Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Stahlteile mit was beschichten?


von Jan K. (keksstein)


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Hallo zusammen,

ich restauriere Hobbymäsig alte Röhrenradios, da kommt es regelmäßig vor 
das Metallteile bis hin zu Schrauben Rost angesetzt haben. Ich habe 
solche Sachen früher gerne entrostet und lackiert, das Problem ist das 
solche Sachen (vermutlich) chemisch verzinkt wurden als Korrosionsschutz 
woraf Farbe nicht dauerhaft hält. Für Schrauben ist Lack natürlich 
garnichts, da muss eine bessere Lösung her.

Verzinkte Teile poliere ich normalerweise sanft auf sodass die 
Oxydschicht verschwindet. Ist gefährlich weil man natürlich auch das 
Zink wegrubbeln kann. Ich überlege mir für ein Schrottgerät das 
"Hochglanz" Restauriert wird (Weil das Chassis komplett verrostet war 
habe ich es vernickeln lassen) einen Schritt weiter zu gehen.

Vernickeln kann man selber, die Elektrolyte sind privat zu bekommen aber 
teilweise Krebserregend. Nicht so toll, damit kommt das für mich nicht 
in Frage. Palladium als Oberfläche? Das Elektrolyt ist teuer, dafür 
meines Wissens nach nicht gefährlich.

Habt ihr Ideen wie man da rangehen könnte für private Anwendungen?
Alle Teile zum vernickeln bringen wird wohl das Budget sprengen. :-)

Gruß,
Jan

Beitrag #7139381 wurde von einem Moderator gelöscht.
von michael_ (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Verzinkte Teile poliere ich normalerweise sanft auf sodass die
> Oxydschicht verschwindet. Ist gefährlich weil man natürlich auch das
> Zink wegrubbeln kann.

Wenn man es wegrubbeln kann, ist es vermutlich vercadmet.
Etwa bis 1965 üblich in der Radiotechnik.
Giftig, vor allem in Kombination von säurehaltigen Lebensmitteln, wie 
Äpfel.
Vernickelt wurde selten.
Danach wurde chromatisiert.

Jan K. schrieb:
> Vernickeln kann man selber, die Elektrolyte sind privat zu bekommen aber
> teilweise Krebserregend. Nicht so toll, damit kommt das für mich nicht
> in Frage.

Du sollst doch die Inkridenzien nicht trinken und ablecken!
Bei Vorsicht passiert überhaupt nichts.
Hast du nie Chemie gehabt?

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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so einfacher Zinkspray wäre nicht geeignet für deine Anwendung? Unser 
etwas verrostetes Gartentor (bestand ursprünglich aus verzinkten 
Profilen) habe ich damit eingesprüht, das "hält" gefühlt schon ewig und 
rostet nicht mehr

von MaWin (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Habt ihr Ideen wie man da rangehen könnte

Entrosten elektrolytisch in Kalilauge.

Dann abspülen, trocknen und mit WD40 putzen und mit Leinöl (Owatrol) 
oder Bohnerwachs (Marmorpolitur, Ballistol Holzgleitmittel) gegen 
Korrosion schützen.

Ja, alle nicht temperaturfest. Ich hab keine Rohrenradios.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich habe alte zinkbeschichtete Blechwannen gesäubert ( Ms-Rotierbürste) 
und damit gestrichen:

https://www.bauhaus.info/metalllacke-heizkoerperlacke/swingcolor-zinkfarbe/p/20701842
laut Sicherheitsdatenblatt
ZINKPULVER - ZINKSTAUB (STABILISIERT)  Gewichtsanteil : ≥ 25 - < 50 %

Sieht wieder besser aus, nicht wie neu, aber als Übertopf für 
Zimmerpflanzen ganz nett.
Wieweit der Zinkanteil rostschützend wirkt weiß ich nicht, das Pulver 
ist doch ziemlich in Lack eingebettet, nicht gerade mit dem Eisenblech 
leitfähig verbunden.

