Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transtec Ringkerntrafo Umbau von 230V (Deutschland) zu 115V (USA) in Verstärker AER Compact 60/2


von Carsten K. (carsten_k666)



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Mein Verstärker AER Compact 60/2 Deutsche Version mit 230V Spezifikation 
ist mit mir in die USA umgezogen. Als Hobby-Musiker genieße ich den 
tollen Klang primär für Gitarre, Gesang und elektrisches Piano.

Momentan verwende ich einen separaten 110V zu 220V (gemessen eher 120V 
zu 240V) Spannungswandler, der allerdings extrem schwer und unhandlich 
ist, so dass ich den Verstärker gerne umbauen würde, falls möglich. 
Dadurch kann ich ihn dann bei Proben und Auftritten einsetzen.

AER bietet den Verstärker (oder mittlerweile seinen Nachfolger) von Werk 
aus optional mit Umschalter von 230V auf 110V an. Die Kosten und die 
Logistik für einen Umbau bei dem Distributor (in Kanada) sind allerdings 
horrend. Daher habe ich mir den Verstärker aufgeschraubt um zu sehen, ob 
ein Eigen-Umbau möglich ist.

Gefunden habe ich in dem Gerät einen Ringkerntransformator der Marke 
Transtec RK-ISS/70 (Artikel Nr. 880-0261-014) 50-60Hz (siehe Foto). Auf 
dem Trafo vermerkt sind die Daten der Primär- und Sekundär-Windungen:

PRI1    0-100-115-125V   (WH-BK-BN-YE)
PRI2    0-100-115V    (WH-BK-BN)
SEC1  23V   (OG-BU) 1,5A
SEC2  23V  (GN-YE) 1,5 A

In Klammern die Farb-Codes für die Leitungen. Schaltpläne kann ich nicht 
finden. Weder für den Trafo, noch für den Verstärker.

Es existiert noch ein Gelb-Grünes Kabel von der Stromquelle, welches 
wohl Masse darstellt, wobei dieses allerdings nicht an den Trafo geführt 
wird. Nur der Vollständigkeit halber.

So wie ich das sehe, sind die Primär-Windungen PRI1 und PRI2 momentan 
als 230V Version in Reihe geschaltet, wie in der Abbildung „EUR Version“ 
gezeigt. Weiss (WH) von PRI 1 an der Spannungsquelle hinter der 1A 
Sicherung, dann aus PRI1 heraus Braun (BN), also 115V, wenn ich das 
richtig interpretiere. Dieses Braun (BN) von PRI1 ist dann verkabelt mit 
Weiss (WH) von PRI2. PRI2 Braun (BN) ist dann mit dem anderen Anschluss 
der Stromquelle verbunden, also nochmals 115V.

Die Sekundär-Windungen (SEC1 und SEC2) sind momentan (siehe EUR Version) 
wohl in Reihe geschaltet. Blau und Grün (BU und GN) sind verbunden in 
einem Lötpunkt (gekennzeichnet mit „B“ in der schematischen Darstellung) 
auf einer Platine des Verstärkers.  Von diesem Punkt aus geht’s dann 
wohl durch Dioden und Kondensatoren weiter in die Elektronik des 
Verstärkers (Ja, habe wenig Ahnung von dem Aufbau und der Elektrik – 
Musiker halt… ;-).
Die Punkte A (OG von SEC1) und B sind auf der Platine separat 
angeschlossen.
Wir messen zwischen A und C ca. 23V, und zwischen A und B bzw. B und C 
jeweils ca. 11.5V. Das verwundert mich, da ich nach den Aufdrucken auf 
dem Trafo und dem, was ich über Reihe-Schaltung gelesen habe eher 46V 
zwischen A und C und dann 23V zwischen A & B, bzw. B& C erwartet hätte. 
Der Verstärker funktioniert so aber einwandfrei, also nehme ich an, dass 
das gemäß der Spezifikation ist.

In dem Bild „US Version“ habe ich versucht aufzuzeigen, wie ich nach 
meinen Recherchen durch eine Parallelschaltung gleichzeitig der 
Primär-Windungen und der Sekundär-Windungen eine 115V Spannung in den 
Trafo geben kann, um eine 23V Ausgangsspannung zu erhalten.

