Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wie sieht der Alltag in der HW-Entwicklung aus?


von Lena (Gast)


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Hallöchen,

da sich mein Studium zu einem Ende neigt und ich mich zwischen Hardware 
und Software entscheiden muss, wollte ich mal von den HW-Entwicklern 
wissen wie der berufliche Alltag aussieht? Verbringt man viel Zeit mit 
Bauteilrecherchen, Normenrecherchen, Lesen von Datenblättern, 
Programmieren von µCs, Layouten, Aufbau von Simulationen, Messungen? 
Wenn ihr prozentual sagen könntet, was ihr so 8h täglich macht, dann 
könnte ich mir ein besseres Bild von der HW-Entwicklung machen.

von Roland E. (roland0815)


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Praktika machen..?

von Blindflanschzieher (Gast)


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... jede Tätigkeit zu 100% - je nach aktuellem Job ...

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Lena schrieb:
> Verbringt man viel Zeit mit
> Bauteilrecherchen, Normenrecherchen, Lesen von Datenblättern,
> Programmieren von µCs, Layouten, Aufbau von Simulationen, Messungen?

Ja. Und nein.
Kommt halt sehr stark auf die Stelle, das Unternehmen und die 
Unternehmensstruktur und die Produkte an.

Ich habe schon in mehreren kleinen Firmen als HW-Entwickler gearbeitet 
und ich würde sagen, zuletzt bestand ein Großteil meiner Tätigkeit 
darin, Alternativ-Bauteile zu finden, die beschaffbar sind, oder 
bestehende Projekte so anzupassnen (Schaltplan/Layout), dass verfügbare 
oder lagernde Bauteile verwendet werden können.

In einem Unternehmen war ich wirklich "Full Stack" Hardwareentwickler, 
also alles vom Konzept, über Prototypen designen, bauen, dann interne 
Tests, externe Tests (EMV, Umwelt,...), Firmware schreiben bis hin zur 
Übergabe in die Fertigung, also Dokumentationen, Trainings,...

Da ist halt von allem was bei was bei einem Produkt notwendig ist. In 
Prozenten kann man das nicht ausdrücken.

Danach war ich in einem Unternehmen, wo ich weniger mit Software und 
Testing zu tun hatte.
Vielleicht 10% Recherche, 50% Schaltplan und Layout, 20% Testing und 
Prototypeninbetriebnahme und 20% BOMs auf Alternativbauteile prüfen.

Dann gibt es auch Unternehmen, wo man 100% mit Layout verbringt (als 
Layouter), oder 100% mit Testing, gerade in größeren Unternehmen ist 
entweder vieles extern oder auf einzelne Leute zerschlagen.

Den "Ottonormalhardwarentwickler" inkl. Muster-Stundenplan wirst du 
nicht finden.

von Knallt ihn ab, den Troll (Gast)


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Das Thema hatten wir doch vor einigen Wochen erst.

Einfach mal als Werkstudent arbeiten beantwortet viele Fragen, die man 
sich ohnehin nur selber beantworten kann. Am Ende des Studiums sollte 
man zumindest wissen, ob einem die Programmiererei liegt und Spaß macht, 
sollte mindestens ein Layoutprogramm bedient und eine Platine damit 
gebaut habe.

Ansonsten war das Studium umsonst.

von Händereibender Dienstleister (Gast)


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Studium fast zu Ende und noch kein Praktikum oder dergleichen gemacht? 
Jetzt aber schnell, sonst heißt es "auf zur Zockerbude"!

von Zero V. (Firma: Freelancer) (gnd)


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Lena schrieb:
> was ihr so 8h täglich macht

die einzige Konstante ist: sitzen
(Chef knausert beim Thema Stehschreibtisch)

von Zocker_60 (Gast)


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> von Händereibender Dienstleister (Gast)
> 31.03.2022 14:20

> sonst heißt es "auf zur Zockerbude"!

Die ist sowieso am wahrscheinlichsten. Oder das Arbeitsamt !

> von Zero V. (gnd)
> 31.03.2022 14:24

> die einzige Konstante ist: sitzen

Eine unbedingtes muss bei internationaler weltweiter Inbetriebnahme !

von Joachim B. (jar)


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Lena schrieb:
> da sich mein Studium zu einem Ende neigt und ich mich zwischen Hardware
> und Software entscheiden muss,

jetzt erst?
was hast du vorher gemacht?

von Christian B. (luckyfu)


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Lena schrieb:
> Verbringt man viel Zeit mit
> Bauteilrecherchen, Normenrecherchen, Lesen von Datenblättern,
> Programmieren von µCs, Layouten, Aufbau von Simulationen, Messungen?
> Wenn ihr prozentual sagen könntet, was ihr so 8h täglich macht, dann
> könnte ich mir ein besseres Bild von der HW-Entwicklung machen.

