Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Decoupling und Grouding


von Bert S. (kautschuck)


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Hi,

Ich bin auf folgenden Beitrag gestossen bezüglich Decoupling und 
Grounding:
https://electronics.stackexchange.com/questions/15135/decoupling-caps-pcb-layout

Mir scheint es, die Meinungen gehen mal wieder sehr auseinander, was den 
nun richtig und falsch ist und es hat mich wieder einmal verunsichert, 
ob ich meine Schaltungen richtig abblocke und wie man den Ground nun 
richtig anbindet.

Das erste angehängte Bild zeigt die verschiedene Abblockungen und GND 
Anbindungen gemäss Beitrag und C13 sollte "best-practice" sein, was ich 
mir so nicht erklären kann. Für das Enkoppeln will man ja gerade, dass 
die Störungen kurzgeschlossen werden, bevor die in andere Planes 
einkoppeln, von daher wäre doch C19 die beste Variante für decoupling 
und grounding? Grundsätzlich sucht sich aber ja das HF Signal den 
Rücklaufpfad mit der geringsten Impedanz, von daher wäre doch eigentlich 
d) in img2 auch nicht verkehrt, wenn alles auf eine GND plane geht, 
oder?

Grundsätzlich gilt ja für HF design folgendes:
- Signale nehmen den Weg der geringsten Impedanz
- Eine kontinuierliche GND plane führt dazu, dass die Ströme immer den 
Rückweg genau unter Signal Trace nehmen können und so die geringste 
Stromschleife aufweisen, sprich die geringsten Störungen verursachen.

Nehmen wir mal noch ein Bsp. mit einem uC:

Im Beitrag wird empfohlen, dass man eine separate GND Pour für den uC 
nehmen sollte und diese dann genau an einem Punkt mit einem zusätzlichen 
Kondensator auf die Power und GND Plane anschliessen sollte, dies 
Widerspricht doch gerade den HF Grundsätzen, da jeder Signalrücklaufpfad 
nun einen Umweg machen muss (grössere Stromschleife), als wenn man bei 
jedem GND Anschluss (wie img2, d.)) noch ein Via nach GND anschliesst?

Was meint ihr dazu?

von ich überleg nicht so lang (Gast)


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Bert S. schrieb:
> Was meint ihr dazu?

Mann kann es auch übertreiben. Es ehrt dich sehr (wir haben
hier im Forum ganz andere Kandidaten) dass du dich um die
Abblockung kümmerst. Aber päpstlicher als der Papst zu sein
muss sich nicht lohnen. Zumal so eine (vermutete) Prozessor-
Schaltung in allen gezeigten Beispielen aureichend mit
Abblock-Massnahmen versorgt ist. Es ist ja keine "echte"
HF-Schaltung.

Man kann sich aber auch bei diesem Thema beliebig spielen
wenn der Tag zu lang wird und einem langweilg ist. Wenn
man nichts anderes zu tun hat ..... SCNR

von _Gast (Gast)


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Kost ja nix!

Ich layoute das auch immer so, auch wenn die Schaltung nicht HF mäßig 
unterwegs ist.
Die EMV ist halt nicht einfach ein monolitischer Block (erzählen die 
Verkäufer von Induktivitäten immer gern) und besteht aus vielen kleinen 
Einzelteilen, und da hole ich einfach immer das maximale raus.

von Bert S. (kautschuck)


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ich überleg nicht so lang schrieb:
> Mann kann es auch übertreiben. Es ehrt dich sehr (wir haben
> hier im Forum ganz andere Kandidaten) dass du dich um die
> Abblockung kümmerst. Aber päpstlicher als der Papst zu sein
> muss sich nicht lohnen. Zumal so eine (vermutete) Prozessor-
> Schaltung in allen gezeigten Beispielen aureichend mit
> Abblock-Massnahmen versorgt ist. Es ist ja keine "echte"
> HF-Schaltung.

