Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gegen-EMK-Spannung drehrichtungsabhängig?


von Mark K. (mamikoe)


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Hallole,

vielleicht hat einer von euch eine Erklärung:

Situation: Modellbahn, Digitalsteuerung, Lok mit DC-Motor (alter offener 
ROCO Flachmotor mit beidseitiger Welle, gerade genuteter Rotor, so gut 
wie nicht gelaufen, also "neuwertig"), ausgestattet mit einem 
Digital-Dekoder, der wie heute üblich eine Motorregelung (genannt 
"Lastregelung") besitzt, die anhand des Auswertens der 
Gegen-EMK-Spannung (bemfv) die den Motor antreibende PWM anpaßt.
Soweit alles Standard, kein Problem, die Lok läuft gut, soweit es mit 
diesem alten Motor und dem konkreten Dekoder möglich ist, Regelung 
funktioniert.

Bei der Parametrisierung des Dekoders - hier Einstellen der 
Maximalgeschwindigkeit bei größter/höchster Fahrtstufe (konkret eine 
Verringerung der Geschwindigkeit, d.h. der Dekoder bzw. seine Regelung 
arbeitet bei weitem nicht "am Anschlag"- ist mir aber eine sehr deutlich 
unterschiedliche Geschwindigkeit je nach Fahrtrichtung (d.h. 
Drehrichtung des Rotors im Motor) aufgefallen, nämlich ca. 20% 
Unterschied. Dieser prozentuale Unterschied ergab sich auch bei jeder 
anderen Geschwindigkeit. Ein Umpolen/Vertauschen der Motoranschlüsse 
ergab keinen Unterschied (in Bezug auf die betroffene Drehrichtung des 
Motors) und das gleiche Phänomen konnte ich auch mit anderen testweise 
angeschlossenen Dekodern beobachten. Der Dekoder als Ursache scheidet 
also aus.
Da die Regelung als solche funktioniert blieb logischerweise - wenn auch 
mir nicht erklärbar - nur, daß sich die bemfv bei identischer Drehzahl 
richtungsabhängig deutlich unterscheidet.
Schaltungstechnisch wird die bemfv bei eigentlich allen handelsüblichen 
Dekodern auf dieselbe Art ausgewertet: Die Motoranschlüsse führen zu 
jeweils einem R 10k, diese gehen zusammen auf einen (Meß-/ADC-)Eingang 
des uC, regelmäßig liegt da auch noch ein C (z.B. 10n) gegen Masse. Da 
im Betrieb, auch beim Messen (in den Puls-Pausen) immer ein 
Motoranschluß an Masse liegt fungieren die beiden R als (im Rahmen ihrer 
Toleranzen) symmetrischer Spannungsteiler.
Wenn also tatsächlich die bemfv drehrichtungsabhängig unterschiedlich 
ist, dann muß sich dies durch einen asymmetrischen Spannungsteiler 
kompensieren lassen. Entsprechend des prozentualen Unterschieds von ca. 
20% habe ich dem 10k, der an den Motoranschluß liegt, der in der 
"schlechten" Dreh-/Fahrtrichtung mit dem Spannungspuls beaufschlagt 
wird, 47k parallel geschaltet - und siehe da, nunmehr läuft die Lok in 
beiden Richtungen gleich schnell, soweit dies "meßtechnisch" 
feststellbar ist.

Soweit, so gut (in dem Sinne, eine pragmatische Lösung für das Problem 
zu haben). Ich würde aber gerne den Grund dafür wissen, daß anscheinend 
- danach sieht es ja aus - die bemfv drehrichtungsabhängig ist.
Möglicherweise liegt der Unterschied auch nicht in der Höhe der bemfv 
des Motors sondern aus welchem Grund auch immer an dem Zeitpunkt, zu dem 
sie auftritt, und daß sich dies aufgrund der konkreten (und mir nicht 
bekannten)  Art und Weise, wie der uC die bemfv "mißt", hier auswirkt.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Der Motor wird bei Drehrichtungsumkehr etwas früher/später kommutiert, 
hat also eine Vorzugsrichtung. Das bewirkt bei Verpolung nicht nur eine 
andere Tachospannung, sondern sogar eine andere Drehzahl (an ein und 
derselben Spannung). Der Regler weiß davon natürlich nichts, und regelt 
auf immer dieselbe Tachospannung aus.

von Mark K. (mamikoe)


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Uwe S. schrieb:
> Der Motor wird bei Drehrichtungsumkehr etwas früher/später kommutiert,
> hat also eine Vorzugsrichtung.

