Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik LINSEIS L2200 Rekorder Datenformat


von Matthias (Gast)


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Hallo,

ich habe einen alten Linienschreiber/Datenrekorder von LINSEIS Typ 
L2200.
Hier gibt es einen kurzen Überblick zum Gerät:
http://www.iis.com.tw/web_case/08/Temp/Linseis/program.htm

Ich habe leider keinerlei Unterlagen dazu und auf eine Anfrage bei der 
Firma LINSEIS wurde mir geantwortet, dass die Schreiberproduktion schon 
lange eingestellt wurde und keine Unterlagen mehr vorhanden wären.

Die Stifte oder der Druckkopf sind natürlich auch nicht mehr verfügbar. 
Allerdings hat das Gerät ein Diskettenlaufwerk zur Aufzeichnung, 
scheinbar der einzige Weg, das Gerät noch zu nutzen. Die Bedienung ist 
dank des Displays auch weitgehend selbsterklärend und so ist es mir 
gelungen Daten auf Diskette aufzuzeichnen. Allerdings erfolgt die 
Aufzeichung in einem mir unbekannten Binärformat. Laut der obigen 
Beschreibung gab es damals eine Software zum konvertieren in Excel und 
Lotus, die ich aber nicht habe.

Falls jemand die Software hat, würde es mich sehr freuen, wenn er sie 
mir zur Verfügung stellen könnte.

Ich habe nun versucht, die Datenstruktur zu analysieren. Zunächst kommen 
eine paar Textzeilen mit Kommentaren, die man am Gerät eingeben kann, 
dann die Kanalauswahl und Kanalkonfiguration in Klartext. Dann folgt ein 
Block mit binären Daten. Ich vermute das sind ebenfalls 
Konfigurationsparameter. Und schließlich folgen am Ende die Datenblöcke 
mit den Messwerten, wobei pro Kanal immer ein eigener Block mit einer 
Länge von 2048 byte generiert wird. Jeder Datenpunkt scheint 4 byte 
groß. Bei mehr Daten kommt ein weiterer 2048 byte Block pro Kanal hinzu. 
Allerdings kann ich die Daten noch immer nicht entschlüsseln. Dazu habe 
ich bekannte Datenpunkte generiert, jeweils nur 1 Kanal im Messbereich 
von 0-20V ohne Nachkommastellen. Dabei ist folgendes herausgekommen 
(jeweils Hexadezimal):

5V, ein Datenpunkt: C1D8

8V, ein Datenpunkt: 33F0

5V, zwei Datenpunkte: C3D8 C1D8

5V, dreizig Datenpunkte: BED8 C1D8 C1D8 BED8 C1D8 BED8 C1D8 C1D8 C1D8 
BED8 BED8 BED8 C1D8 BED8 C1D8 BED8 C1D8 C1D8 C1D8 BED8 C1D8 C1D8 BCD8 
C1D8 BED8 BED8 BED8 C1D8 BED8 BED8

Wahrscheinlich sind die ersten zwei Bytes die niedrigeren(LSB) da sie 
etwas zappeln. Bei 8V ergäbe sich dann auch ein höherer Wert als bei 5V. 
Aber wie kann ich die Datenpunkt nun genau in einen Messwert umrechnen? 
Falls das irgendwie hilft, die CPU ist ein Z80-Prozessor. Grundsätzlich 
kann das Gerät bei Gleichspannung von -20V bis +20V messen mit maximal 3 
Nachkommastellen.

Ich habe die letzte Datei mit den dreizig Datenpunkten angehängt.

von Walter Tarpan (Gast)


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Dann probier doch einfach stumpf die Hypothese "little endian" und 
linearer Rohwert y=m*x+n und probier, ob noch andere Werte passen.

von Walter Tarpan (Gast)


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Nachtrag: und dann guck mal, ob Du die Kalibrierwerte m und n in der 
Präambel findest.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Die Uhr geht vor. Die Datei fängt mit Ascii-Text an und da steht 
1.Aug.2022

 Datenaufzeichnung mit LINSEIS Digitalschreiber L2240 V3.H 19.11.01 
L2200.006 Mon Aug 01 13:00:54 2022 LabMaster

Wir haben in der Firma noch so einen Pizzaofen von Linseis, ich weiß 
aber nicht mehr die Bezeichnung, und bin seit 2 Monaten in Rente. Ich 
weiß nicht mehr, ob wir dazu noch ein Handbuch oder Software hatten. Ich 
könnte die Kollegen fragen.

