Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Tiefbrunnenpumpe als Unterwasser-Strahtriebwerk?


von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


Lesenswert?

In einer Diskussion mit Freunden ging es um einen preiswerten und 
robusten Elektroantrieb für Boote, etwas größer als ein Angelkahn. Auch 
sollte der Antrieb einen Aufsetzer auf eine Sandbank oder am flachen 
Seeufer ohne Schaden überstehen.

Da kam mir die etwas abseitige Idee, es doch mal mit einer rel. 
preiswerten (gegenüber echten "POD-Antrieben") Tiefbrunnenpumpe (ca. 
300,-) zu versuchen. Die Dinger schaffen laut Prospekt bis zu 8000l/h 
bei 3 Zoll Durchmesser, was immerhin rein rechnerisch eine 
Austrittsgeschwindigkeit von ca.  17km/h ergibt, was ja so schlecht 
nicht ist.

Etwas unpraktisch auf dem Boot sind die 230V, was sich aber für einen 
Erstversuch mit einem portablen Akku/Wechselrichter überbrücken ließe 
...

Lohnt sich der Versuch, oder ist das Unsinn? :-)

von Stephan (Gast)


Lesenswert?

8000 Liter = 8000 Kubikdezimeter
8000 Kubikdezimeter / 0,45 Quadratdezimeter = 17777 Dezimeter
= 1,7777 km
oder?
also Faktor 10 weniger

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Lesenswert?

Wasserstrahlantriebe funktionieren unter Wasser nicht besonders gut, da 
die Verwirbelungen einen großen Teil der Leistung wegknabbern. Das 
Wasser muß entweder im Kielwasser in der Luft ausgestoßen werden oder 
knapp über Wasser - wobei das Anheben des Wasser auch wieder Energie 
frisst, die nicht für den Antrieb nutzbar ist.

Man braucht da also nicht besonders viel Druck wie ihn eine 
Tiefbrunnenpumpe erzeugt, sondern eher Wassermasse mit wenig Druck. Das 
Wasser muss die Düse nur etwas schneller verlassen, als das Boot bei 
maximaler Leistung fahren soll. Wenn man mit einer Tiefbrunnenpumpe nur 
genug Leistung umsetzen kann und sagen wir 7..8km/h zu fahren (dafür 
bräuchten manche Boote schon eine verdammt große Tiefbrunnenpumpe), 
machts keinen Sinn, sich da 10bar Druck zu erzeugen und das Wasser 
hinten mit 300km/h wegzuschießen. Das sieht toll aus, erzeugt viel 
Geräusch, aber fährt nicht besonders gut.

von Helge (Gast)


Lesenswert?

Im Prinzip müßte man ein flaches Boot mit einem Ventilator antreiben 
können, bei Wasserstrahl und Pumpe vermute ich höhere Verluste und die 
Gefahr, daß irgendwelche Wasserpflanzen den Antrieb verstopfen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

> Im Prinzip müßte man ein flaches Boot
> mit einem Ventilator antreiben können
Das ist nichts neues, machen die Südstaatler
seit Jahrzehnten in ihren Sumpfgebieten.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


Lesenswert?

Stephan schrieb:
> 8000 Liter = 8000 Kubikdezimeter
> 8000 Kubikdezimeter / 0,45 Quadratdezimeter = 17777 Dezimeter
> = 1,7777 km
> oder?
> also Faktor 10 weniger

ok, neuer Versuch :-)

1. 3 Zoll = 3 x 2.54cm = 7,62cm Durchmesser, ist eine Fläche von 45,6 
cm2

2. 1 Liter = 1000 cm3, cm3 durch cm2 sind cm ... 1000 : 45,6 = 21,9cm 
pro Liter

3. 8000/h * 0,22m = 1,76 km ... :-(

Du hast recht, ich bin versehentlich von 10.000cm3 pro Liter 
ausgegangen, was natürlich falsch ist. Damit hat sich das Experiment 
wohl erledigt.

Die Erkenntnis, dass etwas nicht geht, ist auch eine Erkenntnis.

von Karl (Gast)


Lesenswert?

Frank E. schrieb:
> Tiefbrunnenpumpe

Frank E. schrieb:
> Auch
> sollte der Antrieb einen Aufsetzer auf eine Sandbank oder am flachen
> Seeufer ohne Schaden überstehen.