Gerade bei analogen Signalen kann das ein Game-Changer sein und der 
Aufwand beim Design ist nur gering grösser.

von udok (Gast)


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Blödsinn.

Bert S. schrieb:
> Gerade bei analogen Signalen kann das ein Game-Changer sein und der
> Aufwand beim Design ist nur gering grösser.

Blödsinn.  Gerade bei analogen Signalen ist das völlig egal...

Alle gezeigten Varianten sind ziemlich gleichwertig.
Beim LQFP sind die internen Boundingdrähte sowieso limitierend.
Normalerweis verwendet man da auch keine schnellen paralllen Busse,
dann passt die Signalqualität auch ohne viel Entkoppeln.
Und für EMV ist der Lagenaufbau und externe Kabeln wichtiger.

von Maxe (Gast)


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Ich hab mich das auch schon gefragt, vor allem, wenn die Versorgung aus 
der anderen Richtung kommt. D.h. dass man um über den Abblockkondensator 
zu kommen quasi eine Schleife legen müsste.

von Egon D. (Gast)


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udok schrieb:

> Blödsinn.  Gerade bei analogen Signalen ist das
> völlig egal...

Du hast noch nie mit GHz-OPVs zu tun gehabt, kann
das sein?

von Wühlhase (Gast)


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Bert S. schrieb:
> Mir scheint es, die Meinungen gehen mal wieder sehr auseinander, was den
> nun richtig und falsch ist und es hat mich wieder einmal verunsichert,
> ob ich meine Schaltungen richtig abblocke und wie man den Ground nun
> richtig anbindet.

Mach es nicht komplizierter als notwendig. Wenn es sich um einen 
schnöden Wald- und Wiesenmikrocontroller á la STM32 handelt, sollten 
alle Cs in deinem Bild ihre Arbeit tun.


Bert S. schrieb:
> Grundsätzlich gilt ja für HF design folgendes:
> - Signale nehmen den Weg der geringsten Impedanz
> - Eine kontinuierliche GND plane führt dazu, dass die Ströme immer den
> Rückweg genau unter Signal Trace nehmen können und so die geringste
> Stromschleife aufweisen, sprich die geringsten Störungen verursachen.

1. Signale nehmen NICHT den Weg der geringsten Impedanz, sondern teilen 
sich im reziproken Verhältnis der Impedanzen auf alle Parallelpfade auf.
2. Gilt das auch für NF.

HF ist nicht ab soundsoviel Hz, sondern dann, wenn die Länge deiner 
Leitungungen in der Größenordnung (und größer) als die Wellenlänge 
deiner Signale ist. 50Hz sind Hochfrequenz, wenn du eine 6.000km lange 
Leitung hast. (Und dann hast du solche Sorgen wie Leiterimpedanz, 
Abschlußwiderstände, Reflexionen, usw.)


Wenn du Ahnung haben willst, würde ich dir Bücher wie
-Joachim Franz - EMV störungssicherer Aufbau elektronischer Schaltungen
-Lee Ritchey - Right the first time

empfehlen. Ansonsten wirst du immer das Problem haben, auf 
widersprüchliche Meinungen, Empfehlungen und Application Notes stoßen.
Das ist so ein Bereich, da ist unglaublich viel Schamanismus unterwegs, 
man mag gar nicht glauben es noch mit Naturwissenschaften und deren 
Anwendung zu tun zu haben.

von Amateur Praktiker (Gast)


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Hallo

Lese dir (ihr) diese Zitate mal durch

Wühlhase schrieb:
> 1. Signale nehmen NICHT den Weg der geringsten Impedanz, sondern teilen
> sich im reziproken Verhältnis der Impedanzen auf alle Parallelpfade auf.

Wühlhase schrieb:
> Ansonsten wirst du immer das Problem haben, auf
> widersprüchliche Meinungen, Empfehlungen und Application Notes stoßen.
> Das ist so ein Bereich, da ist unglaublich viel Schamanismus unterwegs,
> man mag gar nicht glauben es noch mit Naturwissenschaften und deren
> Anwendung zu tun zu haben.

