Forum: Offtopic Netzspannung heute über 240V fast 245V (ca.15 Uhr)


von Herbert K. (avr-herbi)


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Hallo,
kennt jemand einen Grund, warum die Netzspannung heute gegen 15 Uhr auf 
fast 245V gestiegen ist ?  (Raum Hannover / Braunschweig, Netzbetreiber 
hier vor Ort = EON).
Mehrere Wechselrichter haben das heute bei mir erfasst.

von Jörg R. (solar77)


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Herbert K. schrieb:
> kennt jemand einen Grund, warum die Netzspannung heute gegen 15 Uhr auf
> fast 245V gestiegen ist ?  (Raum Hannover / Braunschweig, Netzbetreiber
> hier vor Ort = EON).
> Mehrere Wechselrichter haben das heute bei mir erfasst.

Meinst Du nicht dass der Netzbetreiber der richtige Ansprechpartner 
wäre?
Abgesehen davon kann die Netzspannung bis 253V erreichen, 230V +10%.

von Cyblord -. (cyblord)


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Herbert K. schrieb:
> kennt jemand einen Grund, warum die Netzspannung heute gegen 15 Uhr auf
> fast 245V gestiegen ist

245V RMS?

von Matthias S. (matthias_s)


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Das ist doch vollkommen unproblematisch, die Netzspannung darf +-10% 
abweichen, also zwischen 207 - 253 V. Lastabwurf (warum auch immer) bei 
einem Großverbraucher?

von Jörg K. (joergk)


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Herbert K. schrieb:
> Hallo,
> kennt jemand einen Grund, warum die Netzspannung heute gegen 15 Uhr auf
> fast 245V gestiegen ist ?  (Raum Hannover / Braunschweig, Netzbetreiber
> hier vor Ort = EON).
> Mehrere Wechselrichter haben das heute bei mir erfasst.

Wie lange?

Jörg

von Thomas R. (thomasr)


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Die tatsächliche Netzspannung ist gar nicht so wichtig! Als Maß für die 
Belastung des europäischen Verbundnetzes wird immer die aktuelle 
Netzfrequenz verwendet.

Diese liegt zum Zeitpunkt dieser Antwort bei 50,011Hz fallend. Und 
rückwärts/summierend geht die Netzzeit um 0,52 s VOR.

Wen es interessiert: die Swissgrid.ch veröffentlich diese Daten (fast) 
in Echtzeit.

von Ralf S. (ralf_s572)


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Das ist die schöne neue Windkraftwelt der Grünen. Einmal gibt es viel 
Strom, dann wieder wenig. Oder gar nix. Dann springen die 
Kohlekraftwerke in Polen an.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hier sinds 240V... total normal.

Ansonsten könnte man daraus höchstens auf eine hohe regionale oder 
lokale Erzeugung regenerativer Energie schließen. Wenn Du mir den Ort 
nennst kann ich schauen, an welchen Leitungen der dranhängt und ob die 
irgendwelche stärkeren Erzeuger erneuerbarer Energie tragen müssen.

Die Spannung ist ansonsten keine Größe für besonders hohe 
Gesamterzeugung oder Gesamtlast im Netz, sondern man kann daraus 
höchstens lokale und eng regionale Verschiebungen schließen. Für solche 
Daten benötigt man wirklich die Daten der einzelnen Erzeuger bzw. 
Netzbetreiber sehen es an der Auslastung ihrer Leitungen. Die kann man 
aber zuhause an der eigenen Steckdose nicht messen.

von Jörg K. (joergk)


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Die Spannung wird auf der Mittelspannungsebene geregelt und ist daher 
von regionalen oder gar überregionalen Einflüssen unabhängig. Da die 
meisten Ortsnetztrafos noch ungeregelt sind, dürfte die 
Spannungsanhebung wahrscheinlich durch höhere Einspeisung (Solar, Wind 
speist in die MS-Ebene) oder den Wegfall eines großen Teils der Last in 
Deinem NS-Netz verursacht sein.

Jörg

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Halbrichtig. Die meisten Ortsnetztrafos (MS->400V) können schon in 
bestimmten Grenzen geschaltet werden, meistens MS-seitig Nennspannung 
+-500 oder +-1kV, aber dafür muß jemand zum Trafo fahren. Also diese 
Stufenschalter werden einmal auf die Netzgegebenheiten eingestellt und 
sollten dann dauerhaft passen.

