Forum: Haus & Smart Home 70% Regel fällt weg


von Malcher (Gast)


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Hallo,

die 70%-Regel bei PV fällt weg. Kann ich jetzt meinen Wechselrichter 
freischalten lassen oder muss ich eine Genehmigung abwarten?

von Jörg S. (joerg-s)


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Du musst die Anlage abbauen und eine neue aufbauen ;)
Regelung gilt nur für neue Anlagen!

von Mario M. (thelonging)


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Und auch erst ab 1.1.23.

von Christian M. (likeme)


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auf die 70% kommt es auch nicht drauf zusammen außer man sieht seine PV 
als Invest zum Gelddrucken und nicht als Invest in die Umwelt.

von mppt (Gast)


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Mich würde mal der Anteil der Anlagen interessieren die zwar drosseln 
müssten es aber nicht tun. Dass der Wegfall der 70% Regelung nicht für 
Altanlagen gilt wird damit begründet, dass nicht genügend Monteure zur 
Verfügung stehen die das machen könnten.
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Drosselung-70-Prozent-Regel-bei-Solaranlagen-faellt-weg,audio1171780.html
Kontrolleure stehen mit Sicherheit auch nicht genügend zur Verfügung. 
Mich würde mal interessieren ob in diesem Zusammenhang schon mal ein 
Gerichtsurteil oder negative Erfahrungen bekannt sind. Am Ende ist das 
ein Schattenboxen wie mit den Balkonanlagen. Alle müssten sie anmelden 
und auch eine Wieland-Dose verbauen. Machen tun das aber nur die absolut 
ahnungslosen die für sowas einen teuren Handwerker brauchen.

von Malcher (Gast)


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Jörg S. schrieb:
> Du musst die Anlage abbauen und eine neue aufbauen ;)
> Regelung gilt nur für neue Anlagen!

Oder ausrechnen was die jetzige Anlage haben müsste um bei 70% die 
momentane kWp zu machen. Ich werde dann dem Netz melden das meine Anlage 
nun 30% erweitert wird und die Drosselung einfach rausnehmen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Das passt so nicht ganz. Die Drosselung war ja nicht gleitend, sondern 
soweit ich weiß, wurde nur die Spitzenleistung gedrosselt. Praktisch 
habe ich 10kWp Module und nur einen 7kWp Wechselrichter. Als Ergebnis 
wird diese starke Mittags-Spitze weggeschnitten, die vor allem auf 
maximalen Ertrag übers Jahr optimierte Anlagen aufweisen (für 
gleichmäßigste Leistung übers Jahr ausgelegte Anlagen haben einen 
flacheren Tagesgang). Aber solange man mit seinen 10kWp Modulen maximal 
7kWP real erreicht hat, wurde 100% dieser Leistung eingespeist.

Kontrolle ... ob das überhaupt jemals kontrolliert wird wenn jemand 
nachträglich an seinem Wechselrichter rumfummelt? Wahrscheinlich ist das 
mit einer der Gründe für den Wegfall dieser Regelung, mal abgesehen 
davon, daß es total bescheuert ist, so eine Regelung überhaupt erst 
einzuführen... aber guter Lobbyismus macht in Deutschland so einiges 
möglich, erst recht die größten Dummheiten zum Nachteil der Bevölkerung, 
Hauptsache den Großkonzernen  geht es gut.

von mppt (Gast)


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Ben B. schrieb:
> Das passt so nicht ganz. Die Drosselung war ja nicht gleitend, sondern
> soweit ich weiß, wurde nur die Spitzenleistung gedrosselt.

Man konnte schon immer eine dynamische Abregelung machen, falls man die 
technischen Gegebenheiten hatte. Also einen zusätzlichen Zähler und eine 
Regelung die mit diesem Zähler und dem WR kommuniziert. Da man auch da 
selbst 2022 noch keine allgemeinen Standards in den Schnittstellen hat, 
ist es immer von den verbauten Komponenten oder der eigenen Intelligenz 
abhängig ob das geht oder nicht. Und wehe es fällt mal was aus und es 
gibt keinen baugleichen Ersatz, dann ist unter Umständen noch mehr 
Austausch nötig.

