Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie misst man "Einschaltstrom" bei RC Motoren?


von Max P. (max2004)


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Hallo, ich möchte versuchen ein RC Auto zu reparieren oder zumindest 
verstehen, warum es nicht mehr funktioniert. Es ist ein relativ 
günstiges Modell ("S-IDEE HB-P1802") mit zwei Motoren und einem Akkupack 
mit 4 Zellen (Ni-MH AA700mAh, 4,8V).

Es verhält sich so: Wenn der Akku ganz voll geladen ist, funktioniert es 
meistens für kurze Zeit normal. Aber nach kurzer Zeit "zuckt" es immer 
erst eine ganze Weile, bevor es aus dem Stand anfährt und schon sehr kur 
darauf fährt es gar nicht mehr an. Gibt man einen Schubs, fährt es dann 
meistens noch ein paar mal los. Wenn es das Zucken überwunden hat, fährt 
es mit normal viel Power, als wäre der Akku noch ganz voll, daraus würde 
ich schließen, dass der Akku wohl nicht defekt ist.

Ich habe mal ein Labornetzteil angeschlossen und auf 4,8V eingestellt. 
Bei einer ausreichend hohen Stromstärke laufen die Motoren problemlos 
und wenn ich die Stromstärke reduziere, tritt irgendwann genau das 
Verhalten auf.

Deshalb meine Vermutung: Die Motoren brauchen beim Starten mehr Strom 
(Einschaltstrom?) als das Akkupack liefern kann, aber wenn sie erstmal 
laufen, liefert das Akkupack genug Strom. Kann man irgendwie messen, ob 
diese Vermutung stimmt und wie viel Strom beim Starten benötigt wird?

Und falls das tatsächlich das Problem ist, was könnte man dagegen 
machen?
Ich habe von "Einschaltstrombegrenzern" gelesen, aber das wirkt zu 
kompliziert, um damit ein 30,- EUR RC Auto zu retten.
Könnte man evtl. einen Kondensator zwischenschalten, der sich auflädt 
und bei Start zusätzlich Strom liefert? Wie müsste man den einbauen? 
Einfach parallel zum Akkupack würde ihn ja wahrscheinlich auf Dauer 
überladen? Oder könnte man ihn so dimensionieren, dass er das verträgt?
Oder wäre es sinnvoller, eine andere Art von Akku zu verwenden, z.B. 
Lipo? Wobei man da dann ja noch einen Wandler bräuchte, um auf 4,8V zu 
kommen...

Vielen Dank für eure Tipps!
Max

: Verschoben durch Moderator
von Oliver S. (oliverso)


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Max P. schrieb:
> Kann man irgendwie messen, ob
> diese Vermutung stimmt und wie viel Strom beim Starten benötigt wird?

Man kann rein praktisch einfach neue Akkus einbauen. Läufts dann wieder, 
ist alles gut.

Oliver

von HildeK (Gast)


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Max P. schrieb:
> Deshalb meine Vermutung: Die Motoren brauchen beim Starten mehr Strom
> (Einschaltstrom?)
Ja, das ist bei jedem Motor so.

> als das Akkupack liefern kann, aber wenn sie erstmal
> laufen, liefert das Akkupack genug Strom.
Welche Akkus sind den verbaut? Wenn sie nicht mehr besonders gut sind, 
ist das so.

> Kann man irgendwie messen, ob
> diese Vermutung stimmt und wie viel Strom beim Starten benötigt wird?
Möglicherweise ist nicht der Strom das Problem sondern die Spannung 
bricht zu sehr ein, so dass andere Funktionen ausfallen (Empfänger, 
Motorsteuerung). Kann man mit einem Oszilloskop messen.

> Und falls das tatsächlich das Problem ist, was könnte man dagegen
> machen?
Neuen Akku?

> Ich habe von "Einschaltstrombegrenzern" gelesen, aber das wirkt zu
> kompliziert, um damit ein 30,- EUR RC Auto zu retten.
Das macht ja dein Akku momentan schon und ist dein Problem. Hilft also 
erst recht nicht.

> Könnte man evtl. einen Kondensator zwischenschalten, der sich auflädt
> und bei Start zusätzlich Strom liefert?
Ja. der müsste aber sehr groß sein.

> Wie müsste man den einbauen?
> Einfach parallel zum Akkupack würde ihn ja wahrscheinlich auf Dauer
> überladen?
Einen Kondensator kann man nicht überladen. In jeder Schaltung liegen 
mehrere parallel zur Spannungsversorgung - dauerhaft.
Ja, parallel zum Akku wäre richtig. Es wird wahrscheinlich wenig nützen.

