Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hochspannungsverbundnetz: Teilnetze synchronisieren


von Peter M. (r2d3)


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Hallo,

nach Betrachten dieses etwas überdramatisierten Videos über das 
Synchronisieren eines Wasserkraftwerks mit dem Netz

https://www.youtube.com/watch?v=xGQxSJmadm0

frage ich mich, was man eigentlich macht, wenn das europäische 
Verbundnetz, wie schon in der Vergangenheit passiert, in zwei oder 
mehrere Teilnetze zerfällt und man diese Netze wieder zusammenschalten 
will. Für die Teilnetze gibt es ja vermutlich keine globale 
"Bedienkonsole", mit der man die Frequenzen nachregeln kann, oder?

: Bearbeitet durch User
von Nautilus (Gast)


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Die Physik gilt für das kleine Wasserkraftwerk genau so wie für 
Überlandnetze. Ohne Frequenz und Phasengleichheit lassen diese sich 
nicht zusammenschalten. Gleichzeitig bedingen sehr lange Leitungen eine 
Phasenverschiebung, die beim Zusammenschaltung der Netze über mehrere 
Verbindungspunkte beachtet werden muss. Ein Verbundnetz nach einem Black 
Out Hoch zu fahren dürfte viele Stunden dauern. Gleichzeitig müssen die 
Kommunikationsverbindungen der Netzleittechnik  funktionieren. Die 
Drehzahl der Turbinen für die Generatoren in Großkraftwerken lässt sich 
über die Netzleittechnik steuern und an einen zentralen Frequenzgeber 
anpassen. Probleme gibt es mit den Wechselrichtern der erneuerbaren 
Energien (Wind und Solar). Diese Synchronisieren sich selbstständig an 
das Netz. Theoretisch kann das zu Regelschwingungen führen, die die 
Frequenz des Netzes schwanken lassen. Getestet hat das bisher niemand. 
Der letzte Schwarzfall war vor 43 Jahren im Winter 1978/1979. Da wurde 
aber alles von Hand wieder hochgefahren.

Doch sind wir sachlich, kritisch und optimistisch wie Immer.
Getreu des Mottos des Schriftstellers Karel Čapek "Solche Erfolge haben 
nur deutsche Molche" (aus "Krieg der Molche")

von Wühlhase (Gast)


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Peter M. schrieb:
> rage ich mich, was man eigentlich macht, wenn das europäische
> Verbundnetz, wie schon in der Vergangenheit passiert, in zwei oder
> mehrere Teilnetze zerfällt und man diese Netze wieder zusammenschalten
> will.

Die getrennten Netzsegmente erstmal als eigene Netze betreiben und 
nacheinander genauso zusammenfahren wie in dem Video. Ich habe das Video 
nicht gesehen und will mir das jetzt auch nicht anschauen, aber wir 
haben im Studium mal einen sehr netten Versuch dazu gemacht und einen 
kleinen Synchrongenerator (2kW oder so9 als Netzeinspeiser an das Netz 
zugeschaltet.

Mit Teilnetzen funktioniert das ganz genauso: Spannung, Phasenwinkel, 
und -richtung usw. muß auf allen drei Leitern passen und beide Seiten 
auf exakt derselben Frequenz laufen.
Ansonsten kracht es ziemlich heftig.
Und es dauert recht lange, weil du es mit sehr trägen, undynamischen 
Systemen zu tun hast.

Ach ja...der Betrieb als Teilnetz ist natürlich nur möglich, wenn 
innerhalb dieses Teilnetzes genug regelbare Leistung vorhanden ist. Ein 
Umstand, der die sog. "Energiewende" noch interessanter macht.