Die 110kV->10/20kV MS Trafos haben alle Stufenschalter drin, die in sehr 
weiten Grenzen arbeiten (die DDR 40MVA-Trafos hatten oberspannungsseitig 
ganze 9 Stufen +-1920V, also einen Spannungsbereich von 92,6..127,3kV in 
19 Stufen) und automatisch bzw. ferngesteuert umgeschaltet werden 
können.

von E34 L. (nostalgiker)


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Schwachlastzeit (15:00) und viel Sonne, also PV welche einspeist.

Wobei ich Ben da eher zustimme, die Netzfrequenz sagt mehr aus als die 
Spannung. Wer Synchonuhren hat, wie in meinem Fall, der merkt das eher: 
Energie zu knapp= Uhr geht paar Sekunden nach, Energie im Überfluss= Uhr 
geht paar Sekunden vor. Im Vergleich zur Funkuhr mit Batteriebetrieb.

von Jörg K. (joergk)


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Die Stufenschalter bzw. Anzapfungen (bei Trockentrafos) in den 
Ortsnetztrafos können aber nur im spannungslosen Zustand geschaltet 
werden. Die werden im Allgemeinen nach der Inbetriebnahme nicht mehr 
verstellt und sollten daher eher kein Grund für kurzzeitige 
Spannungserhöhung sein.

Der Trend geht aber angeblich zu regelbaren Ortsnetztrafos, um das 
Problem der Spannungserhöhung bei Einspeisung in der NS-Ebene zu lösen.
Gesehen habe ich aber noch keinen.

Jörg

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> die Netzfrequenz sagt mehr aus als die Spannung
Auch das stimmt leider nicht. Man kann die exakten 50Hz bei hoher als 
auch bei niedriger Netzbelastung haben und die Netzzeit oder wie man das 
nennen soll driftet halt frei um den exakten 50Hz-Sollzustand herum, je 
nachdem, wie genau man mit der Regelung tatsächlich nachgefahren ist. 
Für die Netzstabilität ist diese Netzzeit völlig egal, netzsynchrone 
Uhren sind das einzige Equipment, was sich dafür interessiert.

Energiemangel oder Energie "im Überfluss" wird meiner Meinung künstlich 
erzeugt, bzw. unabhängig vom Netz. Energiemangel heißt für mich, daß 
nicht genug Kraftwerke Leistung bringen können und Verbraucher 
abgeschaltet werden müssen. Zuviel Energie bedeutet, ich muß Erzeuger 
abschalten, die schon gerne Strom bereitstellen würden, der aber nicht 
abgenommen werden kann. Das sind aber hochdynamische Prozesse und dazu 
noch mit wirtschaftlichen Faktoren durchsetzt. Beispielsweise können 
Solaranlagenbetreiber bei hohem Angebot sagen nö, unter 10 Cent oder was 
auch immer bekommt ihr meine kWh nicht und schalten ihre Anlagen ab 
(künstliche Verknappung des Angebots, kennen wir vom Öl), sie können 
aber auch sagen ist mir egal, die Sonne kostet nichts und lassen ihre 
Anlagen trotz temporärer Unrentabilität durchlaufen.

> Die werden im Allgemeinen nach der Inbetriebnahme nicht mehr
> verstellt und sollten daher eher kein Grund für kurzzeitige
> Spannungserhöhung sein.
Stimmt. Allerdings kann bei manchen Trafos eine ungünstige Stufe gewählt 
sein, die gelegentlich zu auffallend hoher oder niedriger Spannung 
führt. Das hat keine Auswirkung auf die Versorgungssicherheit und könnte 
bei Gelegenheit korrigiert werden.

Wenn man in einem weit ausgedehnten MS-Netz an einer Station hängt, in 
deren Nähe eine leistungsstarke PV mit 20..30MWp einspeist, lässt sich 
deren Tagesgang durchaus an der Spannung der eigenen Steckdose 
verfolgen. Es kann aber sein, daß sich das bis zum 110kV Umspannwerk 
schon wieder sehr gut verteilt und dieses von der lokal ziemlich hohen 
Spannung gar nichts mitbekommt. Dieses erfährt die PV-Leistung als 
Veränderung des Stromflusses, die Spannung in dessen Nähe kann aber 
ziemlich konstant sein.