Wenn ich BN von PRI1 und BN von PRI2 verbinde, WH von PRI1 und WH von 
PRI2 ebenfalls, dann erhalte ich bei der Beibehaltung der 
Reihen-Schaltung von SEC1 und SEC2 ~46V zwischen A und C. Nach diesem 
Zwischenschritt habe ich dann SEC1 und SEC2 ebenfalls 
parallelgeschaltet, also OG von SEC1 mit GN von SEC2 verbunden und dann 
BU von SEC1 mit YE von SEC2. Damit messe ich 23V zwischen A und C. 
Soweit, so gut.

Der Punkt B aus der ehemaligen Reihenschaltung existiert allerdings ja 
jetzt nicht mehr, da ich BU und GN abgetrennt habe von der Platine, um 
so die Parallelschaltung zu ermöglichen. Aus dem Verstärker ertönt 
momentan kein Klang.

Meine (Amateur-)Frage ist nun, was ich tun kann, um den Verstärker an 
den Punkten A, B und C mit der erforderlichen Spannung/Strom/Phase und 
ggfs. etc. zu versorgen.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Carsten K. schrieb:

> Meine (Amateur-)Frage ist nun, was ich tun kann, um den Verstärker an
> den Punkten A, B und C mit der erforderlichen Spannung/Strom/Phase und
> ggfs. etc. zu versorgen.

Vielleicht solltest Du besser einen Elektriker vor Ort damit
beauftragen. Ich weiss zwar nicht, wie die Stundensätze in
den USA sind, aber ein guter Elektriker sollte das in einer
halben Stunde geschafft haben. Gibts in den USA nicht so etwas
wie die Repairkaffees in D?

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Carsten K. schrieb:
> PRI1    0-100-115-125V   (WH-BK-BN-YE)
> PRI2    0-100-115V    (WH-BK-BN)
> SEC1  23V   (OG-BU) 1,5A
> SEC2  23V  (GN-YE) 1,5 A
>
> In Klammern die Farb-Codes für die Leitungen. Schaltpläne kann ich nicht
> finden. Weder für den Trafo, noch für den Verstärker.
>

>
> So wie ich das sehe, sind die Primär-Windungen PRI1 und PRI2 momentan
> als 230V Version in Reihe geschaltet, wie in der Abbildung „EUR Version“

Kochrezept für umbau 230 zu 115V Netzspannung:

1.) Verbindung BN WS trennen.
2.) WS WS verbinden
3.) BN Bn verbindne.
4.) sicherung auf 2A bzw. 2.5A änderne (time lag, also träge.

Von Sekundär: nix dran machen, das bleibt wie vom Werk geliefert.

Machen und berichten ob es (nach Umbau)  zufriedenstellt.

von MaWin (Gast)


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Carsten K. schrieb:
> PRI1    0-100-115-125V   (WH-BK-BN-YE)
> PRI2    0-100-115V    (WH-BK-BN)
> SEC1  23V   (OG-BU) 1,5A
> SEC2  23V  (GN-YE) 1,5 A

Sekundär bleibt.

Primär Pri1 0 WH mit Pri2 0 WH verbinden geht an N vom Netz, Pri1 115 BN 
mit Pri2 115 BN verbinden geht an L vom Netz und Pri1 100 BK, 125 YE und 
Pri2 100 BK offen lassen und isolieren, keinesfalls irgendwo 
anschliessen.

von Carsten K. (carsten_k666)


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Hatte ich versucht, allerdings trauen sich die Experten fuer Verstärker 
hier in der Gegend nur an Verstaerker, die Röhren enthalten.

von Mark S. (voltwide)


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Die Umverdrahtung des Primärkreises hat nichts damit zu tun ob das 
Röhren- oder Transistorverstärker  sind - das sollten auch die alten 
Röhrenhirsche wissen.

von Carsten K. (carsten_k666)


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Mark S. schrieb:
> Die Umverdrahtung des Primärkreises hat nichts damit zu tun ob das
> Röhren- oder Transistorverstärker  sind - das sollten auch die alten
> Röhrenhirsche wissen.