Normenrecherchen nicht, aber ansonsten ist alles drin. Aber es fehlt 
noch etwas: Man muss nämlich auch Dokumente zu seinen Platinen 
schreiben... Diese Lastenheft Pflichtenheft Geschichte und am Ende steht 
eine Verifizierung.
Ich würde von mir aus sagen, abgesehen von der Bauteilkatastrophe 
aktuell ist es so: 1/3 Papier, 1/3 Schaltungsentwurf und Simulation, 5% 
Layout, 10% Fehlersuche und Meetings. So ganz grob. Natürlich kommt das 
immer Nacheinander: Man bekommt ein Papier, was eine neue Schaltung 
können soll. Dann fängt man an und macht erstmal Recherche, dann den 
Schaltplan. Danach erstellt man Papier, was die Schaltung können wird. 
Dann kommt das Layout (oft genug auch vorm Papier). Dann geht die 
Platine in die Prototypenfertigung. Das dauert je nachdem: Wenn ichs bei 
dem späteren EMS Dienstleister einsteuere (bei komplexeren Projekten 
sehr sinnvoll, da man im Prototypenstatus gleich fertigungsrelevante 
Probleme erkennen und abstellen kann) dauert es 8-10 Wochen bis die 
bestückten Baugruppen zurück kommen. In der Zeit beschäftigt man sich 
damit die Papiere zu machen, wie z.B. Verifizierungspläne zu erstellen 
oder arbeitet an einem anderen Projekt. Dann nimmt man die Schaltung in 
betrieb, macht ne Verifizierung und dann gehts zur Software Abteilung. 
Änderungen die bei der Veri als notwendig erachtet werden oder und bei 
der Softwareentwicklung zu tage treten werden eingearbeitet und es geht 
mit P2 los. Im besten Fall wird das dann V1 der Serie. Ab und an kommt 
ein kleines µC Programm dazu, aber das immer nur notgedrungen, da die 
Software ihr Herrschaftsgebiet verbissen verteidigt und sehr 
inkompatible Forderungen stellt, zumindest bei uns. 
(Controllerprogrammieren wollen sie aber auch nicht, also kann ich ab 
und an doch machen, was ich will nur bei der Veri gibt es jedesmal große 
Problemchen)

Alles in allem muss man das Mögen. In einer kleineren Firma machst du 
das alles in Personalunion. Wenn du da nicht besonders Streßresistent 
bist, hältst du das nicht lange durch. In Größeren Firmen gibt es da 
Arbeitsteilung. Da entwickeln mehrere Leute die Schaltpläne, einer ist 
nur für Bauteilerstellung zuständig, dann gibt es Layouter und so 
weiter... Dann hat man eine Kernkompetenz und einen kleinen Teil der 
Ganzen geschichte. Weniger Streß, weniger Verantwortung. Ist halt am 
Ende eine Frage, was du willst. Wenn du alles allein machst wird der 
Punkt kommen, dass die Produktion steht weil du einen Fehler eingebaut 
hast der z.B. erst mit einer neuen Bauteilcharge auftritt und das 
natürlich frühestens nach der 3. Serienbestückung. Dann hast du richtig 
zu tun und kannst kaum noch schlafen, wirst von allen angegiftet. Da 
wird die tägliche Arbeit zum Spießrutenlauf. Wenn du es dann aber gelöst 
bekommst, im Idealfall ohne dass eine andere Abteilung damit groß ärger 
hat, steigt deine Reputation in der Firma. Allerdings erträgt man sowas 
nur selten, ich hab das in meinen 12 Jahren bis dato nur einmal erlebt 
und ich konnte noch nichtmal was dafür, da es ein Problem eines 
Zulieferteils war...

Naja und im Moment ist eh der Totale Notfallmodus. Nahezu täglich sind 
neue Hiobsbotschaften aus der Einkaufsabteilung zu vernehmen wo kreative 
Lösungen für nicht beschaffbare Bauteile gesucht werden. Im einfachsten 
Fall sind das nur Vergleichstypen aber oft genug ist man dann schnell 
bei einem Shuttle board, was man erstellen, fertigen, testen und dann an 
den EMS Dienstleister übergeben muss, am besten vorgestern. Hat man eine 
derartige Änderung geschafft kommt garantiert die nächste, gern auch an 
der gleichen Baugruppe, sodass man vor Produktionsstart der letzten 
bereits die nächste Änderung in die Produktionskette schicken muss. 
Aktuell ist grad eine ganz bescheidene Zeit für den Einstieg.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7020562 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Otto (Gast)


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Lena schrieb:
> Wenn ihr prozentual sagen könntet, was ihr so 8h täglich macht, dann
> könnte ich mir ein besseres Bild von der HW-Entwicklung machen.

