Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kunststoff schweißen: es ziehen sich Fäden


von Smokey (Gast)


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Ich möchte Polycarbonat-Stücke verschweißen. Ich brauche nur punktartige 
Fixierungen. Es geht nur darum dass es nicht locker ist. Ich habe einen 
aussortierten Lötkolben auf 200 Grad C gestellt und ihn dann einfach zum 
schweißen benutzt. Problem ist dass immer etwas an der Lötspitze kleben 
bleibt und Haar-artige Fäden entstehen. Was kann ich dagegen tun? Nützt 
es die Lötspitze zu verzinken oder irgendein Flussmittel zu verwenden?

von pegelwendler (Gast)


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Smokey schrieb:
> Flussmittel

Ersetze Flussmittel durch Lösemittel und verklebe dein Polycarbonat 
damit. Sieht auch besser aus. Besser bekannt als Kaltverschweißen.

Dichlormethan geht, kriegt man aber nicht mehr so gut.
Aceton ginge auch, soll aber anscheinend Spannungsrisse verursachen 
können.
Einfach ein Ende eindippen und dann zusammenstellen/stecken und warten, 
bis das Lösungsmittel weg ist.
Bei Aceton dauert das länger, bei Dichlormethan geht's schnell.

Besonders bei Dichlormethan sollte man aber seinen Rüssel nicht an die 
Klebestelle halten und gut lüften oder im Freien arbeiten.

Die so geschaffenen Klebestellen sind sauber und stabil. Habe damit mal 
eine Windschutzscheibe am Motorrad geklebt. Hat gehalten, bis der TÜV 
gemosert hat, weil der Riss im Sichtfeld war.

von Smokey (Gast)


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So habe ich das auch schon probiert, aber mit dem schmelzen funktioniert 
die Verarbeitung am besten, weil es praktisch sofort fixiert ist. Nur 
die Haftung ist sehr störend. Ich möchte die Stelle platt drücken und 
dann soll sie platt bleiben, ohne dass wieder ein Zipfel hochgezogen 
wird und sich ein Faden bildet.

von Sebastian D. (minimalist)


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Lötkolben mit Teflonband umwickeln? 200°C sollte das aushalten...

von Wolfgang (Gast)


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Smokey schrieb:
> Ich möchte die Stelle platt drücken und
> dann soll sie platt bleiben, ohne dass wieder ein Zipfel hochgezogen
> wird und sich ein Faden bildet.

Mit kalter Lötkolbenspitze platt drücken - vorher das Material per 
IR-Strahlung erhitzen.

von Sebastian D. (minimalist)


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Was auch klappen könnte, ist Backpapier darauf legen, und mit dem 
Lötkolben hindurch erhitzen.

Ich überlege halt, was mit kleinem Aufwand möglich wäre... IR Strahler 
hat ja kaum einer da, dann eher noch Heißluft-Lötstation.

von Smokey (Gast)


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IR-Strahler habe ich nicht.
Heißluft ist schlecht weil ich auch Druck brauche.
Ich versuche das mal mit dem Teflonband, auch wenn ich mir das nicht so 
ideal vorstelle.

von Smokey (Gast)


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Das Teflonband konnte ich super gut am Lötkolben befestigen. Leider 
überträgt es schlecht die Wärme und und es haftet leicht, was wohl an 
der Temperatur liegt. Da es extrem dünn ist hält es auch nicht. ☹️

von pegelwendler (Gast)


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Statt IR geht auch ein Feuerzeug. Muss man halt mit viel Gefühl 
bedienen.

von mIstA (Gast)


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Smokey schrieb:
> Ich möchte die Stelle platt drücken und dann soll sie platt
> bleiben, ohne dass wieder ein Zipfel hochgezogen wird

Schon versucht die Lötkolbenspitze seitlich wegzuziehen statt nach oben?

Ansonsten Lötkolben stark genug abkühlen lassen bevor Du ihn wegziehst 
bzw. ein kleines Stück Kupferblech zwischen Lötkolben und Schweißpunkt, 
das kühlt nach entfernen des Löterichs schneller ab und der Kolben kann 
aufgeheizt bleiben.

von HildeK (Gast)


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Den Vorschlag mit dem Backpapier würde ich als erfolgversprechend 
einschätzen. Bei Heißklebungen gibt es ähnliche Probleme, da hab ich es 
schon erfolgreich verwendet.

Man kann die entstandenen Fäden auch einfach mit der Schere abschneiden 
und dann mit dem Lötkolben oder einem Feuerzeug in kleinem Abstand die 
restlichen Zipfel schmelzen lassen.

von Smokey (Gast)


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mIstA schrieb:
> Smokey schrieb:
>
>> Ich möchte die Stelle platt drücken und dann soll sie platt
>> bleiben, ohne dass wieder ein Zipfel hochgezogen wird
>
> Schon versucht die Lötkolbenspitze seitlich wegzuziehen statt nach oben?
> Ansonsten Lötkolben stark genug abkühlen lassen bevor Du ihn wegziehst
> bzw. ein kleines Stück Kupferblech zwischen Lötkolben und Schweißpunkt,
> das kühlt nach entfernen des Löterichs schneller ab und der Kolben kann
> aufgeheizt bleiben.

