Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Echte Erdung von GND an Schaltnetzteil (ja/nein/wie erreichen)


von Sebastian P. (sebastianp)


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Hallo!

Wahrscheinlich dreht sich bei einigen von euch gleich der Magen um, aber 
trotzdem möchte ich das fragen:

Ich betreibe eine Lüftungsanlage in einer großen Kalthalle (gemietet), 
in der die Zuleitung als TN-C System realisiert ist. Die Aufteilung in 
PE und N findet direkt vor unserem Stromzähler in der Kalthalle statt. 
Eine klassische Potenzialausgleichsschiene gibt es nicht. Dafür läuft 
eine große Gasleitung in einer Höhe von 5,50m in der Halle lang, die 
offenbar an irgendeinem Punkt mit dem PE verbunden ist. Der Widerstand 
zwischen PE und der Gasleitung ist jedenfalls 0. Insofern gehe ich davon 
aus, dass die Gasleitung irgendwie eine Art große 
Potenzialausgleichsschiene darstellt.

Für die Lüftungsanlage habe ich nun einen CAN-Bus realisiert, der 
aktuelle Statusinformationen austauscht. Als ich gestern Abend  einen 
weiteren Sensor dem Strang hinzufügen wollte, fiel mir auf, dass ich 
permanent "einen gewischt" bekam. Meine Messung ergab dann eine 
Wechselspannung von rund 72V zwischen PE und GND meines Schaltnetzteils, 
das alle Geräte auf dem Bus mit Strom und natürlich Ground versorgt.

Subjektiv ist mir das etwas viel Spannung, weil ich keine Schmerzen 
haben möchte, wenn ich mal einen der Sensoren öffne und da mal etwas 
anfasse.

Meine Idee war jetzt zuerst den PE über ein irgendwie dimensioniertes 
RC-Glied mit dem GND meiner CAN-Bus Geräte zu verbinden (direkt am 
Netzteil). Irgendwie ist mir dabei aber nicht so richtig wohl. Zweite 
Idee war, den GND mit einer Stahlstütze der Hallenwand zu verbinden, die 
wahrscheinlich in die Erde geht, um eine andere Erdung als den PE zu 
bekommen. Dritte Idee war, das Netzteil (Hutschiene, Kunststoff, also 
nur L und N auf der Primärseite) gegen ein anderes zu tauschen, da ich 
noch nicht ganz ausschließen kann, dass das Netzteil selbst der 
Übeltäter ist.

Ist irgendeine der Ideen aus eurer Sicht sinnvoll?

Viele Grüße!

von Gerald K. (geku)


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Welche Schutzklasse besitzt der Netzteil?

von Sebastian P. (sebastianp)


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Gerald K. schrieb:
> Welche Schutzklasse besitzt der Netzteil?

Das ist ein Meanwell HDR, müsste also Schutzklasse II sein

von MaWin (Gast)


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Sebastian P. schrieb:
> Ist irgendeine der Ideen aus eurer Sicht sinnvoll?

Nein,

Sebastian P. schrieb:
> Subjektiv ist mir das etwas viel Spannung

Es geht nicht um die Spannung, sondern den Strom, und der ist so gering, 
dass er nicht schadet.

Es ist völlig normal bei SELV Kleinspannungsnetzteilen, dass eine 
kapazitive Kopplung zur halben Netzspannung besteht. Nur PELV hat 
geerdete Ausgangsspannung. Du kannst GND deiner 
Sensorspannungsversirgung mit dem Schutzleiter der Steckdose verbinden. 
Dann liegen da halt 230V drauf, wenn jemand (oder der Draht an 
dercKlemme abfault) die PEN Zuleitung zu eurer Halle unterbricht aber L 
noch dran bleibt. Das halte ich für keinen Sicherheitsgewinn.