Ich kann dir sagen was ich die letzten Monate gemacht habe:

 8.00 Aufstehen, Einloggen in den VPN-Client
 9.15 Frühstücken und dabei mails lesen
 9.00 Abfahrt in die Firma während der "Frühstückspause"
 9.30 Team-Meeting am Arbeitsplatz
10.00 Verarbeiten der Notes, Ärgern, Erlassen neuer Sprintziele
11.00 Kaffepause mit Quatschen und über die GL herziehen
11.15 Mails Lesen und naive Fragen von Kollegen beantworten
12.00 Theoretisch irgendwas Arbeiten, real aber Feuerwehr-Meeting
12.30 Essen gehen und Nachdenken, wie man mit dem neuen Problem umgeht
13.00 Team-Meating (1*)
14.00 Neue Pläne machen, etwas ausbügeln, was einer vergessen hat
15.30 Kaffee-Pause oder Meeting
16.00 Irgend etwas arbeiten (2*)
17.30 Einpacken, Runterfahren und Abrücken
18.00 Einkaufen oder ins Fitness-Studio
19.30 Essen, falls man Einkaufen war
20.00 Einloggen in den VPN-Client und mails beantworten
21.00 Feierabend oder was Essen, falls es der Fitnessabend war
21.30 endlich realer Feierabend, gfs noch über Problem nachdenken
22.00 Firma und Job verfluchen und dabei Surfen
22.30 Fragen naiver Anfänger beantworten

1*) Ja, wirklich Meat-ing, also wirklich (zer-)Fleischen und zwar den, 
der es verbockt hat und da gibt es jeden Tag einen, der nicht lesen oder 
denken kann

2*) Arbeiten bedeutet hier:
- irgendwelche SPECs schreiben oder lesen
- Requirements daraus in Doors eintragen oder austragen
- Entwicklern Druck machen, dass sie fertig werden müssen
- sich über Kollegen ärgern, die sich nicht an Absprachen halten
- zusehen, dass man selber nicht Schuld ist, wenn was schief geht :-)

von Manfred (Gast)


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Otto schrieb:
> Ich kann dir sagen was ich die letzten Monate gemacht habe:

Du bist kein Entwickler, sondern ein überforderter Projektmanager.

von Knallt ihn ab, den Troll (Gast)


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Und er sollte jetzt hart rund gemacht werden, weil er nicht lesen und 
denken kann. ;)

von QWERTZ (Gast)


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Mein typischer Arbeitstag im IGM-Konzern sieht so aus:

08:00 Uhr aufwachen
08:01 Uhr Laptop hochfahren und einstempeln, dann weiterschlafen
09:15 Uhr aufstehen, frühstücken, Kaffee trinken
10:00 Uhr An den Schreibisch setzen, auf mikrocontroller.net surfen
11:00 Uhr E-Mail-Programm öffen, kurz neuen Kaffee holen
11:20 Uhr Neue E-Mail von der beauftragen Zockerbude aufmerksam 
durchlesen
11:55 Uhr E-Mail der Zockerbude beantworten mit "Ja, das passt."
11:56 Uhr Mittagspause! Kurz zur Dönerbude um die Ecke, natürlich im 
Neuwagen
12:10 Uhr Kurz ausstempeln, dann Döner genießen und nebenbei auf 
mikrocontroller.net surfen
12:26 Uhr Mindestpausenzeit vorbei, sofort wieder einstempeln
12:27 Uhr Im Firmen-Intranet surfen und kontrollieren, ob es neue 
Stellen mit noch mehr Gehalt ausgeschrieben sind. Extrem 
unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie.
12:30 Uhr Excel-Tabelle öffnen und nebenbei neuen Kaffee holen. Kurz die 
schöne Aussicht aus dem Fenster genießen zum Runterkommen
13:00 Uhr Projektmeeting. Gespannt zuhören und nebenbei Autovideos auf 
Youtube schauen
15:00 Uhr Kaffeepause
15:55 Uhr Excel-Tabelle ohne Änderung abspeichern
16:01 Uhr Endlich Feierabend! Ausstempeln, Füße hoch und auf 
mikrocontroller.net surfen.