Für ein paar Mal könnte man das so machen, aber ich muss über 100 
Stellen schweißen. Deshalb frage ich hier. Sowas wird doch öfter 
gemacht, z.B. bei Verpackungen oder konkret die Gummibänder an den 
FFP2-Masken. Da wird Kunststoff verschweißt und gepresst und offenbar 
bleibt dabei nichts an der Maschine haften. Was wird da genutzt?

von mIstA (Gast)


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Smokey schrieb:
> Da wird Kunststoff verschweißt und gepresst und offenbar
> bleibt dabei nichts an der Maschine haften.

Dir ist aber schon klar, daß Kunststoff nicht gleich Kunststoff ist? Da 
gibts durchaus Unterschiede wie Tag und Nacht und zwar nicht nur 
zwischen den allgemeinen Kunststoffarten (wie z.B. PP, PE, PVC usw.) 
sondern auch innerhalb dieser Kategorien gibts z.T. gewaltige 
Unterschiede in den Eigenschaften.

Dazu kommt nochmal eine gewaltige Bandbreite an Materialien für den 
Stempel (inkl. solcher, die man mit einem simplen Lötkolben nicht 
annähernd heiß genug bekommt) und dann noch die optimale Temperatur...

von Rudi Ratlos (Gast)


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Smokey schrieb:
> Was wird da genutzt?

Ich habe ein Ultraschall-schweißgerät. Da verwendet man Titan als 
"SchweißKopf". Ob das nun am Titan oder dem Ultraschall liegt, daß 
nichts anklebt, kann ich nicht sagen.

Du könntest noch mit einer Löt-PISTOLE probieren, je nachdem wie groß 
der Kopf sein muß. Ich habe eine zeitlang mit einem simplen Draht damit 
Styropor geschnitten.
Vorgangsweise:  Du fährst mit dem kalten Kopf drauf, dann drückst am 
Knopf bis es 'verschweißt' ist, dann ausschalten -- und solange 
angepreßt halten -- bis die Schweißstelle "erkaltet" ist.  SO 
funktionierts auch (aber  techn.etwas komplexer) beim 
Ultraschallschweißen.

"Das" geht mit Lötkolben-Dauerhitze eben nicht.

Wie du das Problem des 'Anklebens', !falls es dann noch anklebt, lösen 
kannst, keine Ahnung. Für Metall-Schweißen gibts sog. TRENNSPRAY. Das 
ist glaub ich Petroleum. Also etwas öliges .

von Rudi Ratlos (Gast)


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Smokey schrieb:
> Verpackungen
> konkret die Gummibänder an den FFP2-Masken.

Das ist übrigens alles 'klassisches' Ultraschall-Schweißen.
Es wird da zwar auch -ultrakurz- hoch erhitzt, aber gleichzeitig werden 
die (ultra)langen Faden-Moleküle ineinander verhakt. Was nach dem 
Erkalten eine 'homogene' hochstabile Materialverbindung (auch 
verschiedener Materialien) bewirkt.

Womit deine Frage wohl beantwortet ist. (?)
Sie verhaken weil:   Geschüttelt, nicht gerührt..

von Sigma (Gast)


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Ist das immer Ultraschall oder gibt es noch andere Methoden?

von Rudi Ratlos (Gast)


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Sigma schrieb:
> Ist das immer Ultraschall oder gibt es noch andere Methoden?

Generell US. Das Verfahren ist ausgereift. Von 'Bosch' und?' gibts zwei 
so yt-Videos über eine Verpackungsschweißanlage, das solltest mal sehen.
Da fährt ein Endlosschlauch in einer Höllengeschwindigkeit durch ..
und hinten fallen die Pakete runter.

Ultraschall hat eben den zeitlichen Vorteil: ultrakurz.
Wenn es dich interessiert, informier dich ein bissel, es gibt nicht gar 
viel (öffentlich zugängliches) Material darüber. Es ist nicht nur: 
Industrie - sondern auch noch etwas Sehr Spezielles. Hochtechnologie .


Ohne mein Ding (79,- statt 790,-) wüßte ich das alles auch nicht. Und 
ohne dieses Wissen könnte ich dieses Gerät auch nicht (richtig) bedienen 
. Es ist geil, aber auch empfindlich teuer

von Rudi Ratlos (Gast)


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Könnte das sein:    'Bosch und Herrmann'
https://www.youtube.com/watch?v=ilyZe2rXwC4
aus dem Jahre  2012(!)
https://www.herrmannultraschall.com/de

Das Problem ist, daß Plastik sich zwar 'zusammenkleben' ließe, aber 
nicht verbinden läßt. Es hält -anders- einfach keiner Belastung stand.

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