Tiefbrunnenpumpen reagieren empfindlich auf Schmutzwasser.
Zusammen mit den Anmerkungen von Ben B. würde ich sagen such die eine 
Schmutzwasserpumpe mit mehr Fördermenge und weniger Druck. Die stört 
dann das Aufsetzten auch nicht.

von Karl (Gast)


Lesenswert?

Frank E. schrieb:
> 3. 8000/h * 0,22m = 1,76 km ... :-(
>
> Du hast recht, ich bin versehentlich von 10.000cm3 pro Liter
> ausgegangen, was natürlich falsch ist. Damit hat sich das Experiment
> wohl erledigt.
>
> Die Erkenntnis, dass etwas nicht geht, ist auch eine Erkenntnis.

Naja, mit einer Tauchpumpe, die nicht 8m³/h macht sondern 80m³/h bist du 
wieder bei 17 km/h, wobei man die Rohrleitungen so dimensionieren 
sollte, dass man nicht über 5m/s geht, ehr drunter. Saugleitung noch 
größer.

von Karl (Gast)


Lesenswert?

P.S. trotz Spielerei mit Druck und Menge, es gilt der 
Energieerhaltungssatz. Wenn ich eine 3 kW Pumpe habe, werden deutlich 
weniger als 3kW Vortriebsleistung raus kommen.

von Ein Kommentar (Gast)


Lesenswert?

Und noch ein Punkt... Diese Wasserstrahlantriebe sind so teuer, weil sie 
alles, was die ansaugen klein häckseln. Bei einer normalen Pumpe 
brauchst du einen Filter. Ist ziemlich schnell von den Wasserpflanzen 
verstopft.

von Karl (Gast)


Lesenswert?

P.S. Fällt mir gerade ein, in Thailand habe ich schon gesehen, das haben 
sie solche Benzinmotorpumpen ins Boot gestellt und hinten raus mit dem 
schlauch gefahren/gesteuert.

https://www.alamy.com/stock-photo-motor-boat-using-water-pump-as-engine-floatingmarket-ayutthaya-thailand-37616286.html

von Guest (Gast)


Lesenswert?

Karl schrieb:
> P.S. Fällt mir gerade ein, in Thailand habe ich schon gesehen, das
> haben sie solche Benzinmotorpumpen ins Boot gestellt und hinten raus mit
> dem schlauch gefahren/gesteuert.
> 
https://www.alamy.com/stock-photo-motor-boat-using-water-pump-as-engine-floatingmarket-ayutthaya-thailand-37616286.html

Haha, die Bilgenpumpe als Antrieb nutzen:-) Clever

von Georg (Gast)


Lesenswert?

Frank E. schrieb:
> Die Dinger schaffen laut Prospekt bis zu 8000l/h

Das sind kaum mehr als 2 l pro Sekunde, damit kann man höchstens ein 
Modellschiffchen antreiben.

Georg

von J. T. (chaoskind)


Lesenswert?

Georg schrieb:
> Das sind kaum mehr als 2 l pro Sekunde, damit kann man höchstens ein
> Modellschiffchen antreiben.

Ist doch super, dann nur noch nen kleinen 8m^3 Tank ans Boot getüdelt, 
und man kann ne Stunde über Land fahren :D

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


Lesenswert?

Karl schrieb:

> Tiefbrunnenpumpen reagieren empfindlich auf Schmutzwasser.
> Zusammen mit den Anmerkungen von Ben B. würde ich sagen such die eine
> Schmutzwasserpumpe mit mehr Fördermenge und weniger Druck. Die stört
> dann das Aufsetzten auch nicht.

Bei vielen Tiefbrunnenpumpen steht dabei: sand-resistent, daher die 
Idee.

von Mandschurische Usurpatoren (Gast)


Lesenswert?

Ben B. schrieb:
>> Im Prinzip müßte man ein flaches Boot
>> mit einem Ventilator antreiben können
> Das ist nichts neues, machen die Südstaatler
> seit Jahrzehnten in ihren Sumpfgebieten.

Kinkerlitzchen, schau mal was der Russki sich zusammenhämmert:
http://www.madnesshub.com/2020/08/the-sea-monster-gigantic-1980s-soviet.html

von Titel-Kalligrapher (Gast)


Lesenswert?

Frank E. schrieb:
> Bei vielen Tiefbrunnenpumpen steht dabei: sand-resistent, daher die
> Idee.

Ja, ist aber trotzdem um den Faktor 100 empfindlicher als eine 
Schmutzwasserpumpe. Sandresistent bedeutet bei solchen Pumpen 10 
Sandkörner auf 1l Wasser.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.