>Inkridenzien
https://de.wiktionary.org/wiki/Ingredienzien Zutat, Inhaltsstoff

: Bearbeitet durch User
von Jan K. (keksstein)


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>Wenn man es wegrubbeln kann, ist es vermutlich vercadmet.

Nein kann man nicht, bzw. habe ich das noch nicht geschafft. beim 
Polieren (Mit FFP2 Maske) fangen die Teile an gleichmäßig zu glänzen.

>Etwa bis 1965 üblich in der Radiotechnik.
>Giftig, vor allem in Kombination von säurehaltigen Lebensmitteln, wie
>Äpfel.

Im ernst? Die wussten ja damals schon das es giftig ist, die Teile sind 
ja berührbar. Zink wäre auch billiger gewesen.

>Du sollst doch die Inkridenzien nicht trinken und ablecken!
>Bei Vorsicht passiert überhaupt nichts.
>Hast du nie Chemie gehabt?

Ist ein paar Jahre her ;-)
Scheinbar sind schon die Dämpfe nicht ungefährlich, die meisten 
Elektrolyte sind nur für Gewerbetreibende bestellbar.

>so einfacher Zinkspray wäre nicht geeignet für deine Anwendung? Unser
>etwas verrostetes Gartentor (bestand ursprünglich aus verzinkten
>Profilen) habe ich damit eingesprüht, das "hält" gefühlt schon ewig und
>rostet nicht mehr

Noch nie versucht.

>Dann abspülen, trocknen und mit WD40 putzen und mit Leinöl (Owatrol)
>oder Bohnerwachs (Marmorpolitur, Ballistol Holzgleitmittel) gegen
>Korrosion schützen.

Das hält aber nicht sehr lange und sieht sicher nicht schön aus.

>Ich habe alte zinkbeschichtete Blechwannen gesäubert ( Ms-Rotierbürste)
>und damit gestrichen:

Die Schicht ist halt deutlich dicker als eine hauchdünne Chemische 
Beschichtung. Je nach Teil wird es da problematisch.

Gruß,
Jan

von MaWin (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Das hält aber nicht sehr lange und sieht sicher nicht schön aus

Na ja, es sieht aus wie damals das Original wobei Flecken dort bleiben 
wo der Rost die Zinkschicht wegkorrodiert hat, die kommt natürlich nicht 
wieder. Aber unter Leinöl wird alles gelblich.

Wenn es danach trocken steht, hält es lange, beim Auto-Unterboden im 
Wintersalz sollte man es alle 2 Jahre wiederholen.

von Rostaurette Konservatösin (Gast)


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Jan K. schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich restauriere Hobbymäsig alte Röhrenradios, da kommt es regelmäßig vor
> das Metallteile bis hin zu Schrauben Rost angesetzt haben.
:

Nicht alle "alten Röhrenradios" wurden mit Sorgfalt und hochwertigen 
Materialien gefertigt; viele entstanden in einer Epoche von 
"Mangelwirtschaft" oder zumindest mit "Sparsamkeit".

Entsprechend kannst Du nicht Originalteile durch restaurieren besser 
machen als sie ursprünglich waren - ausser: Du ersetzt sie durch 
höherwertige Teile.
(wenn z.B. in den Metallegierungen von damals, Verunreinigungen bereits 
ab Werk drin sind)

Also bleibt nur die Umgebungsluft (davon v.a. den Sauerstoff, die 
suspendierten Säuremoleküle, freie Radikale, usw.) von den Teile zu 
Isolieren z.B. mittels Fettfilm/Ölfilm...

Oder die Umgebung durch reine Stickstoffatmosphäre zu ersetzen, so als 
zweites Hobby ;-)

(wenn Elektronik BE/Baugruppen/Fertiggeräte auf Vorrat produziert und 
eingelagert werden -z.b. um extralange Ersatzteilverfügbarkeit gewähren 
zu können- gibt es dazu spezialisierte Firmen welche Lager mit 
Stickstoffatmosphãre vermieten, als Haupgeschäft)

von michael_ (Gast)


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Jan K. schrieb:
>>Wenn man es wegrubbeln kann, ist es vermutlich vercadmet.
>
> Nein kann man nicht, bzw. habe ich das noch nicht geschafft. beim
> Polieren (Mit FFP2 Maske) fangen die Teile an gleichmäßig zu glänzen.