Die Kombination einer 10kWp Anlage mit einem 7kWp Wechselrichter ist 
aber in meinen Augen das blödeste was man machen kann. Damit nimmt man 
sich erstens die Möglichkeit von fester auf dynamische Begrenzung zu 
wechseln und zweitens betreibt man den WR immer genau dann an seiner 
Leistungsgrenze, wenn ihm auch von aussen noch ordentlich warm wird. Ob 
das der Lebensdauer des WR zu gute kommt wage ich zu bezweifeln. Meine 
Anlage ist zwar nur knapp 5kWp groß, trotzdem hängen da 2 Wechselrichter 
mit 3,6kW dran. Die werden damit praktisch nie an der Leistunggrenze 
betrieben aber immer noch so, dass es keinen deutlichen Abfall im 
Wirkungsgrad gibt. Zudem hat das auch den Vorteil, dass man Fehler 
schnell merkt. Die beiden Wechselrichter haben normalerweise keine 1% 
Abweichung untereinander.

von Thomas R. (thomasr)


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mppt schrieb:
> Ben B. schrieb:

> Die Kombination einer 10kWp Anlage mit einem 7kWp Wechselrichter ist
> aber in meinen Augen das blödeste was man machen kann. Damit nimmt man
> sich erstens die Möglichkeit von fester auf dynamische Begrenzung zu
> wechseln und zweitens betreibt man den WR immer genau dann an seiner
> Leistungsgrenze, wenn ihm auch von aussen noch ordentlich warm wird. Ob
> das der Lebensdauer des WR zu gute kommt wage ich zu bezweifeln. Meine
> Anlage ist zwar nur knapp 5kWp groß, trotzdem hängen da 2 Wechselrichter
> mit 3,6kW dran. Die werden damit praktisch nie an der Leistunggrenze
> betrieben aber immer noch so, dass es keinen deutlichen Abfall im
> Wirkungsgrad gibt. Zudem hat das auch den Vorteil, dass man Fehler
> schnell merkt. Die beiden Wechselrichter haben normalerweise keine 1%
> Abweichung untereinander.

Im Photovoltaikforum wird sehr genau erklärt warum deine Lösung 
unwirtschaftlich ist. Für den kleinen Mittagspeak wird ein unnötig 
teurer WR benötigt, der den Rest des Tages wenig zu tun hat.
Mein SMA 5000TL aus 2010 läuft unter diesen Bedingungen problemlos....

von Dieter (Gast)


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Ben B. schrieb:
> sondern soweit ich weiß, wurde nur die Spitzenleistung gedrosselt.

Hintergrund dafuer war, dass die Wechselrichter, nicht alle, eine 
Drosselung oder Abschaltung ab 51,xx Hz, wenn dann nur die harte 
Schaltung, hatten.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Es macht aber auch keinen Sinn, einen 10kW Wechselrichter
zu bezahlen, der effektiv nur 7kW leistet.

Oder kaufst Du Dir gerne ein Auto mit 300PS,
welches auf 210PS gedrosselt ist?

von Martin R. (mme)


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Malcher schrieb:
> die 70%-Regel bei PV fällt weg.

Gibt es diese Information auch von offizieller (Internet)-Seite? Beim 
Bundestag (https://www.bundestag.de) habe ich nichts gefunden. Auch 
nicht beim zuständigen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz 
(http://www.bmwk.de/).

von Sven L. (sven_rvbg)


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Ben B. schrieb:
> Es macht aber auch keinen Sinn, einen 10kW Wechselrichter
> zu bezahlen, der effektiv nur 7kW leistet.
>
> Oder kaufst Du Dir gerne ein Auto mit 300PS,
> welches auf 210PS gedrosselt ist?