Das sog. timing? Durch Verdrehung des Kollektors gegenüber den 
Rotorspulen? Ist das nicht bei einer Anwendung, in der der Motor in 
beide Richtungen drehen soll, kontraproduktiv? Wie sieht die Stellung 
des Kollektors ohne Vorzugsrichtung aus?

> Das bewirkt bei Verpolung nicht nur eine
> andere Tachospannung, sondern sogar eine andere Drehzahl (an ein und
> derselben Spannung).

Letzteres könnte ich mir noch erklären, wenn der Kollektor gegenüber den 
Rotorspulen verdreht ist. Aber wieso wirkt sich dies (auch) auf die 
bemfv/Tachospannung, also deren Höhe (das meinst Du wohl) aus? Was ist 
der Grund/Ursache?

> Der Regler weiß davon natürlich nichts, und regelt
> auf immer dieselbe Tachospannung aus.

Ja, das habe ich verstanden, was aber bedeutet, daß die hier 
"schnellere" Drehrichtung tatsächlich die "schlechtere", nämlich nicht 
"Vorzugsrichtung" wäre: Wenn die bemfv niedriger bzw. verglichen mit dem 
"Soll" zu niedrig ist, dann legt die Regelung nach, bis die bemfv 
(scheinbar) "stimmt" und der Motor dreht in dieser Richtung bei gleichem 
"Soll" schneller.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Die Kommutierung findet einfach nicht exakt an dem Punkt statt, an dem 
der Motor in beiden Richtungen dieselbe Drehzahl hätte. Ist recht oft 
bei DC-Motoren so, und wirkt sich neben unterschiedlichen Drehzahlen 
auch auf unterschiedliche Tachospannungen bei Richtungswechsel aus. Es 
ist quasi in beide Richtungen ein etwas anderer Motor.

von Uwe (Gast)


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Hi,
Vorzugsrichtung wird gebaut damit der Kollektor nicht so stark 
verbrennt.
Die Laufruhe ist besser und auch das Drehmoment. Bei der Reichsbahn gab 
es Generatoren da verschoben sich die Kohlen je nach Drehrichtung.
Das ein solch kleiner Motor auch mit Vorzugsrichtung gebaut wird ist 
schon erstaunlich, wobei die alten Akkuschrauber hatten das auch so.

nunja, viel Erfolg, Uwe

von Mark K. (mamikoe)


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Uwe S. schrieb:
> Die Kommutierung findet einfach nicht exakt an dem Punkt statt, an dem
> der Motor in beiden Richtungen dieselbe Drehzahl hätte. Ist recht oft
> bei DC-Motoren so, und wirkt sich neben unterschiedlichen Drehzahlen
> auch auf unterschiedliche Tachospannungen bei Richtungswechsel aus. Es
> ist quasi in beide Richtungen ein etwas anderer Motor.

Tut mir leid, das verstehe ich nicht, insbesondere nicht, warum (!) das 
auf die Höhe der bemfv, die beim Betreiben mit PWM in den Pausen 
gemessen werden kann, einen Einfluß hat/haben soll.

von Walter Tarpan (Gast)


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Mark K. schrieb:
> warum (!)