Aber warum denn wohl?
Warum muss das maximal schwer verständlich (1.) beschrieben werden?
Warum gibt es in Grundlageninformationen nie "Anleitungen" wie man es in 
der Praxis macht und überhaupt herausfindet (Misst, im Schaltplan sieht, 
auf der Platine erkennt) was halt z.B. Punkt 1 so unschön theoretisch 
angesprochen wurde?
Warum sind sich nicht mal Application Notes einig?

Ob es wohl daran liegen könnte das nirgendwo mal umfassen, verständlich 
und universell (der entschiedene Punkt. Passende  Beispiele die zur 
Erklärung direkt das  passende Probleme haben sind da wenig hilfreich ) 
Erkläungen gibt wie man in der Praxis macht gibt, die "einfach" all das 
was man beachten muss (oder manchmal auch nicht - wann aber nicht und 
wann doch?) berücksichtigen?

Ich kenne zwar das von dir empfohlene Buch nicht - würde mich aber nicht 
wundern wenn es da auch wieder nur bei der Theorie bleibt oder 
bestenfalls einfach nur passende Schaltungen aus der Praxis (wie bei 
Büchern üblich dann wohl auch mal 15 Jahre und älter die Schaltung und 
Bauteile) vorgerechnet und als Vorlege zum erkennen wo die Vorgänge und 
Probleme auftauchen denn stattfinden genutzt werden.

Diese ganz schönen Leiterschleifen, ungewollte Antennen, hohen oder 
niedrige Impedanzen usw. sind in der Theorie und einzeln Betrachtet ja 
"Schön und Gut" aber wenn "niemand" erklärt wie man sie sicher, einfach, 
eindeutig direkt in der Schaltung erkennt bzw. beim Leiterbahnlayout 
berücksichtigt oder später bei Problem  "schnell" mit den richtigen C 
und L an der richtigen Stelle behebt - ja dann bleibt es halt bei den 
vielen Meinungen (Meinungen und Physikalische Vorgänge passen eigentlich 
nicht zusammen, es geht ja nicht um Grundlagenforschung...) und das es 
EMV und Platinendesignspezialisten (Teilweise nicht ohne Grund Künstler 
genannt ´) gibt.

von Wühlhase (Gast)


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Amateur Praktiker schrieb:
> Aber warum denn wohl?
> Warum muss das maximal schwer verständlich (1.) beschrieben werden?

Wieso, die Stromteilerregel sollte doch jedem geläufig sein, der sich 
mit Platinenbau befassen will.


Amateur Praktiker schrieb:
> Warum gibt es in Grundlageninformationen nie "Anleitungen" wie man es in
> der Praxis macht und überhaupt herausfindet (Misst, im Schaltplan sieht,
> auf der Platine erkennt) was halt z.B. Punkt 1 so unschön theoretisch
> angesprochen wurde?

Wieso, das gibt es doch alles. Nur halt in tausend verschiedenen 
Ausführungen und Varianten.
Normalerweise führen viele Wege nach Rom, aber nur einer ist der Beste. 
Das kann mal der kürzeste sein, manchmal der am wenigsten steinigste, 
manchmal der mit der geringsten Steigung, meistens aber der mit dem 
besten Kompromiss aus all diesen Kriterien sein.

Messen ist schwierig, weil nicht immer so direkt möglich. Und dann 
teures Equipment dafür notwendig ist, was auch längst nicht jeder hat.


Amateur Praktiker schrieb:
> Warum sind sich nicht mal Application Notes einig?

Weil in den Firmen auch nur Leute arbeiten, die nur mit Wasser kochen. 
Und die so ihre "Erfahrung" haben, wobei Erfahrung in diesem Fall heißt: 
Hab ich so gemacht, hat so funktioniert.
Ob es aufgrund wunderlicher HF-Maßnahmen funktioniert oder trotz dieser, 
wurde aber fast nie geprüft.

