Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 2022: GPIB / HPIB / IEEE 488?


von Udo K. (udok)


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Hi,

Ich wollte mal in die Runde fragen, ob ihr GPIB verwendet?

Es gab ja 2011 schon mal eine Umfrage, da waren die Meinungen geteilt, 
aber eher pro GPIB.

Heute gibt es ja Realtime Ethernet und LXI, und USB ist sowieso 
allgegenwärtig.

LXI schaut im Prinzip gut aus. Funktioniert das in einem inhomogen 
Messaufbau mit unterschiedlichen Herstellern?

Wie schaut es in der Produktion aus (Automatisierung)?  Schaut ihr beim 
Messgeräteneukauf noch auf GPIB?

Schönen Gruss,
Udo

von Andre G. (andgst01)


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Udo K. schrieb:
> Wie schaut es in der Produktion aus (Automatisierung)?

Bei uns in der Firma wird im Prüffeld noch sehr viel mit GPIB gesteuert 
/ ausgelesen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Für mich ist GPIB eher Geschichte.
Anfang der 80er wurden die Antennenverstärker noch mit weitgehend 
selbstgebauten Abgleichplätzen abgestimmt. Ein als Oszilloskop 
umgebauter Röhren-TV ist mir noch in Erinnerung, die Toleranzkurve mit 
Filzstift auf die Mattscheibe gemalt.
Da wurden nur die Messgeräte morgens über GPIB konfiguriert, irgendein 
Commodore-Computer mit GPIB CBM40xx oder CBM80xx.

Ich habe mal einen R&S SMS wobbeln lassen und das Messergebnis irgendwie 
aufgenommen. Oder auch einen HP VNA S-Parameter aufnehmen lassen, das 
konnte der ohne Steuerrechner. Auch der Plotter 7470 hatte weder 
serielle noch parallele Schnittstelle, sondern GPIB, auch direkt aus dem 
HP-Gerät. Lange her. Vielleicht lasse ich mal meinen HP-Spektrumanalyzer 
ca. 1983 über GPIB ausdrucken. Ein Raspberry mit Python-Programm sollte 
das erledigen können, damals war es noch Basic unter DOS.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Zu Hause habe ich es noch (weil es genügend Geräte damit gibt), in der 
Firma haben die Geräte es größtenteils, aber das wird nicht benutzt.

Der einzige Vorteil, den es heutzutage halt nach wie vor hat ist ein 
deterministisches Zeitverhalten. Das haben weder Ethernet noch USB.

von Peter D. (peda)


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Ich hab für Notfälle noch nen PROLOGIX rumliegen, aber schon lange nicht 
mehr benutzt.
Die starren vielpoligen Kabel, womit man schnell mal ganze Gerätetürme 
vom Tisch reißt, benutze ich schon lange nicht mehr. Der PROLOGIX wird 
direkt ins Gerät gesteckt und dann per USB zum PC.

Moderne Meßgeräte laufen nur noch über Ethernet oder USB.

von Ralph B. (rberres)


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Udo K. schrieb:
> Ich wollte mal in die Runde fragen, ob ihr GPIB verwendet?

Ja!!

Bei mir sind 20 Geräte mit IECbus vernetzt und werden über ein 
Basicprogramm gesteuert, welches ich geschrieben habe.

Ralph Berres

von Dieter (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:
>
> Vielleicht lasse ich mal meinen HP-Spektrumanalyzer
> ca. 1983 über GPIB ausdrucken. Ein Raspberry mit Python-Programm sollte
> das erledigen können, damals war es noch Basic unter DOS.

Hier ein Beispiel eines Screenshot über GPIB von einem HP8569B
aus dieser Zeit (Anfang 1980er). Mit dem KE5fX GPIB Toolkit
kein Problem, nett ist dass man damit auch mehrere Kurven
übereinander legen kann (so wie im Beispiel).

BTW, den "digitalen" Teil im HP8569B erledigt ein 6502 mit 8 KByte
Firmware.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Dieter schrieb:
> Mit dem KE5fX GPIB Toolkit
> kein Problem

Womit betreibst du den hardwareseitig? Wollte ich mir auch schon immer 
mal ansehen.

von Dieter (Gast)


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Jörg W. schrieb:
>
> Womit betreibst du den hardwareseitig? Wollte ich mir auch schon immer
> mal ansehen.

Ich habe eine NI PCI-GPIB Karte im Rechner. Der Adapter von Prologix
wird auch unterstützt, den habe ich aber nicht.

Wenn man etwas programmieren kann ist es sicher möglich auch andere
GPIB Interfaces zu unterstützen, das liegt ja alles im Source Code vor.

von Axel R. (axlr)


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Ich hab mehrere E6331A HP(Agilent)-Netzteile auf "Adresse5" am GPIB 
laufen.
der neumodische Kram läuft über Ethernet (oder USB) und ist manchmal 
nicht erreichbar. hängt die VISA-Schnittstelle zwischen. Mitm GPIB gab 
es noch nie Probleme. Ich hab jetzt testweise die Netzteile mal an der 
seriellen Schnittstelle dran, um die "achsoteure" GPIB-Karte zu sparen. 
Naja - geht. der eine oder andere Befehl ist leider nur im GPIB- oder 
halt im seriellen Mode erlaubt. Muss ich dann an den Prüfplätzen im 
Vorfeld abfragen, worüber die Geräte gesteuert werden. Ist ja kein 
Problem, war halt n einmaliger Eingriff ins Prüfprogramm (VEE) nötig.