von Professor Crey (Gast)


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QUERTZ, sä send albern. Sätzen sä sech!

von Uwe (Gast)


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Hahaahah, bester Kommentar seit langem! Danke für den Lacher so
Spät nachts. Genau so und nicht anders, Qwertz‘ Leben.

von Uwe (Gast)


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Mein typischer Tag beim OEM:

07:59 aufwachen
08:00 daily mit diensthandy im Bett
08:30-10:00 meeting nebenbei laufen lassen, versuchen weiter zu schlafen 
(manchmal klappt’s, manchmal nicht)
10:00 Nutella mit Butter nebenbei nächstes Meeting in der Küche
11:00 hoch ins Arbeitszimmer, DisplayPort Kabeln und Ethernet vom 
privaten Rechner wieder an die docking station anschließen, nebenbei 
nächstes Meeting mit Handy
12:00 Nachrichten und mikrocontroller.net
12:10 wiwi treff Trollen, ich sei BWLer, 27 Jahre alt, und kriege 120k 
beim Big 4
12:15 döner oder asiatisch, mit OEM Leasingauto hinfahren abholen
12:30 essen und nebenbei Tinder
13:00 meeting mit Kaffee
14:00 meist nachmittags wichtige Meetings wo man wirklich Probleme 
angeht und löst
15:00 e-Mails von Gewerken beantworten mit „ja, super Arbeit!“ oder 
„nein, das ist so und so“
15:30 Kaffee und nächstes Meeting, nebenbei mikrocontroller und auf die 
Reaktionen vom wiwi treffen trollen schauen
16:30 Letztes Meeting, in OneNote ToDos aufschreiben
17:30 tinder date oder Kumpel fragen was heute Abend angeht
18-22 essen, entweder tinder weib oder Kumpel treffen, zocken, 
mikrocontroller
23-0 schlafen, YouTube, wenn kein tinder treffen war, dann rechte hand, 
schlafen

von Achim M. (minifloat)


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Lena schrieb:
> Verbringt man viel Zeit mit [...]

> Bauteilrecherchen,
Ja, frag aber vorher nach der Datenbank freigegebener Bauteile und 
Stelle dich auf Diskussionen mit dem Einkauf bzgl. Vorzugshersteller 
ein.

> Normenrecherchen,
Kommt auf die Aufgabe an.
EMV: viel
Testspezifikationen/-normen: ja
Automobilindustrie-OEM-Normen: viel
High-Reliability, Luft-und Raumfahrt: viel

> Lesen von Datenblättern,
ja eh? Du solltest die Bauteile die du einsetzt schon kennen ;)

> Programmieren von µCs,
Nein, dafür gibt es Embedded-Softwareentwickler. 
Hardware-Software-Interface-Spezifikation musst du denen bereitstellen.

> Layouten
Nein, dafür gibt es Layouter, die wie Konstrukteure nach deinen Vorgaben 
layouten. Musst du aber nachher mit reviewen.

> Aufbau von Simulationen,
ja, kommt auf Komplexität der Schaltung/Schaltungsteile an

> Messungen?
EMV und Immunitätskonformität: viel
HW-Debuggen: viel
Erstinbetriebnahme: immer
Feldrückläufer-Analysen: immer

Dokumentation erstellen: ja bis extrem
Dokumentation und Arbeitsprodukte reviewen: ja bis extrem

Freigabemeetings und -Prozesse: kommt auf die Branche an

mfg mf

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Weshalb Hardware gegen Software ausspielen ? Beides - das eine nach dem 
anderen.

von W.S. (Gast)


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Lena schrieb:
> da sich mein Studium zu einem Ende neigt und ich mich zwischen Hardware
> und Software entscheiden muss, wollte ich mal von den HW-Entwicklern
> wissen wie der berufliche Alltag aussieht?

Wenn du SO fragst, dann suche dir lieber einen anderen Beruf. Ein 
Harware-Entwickler ist nicht sowas wie ein Metzger, bloß anstelle von 
Fleisch mit Gerätschaften.

Also, aus meiner Erfahrung: ein ziemlicher Teil ist Telefonieren und 
Beantworten von Emails, weil die Kunden lieber dem Geräte-Entwickler auf 
den Keks gehen als daß sie mal ins Manual schauen. Oftmals stellt man da 
auch fest, daß die angeblichen Fachleute vom Fach eigentlich keine 
Ahnung haben und deshalb aus keinem Manual wirklich etwas verstehen.