Ja, sorry, das war die Antwort auf den Vorschlag "Vielleicht solltest Du 
besser einen Elektriker vor Ort damit beauftragen."...

Hier vor Ort wollten die Elektriker sich die Kisten nicht einmal 
anschauen...

von Carsten K. (carsten_k666)


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> Kochrezept für umbau 230 zu 115V Netzspannung:
>
> 1.) Verbindung BN WS trennen.
> 2.) WS WS verbinden
> 3.) BN Bn verbindne.
> 4.) sicherung auf 2A bzw. 2.5A änderne (time lag, also träge.
>
> Von Sekundär: nix dran machen, das bleibt wie vom Werk geliefert.
>
> Machen und berichten ob es (nach Umbau)  zufriedenstellt.

Danke, also die Primaer Windungen parallel. Das hatten wir als 
Zwischenschritt gemacht, allerdings war dann die gemessene Spannung auf 
der Sekundär-Seite ungefähr doppelt so hoch wie vorher, wenn wir die 
110V angeschlossen hatten. Ich hatte Bedenken, dass das die Elektronik 
des Verstärkers killt. Daher haben wir dann sofort abgebrochen und 
danach wie beschrieben die Sekundär-Windungen auch parallel geschaltet. 
Damit stimmte die Spannung (hier PRI in parallel, SEC in parallel) dann 
wieder mit der in der 220V Variante (PRI dort in Reihe, SEC in Reihe) 
überein.

Ich versuch's noch mal und berichte.

von Macky Messer (Gast)


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Carsten K. schrieb:
> Hier vor Ort wollten die Elektriker sich die Kisten nicht einmal
> anschauen...

Dann spar das Geld.

Verbinde Braun mit Braun und Weiß mit Weiß, das wurde extra so
gemacht, damit das eindeutig ist.

Diese zwei Verbindungen verbindest Du jeweils mit einer der zwei
Leitungen zum Netzkabel.

von Macky Messer (Gast)


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Carsten K. schrieb:
> Das hatten wir als
> Zwischenschritt gemacht, allerdings war dann die gemessene Spannung auf
> der Sekundär-Seite ungefähr doppelt so hoch wie vorher, wenn wir die
> 110V angeschlossen hatten.

Das ist unmöglich. Da liegt ein Fehler vor.

Sekundär hat so zu bleiben, wie es vor jeglicher Aktion war.
Falls da jemand was gemacht hat, muß das wieder original.

- so daß beim jetzigen Anschluß von 230VAC an die 230VAC Primärwicklung
  (das erst mal testen) Sekundär alles paßt

- dann kannst Du die zwei 115VAC Primärwicklungsteile parallel schalten,
  indem Du Weiß mit Weiß und Braun mit Braun verbindest und ...
  (siehe Post zuvor)

von Mark S. (voltwide)


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Die US- und die EU-Version haben verschiedene Sekundärwicklungen, wie 
man den Darstellungen im Eingangsposting entnehmen kann. Um einen 
EU-Trafo in Kanada zu betreiben, sollte es genügen die Primärwicklungen 
parallel zu schalten wie im voraus gegangenen Posting beschrieben. Wenn 
Du dann die doppelte Sekundärspannung bekommst, kann das eigentlich nur 
ein Trafo für den US-Markt sein.

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Carsten K. schrieb:
> Hier vor Ort wollten die Elektriker sich die Kisten nicht einmal
> anschauen...

Das liegt an der Produkthaftung und Versicherungsvorschriften. Da hast 
Du nicht die geringste Chance. Es gibt hierfür keine checklistenhafte 
Anleitung. Da ist nix mit grosser Freiheit, wie viele hier meinen oder 
weniger Papierkram. Darum kostet auch der Umbau horrende Summen.

von Macky Messer (Gast)


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Nirgendwo anschließen, da scheint was richtig schiefgelaufen:

Mark S. schrieb:
> Die US- und die EU-Version haben verschiedene Sekundärwicklungen, wie
> man den Darstellungen im Eingangsposting entnehmen kann.

Anders gesagt:

Es scheint sich nicht mal um Schaltpläne desselben Trafos zu handeln.

