Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum Mindeststrom bei einigen Widerstandsmessungen?


von Ohmer (Gast)


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Hallo,

kann mir jemand erklären, warum es bei einigen Messungen vorgeschrieben 
ist den Widerstand mit einem Mindeststrom zu messen?

Ich habe es z.B. bei der Messung des PE an Geräten gesehen, dass hier 
mindestens 300mA oder so gefordert sind. Warum ist das so?

Bei den Werksprüfungen des PE kann ich das mit den 40A ja noch 
verstehen, weil man dann zeigt, dass die Verbindung diesem Strom auch 
standhält. Aber warum die 300mA und nicht einfach eine Messung mit den 
DMM üblichen Strömen? Bei deutlich unter 1R und 300mA entsteht ja nicht 
besonders viel Leistung.

LG

von Fox (Gast)


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Ohmer schrieb:
> Ich habe es z.B. bei der Messung des PE an Geräten gesehen, dass hier
> mindestens 300mA oder so gefordert sind. Warum ist das so?

Da sind 200mA gefordert. Aber mehr ist erlaubt. Das Problem sind die 
Übergangswiderstände/Kontaktwiderstände. Mit weniger als 200mA würde 
fast jedes Gerät bei der Prüfung durchfallen. Stelle dir die üblichen 
Wasserkocher  vor. Kontaktwiderstand zwischen Unterteil und Kanne. Viele 
Prüfer prüfen da gleich mit 10A. Weil sonst zu viele neue Wasserkocher 
durchfallen.
Ein besseres Forum für solche Fragen ist übrigens diesteckdose.net

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Ohmer schrieb:
> Ich habe es z.B. bei der Messung des PE an Geräten gesehen, dass hier
> mindestens 300mA oder so gefordert sind. Warum ist das so?

Wenn der PE nun mit nur einem Drähtchen gerade noch so das Gehäuse 
berührt, misst du mit 1mA vielleicht etwas, das vollkommen im Rahmen des 
Erlaubten liegt. Mit 300mA allerdings bist du schon in der Lage zu 
erkennen, dass der Kontakt zwar vorhanden, allerdings nicht gut ist.

Durch höhere Ströme werden sehr dünne Verbindungen erkannt, die zwar 
Durchgang haben, aber für einen PE nicht ausreichen würden.

von Bernd (Gast)


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Sebastian R. schrieb:
> Durch höhere Ströme werden sehr dünne Verbindungen erkannt, die zwar
> Durchgang haben, aber für einen PE nicht ausreichen würden.
Also ein stromabhängiger Widerstand, bei dem die Abhängigkeit nicht 
linear ist (R=U/I)?

von A-Freak (Gast)


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> Durch höhere Ströme werden sehr dünne Verbindungen erkannt, die zwar
> Durchgang haben, aber für einen PE nicht ausreichen würden.

Richtig, aber das Praxisproblem ist anders herum

Das Praxisziel ist nachzuweisen daß bei einem Isolationsdurchbruch keine 
gefährliche Spannung am Gerätegehäuse gegenüber anderen Teilen auf 
Erdpotential ist, der Fehlerstrom also ungefährlich abgeleitet werden 
kann.

Man hat das in eine Zahl gepackt indem man einen höchstzulässigen 
Widerstand von 0,3 Ohm definiert hat.

Das Praxisproblem ist daß Oxydschichten (nicht nur auf 
Schutzleiterkontakten) kein ohmsches Verhalten haben, sondern ehr ein 
VDR-Verhalten.

Wenn man einen Oxydierten Kontakt einmal mit 1mA mißt dann kann der 
vielleicht 100mV Spannungsabfall haben was rechnerisch 100 Ohm ergeben 
würde. Miußt man den gleichen Kontakt nochmal bei 10A dann hat man sagen 
wir mal 300mV Spannungsabfall was rechnerisch jetzt 30mOhm ergeben 
würde.