Einen Synchrongenerator ans Netz anzuschließen und einer dieser 
Betriebsparameter liegt außerhalb recht enger Toleranzen, zieht dessen 
vollständige Zerstörung und die seiner Umgebung nach sich. Irgendwo muß 
die Energie ja hin, die dann unkontrolliert umherpendelt. Da gab es im 
Skript meines E-Maschinenprofessors ein sehr eindrückliches Bildchen 
dazu.

von Clemens S. (zoggl)


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von Udo S. (urschmitt)


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Das schitzophrene dabei ist, dass genau die Leute die ständig Blackouts 
und Zerfall des Stromnetzes schwarzmalen kein Problem haben dass 
dieselben Unternehmen die hier so "unfähig" agieren (geplante 
Abschaltung einer Leitung) ein AKW (bzw. viele) so sicher betreiben 
können dass selbst unvorhersehbare Fehler nicht passieren können.

von oszi40 (Gast)


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Udo S. schrieb:
> dass selbst unvorhersehbare Fehler nicht passieren können.

In Fukushima fehlt bloß "etwas Strom"? Die Kühlung der Reaktoren wurde 
unterbrochen. Die Folgen: Es kam zu einer Kernfreilegung und daraufhin 
zu einer Kernschmelze.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Wühlhase schrieb:
> Einen Synchrongenerator ans Netz anzuschließen und einer dieser
> Betriebsparameter liegt außerhalb recht enger Toleranzen, zieht dessen
> vollständige Zerstörung und die seiner Umgebung nach sich. Irgendwo muß
> die Energie ja hin, die dann unkontrolliert umherpendelt. Da gab es im
> Skript meines E-Maschinenprofessors ein sehr eindrückliches Bildchen
> dazu.

Es gibt eine Bildersammlung aus einem Kraftwerk, in dem eine 
unzureichend gewartete Turbine mit Generator gegenphasig auf das 
Stromnetz aufgeschaltet wurde. Der Rotor des Generator kullerte 
daraufhin einmal durch das Kraftwerksgebäude, d.h. er durchbrach dabei 
auch mehrere Wände und pflügte auch mehrere Schaltschränke nieder. Solch 
eine Eskalation war wohl vor allem deswegen möglich, weil im Laufe der 
Jahre etliche Bolzen oder deren Muttern aus den Lagerböcken 
herausvibriert waren.

Und das ganze war noch ein eher "kleiner" Generator mit 50 MW.

von Martin H. (horo)


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Andreas S. schrieb:
> Der Rotor des Generator kullerte
> daraufhin einmal durch das Kraftwerksgebäude

aka „Wie man aus einem Läufer einen Springer macht.“

von Abbey (Gast)


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Martin H. schrieb:
> Andreas S. schrieb:
>> Der Rotor des Generator kullerte
>> daraufhin einmal durch das Kraftwerksgebäude
>
> aka „Wie man aus einem Läufer einen Springer macht.“

nicht lustig

von Tef (Gast)


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Peter M. schrieb:
> Hallo,
>
> nach Betrachten dieses etwas überdramatisierten Videos über das
> Synchronisieren eines Wasserkraftwerks mit dem Netz
>
> https://www.youtube.com/watch?v=xGQxSJmadm0

Ob es diese Console schon vor dem Krieg gab?

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Wühlhase schrieb:
> Einen Synchrongenerator ans Netz anzuschließen und einer dieser
> Betriebsparameter liegt außerhalb recht enger Toleranzen, zieht dessen
> vollständige Zerstörung und die seiner Umgebung nach sich. Irgendwo muß
> die Energie ja hin, die dann unkontrolliert umherpendelt. Da gab es im
> Skript meines E-Maschinenprofessors ein sehr eindrückliches Bildchen
> dazu.

Mir ist völlig klar, dass die Phasenlage exakt passen muss, wenn man den 
Generator mit dem Netz koppelt.
Nach der Kopplung ist der Generator phasensynchron mit dem Netz.
Deswegen muss zum Schaltzeitpunkt auch die Frequenz (bzw. die 1. 
Ableitung der Phasenabweichung) stimmen, da sonst kurzzeitig erhebliche 
Drehmomente/Leistungen entstehen.
Dass man da etwas Fingerspitzengefühl braucht, weil der Generator 
praktisch frei läuft - ok.