Stell es Dir als unterschiedliche  Zündzeitpunkte in den 
unterschiedlichen Drehrichtungen vor.

von Hans B. (Gast)


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Durch den (unter Last hohen) Ankerstrom werden die Feldlinien des 
Stators (Permanentmagnete) verzerrt.
Der Kommutator schaltet dann nicht mehr an der optimalen Position um, 
und es folgt verstärktes Bürstenfeuer.
Um das abzumildern werden die Bürsten (od. d. Kollektor) etwas verdreht 
eingebaut.
Das gelingt aber nur für eine bestimmte Last und eine Drehrichtung. Der 
Motor hat dann eine Vorzugsrichtung.
Vermutlich ist das die Ursache für die aufgetretenen Phänomene.
Siehe Stichwort: "Ankerrückwirkung" z.B.: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichstrommaschine

von Mark K. (mamikoe)


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Danke. Ich kann "verstehen" (soweit es mir als Laie möglich ist), warum 
man dieses sog. timing verändert bzw. für eine Drehrichtung optimiert. 
Und daß dies für die andere Drehrichtung eine Verschlechterung der 
Eigenschaften/Leistung zur Folge hat.
Aber ich verstehe nach wie vor nicht, warum und wie sich dies auf die 
Höhe der in den Pulspausen entstehenden bemfv auswirkt.

von Uwe (Gast)


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Hi,
>Aber ich verstehe nach wie vor nicht, warum und wie sich dies auf die
>Höhe der in den Pulspausen entstehenden bemfv auswirkt.
Der Anker kommutiert erst nach dem Maximum der Rückwirkung, selbiges 
wirkt auch als Generator(bemfv) -> wenn weniger zurückkommt musser halt 
Gas geben.
Viel Erfolg, Uwe

von Mark K. (mamikoe)


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Du meinst also, daß aufgrund der Verdrehung des Kollektors der Kontakt 
zwischen Kollektor und Bürsten erst zustandekommt, nachdem die bemfv ihr 
Maximum bereits hinter sich hat, und damit an den Motoranschlüssen das 
Maximum der bemfv nie gemessen werden kann? Aber das kann doch nur 
relevant sein, wenn dies mit der Meßpause irgendwie sychron wäre, also 
die Meßpause gerade solange wie eine 1/5-Umdrehung des Rotors (bei einem 
5poligen Rotor) dauern würde. Wenn die Meßpause aber mehrere Umdrehungen 
lang ist, was jedenfalls bei 5ms Meßpause und einigen zig ups der Fall 
ist, stimmt das doch nicht.

Jetzt nicht bezogen auf diesen konkreten Motor aber bei anderen Motoren, 
deren bemfv ich auf dem (Speicher)Skop betrachtet habe, war deutlich zu 
sehen, daß nach dem Ende des Pulses und Beginn der Pause erst die 
negative Gegeninduktionsspannung kam, geringer wurde, irgendwann die 
Null-Linie erreichte und dann mehr oder weniger langsam die bemfv 
erschien, je nach Motor unterschiedlich stark oder weniger stark wellig 
eine Art Maximum erreiche und dann immer geringer wurde - je nach 
Pausenlänge eben deutlicher oder weniger deutlich zu sehen. Die teils 
sehr deutlich zu erkennende Welligkeit resultierte aus den Kommutierung.

Vielleicht fehlt mir ja das richtige Verständnis. Letztlich scheint es 
aber so zu sein. Und es ist wirklich so, daß daher tatsächlich nur eine 
geringere bemfv an den Anschlüssen erscheint?

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Mark K. schrieb:
> daß aufgrund der Verdrehung des Kollektors der Kontakt
> zwischen Kollektor und Bürsten erst zustandekommt, nachdem die bemfv ihr
> Maximum bereits hinter sich hat

Ja, so in etwa. Stell´ dir doch einfach zwei unterschiedliche 
12V-Motoren vor, einer mit 1000, einer mit 2000U/min. Bei den beiden ist 
natürlich nicht nur die Drehzahl unterschiedlich, sondern auch ihre 
Tachospannung.
Sagt man nun dem Regler, er solle beide auf z.B. 5V Tachospannung 
ausregeln, dann erhalten beide zwei völlig verschiedene Drehzahlen. Bei 
dir ist es halt nur der eine Motor, der aber durch Verpolen 
unterschiedliche Eigenschaften bekommt.