Siehe auch den Begriff "Frittstrom"

Bei einem realem Isolationsdurchbruch hat man ehr mehrere hundert A die 
fliesen und will die Spannung unter 50V halten.

Würde man den Schutzleiterwiderstand jetzt also mit 1mA messen dann 
würden reihum Geräte bei der Prüfung nach der 0702 durchfallen obwohl 
sie real das Schutzziel völlig einhalten müssen.

Man hat nach (damals westdeutscher) Norm einen Mindeststrom von 200mA 
festgelegt weil den batteriebetriebene Meßgeräte noch bequem liefern 
können.

Aber auch mit dem Strom sind noch imemr viele Geräte z.B. Wasserkocher 
durchgefallen.

Es gab auch eine ostdeutsche Norm, ich glaube 25A waren es, wo man ehr 
nach der Idee vorging daß man einen geschädigten Schutzleiter ausbrennen 
wollte.

Heute tendiert man zu einem Wert von 10A was für Netzbetriebene 
Meßgeräte kein Problem ist und auch von kräftigeren Akkus noch geleistet 
werden kann.

von A-Freak (Gast)


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zu früh abgeschickt:

Mit 10A wird aber auch schon der Fall erkannt daß ein Schutzleiter 
gerade kurz vor dem Abbrechen ist und es an Stellen mit kontaktproblemen 
schon merklich brutzelt.

von A-Freak (Gast)


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argh nochmal vertippt

soll heisen
> obwohl sie real das Schutzziel völlig einhalten würden.

Ich brauch mehr Kaffee

von 2aggressive (Gast)


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A-Freak schrieb:
> Siehe auch den Begriff "Frittstrom"
Der ergibt sich wegen der
https://de.wikipedia.org/wiki/Frittspannung

von Andrew T. (marsufant)


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Ohmer schrieb:
> Ich habe es z.B. bei der Messung des PE an Geräten gesehen, dass hier
> mindestens 300mA oder so gefordert sind. Warum ist das so?

Das gilt für die sog. Wiederholungsprüfung.
Damit man einen teilweise angegaelten PE (Kontakt, Drahtbruch, etc.) 
korrekt durhcmessen kann.

>
> Bei den Werksprüfungen des PE kann ich das mit den 40A ja noch
> verstehen, weil man dann zeigt, dass die Verbindung diesem Strom auch
> standhält.

Auch bei Wiederholungsprügungne sind z.B. 25A vorgeschrieben WENN die 
Gerätegruppe in das Raster fällt.
z.B. bei der STK für Medizingeräte ist diese "schärfere" Prüfvorschrift 
gegeben. Um auch sicher beginnende Vorschädigungen des PE bzw. dessen 
Verbindung zum Gerät zu erkennen.

> Aber warum die 300mA und nicht einfach eine Messung mit den
> DMM üblichen Strömen?

s.o.

> Bei deutlich unter 1R und 300mA entsteht ja nicht
> besonders viel Leistung.

Bei 25A und 0.1 Ohm auch nicht .-)

von Murmeltier (Gast)


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2aggressive schrieb:
> Der ergibt sich wegen der
> https://de.wikipedia.org/wiki/Frittspannung

Erinnert sich noch jemand an die Lichterketten mit den richtigen 
Glühlämpchen?

Dort war in jeder Glühlampe der Glühfaden mit einigen Windungen eines 
oxidierten Drahts geshuntet, der bei der niedrigen Glühfadenspannung 
hochohmig war.

Wenn aber der Glühfaden durchgebrannt ist, fiel für kurze Zeit die volle 
Netzspannung über dem Shuntdraht ab, wodurch die Oxidschicht 
freigebrannt wurde und der Stromkreis wieder geschlossen wurde.

Vorteil: Man sah sofort, welche Glühlampe ausgefallen ist.