> Oder könnte man ihn so dimensionieren, dass er das verträgt?
Er muss die Akkuspannung aushalten (darüber hast du nichts gesagt) und 
für einen positiven Nutzen möglichst viel Kapazität haben.

von pnp (Gast)


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HildeK schrieb:
> Er muss die Akkuspannung aushalten (darüber hast du nichts gesagt)

Max P. schrieb:
> Ni-MH AA700mAh, 4,8V

von MaWin (Gast)


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Max P. schrieb:
> Kann man irgendwie messen, ob diese Vermutung stimmt und wie viel Strom
> beim Starten benötigt wird?

Du hast das schon gemessen durch den Einschaltvetsuch.

Alte Akkus werden halt gerne hochohmiger.

Neues Akkupack und gut is.

Du kannst den Motor auch festhalten (besser an der Welle vor als nach 
dem Getriebe) und den Blockierstrom messen, das ist derselbe wie der 
Anlaufstrom, aber nicht langer als 1 Sekunde um den Motor vor Schaden zu 
bewahren.

Und dann gucken wie weit die Akkuspannung bei diesem Strom 
zusammenbricht. Aber offenbar zu weit.

von pnp (Gast)


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> "Einschaltstrom" bei RC Motoren?

Batteriespannung / Gleichstromwiderstand der Motorwicklung

von Udo S. (urschmitt)


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HildeK schrieb:
>> Könnte man evtl. einen Kondensator zwischenschalten, der sich auflädt
>> und bei Start zusätzlich Strom liefert?
> Ja. der müsste aber sehr groß sein.

Die bessere Lösung wäre die Elektronik und den Motor getrennt zum Akku 
zu verkabeln und für die Elektronik über eine Schottky Diode und einen 
1000µF Kondensator den Spannungseinbruch abzupuffern.
Das wird aber schwierig da wahrscheinlich auf der Platine auch die 
Ansteuerung für die Motoren sitzt.

Also statt dessen besser einen neuen (ggf besseren) Akku einbauen, der 
alte hat schlicht inzwischen einen zu hohen Innenwiderstand.
Deshalb bricht bei m Anfahren die Spannung so weit ein, daß der RC 
Empfänger und/oder die Ansteuerung der Motoren verrückt spielt

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Und bitte mal den Motor überprüfen. Wenn das ein klassischer 
Bürstenmotor ist, kann es sein, das er an einer Stelle einen 
Windungsschluss hat und deswegen nicht anläuft. Dann zieht er auch 
unmäßig viel Strom aus dem Akku. Motor mit wenig Strom anschliessen und 
langsam durchdrehen. Er muss aus jeder Position loslaufen wollen.
Wenn es eine Stelle gibt, wo er das nicht tut, hat er einen solchen 
Defekt.

von HildeK (Gast)


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pnp schrieb:
> Max P. schrieb:
>> Ni-MH AA700mAh, 4,8V

Danke 😀.
Ist halt manchmal so ...🤦

von Max P. (max2004)


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Ok, vielen Dank für die Hinweise! Ich habe verstanden, dass die Idee mit 
dem Kondensator nicht so gut ist und dass es mit einem neuen Akku besser 
werden sollte.

Wenn das Akkupack nur aus 4 in Reihe geschalteten AA Zellen besteht, 
könnte ich doch auch andere (leistungsstärkere) AA Akkus nutzen, zB 
Eneloops mit 1800mAh? Oder sollte ich lieber bei den 700mAh des Original 
Akkupack bleiben? Was würde einen "besseren" Akku ausmachen?

Was mich auch wundert ist, dass der Original Akku voll aufgeladen sogar 
5,8V misst, obwohl außen 4,8V draufsteht. Aber 4 AA Zellen haben ja auch 
je 1,5V, also in Reihe 6V. Warum steht dann 4,8V drauf und nicht 6V?

Kann man eine durch Alterung "hochohmig" gewordenen Akku durch eine 
geringere Maximalspannung erkennen? Oder bleibt die Spannung ohne Last 
gleich und bricht nur schneller unter Last ein, wenn der Akku älter 
wird?

Udo S. schrieb:
> Die bessere Lösung wäre die Elektronik und den Motor getrennt zum Akku
> zu verkabeln und für die Elektronik über eine Schottky Diode und einen
> 1000µF Kondensator den Spannungseinbruch abzupuffern.
> Das wird aber schwierig da wahrscheinlich auf der Platine auch die
> Ansteuerung für die Motoren sitzt.

Das fände ich sehr spannend auszuprobieren, um zu schauen, ob man nicht 
noch mehr rausholen kann. Aber ich wüsste gar nicht, wie ich erkenne, ob 
das überhaupt geht. Ich könnte aber natürlich gerne Fotos von der 
Platine hochladen, wenn sich das jemand mit mir anschauen würde. Eine 
Schottky Diode und einen 1000µF Kondensator "dazuzulöten" würde ich mir 
auf jeden Fall zutrauen, wenn ich wüsste an welcher Stelle :)

von Max P. (max2004)


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Matthias S. schrieb:
> Und bitte mal den Motor überprüfen. Wenn das ein klassischer
> Bürstenmotor ist, kann es sein, das er an einer Stelle einen
> Windungsschluss hat und deswegen nicht anläuft. Dann zieht er auch
> unmäßig viel Strom aus dem Akku. Motor mit wenig Strom anschliessen und
> langsam durchdrehen. Er muss aus jeder Position loslaufen wollen.
> Wenn es eine Stelle gibt, wo er das nicht tut, hat er einen solchen
> Defekt.