Was ich bisher nicht verstanden habe:
Warum macht man die Kopplung nicht 2-stufig?
D.h. wenn man die Phase hat, aber noch etwas um den 0-Punkt pendelt, 
schaltet man in einem ersten Schritt 3 leistungsfähige Widerstände zum 
Netz. Die würden dann ein Moment richtung 0-Punkt erzeugen, 
Pendelbewegungen würden durch die Widerstände gedämpft. Noch besser 
wären vermutlich Kaltleiter, Heizdrähte oder große Glühbirnen. Da würde 
die Kopplung fester, je näher man an der 0 dran ist.

Ist das eine blöde Idee? Zu teuer? Oder wird moderne Regelungstechnik 
verwendet, so dass die Kopplung wie im Video ein eher historisches 
Problem ist?

von Oliver S. (oliverso)


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Tilo R. schrieb:
> Oder wird moderne Regelungstechnik
> verwendet, so dass die Kopplung wie im Video ein eher historisches
> Problem ist?

Nee, da sitzt heute noch bei jedem Zuschalten eines GW-Blocks aktueller 
Kraftwerke ein schwitzender Techniker am Bedienpult, und versucht, den 
entschiedenen Knopf im entscheidenden Moment zu drücken, wenn alle 
Zeiger in den Uhren den richtigen Wert anzeigen ;)

Oliver

von H. H. (Gast)


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Oliver S. schrieb:
> Tilo R. schrieb:
>> Oder wird moderne Regelungstechnik
>> verwendet, so dass die Kopplung wie im Video ein eher historisches
>> Problem ist?
>
> Nee, da sitzt heute noch bei jedem Zuschalten eines GW-Blocks aktueller
> Kraftwerke ein schwitzender Techniker am Bedienpult, und versucht, den
> entschiedenen Knopf im entscheidenden Moment zu drücken, wenn alle
> Zeiger in den Uhren den richtigen Wert anzeigen ;)

Die Zeit der Messerschalter ist aber vorbei...

von Dergute W. (derguteweka)


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Oliver S. schrieb:
> Nee, da sitzt heute noch bei jedem Zuschalten eines GW-Blocks aktueller
> Kraftwerke ein schwitzender Techniker am Bedienpult, und versucht, den
> entschiedenen Knopf im entscheidenden Moment zu drücken, wenn alle
> Zeiger in den Uhren den richtigen Wert anzeigen ;)

Warum gibts da noch keinen Arduino-Shield dafuer?

scnr,
WK

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Vielleicht wird der Generator durch irgendeine Spezialkonstruktion als 
teilweise Asynchronmaschine gefahren.

Ist halt nicht gerade uC.net Themenbereich.

von H. H. (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Vielleicht wird der Generator durch irgendeine Spezialkonstruktion
> als
> teilweise Asynchronmaschine gefahren.

Z.B. doppelt gespeiste Asynchronmaschine.


> Ist halt nicht gerade uC.net Themenbereich.

Weder Mikro noch Controller.

von Franz D. (hasenkinder3)


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Das Synchronoskop schaltet nur dann, wenn die Sinuskurven in dem 
Augenblick exakt überein stimmen. Wenn beide Teilnetze mit exakt 
gleicher Frequenz laufen wird es dazu nie kommen, da beide Kurven IMMER 
hinter/voreinander herlaufen. Es muß  immer ein kleiner 
Frequenzunterschied vorhanden sein um im gleichzeitigem Nulldurchgang zu 
schalten.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Die momentane Phasengleichheit reicht aber nicht aus. Die Maschine 
könnte ja gerade beschleunigen. Es muß also auf mehreren Ebenen 
verglichen werden.

von Volker S. (sjv)


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von Wolfgang (Gast)


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oszi40 schrieb:
> In Fukushima fehlt bloß "etwas Strom"?

