Forum: PC Hard- und Software Corsair VS450 defekt - Alternativen, die was taugen o. reparieren?


von Gerald B. (gerald_b)


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Hallo,

knapp 4 Jahre nach Kauf ist eine Corsair PSU vom Typ VS450 heimgegangen. 
Dabei ist der PC relativ selten gelaufen und die Belastung mit einem AMD 
im FM2 Sockel hielt sich auch in Grenzen. Außer einer SSD und einem 
Blueray Combolaufwerk hatte der PC keine nennenswerte Perepherie.
Der Ausfall äußerste sich das die Lüfter unruhig liefen und kein Bild 
kam.
Das Netzteil will starten und macht alle 2 Sekunden einen Startversuch. 
Die Ausgangsspannungen pendeln. Auf der 12V Rail bricht die Spannung bis 
auf 10V ein, auf der 5V Rail gehen die Einbrüche bis 4,2V runter.
Die Elkos sehen unverdächtig aus.
Kennt jemand ein derartiges Verhalten und wo der Fehler liegen könnte?
Ich habe bisher eigentlich große Stücke auf Corsair gehalten. Deren PSUs 
sind im Betrieb auch flüsterleise.
Welche Netzteilmarke ist als haltbare und leise Alternative 
empfehlenswert?
Das ich keine Knallfrösche wie LC Power, Xilence usw. kaufe, ist mir 
klar. Was kann man nehmen und wo sollte man besser einen Bogen drum 
machen?
Bisher haben meine ATX Netzteile eher 7 Jahre und aufwärts gehalten.
Um so ärgerlicher ist es, das gerade im Media PC das Netzteil so übel 
verbaut ist, das man Ohrenarzt sein muß. Das Ding sitzt nicht an der 
Rückseite, sondern vorne und wird  an einen Winkel montiert, der dann 
seinerseits an der Front befestigt wird. Die Kaltgerätebuchse ist von 
hinten dann über das Mainboard hängend verlängert. Sehr eigenartige 
Konstruktion ;-)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Welche Messtechnik steht Dir für einen Reparaturversuch zur Verfügung? 
Trenntrafo und Oszilloskop? Ich würde es schade finden, das Netzteil 
aufzugeben, also wenn Du es aus irgend einem Grund nicht reparieren 
willst, dann übernehme ich gerne die Versandkosten bevor Du es in die 
Tonne kloppst.

Die Corsair sind eigentlich gar nicht so schlecht, ich hatte mit denen 
nur die üblichen Kondensator-Probleme (sekundärseitige Kondensatoren).

Wenn Du es reparieren willst, stelle zuerst sicher, daß das 
5V-Standby-Netzteil zuverlässig arbeitet. Wenn die 5V Standby nicht 
stabil sind, kann der ganze Rest vom Netzteil nicht laufen, da dieser 
Teil auch die Hilfsspannungen für die Regler des Hauptnetzteils 
bereitstellt. Also evtl. den 5V-Standby-Elko auf Verdacht tauschen und 
den Siebelko für den Regler dieses Netzteils. Das kostet nicht viel Zeit 
und Geld, solche Teile habe ich in Massen in der Restekiste. Vielleicht 
hast Du mit diesem simplen Versuch ganz ohne Messtechnik schon Erfolg.

Was man an Netzteilen nicht empfehlen kann sind definitiv BeQuiet. In 
dem Sortiment gibts's zwar auch viele gute, aber mir sind davon schon 
auffallend viele mit schweren Kondensator-Problemen untergekommen. 
Gerade erst letztens eines mit 1kW gehabt, da sind zwei 
parallelgeschaltete Primär-Zwischenkreiskondensatoren drin. Davon war 
einer mit 100nF gerade noch messbar, der andere hatte einen halben 
Zentimeter an Höhe gewonnen und der Wickel klapperte frei beweglich im 
Inneren herum. Messbar war da erwartungsgemäß nichts mehr und ich finde 
es erstaunlich, daß das Netzteil keinen weiteren Schaden davon genommen 
hat. Nach dem Austausch läuft's jetzt wieder problemlos.