: Bearbeitet durch User
von Helge (Gast)


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Mark K. schrieb:
> auf die
> Höhe der in den Pulspausen entstehenden bemfv

In optimierter Vorzugsrichtung ist "mehr Magnet" für den Anker da, in 
der anderen Richtung "mehr Luft", wenn man's über die gesamte Drehung 
aufsummiert. Das macht die Vorzugsrichtung des Motors elektrisch 
"härter".

von Mark K. (mamikoe)


Angehängte Dateien:

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Die Auswirkung einer geringen/geringeren bemfv auf die Regelung ist mir 
natürlich klar, das habe ich ja bereits im Eingangspost geschrieben und 
daher auch den workaround für eine pragmatische ad-hoc-Lösung 
(asymmetrischer bemfv-Spannungsteiler) angewendet.
Meine Frage bezieht sich nur auf das "warum" der Drehrichtung-abhängigen 
(Höhe der) bemfv, denn ich kann mir dies einfach nicht vorstellen. Denn 
dann müßte ja der DC-Motor im reinen Generatorbetrieb, also z.B. über 
einen anderen Motor angetrieben (mechanisch gekoppelt) in der 
"schlechten" Drehrichtung dauerhaft eine geringere bemfv liefern und 
dies nur weil der Kollektor etwas verdreht ist.

Da mir beim Umbau und Einbau des Dekoders keine Verdrehung des Rotors 
aufgefallen ist habe ich mal den Motor freigelegt und den Rotor im Motor 
fotografiert. Deutlich zu sehen ist, daß Kollektor bzw. Kommutatorspalt 
und Rotorspulen praktisch völlig fluchten, nicht verdreht sind, 
allenfalls minimal, vielleicht 1 Grad. Das kann doch keine 20% 
Unterschied bewirken!
Oder sehe ich das fasch und der Kollektor ist hier bereits um 36 Grad 
verdreht (wie gesagt ein fünfpoliger Motor, fünf Rotorspulen), weil ohne 
Versatz die Kollektorkontakfläche/Kommutator mit der Spule 
übereinstimmen muß?
Der Kollektor sitzt übrigens bombenfest auf der Welle, läßt sich nicht 
verdrehen.

: Bearbeitet durch User
von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Es gibt noch mehr Möglichkeiten für einen solchen asymmetrischen Motor. 
Z.B. können die Magnete nicht genau in ihrem geometrischen Zentrum 
magnetisiert sein, oder es wird sogar ein ganzes Kollektorsegment 
früher/später kommutiert(bei nur 5 Spulen natürlich ziemlich 
unwahrscheinlich).
Da der Motor so gut wie unbenutzt ist, könnte es auch sein, daß sich die 
Kohlen erst einschleifen müssen. Sprich, sie kontaktieren den Kollektor 
evtl. noch gar nicht an der exakt richtigen Stelle.
Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht an einen Motor mit Vorzugsrichtung. 
Aber wenn die Elektronik symmetrisch aufgebaut ist, der Motor beim 
Verpolen aber ein anderes Verhalten zeigt, kann es ja nur noch an ihm 
liegen.

von Mark K. (mamikoe)


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Uwe S. schrieb:
> Es gibt noch mehr Möglichkeiten für einen solchen asymmetrischen Motor.
> Z.B. können die Magnete nicht genau in ihrem geometrischen Zentrum
> magnetisiert sein,

Wenn eine (erhebliche) Verdrehung des Kollektor ausscheidet dann muß es 
eine dieser anderen Ursachen sein.
Mir fällt hierzu gerade das Längsspiel des Rotors ein. Die Rotorlamellen 
sind ja nicht völlig von den Magneten übrdeckt. Wenn und da sich bei 
diesen Motoren je nach Drehrichtung der Rotor etwas nach vorne bzw. 
hinten bewegt - bei den einen Motoren mehr, bei den anderen weniger - 
ändert sich die gerningfügig die Überdeckung der Lamellen. Dadurch 
verändern sich die magnetischen Verhältnisse und sogar mir leuchtet ein, 
daß es Einfluß auf die bemfv haben muß, wenn sich die Rotorlamellen mit 
Spulen mehr oder weniger im Magnefeld befinden. Oder kommt es nicht auf 
die Lamellen sondern auf die Spulen an?
Lamellen und Magnete haben hier eine Läge von ca. 14,5mm, das Spiel 
beträgt ca. 0,2mm.

