Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik AEG 2073 Röhrenradio brummt


von Thomas R. (thomasr)


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Liebe Forenmitglieder,

ich habe ein altes Röhrenradio AEG 2073 zur Reparatur bekommen. Es waren 
diverse Elkos defekt sowie der 140 Ohm Kathodenwiderstand der EL84 kurz 
vor dem Abrauchen.

Es funktioniert wieder, brummt aber immer etwas (bei allen 
Wellen/Eingängen, auch bei minimaler Lautstärke). Da die Elkos alle 
getauscht sind bin ich nun etwas ratlos woran das liegen könnte. Ich 
kann mich schwach erinnern, daß man in größeren Verstärkern dafür die 
Heizspannung symmetrieren konnte.

Habt ihr Hinweise für mich?

: Bearbeitet durch User
von VCL11 (nostalgiker)


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Servus,

Netzteilelko(s) getauscht?
Kathoden-C der EL84 getauscht?
EL84 in Ordnung?

von Thomas R. (thomasr)


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Netzteilelkos (2x50uF) getauscht
Kathoden C getauscht (50uF)
Röhrenzustand unbekannt, funktioniert aber leidlich (ich meine mich 
erinnern zu können, daß eine EL84 mehr konnte)

Seit über 20 Jahren kein Röhrengerät mehr zur Rep gehabt....

: Bearbeitet durch User
von VCL11 (nostalgiker)


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Und nicht nur Spannungen, sondern auch Ströme messen. Der Rk von 140 Ohm 
(eigentlich 135 Ohm) ist schon richtig, aber "kurz vorm Abrauchen" 
sollte der nicht sein. Dann wäre der Ruhestrom zu hoch, bzw. Ug1 
positiv. Aber wenn Du den Koppel-C gewechselt hast, sollte das nicht 
vorkommen.

Kannst ja mal den Ruhestrom über der EL84 messen. Wäre dieser zu hoch, 
könnte das auch das Brummen erklären, da die Netzteil-Elkos dann zu 
klein wären. Messen bringt Gewissheit. Und falls Du in der aktuellen 
Situation nooch irgendwo eine EL84 auftreiben kannst, dan ggf. mal 
tauschen und vergleichen.

Viel Erfolg!

von Phasenschieber S. (Gast)


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Wenn die Siebung der Anodenspannung auf Vordermann gebracht wurde, kann 
man sich dem Heizkreis zuwenden. Aus dem Schaltplan geht dazu leider 
nichts hervor, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, daß bei einer 
gewissen Anzahl von Röhren darüber eine erhebliche Brummeinstrahlung 
geschehen kann.

Deshalb hat man bei vielen Röhrengeräten in den Heizkreis sogen. 
Entbrummer eingebaut. Das waren oft nur niederohmige Potis welche den 
symmetrischen Heizkreis am Mittelabnehemer auf Masse setzten. Schau mal 
nach, ob in dem Gerät ein solcher Entbrummer verbaut wurde und wenn ja, 
ob der eventuell defekt ist.

von Tester (Gast)


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Und das der Gleichrichter nach dem Netztrafo halbtot ist? Ist auch nicht 
mehr der Jüngste. Miss die Brummspannung an den 50µF und poste sie hier.

von Thomas R. (thomasr)


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statt 275 Volt nach dem Gleichrichter messe ich 230 Volt
statt 235 Volt nach dem 1k (und dem AÜ als Drossel) am zweiten C nur 195 
Volt

Das ist aber auch kein Wunder, denn der Anodenstrom der EL84 steigt bis 
auf über 80mA! und sinkt dabei auf 220 und weniger Volt ab.

Wenn ich eine Ersatzröhre zur Hand hätte, würde ich die mal tauschen 
wollen. Macht es Sinn eine zu besorgen oder ist das noch etwas anderes?

von Tom K. (ez81)


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Das klingt nach Koppelkondensator vor der EL84. Sind die 25nF und 7pF 
ok? Wie ist die Gleichspannung am Gitter der EL84?

von oszi40 (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Anodenstrom der EL84 steigt bis
> auf über 80mA!

Koppel-C schon erneuert? Evtl. wird das Gitter zu positiv.
http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/Testamp/Testamp.htm

von Nautilus (Gast)


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E34 L. schrieb:
> Und nicht nur Spannungen, sondern auch Ströme messen.

Und warum? Es gibt überall in den Anode- und Schirmgitterleitungen 
Widerstände, an denen man Spannungsabfälle messen kann und mit Kenntnis 
des Ohmschen Gesetzes und dem Besitz eines einfachen Taschenrechners den 
fließenden Strom ausrechnen kann.

Den Strom einer röhrenbestückten Endstufe kann man ohne Auftrennen 
messen, indem man direkt über der Anodenwicklung des 
Ausgangstransformators den Strom misst. Durch die halbautomatische bzw. 
automatische Gitterspannungserzeugung geht da auch nichts kaputt.
Die Ströme waren in den Schaltplänen nur angegeben, da unsere 
Urgroßväter sich mit niederohmigen Spannungsmessern begnügen mussten. 
Heute haben die Multimeter einen Eingangswiderstand von 10 MOhm, das 
hatte vor 60 Jahren nur ein Röhrenvoltmeter von dem manch 
Handwerksbetrieb nur träumen konnte.

