Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie funktioniert diese strombegrenzende Schaltung im Detail?


von JanP (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo Leute,

ich bitte um Erklärung und Dimensionierung einer Schaltung.
Ich habe, die im Bild die links gezeigte Schaltung „Old Faithfull“ schon 
zig mal gebaut um Einschaltströme und Kurzschlüsse in 24V Kreisen zu 
begrenzen. – Die „unwichtigen“ Teile, wie einen AVR, der die 
Ausgangsspannung überwacht und nach ca. 10ms abschaltet, wenn die 
Ausgangsspannung nicht erreicht wird, um den FET zu schützen habe ich 
der einfachheitshalber erst einmal unterschlagen 😉

Die links gezeigte Schaltung ist recht simpel. Q4 mit R12 und dem 
Steuersignal bilden eine Konstantstromquelle. Über R9 und dem 
Konstantstrom fällt die Gate-Spannung ab. Diese Auslegung kommt hier aus 
dem Forum – finde nur den Beitrag gerade nicht (glaube war von Falk oder 
MaWin). Q3 zusammen mit R6 begrenzen den Strom. Wenn die Spannung über 
R6 ungefähr der Vbe von Q3 Strecke entspricht (also irgendwo ganz grob 
zw. 0,6 und 0,8V) zieht Q3 die Gatespannung vom IRF9640. Dieser geht 
dann in den linaren Modus und begrenzt den Strom durch Heizen.
Wie gesagt, die Schaltung funktioniert wunderbar und wurde von mir so in 
der Art schon viele Male genutzt.

Jetzt habe ich allerdings die rechte Schaltung gefunden. Nur habe ich 
dazu auch den Link verloren ☹ Grundsätzlich funktioniert diese genauso. 
Einzig das die Spannung über dem Widerstand R1 mit ~200mV deutlich 
kleiner ist als die Vbe des Q1. Ich weiß aber leider nicht, wie man 
diese auslegt, also wie diese ~200mV zustande kommen. Auch weiß ich 
nicht so recht, was R5 und die beiden Dioden da im Detail machen. Meine 
Vermutung ist, das R5 einen ganz kleinen Strom (hier grob 1/4mA) erzeugt 
und das bei diesem kleinen Strom die Flusspannung der Dioden D1 und D2 
grob gesteuert werden. Aber diese Spannung über den Dioden ist immer 
noch größer als als der Spannungsdrop über R1 aber kleiner als Ube von 
Q1. Und das verstehe ich nicht. Kann mir das jemand vielleicht 
nachvollziehbar erklären?

PS den SOA o.Ä. des FETs habe ich erst einmal nicht betrachtet. Und auch 
das bei dieser Auslegung der begrenzende Strom beider Schaltungen nicht 
vergleichbar ist, weiß ich. Es geht mir erst einmal um das Verständnis 
dahinter 😉

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Aus Sicht von Q1 addiert sich die Flussspannung über D1 und D2 zur 
Spannung über R1, d.h. über R1 muss an der Stromgrenze weniger Spannung 
abfallen.

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Die Flussspannung der beiden Schottkydioden addiert sich aus Sicht des 
PNP zum Spannungsabfall am Shunt.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Die rechte Schaltung ist freilich weitaus stärker von Parametern 
abhängig als die linke. Die Eingangsspannung definiert zusammen mit R5 
den Strom durch die Dioden und damit deren Flussspannung. Mit der 
Eingangsspannung ändert sich also die Stromgrenze und bei den Dioden 
sollte man schon ins richtige Datasheet schauen.

: Bearbeitet durch User
von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

(prx) A. K. schrieb:
> Mit der Eingangsspannung ändert sich also die Stromgrenze und bei der
> Diode sollte man schon ins richtige Datasheet schauen.

Um die Stromgrenze nicht eingangsspannungsabhängig zu machen, kann man 
die beiden Dioden über eine KSQ betreiben. Die Temperaturdrift des 
Transistors bleibt dabei leider erhalten. Für geringe Ströme ist das 
aber ok.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

JanP schrieb:
> Wie gesagt, die Schaltung funktioniert wunderbar und wurde von mir so in
> der Art schon viele Male genutzt.
> Jetzt habe ich allerdings die rechte Schaltung gefunden.

Na ja nun, die funktioniert halt nicht.

Idee ist, die 0.7V UBE über die 2 Schottky-Dioden zu reduzieren, dazu 
wird ein geringer Strom .

Dummerweise ist weder UBE konstant, -2mV/K, noch ist die Flussspannung 
von Schottkys konstant, schwankt bei 230uA über den Zemperaturbereich 
von 0.17 bis 0.4V pro Diode.

Wenn der Transistor heiss ist, die Schottkys kalt, kann die 
Strombegrenzung schon mal einsetzen bevor überhaupt Strom fliesst.

Zudem ist die Schwankungsbreite der Strombegrenzung enorm, noch viel 
schlechter als bei der ersten Schaltung, weil der Einfluss der 
Toleranzen verstärkt wird und der Begrenzungsubergang in die Länge 
gezogen wird.

Wie du jedoch in beiden Fällen richtig bemerkst, ist das nur eine 
Strombegrenzung, die ggf. viel Leistung im MOSFET verheizt, und daher 
abgeschaltet werden muss bevor der überhitzt.

Smart high side switches sind klüger, und es wäre besser die 
Strombegrenzung über einen OpAmp zu realisieren als über die UBE eines 
Transistors.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Michael M. schrieb:
> Die Temperaturdrift des Transistors bleibt dabei leider erhalten.

Die von Schottky-Dioden im betrachteten Strombereich erst recht. Die 
sollten sich also nicht allzu weit von Raumtemperator entfernen.

