Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Erfahrungen zum ESD Schutz beim Design


von Bene R. (berait00)


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Moin!
Ich habe eine Schaltung mit einem PIC18 µC der ca. 10 MOSFETs ansteuert. 
Die Schaltung ist Battereiegetrieben und soll in einem kleinen 
Kunststoffgehäuse sein mit den Dimensionen der PCB von ungefähr 6x8cm. 
Es besteht keine Luftzirkulation über der Platine, da keine nennenswerte 
Leistung freigesetzt wird. ESD aus der Luft sollte also nicht das Thema 
sein.

Zum ESD Schutz der Schaltung möchte ich Bidirektionale ESD Dioden 
verwenden, das der ESD Puls, falls einer mal auftritt, auch wirklich 
kurzgeschlossen und somit ungefährlich wird.

Jetzt meine Frage:

Reicht es wenn ich die Versorgungsspannung des µC mit der ESD Diode 
schütze und zugleich alle Gateanschlüsse mit einem 100Ohm Widerstand 
versehe, oder macht man immer an jedes Gate eine Schutzdiode? Wie gesagt 
gibt es keine langen Verbindungen auf der PCB.

Danke für Eure Ratschläge.

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Ist dir bekannt, dass der Mikrocontroller bereits ESD Schutzdioden 
enthält?

Selbst wenn es nicht so wäre, bräuchte man zumindest den Schaltplan, um 
dazu etwas hilfreiches zu sagen. Denn es gibt weder ein allgemeines 
überall gleich existentes ESD Problem, noch eine allgemein gültige 
Lösung. Man muss schon wissen, gegen welche konkreten Feinde man sich 
wappnen will.

Fange mal damit an, alles genauer zu betrachten, was außerhalb des 
Gehäuses angeschlossen wird und wo die Leitungen liegen. Wenn sich alles 
innerhalb des Gehäuses abspielt und dieses keiner ungewöhnlichen 
Umgebung ausgesetzt ist, dann sind gar keine Maßnahmen nötig.

von MaWin (Gast)


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Bene R. schrieb:
> Reicht es wenn ich die Versorgungsspannung des µC mit der ESD Diode
> schütze und zugleich alle Gateanschlüsse mit einem 100Ohm Widerstand
> versehe

Ähm, das ist nicht für ESD.

Du brauchst sowieso nur die von aussen zugänglichen Anschlüsse zu 
schützen.

Und wenn der eine die Versorgungsspannung, abgeblockt mit einem Elko 
nach Masse, eventuell noch eine Verpolschutzdiode davor und einen 
Spannungsregler dahinter, dann ist das schon robust, und der 
Drain-Anschluss eines Leistungs-MOSFETs ist auch nicht besonders ESD 
empfindlich, leitet verpolt nach Masse und ist eventuell 
avalanche-resistent.

Interesanter ist die Störausstrahlung wenn der MOSFET mit schneller PWM 
geschaltet wird und der Kunde lange Kabel dran machen kann, dann ist 
geringere Flankensteilheit durch Gate-Vorwiderstand ggf. sinnvoll. Die 
100R wären aber eher zur Istillationsverhinderung (Dämpfung) wenn der 
MOSFET analog angesteuert wird - was wohl nicht der Fall ist.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Bene R. schrieb:
> ESD aus der Luft sollte also nicht das Thema sein.
Richtig, denn dazu sind auch viel größere Strukturen und gewaltige 
bewegte Luftmassen nötig. Denn auch beim sprichwörtlichen "Sturm im 
Wasserglas" zucken keine Blitze.

> Zum ESD Schutz der Schaltung möchte ich Bidirektionale ESD Dioden
> verwenden, das der ESD Puls, falls einer mal auftritt, auch wirklich
> kurzgeschlossen und somit ungefährlich wird.
Du siehst das insgesamt ein wenig zu einfach. In echt kannst du am einen 
Ende (nennen wir es A) einer Leiterbahn eine Störung einkoppeln und am 
anderen Ende (heißen wir es B) der Leiterbahn sitzt deine 
"ESD-Ableitdiode". Die leitet dann auch vorschriftmäßig ab, und trotzdem 
ist das IC kaputt, das nahe bei A sitzt. Weil nämlich die Ableitdiode am 
falschen Ende sitzt und durch die Leiterbahninduktivität in ihrer 
Wirkung gebremst wird.

