Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug "Dampffeste" Vakuumpumpe


von Martin S. (sirnails)


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Hallo zusammen,

Ich suche zum Vakuumtrocknen und Vakuumreduzieren eine Pumpe, die 
Wasserdampf aushält.

Mir geht es darum, bei niedriger Temperatur Wasser aus Dingen 
herauszuholen. Quasi kochen auf dem Mt. Everest.

Jetzt hab ich zwar eine erschlagende Fülle an Pumpen gefunden, aber weiß 
immernoch nicht, welche dafür geeignet wären.

Ziel ist, bei etwa 40-45°C zu "kochen". Also um die 10kPa würden 
reichen. Und welchen Einfluss haben trockene und nasse Pumpen auf das 
Vakuum? Eigentlich keinen, wenn ich den Überdruck nicht nutzen will, 
oder?

Hat jemand ein paar Tipps für mich, die nicht ein halbes Vermögen 
kosten?

Vielen Dank, grüße Martin

von MaWin (Gast)


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Du suchst (Drehschieber) Vakuumpumpen mit Gasballast.

Obwohl bloss ein Loch mit (Kugel)ventil an passender Stelle in der 
Drehschieberpumpe nötig ist, macht das die (neuen) Pumpen doch erheblich 
teurer.

Du musst Glück haben, eine gebraucht von einem ahnungslosen Verkäufer 
unter Wert zu bekommen.

von Lukas T. (tapy)


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Nee. Membranpumpen. Das Vakuum muss nicht hoch sein und die können sogar 
zur Not etwas Wasser fördern. Und die gibt es ohne Weiteres mit 
lebensmittelechter Membran.

Das sind die Pumpen, die auch im Labor für "Dampf" verwendet werden 
(z.B. in Rotationsverdampfern, die u.A. Wasser bei ca. 40 Grad 
abziehen).

Drehschieberpumpen sind für wenig Durchfluss und großen "Unterdruck".

von Purzel H. (hacky)


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Allenfalls waere auch das Volumen und die Wassermenge interessant. Wir 
haben hier Scrollpumpen. Die machen zB 10m^3 pro Stunde. Und saugen ein 
paar Liter Hohlraum innert eine Minute oder so auf 10^-1 mbar.

Wenn es nun darum geht ein paar Paletten pro Tag an Kraeutern 
abzusaugen, waeren das Loesungen. Ebenso Baumstaemme.
Fuer eine Desktop Loesung etwas ueberdimensioniert.

Membranpumpen sind naja, nicht so gut. Weder von der Leistung, noch von 
der Zuverlaessigkeit her.

von Lukas T. (tapy)


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Klar, Scrollpumpen sind nett, aber die (die ich kenne) kollidieren arg 
mit der Anforderung, kein halbes Vermögen zu kosten.

Für "Haushaltsanwendungen" sollte eine Nummer kleiner reichen und da ist 
man trotzdem schnell bei 200 bis 500 Euro. Halbwegs willkürliches 
Beispiel, nicht explizit lebensmittelgeeignet, allerdings leise, winzig 
und eher bezahlbar sowie halbwegs solide: KNF LABOPORT N 96.

Einen Exsikkator kriegt die flott halbwegs leer. Einen Roti auch und 
hält den Druck. Einen raumhohen Sprühtrockner eher überhaupt nicht.

Das nur zum mal rein gucken.

Bei Scrollpumpen habe ich nur Erfahrungen mit den "kleinen" von EDWARDS 
und die sind mit grob 5000 Euro vermutlich deutlich außer Reichweite, 
denn das klang eher nach Hobby.

Anyway:

Purzel H. schrieb:
> Allenfalls waere auch das Volumen und die Wassermenge interessant.