> Der Trend geht aber angeblich zu regelbaren Ortsnetztrafos,
> um das Problem der Spannungserhöhung bei Einspeisung in der
> NS-Ebene zu lösen. Gesehen habe ich aber noch keinen.
Man macht sich halt Gedanken, wie man die MS-Netze leistungsfähiger 
bekommt, bzw. kostengünstig das Maximum aus dem Bestand herausholen 
kann. wo das nicht mehr effektiv gelingt, wird z.B. von 10 auf 20kV 
umgebaut.

Ich halte nicht so viel von weit ausgedehnten MS-Netzen. Im Zuge der 
zunehmenden Elektromobilität oder Umstellung auf Wärmepumpen muss man 
sowieso mehr Strom bereitstellen. Wärmepumpen und PV passt hierzulande 
nämlich überhaupt nicht zueinander - das, was der PV im Winter fehlt, 
kann die Wärmepumpe im Sommer gar nicht abnehmen. Oder wenn jeder wenn 
er abends nach Hause kommt, erstmal sein Elektroauto läd, wird die 
Verbrauchsspitze am Nachmittag und Abend um einiges stärker. Es ist 
besser, schwache MS-Netze gleich aus dem Hochspannungsnetz zu stützen, 
das senkt auch die Verluste beim Energietransport. Dafür wird leider das 
110kV Netz weiter ausgebaut und ggf. seinerseits mehr durch das 
Höchstspannungsnetz (380kV) gestützt werden müssen. Geht nunmal leider 
nicht anders.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Ben B. schrieb:
>> die Netzfrequenz sagt mehr aus als die Spannung
> Auch das stimmt leider nicht. Man kann die exakten 50Hz bei hoher als
> auch bei niedriger Netzbelastung haben und die Netzzeit oder wie man das
> nennen soll driftet halt frei um den exakten 50Hz-Sollzustand herum, je
> nachdem, wie genau man mit der Regelung tatsächlich nachgefahren ist.
> Für die Netzstabilität ist diese Netzzeit völlig egal, netzsynchrone
> Uhren sind das einzige Equipment, was sich dafür interessiert.

Ach was. Die Netzfrequenz ist das wesentliche Kriterium der 
Netzauslastung!
Siehe:
https://www.netzfrequenzmessung.de/abschaltung.htm
https://www.interconnector.de/wissen/netzfrequenz/
https://www.welt.de/wissenschaft/article139221113/Warum-Strom-nicht-gleich-Strom-ist.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Netzfrequenz
https://www.energie-lexikon.info/frequenzregelung_im_stromnetz.html

von E34 L. (nostalgiker)


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Ben B. schrieb:
>> die Netzfrequenz sagt mehr aus als die Spannung
> Auch das stimmt leider nicht. Man kann die exakten 50Hz bei hoher als
> auch bei niedriger Netzbelastung haben und die Netzzeit oder wie man das
> nennen soll driftet halt frei um den exakten 50Hz-Sollzustand herum, je
> nachdem, wie genau man mit der Regelung tatsächlich nachgefahren ist.
> Für die Netzstabilität ist diese Netzzeit völlig egal, netzsynchrone
> Uhren sind das einzige Equipment, was sich dafür interessiert.

Sorry, mein Fehler. Danke für die Aufklärung. Ich dachte bisher immer, 
dass bei Stromüberschuss die Netzfrequenz steigt und bei Mangel sinkt. 
Im Jahresmittel sind die Uhren aber doch recht genau. Wahrscheinlich 
greift man daher bis heute auf die 50Hz als Zeitbasis zurück, ich meine 
ein Uhrenquarz wäre ja auch nicht teuer.

von Cyblord -. (cyblord)


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E34 L. schrieb:
> Sorry, mein Fehler. Danke für die Aufklärung.

Ben B. schreibt wie üblich Unsinn.

Die Frequenz IST das Kriterium. Auf diversen Seiten kann man auch gut 
nachlesen warum das so ist.