Danke, das probiere ich auch aus. Die Motoren dann also einzeln direkt 
am Labornetzteil anschließen und langsam hochregeln bis er anläuft und 
dann versuchen, ihn mit der Spannung, mit der er grade so angelaufen 
ist, auch aus anderen Positionen anlaufen zu lassen, richtig?

von HildeK (Gast)


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Max P. schrieb:
> Wenn das Akkupack nur aus 4 in Reihe geschalteten AA Zellen besteht,
> könnte ich doch auch andere (leistungsstärkere) AA Akkus nutzen, zB
> Eneloops mit 1800mAh? Oder sollte ich lieber bei den 700mAh des Original
> Akkupack bleiben? Was würde einen "besseren" Akku ausmachen?

Mich hat schon gewundert, dass da ein 700mAh-Akku drin ist. Da ich aber 
die Größe nicht abschätzen konnte (hätten auch AAA sein können) ist die 
Kapazität schon recht klein, wenn es AA sind.
Natürlich wäre es besser, welche mit höherer Kapazität zu nehmen: das 
Auto fährt dann eben länger! Die AA mit geringer Kapazität sind eher für 
DECT-Telefone, du brauchst idealerweise welche, denen auch höhere 
Entladeströme wenig ausmachen.
Das Problem bei solchen einfachen Modellen dürfte aber die fehlende 
Überwachung auf leere Akkus sein, insbesondere wenn es Spielzeug für 
Kinder ist. Und die Tiefentladung killt sie eben schnell.
Eneloops wären mir zu teuer, weil die natürlich eine schlechte 
Behandlung (Tiefentladung) auch übel nehmen. Deren Vorteil ist die 
geringe Selbstentladung bei Lagerung.

von HildeK (Gast)


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Max P. schrieb:
> Was mich auch wundert ist, dass der Original Akku voll aufgeladen sogar
> 5,8V misst, obwohl außen 4,8V draufsteht. Aber 4 AA Zellen haben ja auch
> je 1,5V, also in Reihe 6V. Warum steht dann 4,8V drauf und nicht 6V?

Naja, die Nominalspannung eines NiMH-Akkus ist 1.2V, macht 4.8V bei vier 
in Serie. Dass die direkt nach dem Laden fast auf 1.5V herankommen ist 
normal. Miss nach einer halben Stunde nochmal, dann werden es nur noch 
1.3V-1.4V pro Zelle sein. Und am Entladeende haben sie noch 0.9V pro 
Zelle, also als 4er-Pack 3.6V.
Ein Akku liefert eben, wie auch eine Primärzelle, keine konstante 
Spannung über den Entladevorgang.

von Stefan F. (Gast)


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Max P. schrieb:
> dass der Original Akku voll aufgeladen sogar
> 5,8V misst, obwohl außen 4,8V draufsteht.

Das ist normal.

Lithium Akkus sind mit 3,7V beschriftet, haben voll geladen jedoch 4,3V.
Bleiakkus sind z.B. mit 12V beschriftet, haben voll geladen jedoch ca. 
14,4V.

> Warum steht dann 4,8V drauf und nicht 6V?

Weil das die Nennspannung ist, die der Akku im Mittel abgibt. Nach 
ungefähr 10% Entladung hast du die 1,2V. Und die bleiben dann auch so, 
bis der Akku fast leer ist.

> Kann man eine durch Alterung "hochohmig" gewordenen Akku durch eine
> geringere Maximalspannung erkennen?

Nein. Man erkennt sie daran, dass die Spannung unter Last zu stark 
einbricht.

> einen 1000µF Kondensator "dazuzulöten"

Bringt nichts. Wenn schon, musst du Kondensatoren mit 1F nehmen. Die 
sind sehr groß und teuer und nützen dir auch nur für kurze Zeit. 
Vernünftig wäre, die verbrauchten Akkus zu ersetzen.

von Stefan F. (Gast)


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HildeK schrieb:
> Mich hat schon gewundert, dass da ein 700mAh-Akku drin ist. Da ich aber
> die Größe nicht abschätzen konnte (hätten auch AAA sein können) ist die
> Kapazität schon recht klein, wenn es AA sind.

Im Modellbau ist es meistens so, dass die Akkus mit geringerer Kapazität 
höher belastbar sind und weniger schnell verschließen. Hoch belastbare 
Akkus mit zugleich hoher Kapazität sind hingegen sehr teuer und halten 
nicht lange.

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