Is ja garnicht richtig. Es durften immer 100% produziert werden, solange 
30% im Haus verblieben (Akku, Heizung, Wallbox,...).

Auch darf man 100% einspeisen, wenn man dem VNB die Möglichkeit 
einräumt, die Anlage via Rundsteuerempfänger etc. fernsteuern zu können 
(100/60/30/0%).

von Bauform B. (bauformb)


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Sven L. schrieb:
> Auch darf man 100% einspeisen, wenn man dem VNB die Möglichkeit
> einräumt, die Anlage via Rundsteuerempfänger etc. fernsteuern zu können
> (100/60/30/0%).

Warum so umständlich? Der Wechselrichter misst doch sowieso die 
Frequenz, also könnte er das auch selber. Und wieso verkauft man 
eigentlich keine Regelleistung? Von der Technik her müsste das doch 
optimal funktionieren?

Fragt man sich als Mieter ohne Balkon...

von Sven L. (sven_rvbg)


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Bauform B. schrieb:
> Warum so umständlich? Der Wechselrichter misst doch sowieso die
> Frequenz, also könnte er das auch selber.
Als das mit der PV losging, waren Wechselrichter reine Umrichter, die 
halt aus DC AC gemacht haben und nur wenige Grenzwerte kannten.

Das Netz war hierarchisch aufgebaut, es wurde von oben nach unten 
verteilt.

In der Verteilnetzebene Energie einzuspeisen war eher die Ausnahme.

Ob so ein Wechselrichter am Netz war oder nicht, hat man im Netz nicht 
wirklich gemerkt.

Irgendwann wurden es mehr und man sah sich vor dem 50.2 Hz Problem, weil 
die Anlagen hart abschalteten, weil eben jeder WR, der nach Norm gebaut 
war, bei 50.2 Hz hart abschalten musste!

Mittlerweile wird in jeder Netzebene eingespeist und an einem 
Ortsnetztrafo hängen sehr viele EZA, verschiedenester Größen und 
Hersteller, mit und ohne Speicher.

Technologieen wie Q(U)-Regelung oder Q(P)-Regelungen sind noch recht 
neu.



Und wieso verkauft man
> eigentlich keine Regelleistung? Von der Technik her müsste das doch
> optimal funktionieren?
Größere Anlagen hängen an der Direktvermarktung. Trotzdem stellt sich 
die Frage, wer im Sommer zur Mittagszeit Strom braucht.

Jeder normale Mensch ist beim arbeiten und hat sein E-Auto nicht daheim 
steht.

Wer will den Strom dann?

Als Netzbetreiber hat man heutzutage regelmäßig die Arschkarte.

Letztes Jahre haben viele Leute eine Wallbox errichtet oder zwei, weil 
es dafür Geld gab. Nur ein Bruchteil davon hat tatsächlich ein E-Auto.

Wie man heut zu Tage ein Netz ordentlich planen und auslegen soll, bei 
immer neuen Ideen von Energieexperten aus der Regierung....

Man vergisst, das es in der Nacht dunkel ist und das PV-Anlagen im 
Winter nicht das bringen, was sie im Sommer bringen.

Wenn man den Überschuss aus dem Sommer für den Winter hätte, wären einem 
der Energiepreis völlig egal.