Hast du doch selbst geschrieben?

>>Etwa bis 1965 üblich in der Radiotechnik.
>>Giftig, vor allem in Kombination von säurehaltigen Lebensmitteln, wie
>>Äpfel.
>
> Im ernst? Die wussten ja damals schon das es giftig ist, die Teile sind
> ja berührbar. Zink wäre auch billiger gewesen.

Zink war nicht billiger.
Essen am Arbeitsplatz sollte man auch heute nicht.
Berühren konnte man das problemlos.
Nur nicht mit den Fingern einen Apfel essen.

>>Du sollst doch die Inkridenzien nicht trinken und ablecken!
>>Bei Vorsicht passiert überhaupt nichts.
>>Hast du nie Chemie gehabt?
>
> Ist ein paar Jahre her ;-)
> Scheinbar sind schon die Dämpfe nicht ungefährlich, die meisten
> Elektrolyte sind nur für Gewerbetreibende bestellbar.

Lass es lieber. Und vergiss den Aluhut nicht!

von Aluhut mechanisch vernickelt (Gast)



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>>>Bei Vorsicht passiert überhaupt nichts.
>>>Hast du nie Chemie gehabt?
>>
>> Ist ein paar Jahre her ;-)
>> Scheinbar sind schon die Dämpfe nicht ungefährlich, die meisten
>> Elektrolyte sind nur für Gewerbetreibende bestellbar.
>
> Lass es lieber. Und vergiss den Aluhut nicht!

Wie gefährlich ist was unter welchen Bedingungen und wie oft macht man 
es ? Wenn man kein Experte ist, dann finde ich es nicht verkehrt wenn 
man lieber vorsichtig ist, besonders wenn es ein Hobby ist was ja 
sorglose Freude bereiten soll

Zitat:
"
Vernickeln, Glanznickel/Halbglanznickel
Diese Beschichtung erfolgt galvanisch, ausschließlich aus sau-ren, meist 
schwefelsauren Elektrolyten.
Die Elektrolyttemperatur beträgt in der Regel 60 und 65 °C. Die
Stromausbeute beträgt ca. 95 %.Damit bleiben Wasserstoffent-wicklung und 
Aerosolbildung verfahrensbedingt gering. Der Ni-ckelaerosolgehalt in der 
Luft am Arbeitsplatz kann allerdings
durch Elektrolytbewegungen bzw. das Einblasung von Luft be-einflusst 
werden.

Vernickeln – chemisch –
Hierbei arbeitet man außenstromlos in der Regel mit Natriumhy-pophosphit 
als Reduktionsmittel. Die Elektrolyttemperatur be-trägt ca. 95 °C. Im 
Gegensatz zum galvanischen Vernickeln
kommt es zu verstärkter Wasserstoffentwicklung und Aerosolbil-dung"

Stichwort Aerosol

Quelle:
https://www.uni-greifswald.de/storages/uni-greifswald/1_Universitaet/1.2_Organisation/1.2.4_Leitung_und_Gremien/PDF/Beauftragte/Sicherheitsingenieur/Betriebsanweisungen_fuer_Anlagen_und_Taetigkeiten/Betriebsanweisungen_fuer_Verfahren/Gefahrstoffe_der_Galvanotechnik_und_Oberflaechenverede.pdf

von Christian M. (likeme)


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Wenn die Teile Jahrzehnte im winterlich feuchten Dachboden oder gar der 
offenen Scheune lagert rosten die Teile halt. Ich entroste mit Bürste, 
Schleifflies, Schrauben wenn's geht gleich neu denn die sind ja oft das 
Problem. Wenn man dann zukünftig das Gerät in normalen Wohnräumen 
lagert, rostet das auch nicht gleich wieder weiter, es braucht keinen 
besonderen Schutz.

