Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Agilent Labornetzgerät: OVP und Sense


von Floep (Gast)


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Hallo,

ich habe ein paar Fragen zu einem Agilent Netzteil der e364xA-Serie, die
ich mir mit Hilfe des Handbuches nicht selber beantworten kann.
Eventuell hat jemand ein solches Netzteil oder Kenntnis zum
grundsätzlichen Aufbau solcher Netzteile und könnte helfen.

(Handbuch:
http://www.me.sc.edu/Research/Downey/resources/data_sheets/Keysight_E364xA.pdf)

1) Auf Seite 45 des Handbuchs wird eine Schutzschaltung angegeben, die
bei "aktiven Lasten", z.B. Akkus, verwendet werden soll. Frage: Warum
soll die Sense-Leitung auf der Netzteilseite und nicht auf der
Akku-Seite der Diode angeschlossen werden? Aus Sicht der
Spannungsregelung und Spannungsmessung an der Last, also dem Akku, wäre
ja ein Anschluss der Sense-Leitungen am Akku sinnvoller.

2) Die Spannungsmessung für die OVP-Schaltung (S. 27) geschieht an der
Sense-Leitung. Das Handbuch sagt leider nicht eindeutig, ob bei Auslösen
der OVP die Ausgangsleitungen oder die Sense-Leitungen per SCR
kurzgeschlossen werden. Aus meiner Sicht wäre ja ein Kurzschließen der
Ausgangsleitungen sinnvoll. Aufgrund der Schaltung auf Seite 45 habe ich
aber überlegt, ob eventuell auch die Sense-Leitungen kurzgeschlossen
werden, was die Dioden-Beschaltung natürlich rechtfertigen würde.

3) Die Diode (aus Frage 1)) wird im Handbuch damit begründet, dass bei
auslösen der OVP ohne Diode das Netzteil beschädigt wird. Meine Frage
ist: Was wäre, wenn die OVP ausgeschaltet ist und am Ausgang von außen
eine höhere als die Eingestellte Spannung anliegt. Versucht das Netzteil
einen Strom zu senken (vermutlich, siehe S. 26)?

4) Neben dem CC und CV Zustand kann das Netzteil auch in einem
"unregulated" Zustand sein. Wann tritt so etwas auf?

Vielen Dank!
Philipp

von Gerhard O. (gerhard_)


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Ohne auf Deine Fragen spezifisch einzugehen rate ich Dir prinzipiell die 
OVP bei Akkuladung vorher immer auf den höchsten Wert einzustellen und 
den Akku IMMER über eine vernünftig bemessene Sicherung oder 
DC-Schutz-Automaten anschließen.

In meiner Firma ist es früher ein paar mal vorgekommen, daß nicht 
hinreichend informierte Kollegen hochwertige ältere (HP) LNGs durch 
Ansprechen der OVP oder Falschpolung zerstört haben.

Vor dem Anschließen also immer bedächtig vorgehen, NICHT HUDELN und sich 
vergewissern, daß man eine Verpolungsmöglichkeit ausschließen kann und 
eine zu niedrig eingestellte OVP Einstellung vermieden hat. Die richtig 
bemessene Sicherung verhindert zumindest, daß die innere Verdrahtung des 
Netzteils keinen Schaden nimmt.

Aus Schaden wird man manchmal klüger, heißt es...

von Achim M. (minifloat)


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Floep schrieb:
> Warum
> soll die Sense-Leitung auf der Netzteilseite und nicht auf der
> Akku-Seite der Diode angeschlossen werden?

Du sollst die Regelungstechnik des Netzteils nicht parasitär durch die 
Sense-Leitung Speisen, wenn das Netzteil ausgeschaltet ist oder gerade 
Netzausfall hat. Kann dir auch blödstenfalls den Akku leerlutschen und 
tiefentladen.

Floep schrieb:
> Das Handbuch sagt leider nicht eindeutig, ob bei Auslösen
> der OVP die Ausgangsleitungen oder die Sense-Leitungen per SCR
> kurzgeschlossen werden.

Wo kommt normalerweise der Saft raus? Wo sollte normalerweise kein Saft 
rein?

Floep schrieb:
> Versucht das Netzteil
> einen Strom zu senken (vermutlich, siehe S. 26)?
>
> Neben dem CC und CV Zustand kann das Netzteil auch in einem
> "unregulated" Zustand sein. Wann tritt so etwas auf?

Kann es denn geregelte Stromsenke sein oder wegen OVP den Ausgang 
brachial per SCR kurzschließen?
Was passiert, wenn du einen Akku per SCR brachial kurzschließt?
Unregulated ist wohl, wenn der Ausgang eine höhere Spannung als 
CV-Grenze, aber noch unterhalb OVP hat.

mfg mf

von Olaf (Gast)


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> hinreichend informierte Kollegen hochwertige ältere (HP) LNGs durch
> Ansprechen der OVP oder Falschpolung zerstört haben.