Der TO wäre jetzt tatsächlich dran, die Anforderungen ein bisschen zu 
konkretisieren.

von MaWin (Gast)


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Lukas T. schrieb:
> Nee. Membranpumpen. Das Vakuum muss nicht hoch sein

Er sagt 10kpa also 0.1bar, das schafft meine Thomas WOBL nicht, die 
hängt eher bei 0.15. Aber meine Drehschieberpumpe, und den Exsiccator 
kriegt sie so leer, dass Wasser verdunstet, gar dabei gefriert, was die 
WOBL nicht kann.

von Lukas T. (tapy)


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MaWin schrieb:
> Er sagt 10kpa also 0.1bar, das schafft meine Thomas WOBL nicht

Stimmt, die von mir genannte Pumpe kommt auch nur auf ca. 130 mbar / 
0.13 kPa. Das Blöde an Drehschieberpumpen ist halt - meiner Meinung nach 
- dass die alles andere als idiotensicher sind. Druckstöße, Dampf etc. 
sind alles Sachen, die deren Lebensdauer massiv verkürzen und dafür ist 
der Kram einfach zu teuer. Und wenn man alles "richtig" macht, mit 
Kühlfalle und oder Adsorber, ist der Betrieb erstaunlich teuer.

"Ahnungslose Verkäufer" wirken leider oft nur ahnungslos und werden so 
echten Problemabfall los. Ich habe leider oft genug solche Pumpen 
gesehen, die dann zum Beispiel bei total angefressenem Innenleben im Öl 
so schwarzes Zeug hatten, was nach längerer Lagerung teilweise zu so 
metallischen Tröpfchen zusammen lief - aber ich hatte bei sowas halt 
auch recht viel mit erstaunlich unbedarften Benutzern zu tun (die im 
genannten Beispiel einfach mal ein bisschen arg viel Quecksilberdampf 
durch die noch kalte Pumnpe gezogen hatten - das sagt einem aber niemand 
"vorher").

Jetzt würden Zahlen helfen. Was für Volumina und was darf's kosten.

von Martin S. (sirnails)


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Lukas T. schrieb:
> Der TO wäre jetzt tatsächlich dran, die Anforderungen ein bisschen zu
> konkretisieren.

Naja haben wollen steht mal auf Platz 1.

Die reale Anwendung ist dann aber eher "kaltes kochen", also reduzieren 
von Flüssigkeiten ohne Hitzeeintrag, den viele Lebensmittel nicht 
überleben. Da kann es schon mal um zwei/drei Liter gehen, die raus 
müssen. Eine Pumpe, die das kann, trocknet dann auch alles andere.

Problem ist oft Verkeimung beim profanen Abwarten.

Die Laborpumpe wäre natürlich fein, weil sie auch mit Lösungsmitteln 
klarkommt.

von Lukas T. (tapy)


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Gut, wenn noch Lösungsmittel (ich vermute Alkohol) im Spiel sind, ist 
das wieder ein klares Argument gegen die "nackte" Drehschieberpumpen und 
überhaupt alles mit Öl. Das Öl muss dann nämlich nach jeder Benutzung 
noch eine gute Weile gegen ein gewisses Vakuum mit wenig aber halbwegs 
trockenem Luftstom arbeiten, damit im Öl Gelöstes sich verflüchtigt und 
nichts schädigt (das macht der Luftballast oder ein Filter mit 
ordentlich Widerstand).

Ich denke, Maßnahmen zur Trocknung des Dampfstromes vor der Pumpe 
(Kühlfalle/Adsorber) sind raus, da das bei der gedachten Anwendung und 
dem Flüssigkeitsvolumen viel Gefussel ist.

Wenn es ein Unterdruck in dem Bereich sein soll, dann eventuell eine 
zweistufige Membranpumpe (die kann meistens alles ab - die Membran lebt 
aber wirklich nicht ewig).

Sauber und neu ist das auch eher unangenehm teuer (1000-2000 €).