Wie könnte der selbe Trafo einmal Serienverschaltung zweier 11,5VAC
@ 1,5A Wicklungen zu 23VAC 1,5A, und zugleich Parallelverschaltung
zweier 23VAC 1,5A Wicklungen für 3A ermöglichen?

Abklären, das scheint der Grund für den "sekundärseitigen Fehler".
(Daß Du/Ihr aufgrund falschen Plans etwas machtet, sekundärseitig.)


Notfalls alle Daten des Amps und die Schaltung hier zeigen (viele
gute Bilder, so daß uns absolut nichts entgeht), dann wird klar, was
für Sekundärwicklungsdaten die Schaltung BRAUCHT.

Und erst dann alles von vorn. Notfalls Schritt für Schritt. Ein
Digitalmultimeter oder zwei steht/stehen zur Verfügung, oder?

von Carsten K. (carsten_k666)


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> Mark S. schrieb:
>> Die US- und die EU-Version haben verschiedene Sekundärwicklungen, wie
>> man den Darstellungen im Eingangsposting entnehmen kann.
>
> Anders gesagt:
>
> Es scheint sich nicht mal um Schaltpläne desselben Trafos zu handeln.
> (..)


Ja, das sind keine offiziellen Schaltpläne, das waren Schemata, die ich 
zur Diskussion aufgrund dessen, was ich beobachtet hatte, erstellt habe.

von Carsten K. (carsten_k666)


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> Das liegt an der Produkthaftung und Versicherungsvorschriften. Da hast
> Du nicht die geringste Chance. Es gibt hierfür keine checklistenhafte
> Anleitung. Da ist nix mit grosser Freiheit, wie viele hier meinen oder
> weniger Papierkram. Darum kostet auch der Umbau horrende Summen.

Ja, das ist hier nicht so einfach. Alle wollen sich absichern, keiner 
geht in irgendeiner Weise ein Risiko ein, oder will etwas abseits des 
"beaten path"s machen. Langweilig ohne Ende. Ist aber so. Daher werden 
Sacher erst mal weggeschmissen, anstatt repariert. Ich bin hier ein 
Exot, der sich so schon einiges an Weggeworfenem erspart hat...

von Carsten K. (carsten_k666)


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Mark S. schrieb:
> Die US- und die EU-Version haben verschiedene Sekundärwicklungen, wie
> man den Darstellungen im Eingangsposting entnehmen kann. Um einen
> EU-Trafo in Kanada zu betreiben, sollte es genügen die Primärwicklungen
> parallel zu schalten wie im voraus gegangenen Posting beschrieben. Wenn
> Du dann die doppelte Sekundärspannung bekommst, kann das eigentlich nur
> ein Trafo für den US-Markt sein.

Ja, wir hatten wohl anfangs falsch gemessen, mit einem neuen digitalen 
Multimeter ist nach der Parallelschaltung der Primärwicklungen jetzt 
alles mit 100V genau so wie es zuvor mit 220V und Reihenschaltung war. 
Problem gelöst, kann jetzt den Verstärker an 110V betreiben und klingt 
sensationell.

von Carsten K. (carsten_k666)


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Macky Messer schrieb:
> Carsten K. schrieb:
>> Das hatten wir als
>> Zwischenschritt gemacht, allerdings war dann die gemessene Spannung auf
>> der Sekundär-Seite ungefähr doppelt so hoch wie vorher, wenn wir die
>> 110V angeschlossen hatten.
>
> Das ist unmöglich. Da liegt ein Fehler vor.
>
> Sekundär hat so zu bleiben, wie es vor jeglicher Aktion war.
> Falls da jemand was gemacht hat, muß das wieder original.
>
> - so daß beim jetzigen Anschluß von 230VAC an die 230VAC Primärwicklung
>   (das erst mal testen) Sekundär alles paßt
>
> - dann kannst Du die zwei 115VAC Primärwicklungsteile parallel schalten,
>   indem Du Weiß mit Weiß und Braun mit Braun verbindest und ...
>   (siehe Post zuvor)

JHa, war ein Messfehler. Jetzt geht's!

Danke an alle fuer die Tips und Hinweise!!!

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