Auszug aus netzfrequenzmessung.de

"In jedem Augenblick muss von den Kraftwerken genau so viel Strom 
erzeugt werden, wie von den Verbrauchern abgenommen wird. Liegt die 
abgenommene Leistung über der den Generatoren zugeführten Leistung, dann 
wird das Leistungsdefizit zwischen zugeführter und abgenommener Leistung 
aus der Rotationsenergie der Generatoren gedeckt. Diese werden dadurch 
langsamer, d.h. die Netzfrequenz sinkt."

von Mani W. (e-doc)


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Ralf S. schrieb:
> Das ist die schöne neue Windkraftwelt der Grünen. Einmal gibt es viel
> Strom, dann wieder wenig. Oder gar nix. Dann springen die
> Kohlekraftwerke in Polen an.

Kasperl?

von Manfred P. (pruckelfred)


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Ben B. schrieb:
> Beispielsweise können
> Solaranlagenbetreiber bei hohem Angebot sagen nö, unter 10 Cent oder was
> auch immer bekommt ihr meine kWh nicht und schalten ihre Anlagen ab
> (künstliche Verknappung des Angebots, kennen wir vom Öl),

Das glaube ich Dir so nicht, wer Solaranlagen hat, speist ein - ein 
Kartell wie bei den Tankstellenabzockern wird es da noch nicht geben.

Das wird von den Netzbetreibern gesteuert, wenn zu viel da ist, regelt 
man die Erneuerbaren runter.

Ich bin heute vormittag bei mäßigem Wind und strahlender Sonne etwa 45 
km und zurück über die Dörfer gefahren, da sehe ich jede Menge 
Windmühlen. Schon komisch, rechts der Straße drehen die vor sich hin, 
links davon steht etwa die gleiche Menge still - das können nur 
Regeleingriffe gewesen sein, weil sonst zu viel Strom eingespeist würde.

E34 L. schrieb:
> Sorry, mein Fehler. Danke für die Aufklärung. Ich dachte bisher immer,
> dass bei Stromüberschuss die Netzfrequenz steigt und bei Mangel sinkt.

Sorry, dass Du einen falschen Fehler zugeben willst! Die Netzfrequenz 
ist der entscheidende Wert.

Wenn Du einem Motor mit konstanter Antriebsleistung die Last nimmst, zum 
Beispiel im Auto einfach mal die Kupplung trittst, ohne den Fuß vom 
Gaspedal zu nehmen ... Genauso ist das im Stromnetz, mit wenig Last geht 
die Drehzahl, ähhhmmm Frequenz hoch bzw. bei höherer Last wieder runter. 
Wenn Du nicht nachregelst (Gaspedal runter), wird das Auto den Berg hoch 
langsamer.

von Mani W. (e-doc)


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Danke an Ben für die guten Erklärungen!

Scheinbar arbeitest Du bei einem EVU?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Solarzellen haben bei Nennlast die höchste Lebensdauer, dagegen hat so 
ein Luftquirl natürlich bei Stillstand den geringsten Verschleiß.

Und draufzahlen wollen die Einspeiser auch nicht. Also wird bei 
negativen Preis abgeregelt.

Kann man schön an der Strombörse sehen.

von Ralf X. (ralf0815)


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Manches wurde richtig berichtet, vieles aber auch falsch.
Anfang 2018 sorgten gewisse politische Spannungen zwischen Serbien und 
Kosovo dafür, dass dort Minderleistung eingespeist wurde und die 
netzsynchronen Uhren im gesamten Netzverbund bis Portugal bis zu 6 
Minuten nachgingen.

Das Frühjahr ist lange bekannt dafür, dass die PV in DE manche 
Netzbereiche ordentlich in die Bredouille bringt, wobei 245VAC im 
untersten Verteilernetz i.d.R. lange noch nicht dazu gehört.
Die zulässigen 253VAC wurden schon angeführt und prozentual gesteigerte 
Spannung wird leistungsmässig im Quadrat an die übergeordnete 
Spannungsebene übergeben, was die Spannungsanstiegskurve automatisch 
abflachen lässt.
Und der VNB muss natürlich darauf achten, dass er bei Bedarf sein 
Niederspannungsnetz passend aufrüstet, also u.a. mit entsprechenden 
Trafostationen, die ggf. eine automatische oder ferngesteuerte 
Umschaltung der Windungen beinhalteten, um die Spannung anzupassen.
Gerade die Niederspannungs-PV ist an sich netzfrequenzgesteuert und jagt 
die Spannung nach oben, um die Leistung loszuwerden.

