Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik ICP auch in Deutschland möglich?


von Karl B. (gustav)


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Hi,
bin im Internet zufällig über diesen Beitrag gestolpert.
https://buriedel.eu/Elektro%20ICP.htm
Demnach wird in bestimmten südeuropäischen Ländern eine
"Stromsparmethode" angewendet, indem zusätzlich zu 
Leitungssschutzschaltern
noch solche mit spezieller Auslösecharakteristik zur Nachrüstung 
angeordnet werden müssen.
Das erinnert mich sehr stark an meine Erfahrungen bei verschiedenen 
Untermietverhältnissen, wo keine Tauchsieder oder Heizöfen angeschlossen 
werden konnten, weil ganz bewusst schwache Sicherungsautomaten 
eingesetzt worden waren.
Was mir aber am meisten zu denken gibt, ist, dass die angestrebte 
gleichmäßige Lastverteilung auf die drei Phasen eines Dreileiternetzes 
damit konterkariert wird.
Zitat:
"...Falls auf einer Phase der entnommene Strom größer als 20A ist, 
schaltet der ICP aus. Das entspricht einer Leistung von 4,6 kW , also 
genau einem Drittel der Anschlussleistung...Ich empfehle daher, 
möglichst auf einen Drehstromanschluss zu verzichten..."
/Zitat

Könnt Ihr euch vorstellen, dass die Verteilnetzbetreiber in Deutschland 
auch auf so eine (dumme) Idee kommen könnten?

ciao
gustav

P.S.: Da gerade bei uns wieder "gebuddelt" wird, konnte ich einen 
scheuen Blick auf den Orts-Trafo werfen:
DYn5 Schaltgruppe.
Also zum Ausgleich der Schieflast eine besondere Wicklungsanordnung 
nötig.
Was zeigt, dass alles gemacht wird, um die möglichst gleichmäßige 
Belastung zu erzielen.

: Bearbeitet durch User
von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Meine Omma haett' gesagt: Keine Sache ist so dumm, als faend' sie nicht 
ein Publikum.
Und wenn der Vertrag mit dem Stromversorger nun mal so gestaltet ist...

Gruss
WK

Edit: Von welcher Firma war denn der Ortstrafo?

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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So schlimm ist das mit der Schieflast nicht, da sie sich über die Fläche 
aufhebt. Selbst wenn man alle Wohnungen nur einphasig anschließt, ein 
Drittel liegt an L1, das nächste Drittel an L2 und der Rest an L3. Im 
Schnitt werden die drei Phasen daher gleich belastet. Meine 
Waschmaschine z.B. ist nur einphasig an eine 3phasige Einspeisung 
angeschlossen. Folglich erzeuge ich beim Waschen während des Heizens 
eine Schieflast mit etwa 2kW, trotz 3phasigem Anschluss der Wohnung.

Über die Fläche verteilt bzw. über viele Ortsnetz-Stationen hebt sich 
das aber auf, weil nicht alle Waschmaschinen an der gleichen Phase 
hängen oder andere Haushalte irgendwo z.B. durch Herdplatten eine 
Schieflast auf anderen Phasen erzeugen als ich mit meiner Waschmaschine. 
Schon kompensieren wir uns gegenseitig.

Im Hoch- und Höchstspannungsnetz sind etliche Megawatt Schieflast 
ziemlich normal. Beispielsweise sind in Frankreich die 
Schnellfahrstrecken der Eisenbahn mit 25kV/50Hz elektrifiziert, die 
speisenden Transformatoren hängen einfach zwischen zwei Phasen des Hoch- 
oder Höchstspannungsnetzes. Es gibt Leitungsabschnitte, die nur zwei 
Phasen des Höchstspannungsnetzes zu einem Bahnstromwerk führen.

von Karl B. (gustav)


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Dergute W. schrieb:
> Edit: Von welcher Firma war denn der Ortstrafo?