> Wie gesagt gibt es keine langen Verbindungen auf der PCB.
Was auf der Leiterplatte innerhalb des Gehäuses sitzt, ist erst mal 
vor einer statischen Entladung geschützt. Was nicht geschützt ist, sind 
Anschlüsse nach draußen. Und die muss man sich ansehen und ggfs. so 
dicht wie möglich am Platinenrand/Gehäuserand abblocken.

MaWin schrieb:
> Istillationsverhinderung
Das hört sich echt fachgerecht an. Das muss ich mir merken, denn das 
kann man sicher hie und da mal geschäftig einwerfen, so wie 
"Issolanporzellatoren"...   ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Dieter R. (drei)


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Lothar M. schrieb:

> MaWin schrieb:
>> Istillationsverhinderung
> Das hört sich echt fachgerecht an.

Da du es offenbar verstanden hast: erklärst du es mir und anderen 
Unwissenden? Mawin kann man ja nicht fragen, der ist nach seinen 
wertvollen Beiträgen immer gleich wieder weg und bei einem anderen 
wichtigen Thema.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Dieter R. schrieb:
> Da du es offenbar verstanden hast: erklärst du es mir und anderen
> Unwissenden?
Weil es das Wort überhaupt nicht gibt, es sich aber so anhört, als ob es 
das Wort geben könnte und man davon wissen müsste, traut sicher keiner 
zu fragen und es kehrt Ruhe ein...  ;-)

Gemeint war an der Stelle aber schlicht "zur Oszillationsverhinderung" 
weil das I direkt neben dem O sitzt und das T direkt neben dem Z.

: Bearbeitet durch Moderator
von laka (Gast)


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Dieter R. schrieb:
> erklärst du es mir und anderen Unwissenden?
Wenn du Lothars Beispiel des "Issolanporzellators" berücksichtigst, 
freut der sich einfach über seltsame, nicht exisiterende Fremdwörter, 
die aber doch nach besonderm Fachwissen aussehen.

Bei den "Istillationen" dürfte es sich um Oszillationen ("schwingen, 
schwanken") oder gar um Scintillationen („funkeln, flackern") handeln, 
welche es zu verhindern gilt.
Fehlgeleitete Eingabehilfen und Rechschreibkorrekurprogramme sind immer 
wieder gut für soche Kreationen.

von Stefan F. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Weil ... es sich aber so anhört, als ob es
> das Wort geben könnte und man davon wissen müsste, traut sicher keiner
> zu fragen und es kehrt Ruhe ein...  ;-)

Erwischt

von MaWin (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> zur Oszillationsverhinderung

Gut geraten.

Aus Osz wurde Ist weil die Touchflächen so nah beieinanderliegen.

von Thomas (kosmos)


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mit einem kleinen Kerko belastest du die elektrostatischen Entladung so 
stark das die Spannung ausreihend runtergezogen wird.

man könnte den PIN so auslegen
1
PinB1 o----R1--------R2------o
2
                |
3
                C
4
                |
5
               GND

von Anja (Gast)


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Thomas O. schrieb:
> man könnte den PIN so auslegen

und wer schützt R1 vor ESD oder Überschlägen zwischen den Pins. (falls 
es kein Drahtwiderstand ist?)

Gruß Anja

von MiWi (Gast)


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Anja schrieb:
> Thomas O. schrieb:
>> man könnte den PIN so auslegen
>
> und wer schützt R1 vor ESD oder Überschlägen zwischen den Pins. (falls
> es kein Drahtwiderstand ist?)
>
> Gruß Anja

Wozu? R1 ist ja nur dazu da das Teil das  den Eingang treibt davor zu 
schützen das der direkt auf einen C schalten muß... (Reedkontakte, 
Schalter,,, was auch immer)

Die Spannungsabsenkung macht der C durch den kapazitiven Spannungsteiler 
mit der ESD-Quelle... und ein normaler 0805 oder gar 1206 hat mit einem 
Funken der über die Pins springt, solange es nicht ESD - Dauerfeuer 
ist,- kein Problem - solange R1 nach der 5000sten ESD-Entladung nicht 
auf 0,01% genau bleiben muß...

ESD ist ja - abgesehen bei falsch konstruierten Rohrpostsystem ohne 
Ableitstrecken vor den RFID-Spulen  - kein Dauerzustand und da nimmt man 
da einen ausreichend dimensionierten Ferrit und einen ebenso ausreichend 
dimensionierten C und eine Handvoll Dioden um das Thema vom Tisch bzw. 
uC zu bekommen...

und wenn dann die Zweifel immer noch hoch sind das da was schneller als 
erwartet altern wird nimmt man halt für R1 pulsfeste Widerstände...

von Stefan F. (Gast)


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Anja schrieb:
> und wer schützt R1 vor ESD oder Überschlägen zwischen den Pins

Du vergisst das wir hier minimale Maßnahmen diskutieren, weil 
wahrscheinlich überhaupt kein Schutz nötig ist.