[OT]
Apropos: kennt sich jemand mit Agilent-VEE aus und hat Lust, sich da 
auszutauschen? Ich mach das jetzt schon 15Jahre am Stück, kann aber 
niemanden fragen. Google findet kaum was. Vielleicht will mich ja jemand 
fragen ;)
[/OT]

: Bearbeitet durch User
von Udo K. (udok)


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Danke an alle für das Feedback.

Mit Agilent-VEE kenne ich mich leider nicht aus, da kann ich nicht 
mitdiskutieren.  Ich bin froh, wenn ich meine primitiven GPIB Skripte 
hinbekomme :-)

Gruss,
Udo

: Bearbeitet durch User
von 8510B (Gast)


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Mahlzeit zusammen,

habe mir gerade ein wirtschaftlich völlig unnötiges (weil kann man 
kaufen) USB-HPIB-Interface entwickelt. Im IEEE-488-Standard sind die 
State-Machines des HPIB-Interfaces detailliert beschrieben. Diese habe 
ich in einem FPGA-Implementiert, welcher zwischen der HPIB-Schnittstelle 
und dem Mikrocontroller mit USB hängt. Hat mega Spaß gemacht.

Mein gegenwärtiges Next-Stage-Projekt ist basierend auf dem neuen 
USB-HPIB-Interface ein HPIB-Festplatten bzw. -Diskettenlaufwerks 
Emulator. Die emulierte Festplatte bzw. Diskette ist am Ende ein Image 
auf meinem Linux-Rechner. Die emulierten Festplatten/Diskettenlaufwerke 
kann man zum einen an sein altes Test-Gear anschließen oder an die 
vintage Basic HP9000/S200 Rechner.

HPIB hat gegenüber LXI den Vorteil, dass man mehrere Geräte gleichzeitig 
triggern kann. Auch die Service-Request-Abfrage ist auch recht einfach. 
Darüber hinaus finde ich, dass der Programm-Code deutlich einfacher ist.

Schöne Grüße,
Der Schmied

von Dieter (Gast)


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8510B schrieb:
>
> Mein gegenwärtiges Next-Stage-Projekt ist basierend auf dem neuen
> USB-HPIB-Interface ein HPIB-Festplatten bzw. -Diskettenlaufwerks
> Emulator. Die emulierte Festplatte bzw. Diskette ist am Ende ein Image
> auf meinem Linux-Rechner.

So ähnlich wie das hier?

https://www.hp9845.net/9845/projects/hpdrive/

Oder mit Mikrocontroller:

http://www.dalton.ax/hpdisk/

von 8510B (Gast)


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Jupp, genau in die Richtung. Durch den FPGA schafft das Teil dann auch 
125 kByte/Sec, so dass das Betriebssystem-Laden (HP Basic 6.2) eines 
HP9836C ca. 10 sec. dauert.

Das Image ist dann nicht in der SD-Karte (auch ein cooler Ansatz) 
sondern ist eine Datei auf dem Linux-Host.

Man kann auch mehrere Units und Volumes parallel emulieren (z.B. zwei 
Laufwerke in einem Gerät), in dem Fall gebe ich zwei Image-Files an.

Der Schmied

von Rainer D. (rainer4x4)


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Haben wir vor 20 bis 40 Jahren in der Firma benutzt. Inzwischen ist das 
gesamte Messequipment neu und nur noch mit Ethernet ausgestattet.
Vorteil: Man kann vom Büro, von zu Hause oder Unterwegs mal schnell ne 
Anlagenmessung vornehmen!
Nachteil: Man kann von zu Hause oder Unterwegs mal schnell ne 
Anlagenmessung vornehmen!

von ungläubiger (Gast)


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Vorteil: Man kann von zu Hause oder Unterwegs mal schnell ne
Anlagenmessung vornehmen und wenn man was am Messaufbau ändern
muss darf man schnell mal in die Firma fahren.

von Rainer D. (rainer4x4)


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ungläubiger schrieb:
> und wenn man was am Messaufbau ändern
> muss darf man schnell mal in die Firma fahren.
Das kam nur vor wenn man bei den Messungen Mängel festgestellt hat. Dann 
musste man ohnehin an die Anlagen und irgendwas reparieren.

von Axel R. (axlr)


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ungläubiger schrieb:
> Vorteil: Man kann von zu Hause oder Unterwegs mal schnell ne
> Anlagenmessung vornehmen und wenn man was am Messaufbau ändern
> muss darf man schnell mal in die Firma fahren.

Nennt sich dann Autokonfiguration.
Ins Auto setzen und hinfahren ;)

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