Beim Erbauer der Anlage (General Electric) fehlte entweder die 
Vorstellung, dass Japan in einer Erdbebenzone liegt, in der es in 
historischer Zeit häufiger zu Tsunamis gekommen ist, die deutlich höher 
als an US-Kraftwerkstandorten waren oder sie wurde aus kommerziellen 
Gründen ignoriert. Kritiklose Übernahme des Konzeptes für den 
Aufstellungsort der Notstromdiesel führte dann zum erbärmlichen Absaufen 
der Notversorgung.

von Wühlhase (Gast)


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Tilo R. schrieb:
> Was ich bisher nicht verstanden habe:
> Warum macht man die Kopplung nicht 2-stufig?
> D.h. wenn man die Phase hat, aber noch etwas um den 0-Punkt pendelt,
> schaltet man in einem ersten Schritt 3 leistungsfähige Widerstände zum
> Netz. Die würden dann ein Moment richtung 0-Punkt erzeugen,
> Pendelbewegungen würden durch die Widerstände gedämpft. Noch besser
> wären vermutlich Kaltleiter, Heizdrähte oder große Glühbirnen. Da würde
> die Kopplung fester, je näher man an der 0 dran ist.
>
> Ist das eine blöde Idee? Zu teuer? Oder wird moderne Regelungstechnik
> verwendet, so dass die Kopplung wie im Video ein eher historisches
> Problem ist?

Es wird schon moderne Regelungstechnik verwendet. Es gibt für die 
Frequenz-Differenzmessung übrigens eine solche Schaltung, suche mal nach 
Dunkelschaltung oder Hellschaltung.

Aber zu deinem Vorschlag mit den Synchronisierungswiderständen: Hast du 
eine Idee, wo du mit der ganzen Wärme hin willst? "Ein bisschen 
Leistung" muß da schon drüber damit so ein Generator auch an der Welle 
reagiert. Wenn du 10% des Drehmoments von einem winzigen 50MW-Generators 
bedienen willst, mußt du schon 5MW verheizen. Mit einem Teil davon 
könntest du vielleicht die örtlichen Schwimmhallen heizen, aber nur mit 
einem Teil davon, sonst machst du aus den Badenixen Suppe.

Und selbst wenn du solche Widerstände hast: Einen Generator fährst du 
ans Netz an, wenn du Energie einspeisen willst. Über solche 
Synchronisierungswiderstände würdest du aber möglicherweise erstmal noch 
zusätzliche Last ans Netz bringen und in besonders eiligen Situationen 
das Netz erstmal noch weiter destabilisieren.
Alles nicht so schön.


Abdul K. schrieb:
> Vielleicht wird der Generator durch irgendeine Spezialkonstruktion
> als teilweise Asynchronmaschine gefahren.

Ja und nein. Ernstzunehmende Synchrongeneratoren kannst du meines 
Wissens nach nicht als Asynchronmaschine fahren.

Solche Generatoren besitzen allerdings dennoch eine Asynchronwicklung, 
sogenannte Dämpferstäbe, im Rotor, um Generatorpendelungen gegenüber dem 
Netz zu unterdrücken.


Abdul K. schrieb:
> Ist halt nicht gerade uC.net Themenbereich.

Ist ja kein Grund, solche Fragen hier nicht zu stellen. Genauso wie z.B. 
Fragen über Enten (und damit meine ich nicht die Yussufenten).

von Wühlhase (Gast)


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Ach ja, das Wichtigste habe ich glatt vergessen. 
Synchronisierungswiderstände sind noch aus einem ganz anderen Grund eine 
ganz, ganz schlechte Idee.

Würdest du einen Synchrongenerator – auch mit Widerständen dazwischen – 
asynchron am Netz betreiben, hättest du einen ständigen 
Drehmomentwechsel. Die Maschine würde abwechselnd im Motor- und dann 
wieder im Generatorbetrieb arbeiten, und diese Wechsel würde mit der 
Differenzfrequenz zwischen Netz und Maschine stattfinden.

Selbst wenn das Drehmoment an sich durch Strombegrenzung niedrig 
gehalten wird (zu niedrig darfs ja auch nicht sein, sonst würde es ja 
nix bringen), würden dir die ständigen Wechsel wahrscheinlich nicht nur 
den Generator, sondern den kompletten Turbosatz nebst Dampfturbine (oder 
was den Generator sonst antreibt) zu Klump zerhauen.

