung ein und ein z.B. halbvoller Akku kann bei entsprechend hoher 
Stromentnahme auch weit unter 12 Volt fallen. Sobald jedoch die 
Leerlaufspannung unter 12,0 Volt fällt, spricht man von Tiefentladung 
und die ist auch für eine Deep-Cycle-AGM nicht gesund. Deep Cycle meint 
hier, man kann mehr als die sonst empfohlenen 60-70% der Kapazität 
entnehmen.

von Michaela M. (michaela4)


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batman schrieb:
> Wenn du einen 8l-Eimer komplett auskippst, hat er immernoch 8l
> Kapazität.
> Unterscheide Ladung vs. Kapazität.

Richtig schöner Vergleich !

von Jester (Gast)


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Percy N. schrieb:
> Mich hätte lediglich interessiert, welche Schlussfolgerungen
> hinsichtlich der weiteren Entwicklung aus dem Erreichen der 80-%-Marke
> gezogen werden können: Sinkt die Kapazität weiter?

Da diese Fragestellung doch deutlich von der ursprünglichen abweicht, 
würde ich vorschlagen, hierzu einen eigenen Faden zu starten. Unter dem 
untreffenden Bezug "Datenblatt Bleiakku undeutlich" mag ich mich hierzu 
nicht äußern.

-J

von oszi40 (Gast)


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Die Anzahl der Zyklen ist auch etwas von der Behandlung des Akkus 
abhängig. Eine Schnellladung im Stand ist ungesünder als eine gemütliche 
1/10C-Ladung, weil der Akku nicht so heiß wird und demzufolge weniger 
Wasser verdampfen wird.
Übrigens ändert sich der Säurestand auch mit der Ladung. Deshalb sollte 
man bei einer ganz leeren Batterie nie übermäßig Desti-Wasser 
nachfüllen, sondern nur so viel dass keine Platten im Trocknen sind und 
später nochmals kontrollieren. Ausgelaufene Batteriesäure ätzt den Lack 
weg!

von Percy N. (vox_bovi)


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Jester schrieb:
> mag ich mich hierzu nicht äußern.

Gut so, denn Du warst auch nicht gefragt, zumal achon Deine erste 
Antwort anmaßend, aufdringlich und unbrauchbar war.

von asd (Gast)


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Percy N. schrieb:
> Mich hätte lediglich interessiert, welche Schlussfolgerungen
> hinsichtlich der weiteren Entwicklung aus dem Erreichen der 80-%-Marke
> gezogen werden können: Sinkt die Kapazität weiter?

Was mir ein Akku-Experte mal gesagt hat, aber speziell in Bezug auf 
Li-Ion Akkus (die mit 1C entladen werden): Nach erreichen den 80% Marke 
geht es rapide bergab, d.h. bis der Akku dann auf 50% runter ist vergeht 
wesentlich weniger Zeit als von 100 auf 80%. Deswegen wäre die 80% 
Angabe eine gute Marke für die Akku-Lebensdauer.

von MaWin (Gast)


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Michaela M. schrieb:
> batman schrieb:
>
>> Wenn du einen 8l-Eimer komplett auskippst, hat er immernoch 8l
>> Kapazität.
>> Unterscheide Ladung vs. Kapazität.
>
> Richtig schöner Vergleich !

Nicht wirklich, denn es fragt sich,  wie der 10 Liter Einer durch 
wiederholtes Befüllen und Ausleeren mit der Zeit auf nur noch 8 Liter 
Fassungsvermögen zusammenschrumpft.

Das muss ein Mörteleimer sein.

von batman (Gast)


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Hehe ja, Mörteleimer ist wirklich ein super Verhaltensmodell für den 
Bleiakku.
Je länger der Mörtel darin stehen bleibt, umso mehr bleibt drin kleben. 
Da ist das Verhältnis zwar genau umgekehrt zur Bleiakku-Ladung aber der 
Zusammenhang ist analog.

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