Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rauschen in Klangregelnetzwerk


von Röhrenfan (Gast)


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Hi,

ich habe gestern Mal wieder an meinen alten Röhrenverstärkern 
geschraubt. Am Ende hat alles gut funktioniert, kein Brummen, aber ein 
rauschender Grundton hat am Ende noch gestört. Lautstärkeunabhängig, 
wird aber beim Hochdrehen des Hochtonreglers auffällig lauter.

Also habe ich den entsprechenden Schaltungsteil überbrückt (Siehe 
markierter Bereich im Schaltplan). Danach war das Rauschen verschwunden. 
Einen Bauteilefehler schließe ich aus, mir ist diese Rauschen schon 
öfters bei anderen Geräten aufgefallen.

Ich frage mich wie kann das sein? Das ist doch eine Standardschaltung. 
Sind die wirklich so schlecht?

Ich habe das Gefühl dass ich mit dem Überbrücken ein "leises Knistern" 
eingefangen habe. Könnte man das einfach so lassen oder wäre es besser 
noch eine kleine "Modifikation" zu machen?

Viele Grüße
Röhrenfan

von MaWin (Gast)


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1 MegaOhm ist halt verdammt hochohmig, da rauscht alleine der Widerstand 
(18uV über 20kHz) und das wird dann verstärkt.

von Helge (Gast)


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Rauschen könnte von den beiden Potis R7, R8 kommen, Knistern hört auf, 
wenn sich C8 regeneriert hat. Schichtwiderstände rauschen und knistern 
weniger als alte Preßwiderstände, kann auch von sowas kommen, falls 
verbaut.

von michael_ (Gast)


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MaWin schrieb:
> 1 MegaOhm ist halt verdammt hochohmig, da rauscht alleine der Widerstand
> (18uV über 20kHz) und das wird dann verstärkt.

1M ist da total üblich.
Und 20KHz hören hier sowieso kaum Leute.
Die sind froh, wenn sie 10KHz schaffen.
Wie soll es denn da mit den 10M in der Eingangsstufe sein?

Evtl. tut die Stufe einfach nur schwingen. Die EF86 ist da anfällig.

Eine Standardschaltung sehe ich nicht.
Mußt du denn die hohe Verstärkung der EF86 haben?
Und deshalb nach der ersten Stufe über doppelte Potis reduzieren?

Wo hast du eigentlich die komischen Schaltzeichen für die Potentiometer 
und die ECC85 her?

Röhrenfan schrieb:
> Ich habe das Gefühl dass ich mit dem Überbrücken ein "leises Knistern"
> eingefangen habe.

Da knacken die Anodenflöhe :-)

von Willi (Gast)


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michael_ schrieb:
> Evtl. tut die Stufe einfach nur schwingen. Die EF86 ist da anfällig.
Eigentlich nicht. Die EF86 ist eine wenig steile NF-Pentode.

> Eine Standardschaltung sehe ich nicht.
Doch. Sowohl die Klangregelung an sich als auch der Rest des Verstärkers 
ist nicht ungewöhnlich. Das Einzige, was ungewohnt sein könnte, ist der 
Aussteuerungsbegrenzermit Fotowiderstand.

> Mußt du denn die hohe Verstärkung der EF86 haben?
Nun, der Verstärker ist mit einer Eingangsempfindlichkeit von 155mV für 
Vollaussteuerung angegeben.
Die Mischschaltung dämpft, die Klangregelung auch. Es wurde hier schon 
richtig gemacht, die Verstärkung möglichst ganz vorn zu erledigen.

> Und deshalb nach der ersten Stufe über doppelte Potis reduzieren?
Pegelvorregler sind so schlecht nicht, erlauben sie doch einen 
sinnvollen Weg der eigentlichen Pegelregler. Außerdem sind die Eingänge 
1 und 2 die für Mikrofone. Da braucht man schon ordentlich Verstärkung.

> Wo hast du eigentlich die komischen Schaltzeichen für die Potentiometer
> und die ECC85 her?
Nun, die Entwickler der Koninklijke Philips N.V. werden schon ihre 
Gründe gehabt haben, das Gerät genau so zu bestücken. So ungewöhnlich 
sind EL36 als Endröhren und ECC85 zur Phasenumkehrung nun nicht.

@Röhrenfan: wie ist denn Deine Abhörsituation?

von Röhrenfan (Gast)


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Ich finde es interessant dass die Regler evtl. das Problem sein können 
und dass das damals so verbaut wurde.

Ich brauche von dem ganzen eigentlich nur die Endstufe für private 
Zwecke in einem 50qm großen Raum. Alles andere ist nur nice to have. Ich 
habe jetzt beide Verstärker umgebaut und bin mit dem Ergebnis sehr 
zufrieden. Das leise knistern hat auch nur einer der Verstärker da muss 
ich demnächst mal nach schauen.

Vielleicht könnte man auch mal versuchen die Stufe mit Röhre 4 zu 
überbrücken?

von Röhrenfan (Gast)


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Die Mikrophonstufen werden auch nicht benötigt.

von MaWin (Gast)


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michael_ schrieb:
> 1M ist da total üblich.