Wenn man über mehr diskutiert, sollte man vorher in Erfahrung bringen, 
wovor man genau schützen will, welche Ausfallquote akzeptable ist und 
was es kosten darf.

von Bene R. (berait00)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Ist dir bekannt, dass der Mikrocontroller bereits ESD Schutzdioden
> enthält?

Meines wissens sind es im µC jedoch keine Bidirektionalen Dioden die 
einen Spannungspuls kurzschließen sondern eher zwei Dioden die 
Spannungsspitzen eher in Form eines Rail-to-Rail Schutz an die 
Versorgung ableiten. Dann müssen diese Spannnungsspitzen auf der 
Versorgungsleitung nochmal extra behandelt werden sonst können Sie 
(besonders) dort viel Schaden anrichten.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Bene R. schrieb:
> Dann müssen diese Spannnungsspitzen auf der Versorgungsleitung nochmal
> extra behandelt werden sonst können Sie dort viel Schaden anrichten.
Theoretisch schon, aber dort an den Versorgungsleitungen muss ja nach 
üblichen Designrichtlinien direkt zwischen Vcc und GND ein 
Blockkondensator direkt am IC sitzen. Der nimmt die restliche Energie 
auf. Wer solche Kondensatoren nicht hat, der ist eh' selbst schuld.

von Bene R. (berait00)


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Lothar M. schrieb:

> Du siehst das insgesamt ein wenig zu einfach. In echt kannst du am einen
> Ende (nennen wir es A) einer Leiterbahn eine Störung einkoppeln und am
> anderen Ende (heißen wir es B) der Leiterbahn sitzt deine
> "ESD-Ableitdiode". Die leitet dann auch vorschriftmäßig ab, und trotzdem
> ist das IC kaputt, das nahe bei A sitzt. Weil nämlich die Ableitdiode am
> falschen Ende sitzt und durch die Leiterbahninduktivität in ihrer
> Wirkung gebremst wird.

Danke Lothar für deine sehr gute Beschreibung! Ich habe die ESD Dioden 
instinktiv bis jetzt beim Layouten mit genau dem Denken Platziert als ob 
der ESD Puls sich wie eine Welle im System ausbreitet und da spielt es 
natürlich eine Rolle an welcher Position die Diode verbaut ist. Dein 
Kommentar bestätigt mich nochmal das es wohl nicht so verkehr war ;-)

> Was auf der Leiterplatte innerhalb des Gehäuses sitzt, ist erst mal
> vor einer statischen Entladung geschützt. Was nicht geschützt ist, sind
> Anschlüsse nach draußen. Und die muss man sich ansehen und ggfs. so
> dicht wie möglich am Platinenrand/Gehäuserand abblocken.
Ich habe einen Sensor der "von draußen" kommt, der ist schon mit Dioden 
geschützt, die Versorgungsspannung ebenfalls, bei den restlichen MOSFETs 
war ich mir eben nicht sicher, da sie ja innerhalb des Gehäuses sind.
Leider ist das ganze ja Batteriebetrieben und es gibt leider kein extra 
Batteriefach. Somit muss ich davon ausgehen das beim wechseln der 
Batterien eine Berührung der PCB stattfindet und somit muss ich den 
Schutz wohl doch vorsehen.

von Bene R. (berait00)


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Lothar M. schrieb:

> Theoretisch schon, aber dort an den Versorgungsleitungen muss ja nach
> üblichen Designrichtlinien direkt zwischen Vcc und GND ein
> Blockkondensator direkt am IC sitzen. Der nimmt die restliche Energie
> auf. Wer solche Kondensatoren nicht hat, der ist eh' selbst schuld.

