Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Modifizierter Sinus Wechselrichter: welche Geräte sind nicht kompatibel?


von Paul H. (powl)


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Wie schon der Titel sagt: Welche Geräte sind tendenziell nicht 
kompatibel mit Wechselrichtern mit modifiziertem Sinus? Und mit 
modifiziertem Sinus meine ich den Worst-Case eines reinen 
Rechteck-Signals mit Pausenzeiten zwischen den Rechteck-Pulsen. Kein 
angenäherter Sinus.

Wie sieht es aus mit Transformatoren? Brennen die evtl. durch? Motoren? 
Was für Geräte machen Tendenziell keine Probleme?

Es geht darum, abzuschätzen, welche Geräte man besser auf gar keinen 
Fall an so einem Wechselrichter betreiben sollte.

Grüße, Paul

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Geräte mit sogenanntem Kondensatornetzteil, also der galvanisch nicht 
getrennten Gewinnung einer Kleinspannung direkt aus der Netzspannung.

Mittels kapazitiv arbeitendem Vorwiderstand sind diese grundsätzlich als 
Hochpassfilter zu sehen, dem eine reine Sinusschwingung niedriger 
Frequenz angeboten wird, üblich 50Hz.

In den Rechtecken sind erhebliche Oberwellenanteile enthalten, die dann 
derartige Einfachstnetzteile regelmässig überlasten.

von Timo N. (tnn85)


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https://www.spannungswandler-test.de/wissen/modifizierte-sinusspannung-oder-reine-sinusspannung/

Wobei ich mich Frage:
Bohrmascshine? Die haben oft einen Triac drin für die 
Geschwindigkeitseinstellung. Sollte eigentlich mit mod. Sinus auch nicht 
gehen, oder? Es sei denn der Strom wird durch die Induktivität des 
Universalmotors so verschliffen, dass er wieder einen Sinus bildet.

Was ist mit Kondensatormotoren (Kühlschränke, Kompressoren)

In der Tabelle aus der Quelle einmal mit ja (mod. Sinus geht) und einmal 
mit ein (mod. Sinus reicht nicht) angekreuzt. Bekommt ein mod. Sinus die 
Phasenverschiebung so hin, dass der Motor anläuft?

von H. H. (Gast)


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Timo N. schrieb:
> Es sei denn der Strom wird durch die Induktivität des
> Universalmotors so verschliffen, dass er wieder einen Sinus bildet.

Klappt ausreichend.


> Was ist mit Kondensatormotoren (Kühlschränke, Kompressoren)

Sie laufen, trotz des höherern Anteils an Oberwellen. Man muss aber von 
erhöhtem Verschleiß des Kondensators ausgehen.

von Michael_O (Gast)


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Die Frage müsste anders lauten dann ist die Liste überschaubar. Mein 
Fernseher ging dauernd aus, viele Netzteile euren zu heiß, der Lader von 
meiner Zahnbürsten war defekt, die Störungen in jedem Lautsprecher 
unangenehm dem Ventilator an der Heizung hat es den Flügel von eer Welle 
gehauen, Einzug der Boiler lief vernünftig. Jetzt ist ein Trafoloser 
Sinuswandler drin, und das ganze geht. Im Schiffcsitz einer mit riesen 
Ringkerntrafo am Ausgang dort geht alles perfekt.

MfG
Michael

von Kondensator (Gast)


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Paul H. schrieb:
> Und mit modifiziertem Sinus meine ich den Worst-Case eines reinen
> Rechteck-Signals mit Pausenzeiten zwischen den Rechteck-Pulsen. Kein
> angenäherter Sinus.

Gar nicht so schlecht daß Du das dazugesagt hast. So ist zumindest
das eindeutig. Eine Liste wäre aber trotzdem lang, und müßte auch
mehrere Spalten haben.

> Welche Geräte sind tendenziell nicht
> kompatibel mit Wechselrichtern mit modifiziertem Sinus?

Um Tendenzen geht es weniger. Eher um Teil- oder Komplett-Defekt,
z.B. Gerät selbst kaputt oder nur die X-Caps des Netzfilters. Man
wird auch das eine schnell, das andere langsamer kaputt machen.

> Wie sieht es aus mit Transformatoren? Brennen die evtl. durch? Motoren?

Die selbe U_RMS bringt nicht mehr Strom durch die Induktivitäten,
Motoren und Trafos an sich, also selbst, sind wenig gefährdet.

Bei Motoren und auch Schaltnetzteilen werden (vor allem die X-) 
Entstörkondensatoren andauernd viel zu flankensteil umgeladen.

Bei Trafos wirkt auch sowieso nur die Streuinduktivität auf die
Flankensteilheit etwas glättend, und die Koppelkapazität von
primär zu sekundär sollte recht gering sein, wenn man erwartet,
daß er den Verbraucher wesentlich schützt. Gut geeignet wären
Mantelkerntrafos mit separierten (Mittelsteg) Wicklungen.

> Es geht darum, abzuschätzen, welche Geräte man besser auf gar keinen
> Fall an so einem Wechselrichter betreiben sollte.

Sachen mit Kondensatoren (auch in Entstörfiltern) leiden daran,
auch Kondensatoren von Kondensatormotoren.

Aber auf keinen Fall? Ist schwer zu sagen. Empfindlichere Teile
bzw. teurere Teile würde ich nicht daran betreiben wollen.

Als ich noch so einen hatte habe ich ein Entstörfilter nur aus
Stabkerndrosseln und Folienkondensator (von einem Motor) mit
den Drosseln direkt am Wechselrichter-Ausgang (!) benutzt, das
hat ein wenig geholfen.

von Paul H. (powl)


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Danke erst mal an alle, die geantwortet haben!

Kondensator schrieb:
> Die selbe U_RMS bringt nicht mehr Strom durch die Induktivitäten,
> Motoren und Trafos an sich, also selbst, sind wenig gefährdet.

Hm das stimmt, aber sorgt der verhältnismäßig große Oberwellenanteil 
hier nicht, dass die Ummagnetisierungsverluste größer werden? Oder sind 
die nicht so frequenzabhängig?

Kondensator schrieb:
> Bei Trafos wirkt auch sowieso nur die Streuinduktivität auf die
> Flankensteilheit etwas glättend

Wie wirkt die Streuinduktivität denn glättend? Ich dachte die 
Streuinduktivität kann man sich so vorstellen wie eine parasitäre 
Induktivität, die der idealen Primärseite des Trafos parallelgeschaltet 
ist und somit an der Sekundärseite einfach keine Wirkung erzeugt.

von Udo S. (urschmitt)


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Paul H. schrieb:
> Ich dachte die
> Streuinduktivität kann man sich so vorstellen wie eine parasitäre
> Induktivität, die der idealen Primärseite des Trafos parallelgeschaltet
> ist

Nein, schau dir das Ersatzschaltbild an:
https://de.wikipedia.org/wiki/Transformator#Realer_Transformator.

Ein idealer Übertrager überträgt ideal, das heisst er dämpft keinerlei 
höhere Frequenzen.
Ein Rechteck primär wird dann auch sekundär ein Rechteck.

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