Sodann hat man leider ein Telefon auf dem Schreibtisch und die besonders 
"Wichtigen" nerven einen damit und mit der Frage, weswegen sie auf ihre 
Email von vor 15 Minuten noch keine Antwort haben.

Kurzum: Man wird ständig aus seiner momentanen Arbeit gerissen. Das ist 
der Alltag. Ein bissel leichter geht es, wenn man nicht am Platz ist, 
sondern im Labor oder in der Werkstatt oder in der Produktion. Da hat 
man mehr Ruhe.

Ach ja: Eben aus diesen Gründen bevorzuge ich Entwicklungs-Tools, die 
möglichst wenig Einarbeitungszeit brauchen. Mit denen geht es auch nach 
einer telefonischen Unterbrechung relativ schnell weiter.

Ansonsten ist der Feierabend die Zeit, wo man in Ruhe über seine 
Entwicklungsthemen nachdenken kann und Geräte und Baugruppen gedanklich 
konzipieren kann. Deshalb hab ich auch seit Jahren mein Skizzenbuch 
immer dabei. Ähem, mein aktuelles Skizzenbuch. Die sind immer recht bald 
voll.

So. Und denke du auch daran, daß Hardware nicht auf Schaltungen 
beschränkt ist, sondern auch mechanische Geräteteile, Gehäuse und noch 
anderes Zeugs umfaßt.

W.S.

von Dieter H. (kyblord)


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W.S. schrieb:
> Also, aus meiner Erfahrung: ein ziemlicher Teil ist Telefonieren und
> Beantworten von Emails, weil die Kunden lieber dem Geräte-Entwickler auf
> den Keks gehen als daß sie mal ins Manual schauen. Oftmals stellt man da
> auch fest, daß die angeblichen Fachleute vom Fach eigentlich keine
> Ahnung haben und deshalb aus keinem Manual wirklich etwas verstehen.
>
> Sodann hat man leider ein Telefon auf dem Schreibtisch und die besonders
> "Wichtigen" nerven einen damit und mit der Frage, weswegen sie auf ihre
> Email von vor 15 Minuten noch keine Antwort haben.
>
> Kurzum: Man wird ständig aus seiner momentanen Arbeit gerissen. Das ist
> der Alltag. Ein bissel leichter geht es, wenn man nicht am Platz ist,
> sondern im Labor oder in der Werkstatt oder in der Produktion. Da hat
> man mehr Ruhe.

hört sich nach einer Klitsche an

von Manfred (Gast)


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W.S. schrieb:
> Also, aus meiner Erfahrung: ein ziemlicher Teil ist Telefonieren und
> Beantworten von Emails, weil die Kunden lieber dem Geräte-Entwickler auf
> den Keks gehen als daß sie mal ins Manual schauen.

In einer auch nur halbwegs strukturierten Firma hat der Kunde keine 
Kontaktinformationen zu den Entwicklern und auch der Hotliner gibt diese 
nicht heraus.

Anders kann das bei OEM-Beziehungen aussehen: Die Firma XxXxXx hatte 
eine Anlage, die für Yyyyy erweitert und unter deren Namen vertrieben 
wird. Da traten Probleme auf und es ergab sich irgendwie, dass Yyyyy 
doch Kontakte zur Entwicklung von XxXxXx bekam. Das war nicht negativ, 
man begenete sich konstruktiv und bekam für beide Seiten erfolgreiche 
Fehlerbereinigungen.

Das erfordet "Erwachsene", Entwickler, die sich nicht zu fein sind, über 
mögliche Probleme offen zu sprechen und diese zu bearbeiten.

Wenn Du meinst, als Entwickler in einem geschützten Glashaus zu sitzen, 
bist Du falsch unterwegs.

> Oftmals stellt man da
> auch fest, daß die angeblichen Fachleute vom Fach eigentlich keine
> Ahnung haben und deshalb aus keinem Manual wirklich etwas verstehen.

Das kann auch daran liegen, dass das Manual nichts taugt, ich hatte mehr 
als einmal Zoff mit unserem Dokumentenersteller.

von Purzel H. (hacky)


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Schade. die bisherigen Entwickler scheinen mit dem Ruecken zur Wand zu 
stehen, resp Dienst nach Vorschrift zu machen. So macht's keinen Spass.