Die Einbeziehung von Gasrohren in den Schutzleiter war früher 
Vorschrift, ist aber so weit ich weiss seit März 2002 verboten - ohne 
Bestandsschutz, musste also aufgehoben werden.

Beitrag #7086803 wurde von einem Moderator gelöscht.
von PC-Freak (Gast)


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Sebastian P. schrieb:
> fiel mir auf, dass ich
> permanent "einen gewischt" bekam. Meine Messung ergab dann eine
> Wechselspannung von rund 72V zwischen PE und GND meines Schaltnetzteils,

Nimm doch mal nen 470 (220 K) K-Widerstand, und schau, ob die 72V 
Spannung 'zusammenbricht'
Bricht diese zusammen, kommt die warscheinlich aus dem Schaltnetzteil.

Bricht diese nicht zusammen, liegt ein Fehler vor.

von Helge (Gast)


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TN-C ist häufig für Versorgungsleitungen. Wichtig ist, daß alle PE, 
Kabeltrassen, Rohre usw. in deinem Bau das gleiche Potential haben. Wenn 
keine Potentialausgleichsschiene existiert, bauste halt eine dazu - oder 
benutzt ersatzweise eine Hutschiene TS35x15 ungelocht, und PE-Klemmen in 
deinem Schaltschrank. Der äquivalente Kupferquerschnitt so einer Schiene 
ist  bei allen Herstellern >120mm².

von Gerald K. (geku)


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Sebastian P. schrieb:
> Das ist ein Meanwell HDR, müsste also Schutzklasse II sein

Vielleicht gibt es Ableitungströme über die Funkentstörmassnahmen im 
Steckernetzgerät. Solange der maximale Ableitestrom nicht überschritten 
wird, ist es ok. Aber es kann schon kribbeln, vielleicht hikft der 
zweite Link weiter.

https://www.elektrikforen.de/threads/spannung-gegen-gnd-bei-schutzklasse-ii.14564/

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Funktionserdung

von Gerald K. (geku)


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PC-Freak schrieb:
> Nimm doch mal nen 470 (220 K) K-Widerstand, und schau, ob die 72V
> Spannung 'zusammenbricht'
> Bricht diese zusammen, kommt die warscheinlich aus dem Schaltnetzteil.

Man kann natürlich den Ableitestrom messen. Mulitimeter im ac mA 
Bereich.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ableitstrom#Grenzwerte

von Karl B. (gustav)


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Sebastian P. schrieb:
> Als ich gestern Abend  einen
> weiteren Sensor dem Strang hinzufügen wollte, fiel mir auf, dass ich
> permanent "einen gewischt" bekam. Meine Messung ergab dann eine
> Wechselspannung von rund 72V zwischen PE und GND meines Schaltnetzteils,
> das alle Geräte auf dem Bus mit Strom und natürlich Ground versorgt.

MaWin schrieb:
> Es geht nicht um die Spannung, sondern den Strom, und der ist so gering,
> dass er nicht schadet.
> Es ist völlig normal bei SELV Kleinspannungsnetzteilen, dass eine
> kapazitive Kopplung zur halben Netzspannung besteht.

Hatten wir schon mal:
Beitrag "Re: Netzteil Elektromagnetische Strahlung"
Lösungsvorschlag:
Um den Ableitstrom zumindest so weit zu reduzieren, das er nicht mehr 
als störend empfunden wird, kann man einen passenden Kondensator 
zwischen GND und PE einfügen.
Und Masseschleife durch direkte, galvanische Verbindung von GND und PE 
werden durch den C auch unterbrochen.

ciao
gustav

von Ralf Schmitz (Gast)


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Karl B. schrieb im Beitrag #7087122
> Und Masseschleife durch direkte, galvanische Verbindung von GND und PE
> werden durch den C auch unterbrochen.

Hmmm? Wie sollte denn ein parallelgeschalteter C eine DC-Verbindung
unterbrechen? Da kann ich Dir nicht folgen. Bitte um Erläuterung.

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