Ein Blick in die Kataloge von KNF und Gardner Denver oder allgemeiner, 
von Laborausrüstern wie VWR, Diagonal oder Th.Geyer könnte da 
richtungsweisend sein. Eventuell gibt es dann das eine oder andere 
Vorgängermodell irgendwo günstig.

von Thomas R. (thomasr)


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Würde dafür nicht eine schlichte Evakuierungspumpe aus der Kältetechnik 
reichen? Die gibt es für kleines Geld in allen Größen und müsste auch 
Wasserdampf überleben. Genau dafür sind die Dinger ja gebaut (Ausdampfen 
von Restfeuchte aus Bauteilen der Kälteanlage).

von Hp M. (nachtmix)


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Martin S. schrieb:
> Ziel ist, bei etwa 40-45°C zu "kochen".

Bei dieser Temperatur werden die Kartoffeln wohl nicht weich werden.

Es kommt eben darauf an, was du wirklich machen willst und in welchen 
Mengen.

Vakuum eignet sich z.B. nicht, wenn du Pflanzenteile trocknen willst, 
die ätherische Öle enthalten. Die verschwinden noch vor dem Wasser in 
der Pumpe.

Absorptions- und Adsorptionsverfahren müssen ebenso auf das trocknende 
Gut  abgestimmt werden, um keine Überraschungen zu erleben.

Zuletzt stellt sich die Frage nach der angestrebten bzw. zulässigen 
Restfeuchte.

von Martin S. (sirnails)


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Hp M. schrieb:
> Zuletzt stellt sich die Frage nach der angestrebten bzw. zulässigen
> Restfeuchte.

Die ist mir gar nicht soo wichtig. Das ist ja eher eine Frage, wie lange 
man den Prozess laufen lassen will.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Resp wie lange du den Prozess laufen lassen kannst und willst. Wenn du 
mehrere Paletten Gras trocknen willst sollten die trocken sein, bevor 
die erste gammlig wird. Allenfalls muss man mit kuehlflaechen im Vakuum 
nachhelfen. Gefriertrocknen laeuft uebrigens mit -60 Grad kalten 
Flaechen in der Vakuumkammer. Da gibt es Kammern, welche mehrere 
Paletten aufs Mal fassen.

von Manfred K. (4for)


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abgesehen von der Laufzeit = Wasserverbrauch wäre eine Wasserstrahlpumpe 
eine günstige Möglichkeit..
zB hier: https://www.buerkle.de/de/wasserstrahlpumpe#optional-accessory

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Manfred K. schrieb:
> abgesehen von der Laufzeit = Wasserverbrauch wäre eine Wasserstrahlpumpe
> eine günstige Möglichkeit..

M.W. sind Wasserstrahlpumpen, eben wegen des enormen Wasserverbrauchs, 
schon lange verboten.
Als Ausweg gab es elektrisch betriebene Wasserringpumpen, aber weil sich 
dort das Wasser im Betrieb erwärmt, ist deren Endvakuum deutlich 
schlechter, als wenn frisches Wasser mit 5..12°C durchläuft.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Normalerweise verwendet man Kaeltefallen vor den Pumpen, wenn man 
Loesemittel unter Vakuum verdampfen will.

Lukas T. schrieb:
> Das Öl muss dann nämlich nach jeder Benutzung
> noch eine gute Weile gegen ein gewisses Vakuum mit wenig aber halbwegs
> trockenem Luftstom arbeiten, damit im Öl Gelöstes sich verflüchtigt und
> nichts schädigt (das macht der Luftballast oder ein Filter mit
> ordentlich Widerstand).
Diese Methode funktioniert nur, wenn man nur Restmengen an Loesemitteln 
in Oel hat. Ohne Kaeltefalle duerften die meisten oelbetriebenen Pumpen 
danach im Eimer sein.

von Manfred K. (4for)


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Hp M. schrieb:
> M.W. sind Wasserstrahlpumpen, eben wegen des enormen Wasserverbrauchs,
> schon lange verboten.

es gibt kein generelles Verbot, höchstens in deiner Firma / Institut.

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