Daher rauschen Röhrenverstärker auch üblicherweise.

> Und 20KHz hören hier sowieso kaum Leute.
> Die sind froh, wenn sie 10KHz schaffen

Nun muss man Rauschen auf eine Bandbreite beziehen.

Egal wie taub du bist.

Rohrenfan hört offenbar noch.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Vielleicht genügt es schon an Röhre B3 zu dem 100uF Elko C7 noch einen 
100 bis 220 Ohm Widerstand in Reihe zu schalten, um die Verstärkung, das 
Rauschen und somit die Schwingneigung etwas zu reduzieren.

von Elektrofan (Gast)


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Bei meinem seinerzeit neugebauten (Transistor-)Verstärker hatte ich
auf einem Kanal ein schwaches Rauschen.

Am Lautsprecher kamen rund 10 mV Spitze-Spitze Rauschspannung
(Oszilloskop) an, was bei leisen Stellen störte.
Nach sehr langem Suchen (ich war ja noch jung ...) fand ich heraus:

Der nicht überbrückte Emitterwiderstand des Transistors vor dem
Endverstärker war's, er "fabrizierte" an seinen Anschlüssen ca. 0,4 mV,
am Kollektor wurden daraus 1 mV, nach der Endstufe 10 mV.
Der optisch völlig unauffällige Widerstand mit 1,2 kOhm war neu 
eingebaut worden und wurde völlig korrekt von 2 mA durchflossen.

von Willi (Gast)


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Röhrenfan schrieb:

> Vielleicht könnte man auch mal versuchen die Stufe mit Röhre 4 zu
> überbrücken?
Kann man machen. Wenn man gern Gegenkopplungskreise auseinanderreißt und 
mit den Folgen leben kann, dann ja.

von Peter D. (peda)


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Röhrenfan schrieb:
> Am Ende hat alles gut funktioniert, kein Brummen, aber ein
> rauschender Grundton hat am Ende noch gestört. Lautstärkeunabhängig,

Hast Du auch alle 4 Eingänge runter gedreht?
Ich würde mal den Fotowiderstand rausnehmen, die können stark rauschen 
(Dunkelstrom).

Röhrenfan schrieb:
> Also habe ich den entsprechenden Schaltungsteil überbrückt (Siehe
> markierter Bereich im Schaltplan). Danach war das Rauschen verschwunden.

Das ist klar, dann fehlen ja Faktor 8,5 (60mV/7mV) an Verstärkung und 
bei Höhenanhebung noch mehr.

von Röhrenfan (Gast)


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Leichter gesagt als getan, das Teil ist ziemlich tief verankert. Es hat 
aber leider nichts gebracht. Sobald ich die Regelstufe wieder dranmache 
ist das Rauschen direkt wieder da.

Einen 100 Ohm Widerstand habe ich leider nicht da, aber ich kann auch 
gut mit abgeklemmter Stufe leben. Ist noch laut genug.

von Röhrenfan (Gast)


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Eigentlich könnte ich auch mal die beiden Verbindungen an C12 runter zu 
den Potis kappen. Dann würde man schnell sehen ob es an den Regler 
widerständen liegt. Frage ist nur ob das einen dann viel weiterbringt.

Merke:
Brummen -> Kondensator
Rauschen -> Widerstand

von michael_ (Gast)


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Röhrenfan schrieb:
> Eigentlich könnte ich auch mal die beiden Verbindungen an C12 runter zu
> den Potis kappen.

Nein.
Du verstehst die Schaltung nicht.
Und auch den Rest.

Stocherst darin rum wie der Ochse im Heuhaufen.

von Thomas D. (tommi_d)


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Abseitiger Vorschlag: C9 könnte auch ein Problem sein, wenn er nach zig 
Jahren so gealtert wäre, dass er nicht mehr hoch isoliert. Dann fließt 
Strom durch R9, und das könnte das Rauschen erzeugen. Also mal C9 
versuchsweise ersetzen. 27 nF sind unüblich, also 33 nF oder 47 nF 
nehmen, und schauen was passiert. Und die Potis "pflegen" mit milden 
Kontaktspray, z.B. Tuner xx.
C´s die nach Jahren keine guten mehr sind, wurden hier schon in einigen 
Threads beschrieben.

von Röhrenfan (Gast)


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Hi Tommi :)
Danke für den Hinweis. Ich habe heute Mittag mit den zwei Verstärkern 
mit überbrückten Stufen Musik gehört und habe mich entschieden es jetzt 
erstmal so zu lassen. Funktionieren sehr gut.

Vielleicht packt mich später nochmal der Ehrgeiz, bzw. ein minimales 
Rauschen ist ja immer noch vorhanden.

Die Elkos sind bereits alle getauscht. Es waren in dem Gerät auch einige 
Elkos mit Werten drin die normalerweise Folientypen sind bzw ich wüsste 
gar nicht wo man Elkos mit so niedrigen Werten herbekommen kann.

Demnach ist der von dir angesprochene Kondensator ein gelber Philips, 
die sollen eigentlich sehr gut und unkaputtbar sein. Aber wer weiß, 
vielleicht hat einer doch einen Knacks abbekommen.

VG

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