Aber wie ist das mit der Verdrehung? Vielleicht habe ich "falsch" 
gesucht, aber ich habe noch nirgends eine Erklärung/Beschreibung 
gefunden, wie es bei so einem Motor aussehen muß, wenn der Kollektor 
verdreht ist bzw. wie ein 0-Grad-timing aussehen muß, wie der Kollektor 
im Verhältnis zu den Spulen stehen muß.

> Da der Motor so gut wie unbenutzt ist, könnte es auch sein, daß sich die
> Kohlen erst einschleifen müssen. Sprich, sie kontaktieren den Kollektor
> evtl. noch gar nicht an der exakt richtigen Stelle.

Naja, von welcher Größenordnung der Abweichung reden wir hier? 1 Grad? 5 
Grad? 10 Grad? Aber ich hatte die Kohlen beim Umbau draußen, sie sehen 
o.k. aus. Ich kann natürlich nicht ausschließen, daß ich sie beim 
Zusammenbau "falsch" eingesetzt habe. Aber ich habe en Motor, nachdem 
ich den Unterschied festgestellt habe, ca. 5 Stunden in der "schlechten" 
Richtung laufen lassen, um dies und ein hypothetisches "Einlaufen" in 
der "Vorzugsrichtung" zu korrigieren. Das hat aber überhaupt nichts 
gebracht.

> Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht an einen Motor mit Vorzugsrichtung.
> Aber wenn die Elektronik symmetrisch aufgebaut ist, der Motor beim
> Verpolen aber ein anderes Verhalten zeigt, kann es ja nur noch an ihm
> liegen.

Nein, der Motor zeigt beim Verpolen kein anderes Verhalten. D.h. die 
"schlechte" Drehrichtung bleibt gleich. Das ist es ja gerade. 
Andernfalls wäre die Elektronik schuld (aber ich habe es auch mit 
anderen Dekodern mit dem gleichen Resultat ausprobiert).
Erst nachdem ich den bemfv-Spannungsteiler auf "gleiche" bemfv/Drehzahl 
angepaßt habe zeigt ein Verpolen des Motors einen - überaus großen - 
Unterschied, was aber zwingend zu erwarten ist und so sein muß.

: Bearbeitet durch User
von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Mark K. schrieb:
> Naja, von welcher Größenordnung der Abweichung reden wir hier? 1 Grad? 5
> Grad? 10 Grad?

Da machen einzelne Grad schon einen großen Unterschied aus.

Mark K. schrieb:
>> Aber wenn die Elektronik symmetrisch aufgebaut ist, der Motor beim
>> Verpolen aber ein anderes Verhalten zeigt, kann es ja nur noch an ihm
>> liegen.
>
> Nein, der Motor zeigt beim Verpolen kein anderes Verhalten.

Ich meinte nur, daß es am Motor liegen muss, wenn der Regler ihn umpolt, 
er dabei unterschiedliche Drehzahlen bekommt. Voraussetzung ist 
natürlich, daß die Steuerung tatsächlich in beide Richtungen völlig 
gleich arbeitet.

Möglich wäre natürlich auch eine mechanisch höhere Last in der 
"schlechten" Richtung. Diese Tachospannungs-Regelungen sind ja selten so 
steif gebaut, daß sie "jede" Belastung zu 100% wegbügeln.
Am Ende ist es vielleicht eine ungünstige Kombination von allem...