Jeder kennt doch die berühmte Diskussion um 90°-Knicke in Leiterbahnen. 
Und das erste Standardargument - vor allem von Leute, die nur 
nachplappern - lautet: Macht man nicht, weil das Reflexionen gibt.
Auf den ersten Blick ist das erstmal einleuchtend, denn Reflexionen 
entstehen durch Änderung der Wellenimpedanz, d.h. durch Änderungen der 
Leitergeometrie, und die Knickstelle stellt ja eindeutig eine Erhöhung 
der Leiterbreite dar.
Nun ist es aber so, daß man auch bei High-Speed-Signalen (wo man den 
ganzen HF-Zauber treibt) immer noch Wellenlängen von 1-2cm und etwas 
mehr hat, die Knickstelle hat aber Ausmaße von unter 1mm, womit die 
Knickstelle für die Welle eben keine Impedanzänderung, sondern lediglich 
einen unbedeutenden NF-Tiefpass darstellt. Also nix mit Reflexion, auch 
nicht theoretisch, man muß halt aber hinreichend weit denken.
Mit irgendwem hier habe ich die Diskussion hier schon einmal geführt, da 
kam der irgendwann mit einer Simulation wo ab 35GHz die Knickstelle arg 
gedämpft hat. Jedoch war

a) die Leiterbahn 1mm breit, was für impedanzkontrollierte Leiterbahnen 
ungewöhnlich breit ist und
b) hat man mit 35GHz und FR4 noch ganz andere Probleme, da FR4 ab schon 
unter 20GHz einen so hohen Verlustwinkel hat, daß die Welle das 
Trägermaterial nur noch warm macht und entsprechend dämpft, da kommt es 
auf den Leiterbahnknick auch nicht mehr an.


Amateur Praktiker schrieb:
> Ob es wohl daran liegen könnte das nirgendwo mal umfassen, verständlich
> und universell (der entschiedene Punkt. Passende  Beispiele die zur
> Erklärung direkt das  passende Probleme haben sind da wenig hilfreich )
> Erkläungen gibt wie man in der Praxis macht gibt, die "einfach" all das
> was man beachten muss (oder manchmal auch nicht - wann aber nicht und
> wann doch?) berücksichtigen?

Wenn es so machbar wäre wie du es dir vorstellst, hätte jemand so ein 
Buch schon geschrieben.


Amateur Praktiker schrieb:
> Ich kenne zwar das von dir empfohlene Buch nicht - würde mich aber nicht
> wundern wenn es da auch wieder nur bei der Theorie bleibt oder
> bestenfalls einfach nur passende Schaltungen aus der Praxis (wie bei
> Büchern üblich dann wohl auch mal 15 Jahre und älter die Schaltung und
> Bauteile) vorgerechnet und als Vorlege zum erkennen wo die Vorgänge und
> Probleme auftauchen denn stattfinden genutzt werden.

Beide Bücher sind hinreichend theoretisch, aber sie enthalten auch 
Praxisbeispiele. Viel wichtiger als irgendwelche Beispiele ist aber: Man 
hat (hoffentlich) hinterher etwas verstanden und bleibt kein armer 
Trottel, der auch nur macht was ihm wer anders gesagt hat.

Und dafür ist ein gewisses Verständnis der Theorie nunmal notwendig. Ich 
frage mich sowieso immer, warum so viele Leute ständig Theorie und 
Praxis auseinanderdividieren. Für mich gehört beides untrennbar 
zusammen: Wer die Theorie nicht versteht ist doof, faul oder beides, 
aber ohne Praxiserfahrung bleibt man ein elendiger Eunuch, der zu nix zu 
gebrauchen ist weil das erste unerwartete Problem ihn aus der Bahn 
wirft.

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