Es gibt auch andere Entwickler, Entwicklungen. zB man entwickelt mit dem 
Kunden. Das Produkt soll Erfolg haben, deswegen sind Aenderungswuensche 
speziell zugelassen, erwuenscht. Dabei ist wichtig zu wissen, dass der 
Kunde oft nicht genau weiss was er will. Resp den Fokus auf unwichtige 
Details legt. Ich entwickle Controller Funktionalitaeten fuer 
Industriekunden. Eine Loggerfunktionalitaet mit 1MBit FRAM ist ohne 
Aufforderung des Kunden drauf. Falls es eine sporadische systematische 
Fehlfunktion im Betrieb geben sollte, laesst man den Logger mitlaufen um 
den Fehler zu finden. Denn Downtime kann teurer wie die Entwicklung 
sein.
Wenn das Geraet zB in China laeuft, muss es erst mal hierher zurueck. 
Und wir versuchen den Fehler zu wiederholen, ohne den Kontext zu kennen. 
Toll..

Einen Fehler, oder Ausfall ist ein Projekt in sich selbst. Den muss man 
vorausahnen koennen und die Voraussetzungen zum Debuggen schaffen.
Man moechte zB die Temperatur, Laufzeit, Betriebszeit, Idlezeit loggen 
koennen. Bedeutet ein RTC und ein Temperatursensor ist dabei. Die 
Betriebsspannung  kann auch gemessen werden. Dass muss alles gar nicht 
implementiert sein, nur vorhanden, sodass ein Softwareupdate darauf 
zugreifen kann.

Allenfalls muss man auch mal vor Ort gehen, um sich den kontext 
anzuschuen. Denn vielleicht wird das Geraet ganz anders eingesetzt wie 
kommuniziert und angenommen. Das sollte man unbedingt als positiv 
erachten. Und ist sehr lehrreich.

Konkurrenz ? Nein, gibt es nicht. Es gibt auch kein offizielles 
Pflichenheft. Das Problem wird geloest. Das sollte genug sein. Falls 
jemand anderes das Problem loesen moechte, soll er das Pflichtenheft 
selbst erstellen.

Anfaenger lassen sich verleiten erst ein Pflichtenheft zu entwickeln, 
und darauf ein Angebot abzugeben. Der Kunde nimmt dann dieses 
Pflichenheft und fragt jemanden Anderen, welcher sich dann diese 
Woche(Monat) sparen kann.

Ah, ja, die Firmware zur Hardware schreibe ich auch. Und die Verbindung 
zum PC, zumindest zur Inbetriebnahme und zum Testen auch. Allenfalls 
will der Kunde selbst eine Oberflaeche fuer sein System schreiben, 
welches unser Geraet beinhaltet.

von Besamuel Rothschild (Gast)


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Lena schrieb:
> Hallöchen,
> da sich mein Studium zu einem Ende neigt und ich mich zwischen Hardware
> und Software entscheiden muss, wollte ich mal von den HW-Entwicklern
> wissen wie der berufliche Alltag aussieht? Verbringt man viel Zeit mit
> Bauteilrecherchen, Normenrecherchen, Lesen von Datenblättern,
> Programmieren von µCs, Layouten, Aufbau von Simulationen, Messungen?
> Wenn ihr prozentual sagen könntet, was ihr so 8h täglich macht, dann
> könnte ich mir ein besseres Bild von der HW-Entwicklung machen.

Morgens komme ich mindestens eine halbe Stunde zu spät. Dann ziehe ich 
mir in den kommenden 30min meine Filzpantoffeln an und hole mir einen 
Kaffee. Danach starte ich den PC und lasse alle Updates installieren. 
Dann 15min Frühstückspause.

Merkste selber wie s weiter geht, ne?

von Zocker_60 (Gast)


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Hier wird nur noch Mist geschrieben.

Die ganzen Blindgänger übertrumpfen sich gegenseitig.

von Besamuel Rothschild (Gast)


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Zocker_60 schrieb:
> Hier wird nur noch Mist geschrieben.
> Die ganzen Blindgänger übertrumpfen sich gegenseitig.

Ein bin kein Blindgänger. Deine unsensible Kritik verletzt mich hart.

Es ist Freitag. D.h. es ist Zeit für ein bisschen Zärtlichkeit. 
Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.

von Blindgängerdetektor (Gast)


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Zocker_60 schrieb:
> Hier wird nur noch Mist geschrieben.
> Die ganzen Blindgänger übertrumpfen sich gegenseitig.

Einer übertrumpft alle, der schreibt nicht nur Mist, sondern plenkt auch 
noch und beherrscht das Zitieren nicht:

Beitrag "Re: Wie sieht der Alltag in der HW-Entwicklung aus?"

von Zocker_60 (Gast)


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> von Besamuel Rothschild (Gast)
> 08.04.2022 14:43

> Deine unsensible Kritik verletzt mich hart.