: Bearbeitet durch User
von Mark K. (mamikoe)


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Was heißt "einzelne Grad"? 1 Grad Verdrehung kann 20% weniger bemfv 
bewirken?
Kommt es dabei nicht auch maßgeblich auf die Zahl der Pole/Rotorspulen 
an? Hier in dem Fall mi 5 Pol/Spulen würde 1 Grad Verdrehung gerade mal 
1/72 "Versatz" bewirken, so daß der Unterschied in der bemfv gerade mal 
2 x 1/72, also ca. 3% sein dürfte - und nicht wie hier ca. 20%. Auf 
dieser Grundlage würden 20% Unterschied eine Verdrehung um etwa 7 Grad 
erfordern. Ausgehend von der Annahme, daß 0 Grad Versatz bedeutet, daß 
entweder die Kommutatorspalte oder die Kolllekorflächen mit der 
Lamellenmitte fluchten (was ist richtig?), liegt hier offensichtlich 
kein solcher Versatz von 7 Grad vor.

Die Elektronik/Regelung macht keinen Unterschied hinsichtlich der 
Dreh-/Richtung.
Mechanische Ursachen scheiden aus. Außerdem tritt der Unterschied in bei 
allen Geschwindigkeiten auf. Bei niedrigeren Drehzahlen kommen die einen 
oder anderen Dekoder/Regelungen schon mal an ihre Grenzen (meine eigene 
ist dagegen brutal, da kannst Du die Räder nicht mit der Hand 
festhalten), aber spätestens im mittleren Geschwindigkeitsbereich 
begrenzt nur die Motorkraft. Außerdem hört man das auch, die Motoren 
klingen dann "angestrengt".
Und wenn die Regelung durch mechanische Hemmungen an ihre Grenze 
angelangt wäre, dann würde sich die Ungleichheit nicht durch die 
erfolgte Änderung des bemfv-Spannungsteilers ausgleichen lassen. Nein, 
gerade letzteres beweist ja, daß warum auch immer der Motor je nach 
Drehrichtung unterschiedliche bemfv liefert.

Nochmal zum Spiel in Längsrichtung als mögliche Ursache: Wenn man mal 
davon ausgeht, daß die Länge der Überdeckung Rotorspule/Magnet "einfach" 
in die Erzeugung der bemfv eingeht, dann würde das Spiel von 0,2mm bei 
14,5mm Magnetlänge gerade mal 1,4% (sofern man hier überhaupt sinnvoll 
mit Nachkommazahlen "rechnen" kann) bewirken. Hier sind es aber ca. 20% 
Unterschied! Und auch wenn man nur die tatsächliche Überdeckung von 
Lamelle und Magnet von ca. 12mm zugrundelegt sind es auch nicht viel 
mehr, um die 1,7%

: Bearbeitet durch User
von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Mark K. schrieb:
> Was heißt "einzelne Grad"? 1 Grad Verdrehung kann 20% weniger bemfv
> bewirken?

"Einzelne Grad" soll alles zwischen 1 und 9 bedeuten. Und ja, je nach 
Motor kann das ganz locker 20% Unterschied in Drehzahl/Tachospannung 
ausmachen.
Wenn z.B. die Kohlen ungünstig kontaktieren sollten, können das schnell 
auch 15° oder mehr sein. Aber das konntest du ja ausschließen.

Hast du das gleiche Verhalten denn bei beiden Steuerungen? Dann wäre es 
endgültig der Motor. Warum, da gibt es halt mehrere Möglichkeiten.
Wenn du es lösen konntest, ist doch eigentlich alles gut.

von Elektrofan (Gast)


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Eben ausprobiert:
Kleiner Gleichstrommotor für 5V, der in einem Receiver das
Lautstärkepoti drehte, an 5 V im Leerlauf:

Eine Polung  28,5 mA.
Andere       29,5 mA.