In den Köpfen nicht technich denkender Menschen wird ein völlig falsches 
Bild erzeugt.

von Helge (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> wieso verkauft man eigentlich keine Regelleistung?

vermutlich weil die Grundkosten für Regelleistung verkaufen höher sind 
als die Einnahme durch eine Balkonanlage :-)  Das lohnt sich erst bei 
größeren Anlagen, und dafür gibts auch Angebote. Noch mehr lohnt sich 
das, wenn auch noch große Verbraucher fernsteuerbar sind.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Is ja garnicht richtig. [..]
Mir ist schon klar, daß mit den 70% die reine Einspeiseleistung gemeint 
war. Aber erstens - wer, der ein größeres Speichersystem betreibt, 
interessiert sich für die Einspeisung von irgendwelchem Strom? Und 
welche privathaushaltstypische Wechselrichter verfügt über die 
Möglichkeit der Fernsteuerung durch den Netzbetreiber was die Abregelung 
angeht? Vielleicht 'ne handvoll, aber üblich ist sowas erst bei großen 
Anlagen ab etwa 20..30kW pro Wechselrichter, vor allem wenn mehrere 
dieser "Dächer" betrieben werden und dadurch ggf. die 400V-Leitung in 
der Straße an ihre Grenzen kommt.

Regelleistung verkaufen... Es gibt für Großabnehmer, die ihre großen 
Verbraucher für 1..2 Stunden ungeplant abschalten können, verbilligten 
Industriestrom. Das nutzen z.B. große Kühlhäuser, die ihre 
Kältemaschinen zu Spitzlastzeiten abschalten und dadurch zur Abflachung 
der Spitze beitragen.

Aber man könnte sich auch ein größeres Akkuspeicherkraftwerk hinstellen 
(gibts inzwischen mit 20..30 Megawatt ohne daß es zu groß wird, teuer 
genug werden auch deutlich kleinere Ausführungen) und dann könnte man 
"privat" die Regelleistung dieses Kraftwerks verkaufen. Die bessere 
Möglichkeit weil bei gegenwärtiger Akku-Technologie mit viel mehr Bumms 
und Kapazität wären Pumpspeicherkraftwerke, aber das sind große 
Industrieanlagen, die man sich nicht mehr privat irgendwo hinstellen 
könnte.

von J. V. (janvi)


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Sven L. schrieb:
>Wenn man den Überschuss aus dem Sommer für den Winter hätte,

Wenn unsere Politiker in den letzten 30 Jahren nicht geschlafen hätten, 
hätte jeder einen Elektrolyseur der im Sommer seinen Wasserstofftank 
auffüllt. So beschäftigen sich nur eine Handvoll Garagenfirmen damit und 
von der Serienproduktion sind wir weit entfernt. Für Regelenergie unter 
einem Megawatt dürfte sich kaum jemand interessieren.

Bei uns in Marbach wird gerade eine Netzstabilisierungsanlag mit 
Gasturbine neu gebaut: 0,3 Gigawatt (und selbst das ist noch ziemlich 
mikrig was dagegen in Neckarwestheim abgeschaltet wird)

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ihr mit eurem Wasserstoff immer. Seht doch endlich mal ein, daß dies 
eine Sackgassentechnologie ist. Das Zeug lässt sich einfach nicht gut 
speichern und die Energiedichte bezogen aufs Speichervolumen ist extrem 
mies. Niemand hat die Möglichkeit, sich genug Wasserstoff herzustellen 
und zu speichern, um den Winter über durchzuheizen.

Zweitens ist die Wasserstoffproduktion aus Strom nur sinnvoll, wo ein 
großer Überschuss besteht, der nicht besser genutzt werden kann. Also 
ganz sicher nicht an meiner eigenen Steckdose. Da Strom für die 
Erzeugung von Wasserstoff herauszuziehen, um den im Winter verbrennen zu 
können, ist der so ziemlich größte Blödsinn, den ich jemals gehört habe. 
Durch die ganzen Umwandlungs- und Abgasverluste komme ich damit deutlich 
schlechter weg, als wenn ich mit einem einfachen Heizlüfter heizen 
würde. Seid ihr echt alle zu blöde um das zu begreifen? Heizen mit Strom 
macht nur mit einer Wärmepumpe Sinn - und das auch nur wenn das Gerät 
20..30 Jahre durchhält, denn sonst versetzen die Reparaturkosten den 
schönen Träumen den Todesstoß.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Ben B. schrieb:
> Mir ist schon klar, daß mit den 70% die reine Einspeiseleistung gemeint
> war. Aber erstens - wer, der ein größeres Speichersystem betreibt,
> interessiert sich für die Einspeisung von irgendwelchem Strom?
Auch hier ist es so, das im Sommer der Speicher recht schnell voll ist.