Um das etwas besser für die Niederspannungsmasche des TE beurteilen zu 
können, müsste er viel mehr Daten preisgeben.
Aber der Netzbetreiber hat die eh und wird sich bemühen, einen 
Schadenersatzfall zu vermeiden.
Teure Technik für die EE lässt sich in die Netzkosten integrieren, 
Schadenersatz aufgrund Fehlplanung, etc. nicht.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Die Netzfrequenz ist der entscheidende Wert.
Blödsinn. Die 50Hz sind lediglich der Sollwert und alles ist dafür 
projektiert. Man könnte genau so gut sagen wir regeln auf 52Hz ein. Bei 
48Hz werden die großen Trafos auch noch nicht direkt in die Sättigung 
gehen.

Und eine Regelschwingung im Bereich 50Hz+-0.05Hz kann man bei 20% 
Netzlast genau so sehen wie bei 90% Auslastung. Daher ist die Frequenz 
keine Größe für die Netzlast, allerhöchstens ein Indiz im 
Sekunden/Minuten-Bereich. Die Netzauslastung kann man daran auf keinen 
Fall feststellen. Ansonsten dürft ihr mir sehr gerne erklären wir das 
gehen soll.

> Wenn Du einem Motor mit konstanter Antriebsleistung die Last nimmst,
> zum Beispiel im Auto einfach mal die Kupplung trittst, ohne den Fuß
> vom Gaspedal zu nehmen ... Genauso ist das im Stromnetz, mit wenig
> Last geht die Drehzahl, ähhhmmm Frequenz hoch bzw. bei höherer Last
> wieder runter. Wenn Du nicht nachregelst (Gaspedal runter), wird
> das Auto den Berg hoch langsamer.
Der Vergleich hinkt gewaltig, aber ich kann Dir an diesem Beispiel auch 
erklären, wieso die Frequenz/Drehzahl kein Indiz für die Belastung oder 
das Angebot ist.

Wenn ich einen steilen Berg mit Hänger hochfahre nehmen wir mal an, der 
Motor macht das bei Vollast mit genau 2000 U/min. Wenn ich im Leerlauf 
etwas Gas gebe, dreht der Motor auch genau 2000 U/min wenn ich mir mit 
der Konstanthaltung etwas Mühe gebe. So, in beiden Fällen sinds 2000 
U/min, ich kann allein aus Kenntnis der Drehzahl keine Rückschlüsse auf 
die tatsächliche Leistung des Motors schließen. Dazu brauche ich noch 
die Stellung des Gaspedals, die habe ich aber im Fall des Stromnetzes 
nicht. Ich weiß folglich nicht wieviel Leistung die einzelnen Erzeuger 
im Augenblick gerade einspeisen oder auch nicht. Ich weiß nicht wieviele 
Kraftwerke ihre Leistung noch steigern könnten, auch nicht um wieviel.

> Scheinbar arbeitest Du bei einem EVU?
Nein. Nur Hobby und etwas investierte Zeit
in eine Google Earth Netzkarte.

Die Abregelungen erneuerbarer Energie sind in nahezu allen Fällen auf 
eine zu hohe Auslastung der 110kV Netzebene zurückzuführen, teils auch 
der Mittelspannungsnetze, bei kleineren Anlagen sogar die 400V Erdkabel. 
Bevor die Leitungen überlastet werden, muß die Leistung von Wind- oder 
Solarparks natürlich zurückgeregelt werden. Beide Anlagentypen eignen 
sich gut dafür, da sie bei sinkender Auslastung des begrenzenden 
Netzabschnitts auch schnell wieder in die Erzeugung gehen können. Es 
darf keine erneuerbare Energie zugunsten eines konventionellen 
Kraftwerks zurückgeregelt werden, erneuerbare Energie muss abgenommen 
werden bevor z.B. Kohlekraftwerke überhaupt loslegen dürfen.