Also ca. 3,5 % Unterschied.

von Mark K. (mamikoe)


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Uwe S. schrieb:
> Mark K. schrieb:
>> Was heißt "einzelne Grad"? 1 Grad Verdrehung kann 20% weniger bemfv
>> bewirken?
> "Einzelne Grad" soll alles zwischen 1 und 9 bedeuten. Und ja, je nach
> Motor kann das ganz locker 20% Unterschied in Drehzahl/Tachospannung
> ausmachen.
> Wenn z.B. die Kohlen ungünstig kontaktieren sollten, können das schnell
> auch 15° oder mehr sein. Aber das konntest du ja ausschließen.[/quote]

Die Kohlen als Ursache kann und möchte ich aufgrund deren vielstündigen 
"Einlaufens" ausschließen. Deren Montagestellen sehen auch völlig o.k. 
aus und soweit sich das feststellen läßt sind sie exakt 180° 
versetzt/gegenüber und auch in der Mitte der Rotorwelle.
Aber sorry, ""Einzelne Grad" soll alles zwischen 1 und 9 bedeuten" ist 
nun wirklich absolut beliebig. Ich weiß es nicht und wenn Du es auch 
nicht weißt dann ist es halt so, aber ob und in welchem Umfang ein 
Versatz zwischen Kollektor und Rotorlamellen/-spulen einen 
drehrichtungsrelevanten Unterschied in der bemfv bewirkt, muß doch 
eindeutig quantifizierbar sein. Es erscheint mir logisch, daß es hierbei 
nicht auf den absoluten Versatz (also bezogen auf 360°) sondern den 
relativen Versatz (also bezogen auf den Bereich jeder Kollektorfläche, 
hier also 72°) ankommt. Aber wie sich dies konkret auswirkt, etwa linear 
oder irgendwie nichtlinear und mit welcher Formel, und in welcher 
Stellung der Versatz/das timing 0° beträgt, darüber muß es doch 
gesicherte Erkenntnisse geben, das sind doch die Grundlage des 
Elektromotors.

> Hast du das gleiche Verhalten denn bei beiden Steuerungen? Dann wäre es
> endgültig der Motor. Warum, da gibt es halt mehrere Möglichkeiten.
> Wenn du es lösen konntest, ist doch eigentlich alles gut.

Wenn du mit "beiden Steuerungen" verschiedene Dekoder meinst: Ja. 
Nachdem mir die Unterschiede ausgefallen sind habe ich verschiedene 
Dekoder ausprobiert und nachdem bei allen der 
Geschwindigkeitsunterschied aufgetreten ist habe ich bei dem zunächst 
verwendeten und für den Einbau vorgesehen Dekoder versuchsweise die 
beiden bemfv-Widerstände (die übrigens weniger als 1% differieren) 
entsprechend des Unterschieds geändert, da ich aus dem Bauch heraus, 
ohne dies begründen oder erklären zu können, den "Verdacht" hatte, daß 
die bemfv drehrichtungsabhängig unterschiedlich sein könnte.
Ich habe den Motor auch mal versuchsweise analog und solo betrieben und 
die Stromaufnahme gemessen. Nicht überraschend besteht ein 
drehrichtungsabhängiger Unterschied von ca. 20%. Auch die 
Leerlaufdrehzahl ist unterschiedlich, aber da ich keine Lust hatte, 
aufwendig eine Drehzahlmessung zu fruckeln, habe ich nur mit einem 
F-Meter und Smartphone, also über dessen Mikro, das Motorgeräusch 
bewertet. Die Meßwerte schwanken ziemlich, aber es war ein deutlicher 
Unterschied zu erkennen, deutlich mehr als 10%.

von Mark K. (mamikoe)


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Elektrofan schrieb:
> Eben ausprobiert:
> Also ca. 3,5 % Unterschied.

Ich habe jetzt aufgrund gezielt vorgenommener Messungen auch bei anderen 
Modellen geringfügige Unterschiede der Geschwindigkeit vorwärts und 
rückwärts festgestellt. Sie sind eher geringfügig, nicht auffällig, 
vielleicht 5 bis 10%, und mir daher bislang nicht aufgefallen. Aber 20% 
sind so ungewöhnlich viel, daß es auch ohne gezielte Messung allein beim 
gedankenlosen Zuschauen auffällt.

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