: Bearbeitet durch User
von Hermann W. (hermannw)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

JanP schrieb:
> ich bitte um Erklärung und Dimensionierung einer Schaltung.

Im Anhang habe ich mal die komplementäre Schaltung gezeichnet, die 
einfacher zu überblicken ist. Ich setze meistens eine Germaniumdiode 
ein, die ziemlich genau die Temperaturabhängigkeit der BE-Strecke 
kompensiert. Im Beispiel fallen an der Diode 0,28V ab. Um diesen Wert 
ist die Shunt-Spg reduziert. Über den Diodentyp und -strom lässt sich 
die Spg noch etwas einstellen. Ob 2 Schottkydioden die 
Temperaturabhängigkeit gut kompensieren, weiß ich gerade nicht.

von JanP (Gast)


Lesenswert?

Ich danke euch allen :)

Jetzt hat es bei mir "klick" gemacht!

Ja die Streuungen (wie u.A. MaWin anspricht), sind mir bekannt. Das es 
damit ein sehr grobes Schätzeisen ist gehe ich ein. Aber ich kann somit 
eine "Worst Case" Berechnung anstellen und ein grobes Fenster errechnen.

Es kommt mir auch nicht auf 1-5% Genauigkeit an, sondern nur darum, den 
Einschaltstrom von großen Kondensatoren zu reduzieren. Ob das jetzt 
(exemplarisch) 3 oder 5A sind wäre dabei egal - nur die >20A ohne 
Vorschaltung wären halt doof und werden von der Quelle nicht gemocht. 
Wenn ich jedoch einen permanenten Konstantstrom bräuchte, wäre meine 
Wahl der Schaltung eine ganz andere!

Ich habe auch schon mit Heißleitern experimentiert, da hatte ich aber 
das Problem des erneuten Zuschaltens. Ich konnte nicht genau raus 
bekommen, wann er wieder kalt genug war beim Zuschalten. Und das warten 
darauf konnte ich leider nicht beliebig oder besser "sicher" verlängern.

MaWin schrieb:
> Wie du jedoch in beiden Fällen richtig bemerkst, ist das nur eine
> Strombegrenzung, die ggf. viel Leistung im MOSFET verheizt, und daher
> abgeschaltet werden muss bevor der überhitzt.

Ja, das weiß ich. Darum überwacht zum einen ein MCU die Ausgangsspannung 
und deaktiviert nach Ablauf einer festgelegten Zeit (nehme meist 30-50% 
des max. erlaubten SOA-Zeit) wenn diese nicht hoch genug angestiegen 
ist. Zum anderen habe ich in den letzten Versionen noch eine Foldback 
durch zwei Widerstände eingebaut, welche die Verluste im Linearmodus 
weiter reduziert, aber den linearen Übergang verlängert. Die Idee habe 
ich neulich in der Bibliothek aus "The Art of Electronics" angeschaut ;)

Wie gesagt, ich danke euch allen :)

von JanP (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Okay, neuer Versuch. Auch wenn die eigentliche alte Schaltung es für 
mich auch "tut", will ich mich neuem nicht verschließen! Man lernt ja 
fürs Leben (und aus Spaß an der Sache)!

Ich habe versucht es nun mit einem Opamp zu lösen. Der TL431 erzeugt mir 
eine Spannung die gut 10V unter Vin liegt. Damit Versorge ich einen 
Opamp. Über den Spannungsteiler R9/R7 erzeuge ich ~220mV Referenz, die 
gegen den Messwiderstand mit 47mOhm misst. Somit dürften maximal knapp 
4,7A (220mV/47mOhm) fließen. Damit wären die Abweichungen der Bauteile 
und Temperaturen ausgemergelt.

An sich, tut es auch diese Schaltung auch (in der Simulation). Ich habe 
allerdings zwei kleine Probleme mit der aktuellen Auslegung. Vielleicht 
fallen euch da ein paar Optimierungen ein.

Zum einen ist das aufstarten so, das die 10V sich recht langsam 
aufbauen. Ist ja auch klar, das mit einem relativ kleinen Strom C2 erst 
einmal geladen werden will. C2 kann man allerdings nicht beliebig klein 
machen da sonst der TL431 instabil wird, was ich leider schon einmal 
hatte). Und wein bisschen Puffer für den Treiber sollte man ja auch 
vorhalten können.
Besser wäre es, wenn ich da irgendwie noch ein zusätzliches "Aktiv" 
Signal einschleusen könnte, welches Unabhängig von der Versorgung wäre, 
mit dem ich den FET oder den Opamp zu oder abschalten kann, wenn dieser 
schon versorgt wird (voll im Saft steht).

Zweites Problem ist, das wenn die aktuelle Auslegung abgeschaltet wird, 
wider C2 eine gewisse Zeit puffert und das Ausschalten damit verzögert.

Ich denke, wenn das erste Problem behoben wäre, ist das zweite auch 
passe ;)

Die Deluxe Variante wäre, wenn man es irgendwie bewerkstelligt bekommen 
könnte, den Spannungsverlust über den FET zu ermitteln und Zeitverzögert 
mit in das noch nicht vorhandene Aktiv-Signal einspeisen könnte. Dann 
hätte man auch gleich einen SOA-Schutz mit implantiert.

von JanP (Gast)


Lesenswert?

JanP schrieb:
> Zweites Problem ist, das wenn die aktuelle Auslegung abgeschaltet wird,
> wider C2 eine gewisse Zeit puffert und das Ausschalten damit verzögert.

ich muss mich selber korrigieren! Das geht natürlich nur schnell, wenn 
die Last-Kapazität entladen wird und hat nicht mit C2 zu tun. Damit wäre 
der Punkt hinfällig. Es sei denn, nach dem Abschalten schalte ich den 
Ausgang kurz (was ich aktuell nicht möchte).

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.