Netzteile von Gigabyte kann man auch nicht empfehlen, mir passt deren 
"Strategie" und Kundenfreundlichkeit in Verbindung mit ihrem letzten 
750W Knallfrosch nicht. Da war denen ihr Profit deutlich wichtiger als 
Kundenzufriedenheit, obwohl da eigentlich nichts an der Situation zu 
retten war. Für einen so großen Hersteller geht das meiner Meinung nach 
gar nicht.

Wenn Du das Netzteil nicht stark belastest, such Dir was aus dem 
Office-Segment. Das sind nicht gerade Mega-1500W-Gamingkisten-Netzteile, 
aber sowas wie Seasonic oder Delta-"Platinen", auf denen Fujitsu oder 
Dell (Vorsicht Bauform) draufsteht, erledigen da viele Jahre sehr 
zuverlässig ihren Dienst. Da müssen die Lüfter erstmal an die 
Haltbarkeit des eigentlichen Netzteils herankommen.

Ansonsten tendiere ich immer zu Enermax. Die sind zwar recht teuer und 
ich kann nicht behaupten, daß sie völlig problemlos sind (zuweilen miese 
Lüfter und selten auch Elko-Pest), aber die lagen insgesamt sehr selten 
auf dem Basteltisch. OCZ habe ich auch eines, was seit vielen Jahren 
zuverlässig in meiner Spielekiste läuft und längere Zeit auch etwas mehr 
Last abbekommen hat.

von Helge (Gast)


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Vielleicht nur eine kalte Lötstelle im Bereich der PFC-Schaltung, müßte 
aktive PFC sein. Und schau mal nach, ob der NTC noch ganz ist, 
vermutlich fettes schwarzes Teil.

von Gerald B. (gerald_b)


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Hallo,

erstmal vielen Dank für die ausführliche Info. DSO ist prinzipiell 
vorhanden, allerdigs muß ich mich mit dem Ding erst einarbeiten. Ist 
doch was anderes, als ein alter analoger 1 Strahl-Oszi ;-)
Trenntrafo ist prinzipell "bare Metal" vorhanden... ich wollte da schon 
immer mal was bauen...
Erstmal habe ich ein altes 300W FSP Netzteil in die Kiste reingehängt. 
Dessen Geräuschpegel ist ebenfalls ohrenschonend.
Parallel dazu habe ich die alte PSU mal aufgemacht. 1x das PSU Board im 
Überblick. Dann ist mir in (Corsair_1) festgehalten, das TNY IC, für die 
Hilfsspannung aufgefallen. Dessen Elko ist direkt neben dem KK und damit 
ein erster Wechselkandidat.
Auf der kleinen Huckepackplatine ist mir als Supervisor IC dann der 
WT7527 über den Weg gelaufen. Für den gibts sogar ein Datenblatt in 
englisch :D
https://datasheetspdf.com/pdf-file/623995/Weltrend/WT7527/1
Das ist zwar nur eine AppNote und kein ganzer Schaltplan fürs Netzteil, 
aber prinzipiell erstmal ein Anfang, wo man ansetzen kann.

von Gerald B. (gerald_b)


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Hm, ohne Last ist die 5V Schlafspannung stabil. Mit auf Masse gebrücktem 
PS_on startet das Netzteil, als sei nie etwas gewesen und die 
Ausgangsspannungen sind ebenfalls erzstabil.
Mit auf Masse gebrücktem PS_on startet das Netzteil, als sei nie etwas 
gewesen.
Ein altes Core I7 920 Brett (Sockel 1366) lässt die 12V auf 9V, die 
anderen Spannungen ebenfalls auffallend nahe auf Wurzel 2 des 
Nominalwertes einknicken. Ich werde mir mal den Primärelko vom 
Zwischenkreis angucken.
Hah, Bingo, 297V AC im Leerlauf, unter Last kann sich das DVM nicht 
zwischen AC und DC entscheiden :D

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Der NTC ist auffallend klein. Ich würde prüfen, ob noch beide Zweige des 
Gleichrichters OK sind: Mim Labornetzteil bissel Spannung drauf, müßte 
was am Elko ankommen. Bei vertauschen gleich hoch.