Die obligatorischen 100nF an jedem IC sind ja selbstverständlich. Ich 
dachte bei denen aber immer an die Glättung von Stromspitzen bei 
Schaltvorgängen. Klar wirken die auch niederohmigh auf schnelle Pulse 
aber irgendwie vertraue ich der Diode eine bessere Performance zu was 
ESD angeht als dem 100nF.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Bene R. schrieb:
> Klar wirken die auch niederohmig auf schnelle Pulse aber irgendwie
> vertraue ich der Diode eine bessere Performance zu was ESD angeht als
> dem 100nF.
Ich traue dem Kondensator mehr, denn du musst dir einfach mal die Daten 
so einer ESD-Diode anschauen. Eine 5V Diode lässt da locker mal 10V zu, 
bis sie halbwegs leitet.
Ein Kondensator in der passenden Größe (z.B. 100nF) nimmt aber die 
Energie aus dem 150pF Kondensator des ESD-Generators (*) auf und macht 
aus den 6kV schon mal ungefährlichere 9V (Ladung im 150pF Kondensator 
wird umgeladen in 100150pF --> 6kV / ((100nF+150pF) / 150pF) = 9V). Und 
wenn dann noch irgendwelche Widerstände und Leitungsinduktivitäten mit 
reinspielen (z.B. Umladeverluste von 150pF auf 100nF über den 
300R-Widerstand), gewinnt der Kondensator beim Überspannungsschutz 
garantiert.

Bene R. schrieb:
> mit genau dem Denken Platziert als ob der ESD Puls sich wie eine Welle
> im System ausbreitet und da spielt es natürlich eine Rolle an welcher
> Position die Diode verbaut ist
Du kommst zwar zum selben Ergebnis, dein Gedankengang ist allerdings 
falsch. Natürlich hat der ESD-Impuls eine Laufzeit, aber relevant ist 
hier die Leitungsinduktivität. Denn frei nach dem Motto der 
Angelsachsen: "Each mm has its nH" kommen da bei 10cm Leitungslänge 
schon mal 100nH zusammen. Und wenn du dann dann einen Strom von 22A mit 
einer tr von 1ns hast (*), dann kommst du (überschlägig) auf einen 
Spannungsabfall von z.B. U = 100nH * 22A / 1ns = 2200V über diese 
Induktivität :-o

Wenn die Diode also am falschen Leiterbahnende sitzt, dann hast du an 
der Diode 10V und am anderen Ende der Leiterbahn 2200V mehr. So ist es 
also schlecht:
1
ESD Puls                  Leiterbahn
2
_/\_ >--------o-------------100nH----------o---------
3
       |      |                            |        |
4
 2210V |      '-> IC-Eingang           ESD-Schutz   | 10V
5
       v                                   |        v
6
      GND                                 GND      GND
So ist es besser:
1
                        Leiterbahn                      ESD Puls
2
    -------o-------------100nH-----------------o------< _/\_ 
3
    |      |                           |       |       
4
10V |      '->IC-Eingang           10V |      ESD-Schutz  
5
    v                                  v       |
6
   GND                                GND      GND



(*) siehe z.B. den Stromverlauf auf 
https://www.langer-emv.de/de/page/ic-messtechnik/83/esd-pulseinkopplung-iec-61000-4-2-set-p331-2/48

: Bearbeitet durch Moderator
von M.A. S. (mse2)


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Bene R. schrieb:
> Leider ist das ganze ja Batteriebetrieben und es gibt leider kein extra
> Batteriefach. Somit muss ich davon ausgehen das beim wechseln der
> Batterien eine Berührung der PCB stattfindet ...
Das ist ein sehr übles Szenario. Eine Schaltung derart sichern, dass man 
an beliebiger Stelle eine ESD injizieren kann, ohne, dass etwas kaputt 
geht, halte ich für unmöglich (wenn die Schaltung komplexer ist als LED 
mit Vorwiderstand).
Ich würde alle Leitungen, die anfassbar sind (sprich: 
hinein-/hinausgehen) und die Batterieanschlussleitungen schützen und 
ansonsten irgendwie eine mechanische Barriere als Berührschutz der 
restlichen Schaltung innerhalb des Gehäuses herstellen.

Sonst bleibt bei Batteriewechsel nur, wenn Du selber der einzige 
Benutzer bist, immer vorsichtig zu sein (evtl. mit Erdungsarmband), wenn 
der Benutzerkreis klein und fachkundig genug ist: diesem nahezulegen, 
das selbe zu tun. Ansonsten, tja...!

: Bearbeitet durch User
von M.A. S. (mse2)


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Thomas O. schrieb:
> man könnte den PIN so auslegen ...