Auf Inbetriebnahme sagten wir : " Zu weich für die Montage ".

von Blindgängerdetektor (Gast)
08.04.2022 16:09

> sondern plenkt auch noch und beherrscht das Zitieren nicht:

Wer ist Plenken ? Snake-Plenken, die Klapperschlange ?

von W.S. (Gast)


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Manfred schrieb:
> In einer auch nur halbwegs strukturierten Firma hat der Kunde keine
> Kontaktinformationen zu den Entwicklern und auch der Hotliner gibt diese
> nicht heraus.

Ach nö. Wenn man selbst Schulungen abhält, dann werden dort auch die 
üblichen Visitenkarten ausgetauscht. Das gehört zum guten Ton. Und damit 
haben die Teilnehmer auch meine Kontaktdaten.

Und von "Hotlinern" halte ich übehaupt nichts. Die sind etwa so 
fachkundig wie damals das Fräulein vom Amt. Deren Funktion ist 
vornehmlich die eines Prellbockes, wenn die Firma möglichst wenig mit 
Kunden zu tun haben will.

W.S.

von Shorty (Gast)


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Zocker_60 schrieb:
>> sondern plenkt auch noch und beherrscht das Zitieren nicht:
>
> Wer ist Plenken ? Snake-Plenken, die Klapperschlange ?

Bitte deinen Pfleger doch drum, dass er dir die VHS einlegt. Dann kannst 
du nachsehen, wie er wirklich heißt.

von Zocker_60 (Gast)


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> von Shorty (Gast)
> 09.04.2022 11:48

> Dann kannst du nachsehen, wie er wirklich heißt.

Was glaubst du was mir das so egal ist !

von Shorty (Gast)


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Zocker_60 schrieb:
> Was glaubst du was mir das so egal ist !

Weißt du, was dir fehlt?

von Reinhard S. (rezz)


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Shorty schrieb:
> Zocker_60 schrieb:
>> Was glaubst du was mir das so egal ist !
>
> Weißt du, was dir fehlt?

Der Rechtschreibung nach momentan auf jeden Fall kein Alkohol :D

von Jabba (Gast)


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Entwickelt wird längst in China. Die einzige Chance besteht nur noch 
darin, deren lausig Umsetzung in ehemals, bekannte Deutsche Qualität zu 
überführen.

von Dieter H. (kyblord)


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Jabba schrieb:
> Entwickelt wird längst in China. Die einzige Chance besteht nur
> noch
> darin, deren lausig Umsetzung in ehemals, bekannte Deutsche Qualität zu
> überführen.

Populismus!

von Zocker_60 (Gast)


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> von Jabba (Gast)
> 09.04.2022 20:05

> Entwickelt wird längst in China. Die einzige Chance besteht nur noch
> darin, deren lausig Umsetzung in ehemals, bekannte Deutsche Qualität zu
> überführen.

Ach was !

War während meiner Beruflichen Laufbahn über fünfunddreißig Jahre 
mindestens dreißig mal in China gewesen. Die haben es sich einfach 
gemacht, haben die deutsche Industrienorm, genannt DIN, einmal gekauft, 
übersetzt und 500 Millionen mal kopiert.

Mit Urheberrechten haben die ja bekannterweise keine Probleme.

> von Reinhard S. (rezz)
> 09.04.2022 19:52

> Der Rechtschreibung nach momentan auf jeden Fall kein Alkohol :D

Wie schon mal gesagt, Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Beherrsche 
aber sonst noch ein paar Fremdsprachen, darunter so exotische wie 
Bayerisch.

Eine Kiste Öttinger, 40 Kurze und noch ein Pfeifchen sind wohl nichts ?

von Manfred (Gast)


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Jabba schrieb:
> Entwickelt wird längst in China.

Zocker_60 schrieb:
> War während meiner Beruflichen Laufbahn über fünfunddreißig Jahre
> mindestens dreißig mal in China gewesen.

Schön oder schlecht für Euch, ich hatte mindestens genauso lange mit 
Produkten zu tun, die in Deutschland am lokalen Standort entwickelt 
wurden.

Deutlich gesagt: Solche Pauschalaussagen sind Polemik und falsch - es 
kommt auf Produkte und deren Kundenkreis an.

von Christian B. (luckyfu)


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Zocker_60 schrieb:
> Auf Inbetriebnahme sagten wir : " Zu weich für die Montage ".