Bei aelteren Netzteilen ist das ja kein Problem. Da gibt es ja 
Schaltbilder und dann kann der Kollege die gleich reparieren. Danach ist 
er dann vorsichtiger und weiss auch genau wie die Stroeme fliessen. :-D

Olaf

von Andreas (Gast)


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Floep schrieb:
> 1) Auf Seite 45 des Handbuchs wird eine Schutzschaltung angegeben, die
> bei "aktiven Lasten", z.B. Akkus, verwendet werden soll. Frage: Warum
> soll die Sense-Leitung auf der Netzteilseite und nicht auf der
> Akku-Seite der Diode angeschlossen werden? Aus Sicht der
> Spannungsregelung und Spannungsmessung an der Last, also dem Akku, wäre
> ja ein Anschluss der Sense-Leitungen am Akku sinnvoller.

Falls du versehentlich den Akku falsch herum anschließt geht keine 
negative Spannung in den Eingang.

von Achim M. (minifloat)


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Andreas schrieb:
> > Falls du versehentlich den Akku falsch herum anschließt geht keine
> negative Spannung in den Eingang.

Falsch. Nach der Diode falsch anschließen lässt immer noch falsche 
Polung ans Netzteil ran.

mfg mf

von Gerhard O. (gerhard_)


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Olaf schrieb:
>> hinreichend informierte Kollegen hochwertige ältere (HP) LNGs
> durch
>> Ansprechen der OVP oder Falschpolung zerstört haben.
>
> Bei aelteren Netzteilen ist das ja kein Problem. Da gibt es ja
> Schaltbilder und dann kann der Kollege die gleich reparieren. Danach ist
> er dann vorsichtiger und weiss auch genau wie die Stroeme fliessen. :-D
>
> Olaf

Ja. Haben wir auch. Bei einem LNG waren Leiterbahnen verbrannt und 
bedurfte einiger Anstrengung das alles in Ordnung zu bringen. Bei den 
älteren Geräten mit gutem Service Manual hat man es leichter. Danach 
durften sie Akkus nur noch mit Sicherungsautomaten anschließen und es 
passierte nie wieder so ein Malheur.

von Achim M. (minifloat)


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PS. Mit der in Labornetzteilen üblichen antiparallelen Diode über dem 
Ausgang endet das in einem ähnlichen Disaster.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Wieso sträubt man sich eigentlich so gegen den Einsatz einer vernünftig 
bemessenen Sicherung zwischen Akku und LNG? Zumindest kann im Fehlerfall 
dann der hohe Akku-Strom nur sehr kurz fließen und der Schaden wird in 
Grenzen gehalten.

Die gegenpolige Ausgangsdiode im LNG hält ja meistens auch nicht so viel 
aus.

: Bearbeitet durch User
von Achim M. (minifloat)


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Gerhard O. schrieb:
> vernünftig

Vernünftig für öfteren Gebrauch wäre doch ein Ladegerät. Bei dem würde 
ich davon ausgehen, dass es nötige Schutzmaßnahmen enthält. Das gilt 
besonders für die gängigsten Fehlbedienungen...

von Gerhard O. (gerhard_)


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Achim M. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> vernünftig
>
> Vernünftig für öfteren Gebrauch wäre doch ein Ladegerät. Bei dem würde
> ich davon ausgehen, dass es nötige Schutzmaßnahmen enthält. Das gilt
> besonders für die gängigsten Fehlbedienungen...

Von mir selber ausgehend, vermute ich, daß viele LNG Benutzer sie öfters 
zum Laden ihrer diversen Kleinakkus verwenden wollen. Ich habe eine 
kleine Anzahl von aufbewahrten kleinen prismatischen Lipos im 1Ah 
Bereich die ich von Zeit zu Zeit nachladen möchte und da ist die 
Präzision, Stabilitaet und Einstellbarkeit eines guten LNGs wertvoll. 
Gerade bei Lipos kommt es auf genaue Einhaltung der Ladekenndaten an, da 
Nichtbeachtung zu gefährlichen Situationen führen kann. Auch kleine NiCd 
oder NiMh Akkus sind damit gut zu laden.

Man muß halt aufpassen, nicht hudeln, mit den Gedanken bei der Sache 
sein und durchdacht vorgehen. Dann passiert kaum etwas.

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Beim auslösen der ovp werden die Lastleitungen kurzgeschlossen. Da die 
senseleitungen intern über relativ niederohmige wenig belastbare 
Widerstände mit der jeweiligen Lastleitung verbunden sind (je ca. 100 
Ohm) werden diese Widerstände dann ggfs. Abbrennen. Für 24v Akkus 
kriegst du das jedenfalls sauber verkokelt.

von Andrew T. (marsufant)


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Gerhard O. schrieb:
> Wieso sträubt man sich eigentlich so gegen den Einsatz einer
> vernünftig bemessenen Sicherung zwischen Akku und LNG?

Kannst du zusätzlich zur Diode machen.
Die Diode brauchst aber immer, um Entladung zu vermeiden.

von Rente mit 76 (Gast)


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Mit dem Labornetzgerät Akkus laden ist ungefähr dasselbe, wie mit 
Fotoapparat Nägel einschlgen.

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