Anja schrieb:
> und wer schützt R1 vor ESD oder Überschlägen zwischen den Pins. (falls
> es kein Drahtwiderstand ist?)
>
> Gruß Anja

Das tut nichts zur Sache des TO aber grundsätzlich:
Anja hat recht. Widerstände in den Weg eines ESD-Stromes zu legen, ist 
meistens nicht sinnvoll. Man muss ich klar machen, dass hier Spannungen 
im kV-Bereich und Ströme im A-Bereich auftreten. Der Widerstand müsste 
ziemlich groß sein, um überhaupt sinnvoll zu begrenzen und zudem 
impulsfest.
Damit nach Umladung in das C an selbigem eine hinreichend kleine 
Spannung anliegt, muss dieses groß genug sein. Zusammen haben wir dann 
einen Tiefpass, der den Signalpfad negativ beeinflusst.

Sinnvoller ist es, am Eintrittsort der Leitung eine ESD-Schutzdiode 
gegen GND und danach einen Widerstand in Reihe, der den Strom in die 
IC-eigenen Schutzdioden begrenzt. Der Widerstand kann in diesem Falle 
viel kleiner sein, da durch die ESD-Schutzdiode aussen nur noch eine 
sehr viel kleinere Überspannung anliegt.

von M.A. S. (mse2)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Ist dir bekannt, dass der Mikrocontroller bereits ESD Schutzdioden
> enthält?

Auch dazu von mir noch eine Bemerkung: die meisten ICs enthalten heute 
Schutzbauteile. Diese dienen jedoch meist ausschließlich dazu, die 
Bauteile in vernünftig ESD-geschützter Umgebung ohne übertrieben 
aufwendige Schutzmethoden gefahrlos verarbeiten zu können. Sie schützen 
nicht gegen ESD bei hohen Spannungen.
Wenn im Datenblatt so Sachen stehen wie: "Human body model +/-4kV" oder 
gar weniger, dann sollte man das Bauteil als ungeschützt betrachten und 
unbedingt äussere Schutzbauteile vorsehen, sofern die entsprechenden 
Anschlüsse über Leitungen nach aussen anfassbar sind.

: Bearbeitet durch User
von Dieter R. (drei)


Angehängte Dateien:

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M.A. S. schrieb:

> Ich würde alle Leitungen, die anfassbar sind (sprich:
> hinein-/hinausgehen) und die Batterieanschlussleitungen schützen und
> ansonsten irgendwie eine mechanische Barriere als Berührschutz der
> restlichen Schaltung innerhalb des Gehäuses herstellen.

Dünnes Board (FR4 0,6 mm) drüber, im Gehäuse eingeklemmt oder auf 
Abstandsbolzen zusammen mit den Befestigungsschrauben des eigentlichen 
Boards. Kann man sich bei der nächsten Board-Bestellung in China für 
wenig Geld in beliebiger Form passend fräsen lassen, mit Ausschnitten 
für Batteriehalterung, Steckverbinder oder was auch immer.

: Bearbeitet durch User
von Thomas (kosmos)


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wenn nur eine Kerko reicht um den ESD Puls zu schlucken ist es ja gut. 
So impulsfeste Widerstände sind jetzt aber auch nicht so die Seltenheit 
und werden in dem Fall auch nicht so hochohmig dimensioniert. Panasonic 
oder TDK haben soetwas.

In der Realität wird das kaum auftreten, wenn man aber mit der ESD 
Pistole
 mal Dauerfeuer gibt, wird die Spannung am Kerko immer höher, wenn da 
kein Widerstand davor sitzt der die Energie in Wärme wandelt. Deswegen 
wäre es schon gut wenn man die Energie in einem Widerstand verheizt. Wie 
der Begrenzungswiderstand bei jeder Z-Dioden Schaltung. Die Flanke 
dürfte mit Widerstand doch schon etwas weicher werden.

von michael_ (Gast)


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Bene, woher kommt deine panische ESD-Angst?
Tausche lieber niemals die Batterien der TV-Fernbedienung ohne 
Schutzanzug.

Batterieanschluß ist niederohmig, da passiert nix.
Deine FET werden vom MC angesteuert, also Ausgänge. Da passiert nix.

Bau deine Bastelschachtel zusammen und schlafe ruhig.
Das ESD-Gespenst ist weg.

von oszi40 (Gast)


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M.A. S. schrieb:
> Anja hat recht.