Verzinkte Schrauben wurden übrigens erst in den 70-80iger Jahren 
"Standard".

von Thomas F. (igel)


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Jan K. schrieb:
> Habt ihr Ideen wie man da rangehen könnte für private Anwendungen?

Ich würde mal sowas ausprobieren:
https://oelluxx24.de/industrieoel/korrosionschutz/anticorit-5-f

Das bringt jetzt nicht den Neuzustand zurück, aber in vielen Fällen 
reicht es den Istzustand zu konservieren.

von Schwanzlurch (Gast)


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Aluhut mechanisch vernickelt schrieb:
> Wie gefährlich ist was unter welchen Bedingungen und wie oft macht man
> es ? Wenn man kein Experte ist, dann finde ich es nicht verkehrt wenn
> man lieber vorsichtig ist, besonders wenn es ein Hobby ist was ja
> sorglose Freude bereiten soll

Hallo,

so was macht man im Freien. Dann ist das ganze auch kein Problem. 
Vorsicht bei unbekannten Prozessen oder Arbeiten ist o. K. und richtig 
über ängstlich sollte man aber auch nicht sein. Für dein Problem gibt es 
div. Lösungen.

- Bei mir am Ort gibt es eine Galvanik. Die machen zwar nur bestimmte 
Beschichtungen aber für max. nen 5er in deren Kaffekasse haben die mir 
schon alles mögliche gemacht. Eloxieren o. hartcoatieren das gleiche nur 
20 Km weiter am Arbeitsort. Also einfach eine Galvankik suchen und mal 
ganz dreist dort fragen ob sie was für dich als Privatkunde machen. Wenn 
du nur ab und zu was hast ist das die richtige Lösung.

- Kleinere Teile verzinke ich selbst und zwar so: 
https://www.youtube.com/watch?v=cpbcXNubxug Das funktioniert erstaunlich 
gut (hab nen kleinen Blechstreifen seit ein paar Monaten verzinkt an 
einem Ast im Freien hängen). Stinkt halt heftig nach Essig aber das 
lasse ich im Freien vor der Garage vor sich hin blubbern.

- Laß dich mal hier beraten: https://www.tifoo.de/ (email mit Bildern 
hinschicken).

Gruß,

S. Lurch

von Uli S. (uli12us)


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Das Rezept zum selber Verzinken ist hochgradig simpel, aber halt ätzend, 
drum, Handschuhe, Gesichts und Augenschutz sind Pflicht. Eine 
laugenbeständige Schürze auf jeden Fall sinnvoll.
Man nehme nen Liter Wasser, da rein gibt man 100 Gramm NaOH und 10 Gramm 
Zinkspäne, Staub oder was man sonst so hat. Dann wartet man so lange, 
bis sich das aufgelöst hat und man kann verzinken. Leider wird das lange 
nicht so schön, wie von nem Profi.

von Aluhut mechanisch vernickelt (Gast)


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Schwanzlurch schrieb:
> Für dein Problem gibt es
> div. Lösungen.
Falls Du mich meinst, dann danke aber ich bin nicht Threadstarter und 
möchte nichts beschichten.  Aber ich habe bei meinem Beitrag falsch vom 
Editor rüberkopiert, de fehlen Zitate: ich hatte nämlich auch den 
ausdrücklichen  Bezug auf Nickel und dessen Bedenken vom Threadstarter 
zitiert.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Nun, wenn man ein halbwegs potentes LNG hat, ist neu vernickeln auch 
eine Option. Anleitungen dazu gibt es zuhauf im YT, das geht besser als 
gedacht.
Einzig, dass man vorher dann wirklich bis zur letzten Schraube zerlegen 
muss, ist misslich.

Old-Papa (der das bisher nur 1x gemacht hat)

: Bearbeitet durch User
von Uli S. (uli12us)


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Bloss das der Nickel Elekrolyt vergleichsweise teuer ist. Dann die hohe 
Temperatur von 55° aufwärts. Und so eine Grundplatte von nem Gebissradio 
ist ja auch vergleichsweise gross. Um das zu beschichten mit dem nötigen 
Abstand, da wird man schon an die 30 Liter brauchen.

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