von Gerald B. (gerald_b)


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Yess, es gibt wieder Lebenszeichen von sich.
Der Primärelko war ein Teapo 270µ 400V - aber nur eine 85° Ausführung.
Auf die Schnelle hatte ich nur 220µ 400V Samxon - aber in 105°
Ich werde nochmal in Ruhe gucken, was TME so hat und den gegen Einen mit
330µ tauschen, wenn es platzmäßig passt. Solange das Netzteil zerlegt
ist, ist das kein Ding. Nur habe ich keine Lust, in 2 Jahren wieder das
Teil zu zerlegen.
Die Dioden der Graezbrücke habe ich über den Diodentest schon
durchgeklingelt. Alle 4 tun, was sie sollen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Was sagt die Kapazitätsmessung zu dem Elko?

Hatte das erst letztens bei einem 1000W bequiet, da sind zwei solcher 
Elkos drin, einer hatte noch 100nF oder so und der andere war nicht mehr 
messbar weil er etwa einen halben Zentimeter an Höhe gewonnen hatte und 
der Wickel frei im Inneren herumklapperte. Eigentlich ist's ein Wunder, 
daß der Rest vom Netzteil das überstanden hat, läuft nach dem Austausch 
wieder.

von No Y. (noy)


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Seasonic und Super Flower. Das sind die beiden Netzteil "OEM" mit sehr 
guter Haltbarkeit. Sofern man nicht die billigste Serie kauft..

Gibts auch als Passiv / Semi Passiv und hoch bis Titanium zertifiziert.

Bisher immer verbaut wenns gut und lange laufen soll.

von zyxwv (Gast)


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Wozu sind eigentlich die 2 x 4 gefrästen Querschlitze in den Kühlkörpern 
gut? Dadurch wird doch deren Oberfläche deutlich kleiner.
Luft-Verwirbelung?

> Nur habe ich keine Lust, in 2 Jahren wieder das Teil zu zerlegen.
Dann würde ich zumindest den C auf der Sekundärseite der 5Vsb 
prophylaktisch tauschen.
Kostet wenig und bringt viel. In gefühlt jedem zweiten Netzteil ist 
dieser defekt.

von Gerald B. (gerald_b)


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Ben B. schrieb:
> Was sagt die Kapazitätsmessung zu dem Elko?

Hab gerade meinen Elko-Tester vorgekramt. Von 270µ ist nicht mal eins 
mehr messbar. Also Restkapazität allenfalls im nF Bereich.

von Gerald B. (gerald_b)


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So, habe den defekten Primärelko (Teapo 270µ 400V 85°) durch einen Teapo 
330µ 400V 105° getauscht. Der ist zwar im Durchmessser geringfügig 
größer, passt aber drauf. Das Netzteil rennt wieder, wie die Hölle. Habe 
einen Stresstest als Loop laufen lassen.
Gerade an dieser Stelle eine 85° Ausführung einzubauen, grenzt schon an 
geplante Obsoleszenz. Sieht man sich mal ganz genau das Foto an, so 
sieht man im oberen Teil eine PET Folie, ich habe deren Kante mal gelb 
markiert. Diese Folie soll den Berührungsschutz des Primärteils 
sicherstellen.
Allerdings schirmt sie auch den darunterliegenden Bereich gegen den 
Lüfter ab. Und genau dort ist der Elko!

zyxwv schrieb:
> Wozu sind eigentlich die 2 x 4 gefrästen Querschlitze in den Kühlkörpern
> gut? Dadurch wird doch deren Oberfläche deutlich kleiner.
> Luft-Verwirbelung?

Nee, die Oberfläche wird dadurch größer (pro Schlitz 2 Stirnseiten). 
Außerdem kann die Luft, die von oben vom Lüfter in den KK geblasen wird, 
so auch niedriger gelegene Teile, wie Elkos und ICs überstreichen und 
besser zirkulieren.
Sonst könnte sie nur in den Rinnen der KK entlang ;-)

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