Was hat jemand von der Inbetriebnahme mit der Hardwareentwicklung 
gemein? Inbetriebnahme kann ein Teil der Hardwareentwicklung sein, aber 
es ist doch sehr viel mehr als nur das...
Nur weil ich ab und an mal Kuchen esse, bin ich noch lange nicht 
befähigt, einem angehenden Konditor Ratschläge zu erteilen.

von Thomas K. (thomas2021)


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Übliche Ahnungslosigkeit mit Job Threads.
Dein Leben wird über uC Forum entschieden.Einmal selber was entscheiden.

von Dieter H. (kyblord)


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Thomas K. schrieb:
> Übliche Ahnungslosigkeit mit Job Threads.
> Dein Leben wird über uC Forum entschieden.Einmal selber was entscheiden.

Das uC Forum ist Gesetz!

von Dirk K. (knobikocher)


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Lena schrieb:
> Bauteilrecherchen, Normenrecherchen, Lesen von Datenblättern,
> Programmieren von µCs, Layouten, Aufbau von Simulationen, Messungen

Dazu kommt:
Lesen und Bewerten von Lastenheften von Kunden: Entwicklungsrisiko, 
Mannstunden, interne Kosten (Protoypen etc.), externe Kosten 
(Zertifizierung etc.).
Teilnahme an Abstimmungsrunden mit Kunden bezüglich Lastenheft.
Mitwirken an Pflichtenheften.
... das oben genannte ...
Erstellung von Prüfplänen für Prototypen.
Inbetriebnahme von Prototypen.
Planen, koordinieren und begleiten von internen wie externen Prüfungen 
(EMV, Temperatur etc.)
Mitarbeit bei der Erstellung von Prüfplätzen im Sinne von technischer 
Hilfestellung.
Mitarbeit bei der Erstellung von Produktionsanweisungen im Sinne von 
technischer Hilfestellung.
Hilfestellung beim Anlauf der Serienproduktion.
Untersuchung von Rückläufern aus dem Feld, wenn andere Instanzen nicht 
weiter Wissen.
Mitarbeit von allerlei technischen Dokumenten: Datenblatt, Handbuch, 
Einbauanleitung etc.

Abseits davon gegebenenfalls auch Dinge wie:
Mitgestaltung von Prozessen, welche die HW-Entwicklung betreffen.
Teammeetings.
Abteilungsmeetings.
Halbjahresmeetings der Firma.

von Dieter H. (kyblord)


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:D Spaßige Sache. Der Ingenieur ist halt das Zugpferd für die BWLer. 
Mach einfach Software. Da hast du deine Ruhe. Als Ing wirst du nur 
geknechtet und das Geld aus dir rausgepresst.

von Dirk K. (knobikocher)


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Dieter H. schrieb:
> :D Spaßige Sache. Der Ingenieur ist halt das Zugpferd für die BWLer.
> Mach einfach Software. Da hast du deine Ruhe. Als Ing wirst du nur
> geknechtet und das Geld aus dir rausgepresst.

Kann ich nicht bestätigen.

von Senf D. (senfdazugeber)


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Dirk K. schrieb:
> Dieter H. schrieb:
>> :D Spaßige Sache. Der Ingenieur ist halt das Zugpferd für die BWLer.
>> Mach einfach Software. Da hast du deine Ruhe. Als Ing wirst du nur
>> geknechtet und das Geld aus dir rausgepresst.
>
> Kann ich nicht bestätigen.

Ich ebenfalls nicht.

von Rosstäuscher und Autohändler (Gast)


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Dirk K. schrieb:
> Kann ich nicht bestätigen.

Man muss nur dafür sorgen dass die Reibungswärme als Nestwärme 
wahrgenommen wird wenn der Arbeitnehmer über den Tisch gezogen wird. 
Kurz: Du hast es nur noch nicht kapiert dass du abgezockt wirst.

von Dirk K. (knobikocher)


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Rosstäuscher und Autohändler schrieb:
> Kurz: Du hast es nur noch nicht kapiert dass du abgezockt wirst.

Ich lese daraus: "ich fühle mich abgezockt, also ist es so und dann muss 
das auch bei allen anderen so sein! Alle sind ungerecht, ich bin der 
BESTE und leider der EINZIGE, der das erkennt. Arbeitgeber sind soo 
ungerecht!!!einsELF"

Deine Wahrheit beruht auf deinen Erfahrungen. Du tust mir leid :(
Und: klingt für mich so, als wenn Michael S. aka technicans aka Cerberus 
weiterhin aktiv ist.

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