Anschauliches Beispiel wäre z.B. irgendwann wurden an einer Straße auf 
dem Feld zwei große landwirtschaftliche Lagerhallen-Komplexe errichtet. 
Sowas verbraucht kaum Strom, in der Vergangenheit und auch heute noch 
fahren die Maschinen mit Diesel. Also hat man ein sagen wir 
250A-Drehstromkabel in die Straße gebuddelt, bei 400V reicht das für 
173kW. So, nun kommt die Energiewende, der etwas finanzstärkere Bauer 
Jochen baut sich eine 160kWp Solaranlage auf seine Hallen. Soweit alles 
gut, bei Sonnenschein fließt der Strom im Kabel nun in die andere 
Richtung, mehr ändert sich nicht. Ein paar Jahre später ist Bauer 
Schießmichtot zu Geld gekommen und baut sich ebenfalls so eine 160kWp-PV 
auf den zweiten Hallenkomplex. Nun haben wir das Problem, daß plötzlich 
bis zu 320kWp PV-Leistung durch das Kabel wollen, sind 462A bei 400V. Da 
das mit dem 250A Kabel nicht funktioniert, muss die PV-Leistung zu 
Spitzenzeiten gedrosselt werden. Entweder werden beide Anlagen erst auf 
75%, dann auf 50% runtergeregelt, oder wechselseitig wird eine Anlage 
komplett auf 0% zurückgefahren. Und damit die beiden Bauern nicht sauer 
sind weil sie den erzeugten Strom nun nicht loswerden, gilt die Regel, 
daß bei Abregelung der Anlage durch den Netzbetreiber genau so viel 
gezahlt wird, als hätte die Anlage ungedrosselt einspeisen können. Sehr 
zur Freude des Endkunden, der darf das nämlich bezahlen.
  Um das Problem zu lösen bräuchte man entweder ein stärkeres oder 
zweites Kabel, oder man stellt einen 10/20kV Mittelspannungstrafo neben 
die Hallen und schließt den an das Mittelspannungsnetz an. Das 
funktioniert dann solange, bis durch weiter steigenden Ausbau in den 
höheren Spannungsebenen ebenfalls Probleme auftauchen können.

: Bearbeitet durch User
von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Ralf S. schrieb:
> Das ist die schöne neue Windkraftwelt der Grünen. Einmal gibt es viel
> Strom, dann wieder wenig. Oder gar nix. Dann springen die
> Kohlekraftwerke in Polen an.
>

Oha, mutig, mutig, das hier einfach so direkt zu schreiben ;) .... - Ich 
dachte ja immer, das heißt "Vernunftkraft"-Werk.

von Mani W. (e-doc)


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Stefan H. schrieb:
> Oha, mutig, mutig, das hier einfach so direkt zu schreiben ;) .... - Ich
> dachte ja immer, das heißt "Vernunftkraft"-Werk

Definiere diesen Ausdruck!

von Rainer D. (rainer4x4)


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Ben B. schrieb:
>> Die Netzfrequenz ist der entscheidende Wert.
> Blödsinn.
Aha. Interessant das die Energieerzeuger das anders sehen.

Ben B. schrieb:
> Ansonsten dürft ihr mir sehr gerne erklären wir das
> gehen soll.
Wenn Du lesen könntest, dann hättest Du längst die Unmengen an Texten 
aus den Links incl. Erklärungen nachlesen können.

von Philipp K. (philipp_k59)


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Herbert K. schrieb:
> Hallo,
> kennt jemand einen Grund, warum die Netzspannung heute gegen 15 Uhr auf
> fast 245V gestiegen ist ?

Ich weiß im Moment nicht ganz genau, aber das kommt so ungefähr hin.. 
nähe Celle.

Bei uns haben sich nur 2 sma Umrichter von insgesamt 20 mit Überspannung 
ausgeschaltet.. vielleicht ist das auch so eine Art Messtoleranz. Die 
beiden musste ich einmal komplett 5 Minuten freischalten, danach 
Normalbetrieb.

Das habe ich das erste mal erlebt.

von Karl B. (gustav)


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Herbert K. schrieb:
> kennt jemand einen Grund, warum die Netzspannung heute gegen 15 Uhr auf
> fast 245V gestiegen ist ?  (Raum Hannover / Braunschweig, Netzbetreiber
> hier vor Ort = EON).