Die Lastwechsel hast du dann aber nicht nur in der Maschine, sondern 
auch im Netz, und damit könnte es möglicherweise passieren, daß du noch 
ganz andere Schwingungen wie z.B. zwischen zwei Generatoren anregst. Es 
gibt im Verbundnetz manchmal den Fall, daß zwei Generatoren sich 
gegenseitig aufschwingen und ihre Leistung abwechseln hoch- und 
runterfahren, wobei ein Generator in Hamburg und der andere in Athen 
steht oder so.
Jedenfalls willst du solche frequenten Lastwechsel nicht im Netz haben.

Vor allem aber würdest du mit Synchronisationswiderständen kaum etwas 
erreichen. Das Netz würde den Generator nicht irgendwann "mitnehmen", 
bzw. würde das nur bei einer sehr geringen Synchronitätsabweichung noch 
funktionieren da annähernd genausoviel Energie ab- wie aufgenommen wird 
beim Wechsel von Generator- zu Motorbetrieb und die Differenz einfach 
nicht ausreichen würde, um den Generator zu beschleunigen.

von Volker S. (sjv)


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Tilo R. schrieb:
> Was ich bisher nicht verstanden habe:
> Warum macht man die Kopplung nicht 2-stufig?
> D.h. wenn man die Phase hat, aber noch etwas um den 0-Punkt pendelt,
> schaltet man in einem ersten Schritt 3 leistungsfähige Widerstände zum
> Netz.
Hat man gemacht aber nicht mit Widerständen, sondern mit einer Drossel,
gab es früher bei Schiffs-Bordnetzen. Der Suchbegriff dazu müßte 
Drosselsynchronisierung sein.

von Volker S. (sjv)


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Peter M. schrieb:
> nach Betrachten dieses etwas überdramatisierten Videos über das
> Synchronisieren eines Wasserkraftwerks mit dem Netz
>
> https://www.youtube.com/watch?v=xGQxSJmadm0
>
> frage ich mich, was man eigentlich macht, wenn das europäische
> Verbundnetz, wie schon in der Vergangenheit passiert, in zwei oder
> mehrere Teilnetze zerfällt und man diese Netze wieder zusammenschalten
> will.
Das ist die primitivste Möglichkeit der Synchronisierung mit einer 
Hell-Dunkelschaltung. Bei Dunkel ist die Differenzspg. =0. Damit man 
Dunkel von defekt unterscheiden kann werden wie hier auch immer 2 Lampen 
verwendet.
Sowas gibt es in der EU vielleicht noch bei einigen kleinen 
Privat-Kraftwerken im kW Bereich. Die einfachsten elektronischen Geräte 
sind sogenannte Synchro-Check Geräte, die eine Fehlsynchronisierung 
verhindern.

Stand der Technik ist aber sowas:
https://new.siemens.com/de/de/produkte/energie/energieautomatisierung-und-smart-grid/schutztechnik/siprotec-4/parallelschaltgeraet/parallelschaltgeraet-siprotec-7ve6.html

von Peter D. (peda)


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In einem Verbund muß aber immer ein Generator der Master sein, der die 
Frequenz vorgibt. Ansonsten würde sich die Generatoren gegenseitig 
hochschaukeln. Z.B. 3 Generatoren versuchen je 1GW einzuspeisen, das 
Netz nimmt aber nur 2,9GW ab.

von Wühlhase (Gast)


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Peter D. schrieb:
> In einem Verbund muß aber immer ein Generator der Master sein, der die
> Frequenz vorgibt.

Diese "Masterrolle" hat immer das Netz selbst, da alle Generatoren stets 
synchron zum Netz laufen (deshalb ja der Name). Ist der Generator einmal 
ans Netz geschaltet, kann er seine Drehzahl nicht mehr ändern wenn sich 
die Netzfrequenz nicht ändert. Ändert sich die Netzfrequenz, ändert sich 
die Drehzahl des Generators zwangsweise mit.