Nachteil: Über den anderen Glühlampen fiel nun eine höhere Spannung ab, 
so dass auch sie beschleunigt durchbrannten.

von 2aggressive (Gast)


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Murmeltier schrieb:
> Erinnert sich noch jemand an die Lichterketten mit den richtigen
> Glühlämpchen?
Hinkt, ist aber ein guter Vergleich :D

von Udo S. (urschmitt)


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Fox schrieb:
> Ein besseres Forum für solche Fragen ist übrigens diesteckdose.net

Ja ganz klar.
Hier mal ein Auszug aus dem Intro:

"Der Vorstand des Trägervereins hat sich daher entschieden, 
Laienanfragen zu moderieren. Eine Erläuterung der Zusammenhänge ist 
zulässig und teilweise auch gewünscht. Ausführungstipps an 
elektrotechnische Laien werden hier jedoch nicht gegeben und das Thema 
ggf. geschlossen."

Eigentümer des Forums ist ein seltsamer "Verein" bei dem im Impressum 
nur ein Name genannt ist.

Sieht irgendwie nache einem typischen Elektrotechnik = 
Geheimwissenschaft, Elektriker = Inititiierter aus.

Auszug aus der Statistik:
Benutzer pro Tag: 1
Theman pro Tag: 2

von Erik (Gast)


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Udo S. schrieb:
> "Der Vorstand des Trägervereins hat sich daher entschieden,
> Laienanfragen zu moderieren. Eine Erläuterung der Zusammenhänge ist
> zulässig und teilweise auch gewünscht. Ausführungstipps an
> elektrotechnische Laien werden hier jedoch nicht gegeben und das Thema
> ggf. geschlossen."
> Eigentümer des Forums ist ein seltsamer "Verein"

Also dann ist das genauso wie hier. Hier will man vermeitlichen Laien ja 
auch nicht helfen weil man dann mal von seinem hohen Ross runter steigen 
müsste und auch noch um seine Pfründe fürchten müsste. Aber im Gegensatz 
dazu wird das bei diesteckdose offen kommuniziert. Abgesehen davon habe 
ich bei diesteckdose bisher immer sinnvolle Antworten bekommen, was bei 
mikrocontroller eher seltener vorkommt.

von Andrew T. (marsufant)


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Udo S. schrieb:
> Eigentümer des Forums ist ein seltsamer "Verein" bei dem im Impressum
> nur ein Name genannt ist.
>
das ist bei vielen Foren und Vereine nciht unüblich.

> Sieht irgendwie nache einem typischen Elektrotechnik =
> Geheimwissenschaft, Elektriker = Inititiierter aus.
>

Definiere: Typisch.

> Auszug aus der Statistik:
> Benutzer pro Tag: 1
> Theman pro Tag: 2
und Beiträge pro Tag: 30  Sollest du nicht unterschlagen .-)


Wenn diese 30 Beiträge mehr Niveau haben als die Beitrage/day in diesem 
Forum (was problemlos erreichbar ist...):
Ist  das doch eine feine Sache. Wie gesagt: Wenn.




Ich habe mich da vor längerem mal registriert, ist völlig problemlos.
Und ja, IMHO sind dort die Beiträge auf vergleichbarem Niveau wie hier.

Nur die trolligen Gastbeiträge gibt es dort nicht. Dafür muß man hier 
sein.



Erik schrieb:
> Abgesehen davon habe
> ich bei diesteckdose bisher immer sinnvolle Antworten bekommen, was bei
> mikrocontroller eher seltener vorkommt.

Eben das ist einer der vorteile bei Foren mit Anmeldepflicht.
Aber dies thema wird seit Jahren in uC.net gekaut, so what.

: Bearbeitet durch User
von nix (Gast)


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A-Freak schrieb:
> Es gab auch eine ostdeutsche Norm, ich glaube 25A waren es, wo man ehr
> nach der Idee vorging daß man einen geschädigten Schutzleiter ausbrennen
> wollte.

25A sind (fast) schon geeignet fehlerhafte Verbindungen wieder 
zuzuschweissen.

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