Die WR Hersteller haben reagiert und Lade- Endladesperrzeiten 
eingeführt, so das man seine 30% dann nutzt, wenn die Anlage 100% 
liefert.

> Und welche privathaushaltstypische Wechselrichter verfügt über die
> Möglichkeit der Fernsteuerung durch den Netzbetreiber was die Abregelung
> angeht?
Jeder Fronius Wechselrichter mit Datamanager kann das von Haus aus.

Den Rundsteuerempfänger (Ton/Funk/Mobilfunk) muss man sich halt beim VNB 
bestellen.

Bei anderen WR Herstellern braucht man ggf. Zusatzhardware.

> Vielleicht 'ne handvoll, aber üblich ist sowas erst bei großen
> Anlagen ab etwa 20..30kW pro Wechselrichter
Ab einer bestimmten Anlagengröße ist die Fernsteuerbarkeit Pflicht.

Werden die Anlangen noch größer will der VNB aktuelle Werte vom 
Netzverknüfungspunkt und wird es noch größer kommt Fernwirktechnik zum 
Einsatz.
>, vor allem wenn mehrere
> dieser "Dächer" betrieben werden und dadurch ggf. die 400V-Leitung in
> der Straße an ihre Grenzen kommt.
Darum wird die Wirkleistung am NVP teilweise auch in der Anschlusszusage 
beschränkt und es gibt Dinge wie PAVE-Überwachung / Regelung.
>
> Regelleistung verkaufen... Es gibt für Großabnehmer, die ihre großen
> Verbraucher für 1..2 Stunden ungeplant abschalten können, verbilligten
> Industriestrom. Das nutzen z.B. große Kühlhäuser, die ihre
> Kältemaschinen zu Spitzlastzeiten abschalten und dadurch zur Abflachung
> der Spitze beitragen.
Sowas gibt es, bringt nur nicht viel, wenn im Dorfnetz der Umspanner die 
Energie nicht mehr wegbekommt, was bei der momentanen Ausbaupolitik gut 
und gerne passieren kann.

>
> Aber man könnte sich auch ein größeres Akkuspeicherkraftwerk hinstellen
> (gibts inzwischen mit 20..30 Megawatt ohne daß es zu groß wird, teuer
> genug werden auch deutlich kleinere Ausführungen) und dann könnte man
> "privat" die Regelleistung dieses Kraftwerks verkaufen.
technisch können, tut man viel, vorallem wenn man das Ganze stratekisch 
an einem passendem Ort tut. Die Bürokratie ist oft das Hindernis.

Ich kenne jemandem mit einer große PV, der würde seinem Bruder ca. 5km 
weiter gerne den Strom verkaufen. Wenn er das tut, ist er nicht billiger 
als wenn der Bruder den Strom sonstwo kauft, weil da so viel Bürokratie 
dazwischen ist. Einfach eine Durchleitung auf 5km 20kV geht nicht.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Na Strom irgendwo durchs fremde Mittelspannungsnetz transportieren ist 
klar, daß der Netzbetreiber das nicht möchte. Bzw. nicht ohne daß Du 
einen mehrer oder weniger teueren Deal mit ihm aushandelst.

Ich weiß aber nicht, ob direkter privater Stromverkauf überhaupt erlaubt 
ist oder ob man dafür als eine Art EVU auftreten und lizensiert sein 
muss. Wenn ja wird's schon schwierig, auch nur seinem Nachbarn Strom zu 
verkaufen.