Deshalb ist es ja immer so wichtig, möglichst dicht an 50Hz zu bleiben, 
dann weiß jede Generatorregelung auch so, ob sie Gas geben oder 
zurücknehmen muß.

von food2shit (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Und das ganze war noch ein eher "kleiner" Generator mit 50 MW.

Och, die Gelegenheit sich in dieser 'exotischen' Kategorie "Zerlegung 
eines Kraftwerkes durch schlamperei" einen weltrekord zu setzen hat sich 
der russki nicht nehmen lassen und in  der Klasse "Turbinenleistung bis 
640 MW" 2009 geholt:

https://media1.faz.net/ppmedia/video/3516132514/1.850161/article_multimedia_overview/der-turbinenraum-des.jpg

OK, hier lag es nicht an der Synchronisation, aber auch hier waren 
'ausgeleierte Lager u.ä.' mitverantwortlich:

https://de.wikipedia.org/wiki/Sajano-Schuschensker_Stausee#Unfall_im_August_2009

von Wühlhase (Gast)


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food2shit schrieb:
> OK, hier lag es nicht an der Synchronisation, aber auch hier waren
> 'ausgeleierte Lager u.ä.' mitverantwortlich:

Naja, der Wikipediaartikel ist da etwas uneindeutig. Laut dem sind 
Ermüdungsbrüche in Haltebolzen zwar im offiziellen Untersuchungsbericht 
als Ursache untersucht worden, aber nicht plausibel.
Eher ein Druckstoß aufgrund Kavitation.

Beitrag #7097273 wurde von einem Moderator gelöscht.
von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Doch das übliche, ohne Netzverbindung mit Wasserkraft im Leerlauf 
hochdrehen, auf 60Hz und wenn dann Frequenz und Phase stimmt, Netz 
koppeln und anschliessend ordentlich Wasser geben, zum Strom erzeugen...

Beitrag #7097297 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Wühlhase (Gast)


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Stopfer f. Erinnerungslücken schrieb im Beitrag #7097297:
> IMHO ist die Darstellung von Druckstoss (über die Bemessungsvorgaben
> hinaus) wegen Kavitation wenig plausibel. Kavitation erzeugt Gas(Dampf),
> das bekanntlich kompressibel ist, während eine Stosswelle im Wasser
> gerade deswegen verheerend ist, weil Flüssigkeiten nicht kompressibel
> sind.

Auch wenn ich kein Kenner von Wasserkraftanlagen in: So ganz richtig ist 
das nicht. Kavitation erzeugt zuerst einen Hohlraum mit gewaltigem 
Unterdruck, und wenn das Wasser zum Druckausgleich nacheilt gibt es eine 
Druckwelle mit sehr hoher Amplitude. Und wenn das oft auf kleinem Raum 
an immer derselben Stelle geschieht, dann werden Turbinenschaufeln 
angeknabbert.

Im Wikipediaartikel wird aber von einer großen Kavitationsblase im 
Wasserzulauf geschrieben, der Unterdruck hat über relativ lange Zeit 
Wasser in Richtung der Turbine beschleunigt, und das hat dann sämtliche 
Maschinen aus ihrer Verankerung gerissen:

> Der genaue Grund für das spektakuläre Versagen von Einheit 2 konnte nicht
> bis ins Letzte geklärt werden. Der Abschlussbericht von Rostekhnadzor,
> Russlands technischem Überwachungsdienst, konzentrierte sich auf die
> Haltebolzen des Turbinenkopfdeckels, die durch Ermüdungsbruch
> vorgeschädigt waren. Er ging aber nicht darauf ein, wie die ähnlich
> gelagerten Schäden von Block 7 und 9 entstanden, die keine solchen
> Vorschäden an den Kopfdeckelbolzen aufwiesen. Selbst der Wasserdruck aus
> Oberwasser und Unterwasser hätte wohl nicht ausgereicht, um die etwa 1500
> Tonnen schwere Maschine explosionsartig aus ihrem Sitz zu heben. Im
> Betrieb sorgte zudem die Strömung im Turbinenrad für eine
> abwärtsgerichtete Kraft, so dass selbst beim Totalversagen der
> Haltebolzen zwar eine Undichtigkeit aufgetreten wäre, aber keine
> beschleunigende Kraft in der beobachteten Größenordnung. Ein
> Erklärungsansatz ist ein Kavitationsschlag im 35 m langen Saugrohr: durch
> schnelles Zufahren der Leitschaufeln wurde die Wasserströmung abgebremst
> (Systemzustand beim Unfall 256 m³/s Volumenstrom bei 8,3 m/s) und es kam
> zu einer Trennung der Wassersäule unterhalb der Turbine, die wegen
> Kavitationsproblemen durch Vibrationen belastet war. Für geschätzte 2,5
> Sekunden öffnete sich eine große Vakuumblase; das wieder rückwärts
> beschleunigte Wasser sorgte für einen gewaltigen Kraftstoß, der die
> Maschine aus ihrer Verankerung hob – selbst nicht-vorgeschädigte
> Haltebolzen hätten dies nicht verhindern können.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sajano-Schuschensker_Stausee#Unfall_im_August_2009

Aber große Anlagen machen nicht nur die Russen kaputt. Da hat jedes 
Hochtechnologieland so seine Erfahrungen. Die Italiener z.B. haben es in 
Vajont geschafft, eine komplette Bergflanke in einem vollen Stausee zu 
versenken. Und ähnliche Unglücke gab es bei uns garantiert auch, auch 
wenn mir da gerade keins einfällt.

von Schau genau (Gast)


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> Im Wikipediaartikel wird aber von einer großen Kavitationsblase
> im Wasserzulauf geschrieben,
Ich denke eher im Wasser_ab_lauf: das Wasser wollte mit 8,3m/s 
weiterfließen, dadurch wurde die Blase unterhalb der Turbine aufgezogen. 
Der Unterdruck bremste das Wasser ab und beschleunigte es rückwärts in 
die Turbine, wodurch der ca. 900 Tonnen schwere Läufer nach oben 
herausgeschlagen wurde.

steht auch so in dem von Dir zitierten Text:
> und es kam zu einer Trennung der Wassersäule unterhalb der Turbine

von Clemens S. (zoggl)


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Schau genau schrieb:
> steht auch so in dem von Dir zitierten Text:
>> und es kam zu einer Trennung der Wassersäule unterhalb der Turbine


Sehe ich auch so.

Im kleinen gibt es hier eine schöne Demonstration:
https://www.spektrum.de/alias/bilder-der-woche/das-schlaegt-doch-der-flasche-den-boden-aus/1168202

Wasser wird beschleunigt, Dampfblase bildet sich. Wasser wird zehnmal so 
stark zurück beschleunigt und nimmt den Deckel mit.

Sg

von Wühlhase (Gast)


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Ok, dann habe ich mich wohl vom Begriff 'Saugrohr' in die Irre führen 
lassen, der kam mir an der Stelle sowieso suspekt vor.

Aber wie auch immer, nix Haltebolzen.

von Hel S. (zipp)


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von Arno H. (arno_h)


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Das hier soll auch eine Fehlaufschaltung gewesen sein:
https://www.steamforum.com/images/IranshahrThermalPowerPlant4x64MW-Couplingfatigue_2009.pdf
Kennt jemand das Logo auf den Generatoren?

Arno

von Ichglaubesnicht (Gast)


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Arno H. schrieb:
> Kennt jemand das Logo auf den Generatoren?

Skoda, oder welches meinst du?

von Arno H. (arno_h)


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Ichglaubesnicht schrieb:
> Arno H. schrieb:
>> Kennt jemand das Logo auf den Generatoren?
>
> Skoda, oder welches meinst du?

Oh Mann, es kam mir so bekannt vor, ich konnte es aber nicht zuordnen.
Auf der Suche danach habe ich mich einige Male im Internet verirrt.
Danke,

Arno

Beitrag #7099081 wurde vom Autor gelöscht.
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