Selbst wenn die Schaltung schön ist, kann jedoch auch der Aufbau Mist 
sein. Falsche Masseleitungen usw. können auch viel Spaß machen.

von Bene R. (berait00)


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michael_ schrieb:
> Bene, woher kommt deine panische ESD-Angst?
> Tausche lieber niemals die Batterien der TV-Fernbedienung ohne
> Schutzanzug.
>
> Batterieanschluß ist niederohmig, da passiert nix.
> Deine FET werden vom MC angesteuert, also Ausgänge. Da passiert nix.
>
> Bau deine Bastelschachtel zusammen und schlafe ruhig.
> Das ESD-Gespenst ist weg.

Zugegeben, lustiges Bild was du da zeichnest!
Wer sagt denn was von Panik? Man nennt es Erfahrung! Der ein oder andere 
kennt es vielleicht - Immer, wenn du beim Entwickeln in einer bestimmten 
Sache ein etwas ungutes Gefühl hast und dich dann selbst beruhigst mit 
"wird schon gutgehen, tritt eh so gut wie nie auf", genau dann kneifts 
dich genau an dieser Stelle und im Nachhinein ärgerst du dich warum du 
dich nicht etwas genauer mit diesem Punkt befasst hast, schließlich hat 
man schon insgeheim ein ungutes Gefühl gehabt.

Übrigens, bei einer Fernbedienung kannst du die Platine nicht berühren 
nur die Battereiekontakte und die sind geschützt!

Eine ESD Diode kostet 0.002€, wenn später die Platinen permanent 
ausfallen weil Opa die Batterie mit dicken Findern in Nylon-Jogginhosen 
wechselt, dann hast du die 0.002€ nochmal vor deinem geistigen Auge und 
...

von M.A. S. (mse2)


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Bene R. schrieb:
> Eine ESD Diode kostet 0.002€,...
Donnerwetter, solche Einkaufskonditionen hätt' ich auch gern. Bei mir 
ist es ca. um den Faktor 20 teurer, und das bei ganzen 3000er Reels... 
;)

Ansonsten sehe ich das ganz genau so wie Du (selbst wenn die 
ESD-Schutzdiode noch teurer wäre).

von MiWi (Gast)


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Thomas O. schrieb:
> wenn nur eine Kerko reicht um den ESD Puls zu schlucken ist es ja gut.
> So impulsfeste Widerstände sind jetzt aber auch nicht so die Seltenheit
> und werden in dem Fall auch nicht so hochohmig dimensioniert. Panasonic
> oder TDK haben soetwas.
>
> In der Realität wird das kaum auftreten, wenn man aber mit der ESD
> Pistole
>  mal Dauerfeuer gibt, wird die Spannung am Kerko immer höher, wenn da
> kein Widerstand davor sitzt der die Energie in Wärme wandelt. Deswegen
> wäre es schon gut wenn man die Energie in einem Widerstand verheizt. Wie
> der Begrenzungswiderstand bei jeder Z-Dioden Schaltung. Die Flanke
> dürfte mit Widerstand doch schon etwas weicher werden.

Du hast vergessen das hinter dem R2 in der Skizze der uC sitzt. Und der 
hat Ableitdioden, die das bissi Strom locker ableiten...

Wenn Du dich auch davor fürchtest weil das uc-System UltraLowPower ist 
und mit nur 10uA über die Runden kommt und der Ableitstrom über die 
Dioden daher die Versorgung anhebt... na dann schaltest halt eine 
ausreichend dimensionierte TVS mit 10V direkt auf den Eingang.... Thema 
quasi erledigt.

iaW: ESD ist die - mit Abstand - am einfachsten in den Griff zu 
bekommende Störung wenn man einmal verstanden hat das sie sauschnell ist 
aber fast keine Energie ins System hineinbringt.

von Veit D. (devil-elec)


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M.A. S. schrieb:
> Stefan ⛄ F. schrieb:
>> Ist dir bekannt, dass der Mikrocontroller bereits ESD Schutzdioden
>> enthält?
>
> Auch dazu von mir noch eine Bemerkung: die meisten ICs enthalten heute
> Schutzbauteile. Diese dienen jedoch meist ausschließlich dazu, die
> Bauteile in vernünftig ESD-geschützter Umgebung ohne übertrieben
> aufwendige Schutzmethoden gefahrlos verarbeiten zu können. Sie schützen
> nicht gegen ESD bei hohen Spannungen.

Das kann ich unterstreichen. Die ESD Dioden im IC dienen nur dazu das 
der IC den Transport aus der Produktion zum Kunden überlebt. Sie dienen 
nicht dazu für irgendwelche Zweck entfremdeten Schaltungsschutzmaßnahmen 
des Kunden eingesetzt zu werden.

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