Nach dem was ich weiß, sind Überlastungen in den Mittelspannungsnetzen 
recht selten. Die Probleme tauchen vor allem im 400V Niederspannungsnetz 
und im 110kV Hochspannungsnetz auf. Das 400V-Netz zu überlasten ist kein 
so großes Problem wenn man ein größeres Dach hat und nur ein relativ 
dünnes Kabel in der Straße liegt. Die 110kV-Netzebene hat das Problem, 
daß jeder größere Solar- und Windpark in diese Netzebene einspeisen will 
und erwartet, daß der Strom transportiert werden kann. Nur wenige 
richtig große (onshore) Windparks leisten sich eine Anbindung an das 
380kV Höchstspannungsnetz.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Ben B. schrieb:
> Na Strom irgendwo durchs fremde Mittelspannungsnetz transportieren ist
> klar, daß der Netzbetreiber das nicht möchte. Bzw. nicht ohne daß Du
> einen mehrer oder weniger teueren Deal mit ihm aushandelst.
Das ist das Problem, Energie regional erzeugen und verbrauchen - 
Stichwort Nachhaltigkeit.

Oder ein Mieter der keine möglichkeit hat eine EZA zu installieren, 
mietet / kauft sich in einem Solarpark ein und nutzt den Strom daheim. 
Sowas wäre halt toll!

>
> Ich weiß aber nicht, ob direkter privater Stromverkauf überhaupt erlaubt
> ist oder ob man dafür als eine Art EVU auftreten und lizensiert sein
> muss. Wenn ja wird's schon schwierig, auch nur seinem Nachbarn Strom zu
> verkaufen.
Mittlerweile spricht man von Marktakteuren und Marktrollen.

Da gibt es Rollen für Erzeuger, für VNB, für MBS usw. alles nicht 
einfach.

Mit Reispach 2.0 muss der Erzeuger mit einer bestimmten Rolle bspw. 
Fahrpläne liefern, wieviel er vorhat zu Produzierenn.
>
> Nach dem was ich weiß, sind Überlastungen in den Mittelspannungsnetzen
> recht selten.
Der Netzausbau im MS Netz sieht auch 300mm² bis 1000mm² vor.

> Die Probleme tauchen vor allem im 400V Niederspannungsnetz
Hier vorallem in die Jahre gekommene Umspannstationen.
> und im 110kV Hochspannungsnetz auf.
im 100kV Netz wird gerade auch ordentlich modernisiert.

> Das 400V-Netz zu überlasten ist kein
> so großes Problem wenn man ein größeres Dach hat und nur ein relativ
> dünnes Kabel in der Straße liegt.
Wenn man sieht was früher so verbaut hat...
Aber wem will man einen Vorwurf machen, das hat die letzten 50 Jahre 
oder länger gehalten. Wer hat vor 50 Jahren etwas von E-Mobility 
gesprochen.

Supercharger mit 250kW usw...

> Die 110kV-Netzebene hat das Problem,
> daß jeder größere Solar- und Windpark in diese Netzebene einspeisen will
> und erwartet, daß der Strom transportiert werden kann. Nur wenige
> richtig große (onshore) Windparks leisten sich eine Anbindung an das
> 380kV Höchstspannungsnetz.
Die Parks in denen ich war, die hatten eine Übergabestation auf 20kV.

am 110kV Netz hängt bei uns noch die Bahn, die Ihr Bahnstromwerk 
betreibt.

Das wahr wohl günstiger, als eine eigene Bahnstromtrasse.

Das sind alles Probleme, die wird man nicht durch mit den Füßen stampfen 
oder durch ein Gesetz gelöst bekommen.

von mppt (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Im Photovoltaikforum wird sehr genau erklärt warum deine Lösung
> unwirtschaftlich ist. Für den kleinen Mittagspeak wird ein unnötig
> teurer WR benötigt, der den Rest des Tages wenig zu tun hat.