Die Taiwanesische Seite gibt es auch in Deutsch
http://www.iis.com.tw/web_case/08/Temp/Linseis/program-1.htm
Software für den Datenexport
Messdaten, die auf der eingebauten Floppy Disk gespeichert wurden, 
können zu EXEL, LOTUS, oder zum LINSEIS Auswertungspacket WIN/AW oder 
U30/AW exportiert werden.
Software für die On-Line Datenübertragung
Die Software zur on-line Datenübertragung über die RS232-Schnittstelle 
ist Uni/Erf und Win/Erf. Diese Software zeigt eine Echtzeitanzeige und 
speichert alle Daten auf der Festplatte zur späteren Auswertung.

Im Webarchiv kommt man auch nicht weit
https://web.archive.org/web/20220000000000*/http://www.linseis.net/

: Bearbeitet durch User
von Matthias (Gast)


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Walter Tarpan schrieb:
> Dann probier doch einfach stumpf die Hypothese "little endian" und
> linearer Rohwert y=m*x+n und probier, ob noch andere Werte passen.

Ich habe jetzt einfach alle Werte von 0V bis 20V aufgezeichnet und die 
Bytes gleich getauscht, sodass Excel einfach in Dezimal umrechen kann.

HEX    Dezimal Spannung

B1AC  45484 0V

B97C  47484 1V

C14C  49484 2V

C91C  51484 3V

D0F1  53489 4V

D8BC  55484 5V

E08E  57486 6V

E861  59489 7V

F031  61489 8V

F801  63489 9V

FFCC  65484 10V

0799  1945 11V

0F66  3942 12V

1739  5945 13V

1F0B  7947 14V

26D9  9945 15V

2EA9  11945 16V

3679  13945 17V

3E49  15945 18V

46A0  18080 19V

4DE6  19942 20V

Es sind also immer 2000 Einheiten je 1V, aber der Nullpunkt liegt bei 
etwa 10V, also in der Mitte des Messbereiches. Damit habe ich mal einen 
Anfang und muss nun schauen, wie es sich in den anderen Messbereichen 
verhält.

von Matthias (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Die Uhr geht vor. Die Datei fängt mit Ascii-Text an und da steht
> 1.Aug.2022
>
>  Datenaufzeichnung mit LINSEIS Digitalschreiber L2240 V3.H 19.11.01
> L2200.006 Mon Aug 01 13:00:54 2022 LabMaster

Die Pufferbatterie habe ich schon gewechselt und dann lag ich wohl einen 
Tag daneben.

> Wir haben in der Firma noch so einen Pizzaofen von Linseis, ich weiß
> aber nicht mehr die Bezeichnung, und bin seit 2 Monaten in Rente. Ich
> weiß nicht mehr, ob wir dazu noch ein Handbuch oder Software hatten. Ich
> könnte die Kollegen fragen.

Das wäre sehr nett. Es gibt auf dem Board auch noch drei 
Präzisionstrimmer pro Kanal mit denen man die wahrscheinlich kalibrieren 
kann.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ein Ersatzteilhändler:
https://www.spare-part-service.com/contents/de/Faserschreibedern%20www.Morawetz.com%20Linseis.pdf
der L2200 steht nicht in der Liste
https://www.spare-part-service.com/contents/de/d925_Faserschreibfeder-recording-pen-Linseis.html

In der Firmenhistorie von Linseis steht
"Seit Kurzem werden Ersatzteile und Stifte von einem Partnerunternehmen 
weiterhin vertrieben."
https://www.linseis.com/unternehmen/ueber-uns/

: Bearbeitet durch User
von Matthias (Gast)


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Den Schreiber werde ich nicht wieder in Betrieb nehmen. Für meinen 
Hobbybedarf lohnen sich die Stifte sicher nicht. Wenn ich die 
Druckeinheit ausbaue, passt das ganze auch in ein etwas kompakteres 
Gehäuse. Bedienpanel, Netzteil, Analogteil und Rechner funktionieren 
bisher tadellos.