SGB steht drauf.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Uwe (Gast)


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hi,
>Über die Fläche verteilt bzw. über viele Ortsnetz-Stationen hebt sich
>das aber auf, weil nicht alle Waschmaschinen an der gleichen Phase
>hängen oder andere Haushalte irgendwo z.B. durch Herdplatten eine
>Schieflast auf anderen Phasen erzeugen als ich mit meiner Waschmaschine.
>Schon kompensieren wir uns gegenseitig.
habe ich auch mal gedacht, manchmal ist es aber auch anders.
Ortsableger 40 Häuser ca 30% davon mit Nachtstrom.
Ja, ist schon eine weile her.
Erdkabel vom Trafo hat satten Erdschluss. Nach der 3. Muffe wurde neues 
Kabel verlegt. In der Zwischenzeit wurde ein dicker Notstromer 
hingestellt.
Ein Blick auf die Ampermeter verdutzte mich: L1 420A  L2 130A  L3 
60A???
Kurze Nachfrage ergab, "machen die lieben Elektriker weil auf vielen 
fest angeschlossenen Geräten die Anschlüsse mit L1 beginnen und dort 
auch aufgelegt werden." hmmm, naja HT Nachspeisung von NT-Anlagen ist 
wirklich auf L1 gelegt.
Wenn man da einige hat......
schönen Tag noch, Uwe

von Shorty (Gast)


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Karl B. schrieb:
> Könnt Ihr euch vorstellen, dass die Verteilnetzbetreiber in Deutschland
> auch auf so eine (dumme) Idee kommen könnten?

Och, wenn die Politik den Strom rationiert um Blackouts zu verhindern, 
warum nicht?

von Karl B. (gustav)


Angehängte Dateien:

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Uwe schrieb:
> Nach der 3. Muffe wurde neues
> Kabel verlegt.

Yep.
Bei uns nach zahlreichen mehr als eine halbe Stunde dauernden
Stromausfällen immer wieder ursächlich im Verlauf desselben Kabels, nun 
Austausch auf den ganzen ca. 100 Metern.
Das 10kV-Kabel hätte laut Nachfrage beim Monteur Isolationsfehler. Ein 
Rest davon auf der Wiese abfotografiert. Jetzt konnte ich da mehrere 
jeweils drei "getwistete" schwarze Kabel am Mittelspannungsverteiler an 
der Baustelle entdecken.
Auf Nachfrage 150 qmm und für die Zuleitungen zu den Häusern 35 qmm.
Mehr konnte und wollte ich nicht rausquetschen an Info. Der arme Mann 
musste ja noch "buddeln".;-)

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Karl B. schrieb:
> "Stromsparmethode"

Das ist keine Stromsparmethode, sondern ist Teil der örtlichen 
Tarifstruktur. Man bezahlt bei der Einrichtung des Anschlusses dem 
Netzbetreiber die (über den Anschlußwert gemittelten) Kosten der 
Errichtung.  Zahle ich einen 6kW-Anschluß, muß das Ortsnetz für mich 6kW 
bereit halten. Auch die Größe der Schieflast ist in den einschlägigen 
Regeln festgehalten.

Das geht halt schief, wenn an den 6kW ein 11kW-Autolader hängt oder wenn 
der Elektrische alle deine Großverbraucher auf eine Phase klemmt. :-)

von Karl B. (gustav)


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Helge schrieb:
> Das ist keine Stromsparmethode, sondern ist Teil der örtlichen
> Tarifstruktur.

Das ist es. Danke.
Dass ich hier in DE eine Kontingentierung hätte, wäre mir auch neu.
Ich kann im Haushalt so viel Geräte anschließen, theoretisch bis die NHs 
auslösen. Gegebenenfalls sind auch Lastabwurfrelais vorgeschrieben, so 
dass
es solcher Extra-Abschalter wie in Spanien nicht bedürfte.

ciao
gustav

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