Ach ne, da wird genauso viel gelabert wie hier und jeder kann sich seine 
Meinung raussuchen wie er will.

Wirtschaftlichkeit ist auch nicht das einzige Kriterium wenn man sich 
eine PV Anlage aufs Dach baut. Viele im Photovoltaikforum würden mich 
sicher für verrückt erklären, aber ich habe für mich entschieden die 
Wechselrichter großzügiger zu dimensionieren. Dann habe ich auch welche 
mit Trafo verbaut weil ich keine Netzspannung auf dem Dach haben will 
und die Strangspannung ist auch nur max. 250V hoch und nicht 600-800V 
wie heute üblich. Klar dass das ein wenig Wirkungsgrad kostet, aber das 
ist nicht mein Hauptkriterium.
Immer noch besser als den Mittagspeak komplett zu verschenken.

von Helge (Gast)


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Ben B. schrieb:
> und das auch nur wenn das Gerät 20..30 Jahre durchhält

weißnich. Bekannter hat sich so eine klima zum heizen (und wenns 
notwendig ist, kühlen) einbauen lassen, die Kosten waren nach 3 Jahren 
drin. Das war nur dumm Luft - Luft.

Sven L. schrieb:
> die letzten 50 Jahre oder länger gehalten

Hier (Tirol) werden im großen Maßstab neue 400V-Leitungen auf wenigstens 
armdick eingebuddelt und Trafostationen leistungsverdoppelt. Das hätte 
ich der trotteligen Landesregierung nie zugetraut, die sowohl Vorstand 
als auch Aufsichtsrat des Versorgers stellen (teilweise in 
Personalunion). Mittelspannung und Hochspannung ist eh schon stark genug 
wegen dem Stromtransit.

von Sven L. (sven_rvbg)


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Nach meinem Gefühl ist man in AT und SZ viel weiter was bspw. Erdkabel 
angeht.

Hier gibt es Wohngebiete, da hängen 5 Reihenhäuser (EFH) an einem 
Dachständer. Hatte man damals so gebaut.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Tirol? Starkes Hoch- und Höchstspannungsnetz? Wo hast Du das denn her, 
bei euch läuft doch das meiste noch über die guten alten 220kV oder habt 
ihr euren 380kV-Ring inzwischen geschlossen?

Die Mittelspannung wird auch nicht wesentlich zum Stromtransport 
benutzt, das ist mehr ein Verteilnetz, welches von den erneuerbaren 
Energien eher zum Abtransport ihrer Energie "missbraucht" wird. Die 
Transportnetze sind die reinen Höchstspannungsnetze wie die alten 220kV 
und heute in Westeuropa üblichen 380kV.

Und so schlecht finde ich eine Luft/Luft-Klima bzw. Wärmepumpe gar 
nicht. Sie macht genau das was sie soll, ohne den Umweg über warmes 
Wasser. Einziger Nachteil ist, daß sie keinen Speicher heizen kann.

> Die Parks in denen ich war, die hatten eine Übergabestation auf 20kV.
So bis etwa 10MW bleibt der Solarstrom in der Mittelspannung. Wenn mehr 
dranhängt oder ein größerer Park mit mehreren Teilflächen, gibts 
irgendwo eine 20kV/110kV Umspannstation, die von allen Teilflächen 
gemeinsam genutzt wird.