Hi,
kommt schon mal vor.
Höchste Spannung hier mal zufällig festgestellt: 253V
Sommer 2018 mittags.
[SCNR: Nicht umsonst priorisiere ich 310V Entstörkondensatoren. Ein 
250V-er ist mir nämlich schon verreckt. An der Wama.]

ciao
gustav

von Ralf X. (ralf0815)


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Ben B. schrieb:
(von Ralf X., eingefügt, da Ben zum ordentlichen Zitieren zu blöd ist):
>> Die Netzfrequenz ist der entscheidende Wert.
> Blödsinn. Die 50Hz sind lediglich der Sollwert und alles ist dafür
> projektiert. Man könnte genau so gut sagen wir regeln auf 52Hz ein. Bei
> 48Hz werden die großen Trafos auch noch nicht direkt in die Sättigung
> gehen.

Selbstverständlich sind die 50Hz lediglich ein Wert, auf den man sich im 
europäischen Verbundnetz geeinigt hat und dient also als Sollwert und 
Führungsgrösse .
Wird der Antrieb eines mechanischen Generators mit weniger Leistung 
gefüttert, als dem Generator elektrisch abverlangt wird, sinkt seine 
Umdrehungszahl und damit bei einem Wechsel- oder Drehstromaggregat seine 
Frequenz.
Im Verbundnetz bekommen das alle Erzeuger (und Verbraucher) zu spüren, 
solange der Verbund aufrechterhalten wird.

> Und eine Regelschwingung im Bereich 50Hz+-0.05Hz kann man bei 20%
> Netzlast genau so sehen wie bei 90% Auslastung.

Da habe ich auch nie etwas anderes behauptet.

> Daher ist die Frequenz
> keine Größe für die Netzlast, allerhöchstens ein Indiz im
> Sekunden/Minuten-Bereich. Die Netzauslastung kann man daran auf keinen
> Fall feststellen. Ansonsten dürft ihr mir sehr gerne erklären wir das
> gehen soll.

Nochmal, davon habe ich auch nicht gesprochen, sondern gerade in PV in 
einer Niederspannungsmasche an sich das absolute Gegenteil, was Du aber 
scheinbar nicht begriffen hast.
Keine Niederspannungsmasche ist jemals in der Lage, die Netzfrequenz zu 
beeinflussen, hundertausende zusammen davon aber schon, aber darum ging 
es hier nicht.
In der einzelnen Niederspannungsmasche sind die Wechselrichter an die 
jeweilige Verbundnetzfrequenz in den Grenzen der VDE gebunden, gibt das 
Netz eine Frequenz unterhalb oder oberhalb der Grenzwerte vor, hat der 
WR abzuschalten.

In einer einzelnen Masche hinter einem oder mehreren Trafos und stabilen 
Versorgung des Verbundnetzes entscheidet der Belastungsgrad der Masche, 
welche Spannung sich dort einstellt.
Je höher die Last, desto niedriger stellt sich die Spannung ein, je 
höher die Einspeisung durch z.B. PV, desto höher..
Einfachste physikalische Gesetze.

von Ralf X. (ralf0815)


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Philipp K. schrieb:
> Herbert K. schrieb:
>> Hallo,
>> kennt jemand einen Grund, warum die Netzspannung heute gegen 15 Uhr auf
>> fast 245V gestiegen ist ?
>
> Ich weiß im Moment nicht ganz genau, aber das kommt so ungefähr hin..
> nähe Celle.
>
> Bei uns haben sich nur 2 sma Umrichter von insgesamt 20 mit Überspannung
> ausgeschaltet.. vielleicht ist das auch so eine Art Messtoleranz. Die
> beiden musste ich einmal komplett 5 Minuten freischalten, danach
> Normalbetrieb.

253VAC ist die absolute Obergrenze, wo so ein WR aussteigen muss, i.d.R. 
machen die das aber ein wenig früher.
Aber selbst wenn alle Deine 20 WR den absolut identischen Obergrenzwert 
der Spannung zum Ausstieg hätten, stellen sich durch Leitungs- und 
Klemmenwiderstände leicht unterschiedliche Spannungen ein.

> Das habe ich das erste mal erlebt.

Tja, je mehr PV, desto eher kann das passieren...

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