Ich habe jetzt mal den Messbereich -20V bis +20V eingestellt und wieder 
liegt der Nullpunkt in der Mitte des Messbereiches, also diesmal bei 0V. 
Ich habe jetzt 1000 Einheiten pro 1V. Der Wertebereich liegt scheinbar 
immer zwischen -20000 und +20000 um den Nullpunkt.

Gibt es eigentlich Tools mit denen ich die Datenblöcke aus den 
Binärdateien in einem Rutsch in eine andere Datei mit Dezimalwerten 
konvertieren kann? Meine Softwarekenntnisse sind eher bescheiden, bastle 
fast ausschließlich mit Analogelektronik oder digitalen Logikchips.

von Walter T. (nicolas)


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Matthias schrieb:
> Gibt es eigentlich Tools mit denen ich die Datenblöcke aus den
> Binärdateien in einem Rutsch in eine andere Datei mit Dezimalwerten
> konvertieren kann?

Dann wäre jetzt wohl genau der richtige Zeitpunkt, mit Deiner ersten 
Skriptsprache anzufangen. Ich selbst würde für für den Zweck Matlab 
nehmen, aber Python ist wohl sinnvoller.

"Automate the Boring Stuff with Python" ist wahrscheinlich das perfekte 
Anfänger-Buch, zumal es auch sehr direkt auf genau solche 
Alltagsprobleme zielt. Eine sehr umfangreiche Leseprobe der ersten 
Auflage als PDF findet sich im Netz.

: Bearbeitet durch User
von Matthias (Gast)


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Walter T. schrieb:
> "Automate the Boring Stuff with Python" ist wahrscheinlich das perfekte
> Anfänger-Buch, zumal es auch sehr direkt auf genau solche
> Alltagsprobleme zielt. Eine sehr umfangreiche Leseprobe der ersten
> Auflage als PDF findet sich im Netz.

Danke für den Tip. Inzwischen ist sogar die 2. Ausgabe komplett online 
verfügbar.

https://automatetheboringstuff.com/

von Matthias (Gast)


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Ich bin mit Python etwas vorangekommen und konnte die ersten Messwerte 
auslesen und in eine Textdatei wieder ausgeben.

Jetzt versuche ich aus den Kopfzeilen den Messbereich zu ermitteln. Die 
entsprechenden Bytes habe ich identifiziert, aber die Kodierung der 
Zahlen erschließt sich mir nicht.

Folgende Werte habe ich ausprobiert und diese Bytes dabei erhalten:

Messbereich Hex      Dezimal

   0        00 00 00    0

   3        00 08 40    8

  -3        00 08 C0   -8

   6        00 18 40   24

  -6        00 18 C0  -24

  10        00 24 40   36

 -10        00 24 C0  -36

  18        00 32 40   50

 -18        00 32 C0  -50

  20        00 34 40   52

 -20        00 34 C0  -52

 100        00 59 40   89

 500        40 7F 40   16511

1000        40 8F 40   16527

Das letzte Byte ist offensichtlich für das Vorzeichen verantwortlich, 
wobei die Null eine Sonderrolle einnimmt. Die zwei Bytes davor steigen 
zwar mit den eingestellten Messwerten an, aber ein linearer Zusammenhang 
ist es nicht.

Kann sich daraus jemand einen Reim machen?

von Matthias (Gast)


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Ich habe einfach mit weiteren Zahlen probiert und das machte immer 
weniger Sinn. Schließlich brachten aber eine paar Messbereiche mit 
Kommazahlen die Erkenntnis. Die Messbereichsgrenzen sind als 64bit 
Gleichkommazahlen kodiert.

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