> am 110kV Netz hängt bei uns noch die Bahn,
> die Ihr Bahnstromwerk betreibt.
> Das wahr wohl günstiger, als eine eigene Bahnstromtrasse.
Naja zu DDR-Zeiten war das im Nordosten üblich. Da hat man das 110kV 
Bahnstromnetz mit seinen zentralen Kraftwerken nur im Süden "mitgebaut". 
Im Nordosten hat man überall Hallen mit rotierenden 
Synchron/Synchron-Umformern eingesetzt. Jeder Maschinensatz hatte 8MW 
Dauerleistung und in einer dieser Hallen konnten bis zu vier Stück davon 
aufgestellt werden. Die Bundesbahn hat diese Anlagen bis vor wenigen 
Jahren noch weiterbetrieben, das 110kV Bahnstromnetz wurde im Zuge des 
Baus der Schnellfahrstrecke Berlin-Hannover bis in den Berliner Raum 
erweitert. Danach kamen dank moderner Leistungselektronik dezentrale 
Bahnstrom-Umrichterwerke auf, die meistens 15MW aus dem 
110kV-Drehstromnetz aufnehmen und direkt in die Oberleitung speisen. 
Seit dem findet kein nennenswerter Ausbau des 110kV Bahnstromnetzes mehr 
statt, die Bahn ersetzte einfach alle rotierenden Umformer durch diese 
kleinen statischen Umrichterwerke, die weiterhin aus 110kV Drehstrom 
gespeist werden.

von J. V. (janvi)


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Ben B. schrieb:

> Ich weiß aber nicht, ob direkter privater Stromverkauf überhaupt erlaubt
> ist oder ob man dafür als eine Art EVU auftreten und lizensiert sein
> muss.

Und das noch unabhängig von der Menge des verkauften Stroms oder von der 
zur Verfügung stehenden Leistung. Im Prinzip ist es auch egal, ob du den 
Strom selbst erzeugst oder woanders einkaufst. Nicht nur mit PV ab 0,001 
kVA sondern schon als normaler Vermieter bist du erlaubnispflichtig wenn 
du bei deinen Mietern einen Zwischenzähler abrechnen möchtest weil du 
lt. Einschätzung von Brüssel als Versorger einen Endverbraucher 
belieferst. Das geht keineswegs wie früher über eine 
Nebenkostenabrechnung weil Stromverkauf lt. Finanzamt auf jeden Fall 
eine geweberliche Tätigkeit darstellt. Die möchte angemeldet werden, 
"infiziert" darüber hinaus auch noch alle andere Mieteinnahmen welche 
dann zur Gewerbesteuer fällig werden und haben daneben noch die üblichen 
gewerblichen Folgen wie etwa eine IHK Zwangsmitgliedschaft.

Hier sind die zuständigen Formulare vom Zoll:
https://www.zoll.de/DE/Fachthemen/Steuern/Verbrauchsteuern/Strom/Verfahren-Erteilung-einer-Erlaubnis/Antragstellung/antragstellung_node.html

Formular 1410 um überhaupt mal irgendeine Stromrechnung schreiben zu 
dürfen
Anhang 1410a als Betriebserklärung woher der Strom kommt
Zusatzblatt 1410az mit Anlagenbeschreibung bei Eigenerzeugung

Abgesehen von den jüngst benötigten Zertifikaten bei Anlagen ab 135kVA 
ist ein Hausbesitzer immer der A wenn er für seine Mieter was tun 
möchte. So sorgen die Politiker zuverlässig dafür dass das mit der 
Energiewende nie was wird. Immerhin gabs beim Zoll bis vor kurzem noch 
grünen, grauen und schwarzen Strom was zwischenzeitlich wohl als 
kompletter Blödsinn da nicht nachvollziehbar ersatzlos abgeschafft 
wurde.

: Bearbeitet durch User
von Schluchtenscheisser. (Gast)


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Helge schrieb:

> Hier (Tirol) werden im großen Maßstab neue 400V-Leitungen auf wenigstens
> armdick eingebuddelt und Trafostationen leistungsverdoppelt. Das hätte
> ich der trotteligen Landesregierung nie zugetraut, die sowohl Vorstand
> als auch Aufsichtsrat des Versorgers stellen (teilweise in
> Personalunion). Mittelspannung und Hochspannung ist eh schon stark genug
> wegen dem Stromtransit.

Österreich bastelt auch schon ewig am Netzausbau in der 380KV Ebene.

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