Besser ist es die Gitterspannungen der Röhren zu messen. Positive Werte 
deuten auf mangelnde Isolation der Koppel-Kondensatoren hin.
Zum Messen der Isolation bitte eine Spannung verwenden, die mindestens 
der entspricht, die über den Kondensator im Betrieb anliegt. Ein 
Kondensator hat leider mehr Kennwerte als nur die Kapazität und den 
ESR-Wert.
Heizfaden-Kathodenschlüsse kann der heutige Reparateur erkennen, indem 
er bei Parallelheizung als Heizspannungsquelle das entsprechend 
eingestellte Labornetzteil verwendet.

von Zeno (Gast)


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80mA Anodenstrom ist für die EL84 eindeutig zu viel. Die Hälfte, max. 
50mA, wären gut. Das sieht so aus als bekommt die Röhre positive 
Gitterspannung.
Löte mal den Koppel-C am Gitter der EL84 raus. Ebenso solltest Du mal 
den Gegenkopplungszweig der über den Piezo-Hochtöne läuft auftrennen. 
Dazu den C 0,01µF zwischen dem Höhenregler und der Gitterkombination 
entfernen. Ebenso den 7pF an der Anode der EL84 auslöten. Jetzt sollte 
sich schon mal ein Anodenstrom zwischen 40 und 50mA einstellen. Wenn dem 
so ist löte als erstes den Koppelkondensator 0,025µF zur EABC80 wieder 
ein. Am Anodenstrom sollte sich nichts ändern, ansonsten den Kondensator 
austauschen. Im nächsten Schritt den 7pF wieder einlöten. Sollte sich 
hierbei der Anodenstrom ändern, den Kondensator austauschen. Im letzten 
Schritt den 0,01µF wieder einlöten. Auch hierbei sollte sich der 
Anodenstrom nicht ändern. Tut er dies doch mußt Du den 
Rückkopplungskreis mit dem Hochtöner prüfen. Vergiß dabei nicht die 
Masseverbindung des Potis und das Poti selbst zu prüfen.

von Thomas R. (thomasr)


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Mist! Es ist ja immer DAS Bauteil, was eigentlich nicht defekt sein 
KANN.

Der 7pF (keramische Röhre!!) hat irgendeine Macke. Mit heutigen 
Meßgeräten werden 5pF angezeigt und Isolation ok. Beim systematischen 
Einbau der Teile war es aber ganz klar.

Welche Funktion hat der C hier? Ich habe nur noch einen 4,7pF keramisch 
gefunden und eingebaut. Läuft super, alle Spannungen im Rahmen.

Vielen Dank an alle, besonders Zeno und Tom K!

Übrigens war da schon jemand vor mir dran: der Kondensatorhochtöner 
wurde gegen einen schnöden Konushochtöner ersetzt, der per C/6dB 
parallel am TT hängt. Deshalb hängt der ganze HT Teil in der Luft.

: Bearbeitet durch User
von VCL11 (nostalgiker)


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E34 L. schrieb:
> Und nicht nur Spannungen, sondern auch Ströme messen. Der Rk von
> 140 Ohm
> (eigentlich 135 Ohm) ist schon richtig, aber "kurz vorm Abrauchen"
> sollte der nicht sein. Dann wäre der Ruhestrom zu hoch, bzw. Ug1
> positiv. Aber wenn Du den Koppel-C gewechselt hast, sollte das nicht
> vorkommen.
>
> Kannst ja mal den Ruhestrom über der EL84 messen. Wäre dieser zu hoch,
> könnte das auch das Brummen erklären, da die Netzteil-Elkos dann zu
> klein wären. Messen bringt Gewissheit. Und falls Du in der aktuellen
> Situation nooch irgendwo eine EL84 auftreiben kannst, dan ggf. mal
> tauschen und vergleichen.
>
> Viel Erfolg!

Bitte, gerne ;)

Nautilus schrieb:
> Und warum? Es gibt überall in den Anode- und Schirmgitterleitungen
> Widerstände, an denen man Spannungsabfälle messen kann und mit Kenntnis
> des Ohmschen Gesetzes und dem Besitz eines einfachen Taschenrechners den
> fließenden Strom ausrechnen kann.

Hab ich was anderes behauptet? Natürlich ist es einfacher, den 
Spannungsabfall zu messen und den Strom zu errechnen weil die Schaltung 
nicht "aufgetrennt" werden muss um ein Messgerät einzufügen. Dachte das 
wäre ohnehin bekannt.

von der Richter (Gast)


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Gleichrichter halbtot.

von Peter D. (peda)


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Thomas R. schrieb:
> der Anodenstrom der EL84 steigt bis
> auf über 80mA!

Die Kompensationsschaltung ist nur für einen ganz bestimmten Arbeitpunkt 
der Endröhre berechnet. Mit einer Siebdrossel würde der Brumm bei 
Stromänderung nur wenig zunehmen.

von Zeno (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Welche Funktion hat der C hier? Ich habe nur noch einen 4,7pF keramisch
> gefunden und eingebaut. Läuft super, alle Spannungen im Rahmen.
Ich meine der soll hochfrequentes Schwingen unterdrücken - bin mir da 
aber nicht zu 100% sicher.
In den meisten meiner Verstärker geht es auch ohne den C. Der Wert 
dürfte relativ unkritisch sein.

Schön das das Radio wieder läuft.

von Korrektor (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Welche Funktion hat der C hier?

verbiegt den Frequenzgang und gehört zum Netzwerk um den 
elektrostatischen Hochtöner.

Wars ein Papierkondensator?

von Andrew T. (marsufant)


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Korrektor schrieb:
> Wars ein Papierkondensator?

7 pF sind Keramik.
Mit Feinschluss hier.
Merkt man erst bei erhöhter Spannung.

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