Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mosfet an Kühlkörper befestigen


von WoW (Gast)


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Hallo,

ich möchte zwei TO-220 Mosfets parallel als Schalter für ein Trennrelais 
verwenden. Die Befestigung der Mosfets ist mir nicht völlig klar.
Ich wollte die Draintabs direkt mit einem massivem Alu Kühlblech mit 
Schrauben verbinden - löten geht ja nicht, außer ich würde Messing 
nehmen, aber wo sollte dann die enorme Wärmeleistung für´s löten 
herkommen? Pro Mosfet fließen schon so 50-60A. Würde eine 
Schraubverbindung das hergeben? Ich vermute ja. Da beide Mosfets 
parallel liegen, wüßte ich nicht, was gegen das Weglassen einer 
Isolation zw. Mosfet und Kühlplatte sprechen würde.

Gruß  WoW

: Verschoben durch Moderator
von Axel S. (a-za-z0-9)


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WoW schrieb:
> ich möchte zwei TO-220 Mosfets parallel als Schalter für ein Trennrelais
> verwenden. Die Befestigung der Mosfets ist mir nicht völlig klar.

Was ist dir daran nicht klar? Das TO-220 Gehäuse hat das Loch nicht 
dazu, um die Bauelemente auffädeln zu können.

> Pro Mosfet fließen schon so 50-60A. Würde eine Schraubverbindung das
> hergeben?

Unklar. Strom != Verlustleistung. Bis ca. 15W Verlustleistung reicht die 
Schraube allein. Maßvoll angezogen, mit wenig(!) Wärmeleitpase auf einer 
planen (gratfreien!) Oberfläche. Für mehr braucht es Anpreßdruck auf das 
Gehäuse. Die Hersteller von Kühlkörpern haben da so praktische Klammern.

Den Stromfluß stellt man bei 50A nicht über die Schraube her, sondern 
über den separaten Drain-Anschluß.

> parallel liegen, wüßte ich nicht, was gegen das Weglassen einer
> Isolation zw. Mosfet und Kühlplatte sprechen würde.

Wenn dich nicht stört, daß der Kühlkörper dann auf Spannung liegt. Und 
das mit dem extra(?) Blech solltest du auf nochmal überlegen.

Standard sind heutzutage weiche Wärmeleitpads. Die isolieren elektrisch, 
man braucht keine Wärmeleitpaste und bohren muß man auch nicht, wenn man 
Befestigungklammern verwendet.

von WoW (Gast)


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Ich wollte noch was ergänzen, aber als Gast gab es da Zeitprobleme.
Ich möchte aus konstruktiven Gründen den Kühlkörper als teitenden 
Anschluß verwenden.
Wenn man das Tab aber als elektrischen Anschluß verwenden möchte, dann 
ja wohl nicht mit einem Alu-kühlkörper wegen der Oxidschicht des Alus. 
Löten geht nicht mit Alu und Schrauben scheint mir auch zu unsicher 
bezüglich übergangswiderstand. Also Messing als Kühlblock?

>Den Stromfluß stellt man bei 50A nicht über die Schraube her, sondern über den 
separaten Drain-Anschluß.

Du meinst die Lötfahnen? Aber bei SMD-Varianten wird ja auch bei hohen 
Strömen das Tab benutzt

Gruß   WoW

von DerEgon (Gast)


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WoW schrieb:
> Du meinst die Lötfahnen? Aber bei SMD-Varianten wird ja auch bei hohen
> Strömen das Tab benutzt

Das wird dann aber nicht auf einen Kühlkörper geschraubt. Erkennst Du 
den Unterschied?

von Helge (Gast)


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Für die vielleicht 0,2W bei dauerhaft eingeschaltet brauchts keinen 
Kühlkörper. Beispiel Bauteil 
https://www.onsemi.com/pdf/datasheet/ntd80n02-d.pdf
Wenn unbedingt über die tabs kontaktiert werden muß, laß dir was bauen 
aus Stahlblech verzinkt oder Kupferblech.

von WoW (Gast)


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>Das wird dann aber nicht auf einen Kühlkörper geschraubt. Erkennst Du
>den Unterschied?

Eine Kabelschuhverbindung ist im Prinzip auch nichts anderes, als diese 
Verschraubung. Und dort fließen auch höhere Ströme. Ich kann mangels 
Erfahrung nicht einschätzen, wo bei einem verschraubten TO220-Tab da die 
Grenzen liegen. 10A, 20A, 50A?

Gruß   WoW

von Purzel H. (hacky)


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50A ueber einen TO220 sind eher unwahrscheinlich. Bitte nachrechnen. Ja, 
ich weiss es gibt solche Spezifikationen. Der Anschluss ist aber nur 
vielleicht 1^2, und was ist die Leiterbahn ?

Fuer 50A im DC Betrieb muss man sich schon Muehe geben, mit 
Stromschienen und dergleichen.
Oft ist uebrigens das Pad, resp der mittlere Pin nicht geeignet fuer 
direkten Kuehlkoerperanschluss, dann muss eine Isolation drunter.
Und diese M3 Schrauben am Waermepad sollte man fuer den Strom vergessen. 
Wenn man ordentlich Waerme wegbringen will, muss man, am Besten mit 
einem Aluprofil ueber das Plastikgehaeuse, ordentlich Druck auf das 
Gehaeuse geben, mit einem Fett oder so zwischen Waermepad und 
Kuehlkoerper.

Wenn man richtig Leistung durchlassen will, sollte man besser auf TO247 
gehen.

: Bearbeitet durch User
von WoW (Gast)


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Ok - danke für die bisherige Info. Werde mich doch etwas intensiver mit 
dem Thema befassen müssen.

Gruß    WoW

von Jobst M. (jobstens-de)


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WoW schrieb:
> Ich möchte aus konstruktiven Gründen den Kühlkörper als teitenden
> Anschluß verwenden.
> Wenn man das Tab aber als elektrischen Anschluß verwenden möchte, dann
> ja wohl nicht mit einem Alu-kühlkörper wegen der Oxidschicht des Alus.
> Löten geht nicht mit Alu und Schrauben scheint mir auch zu unsicher
> bezüglich übergangswiderstand. Also Messing als Kühlblock?

Du hast also schon verstanden, dass das eine ganz blöde Idee ist. Aber 
Du willst es nicht akzeptieren ...

Es gibt Kühlkörper mit Kupferkern. Vor allem für PCs. Da könntest Du mit 
einer Heißluftpistole deine beiden TO220 drauf setzen. Ob die das 
überleben? Ehr nicht ...

Außerdem hält eine ständig thermisch belastete Lötstelle nicht lange.

Naja.
Avanti dilettanti! :-)


Gruß
Jobst

von WoW (Gast)


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>Du hast also schon verstanden, dass das eine ganz blöde Idee ist. Aber
>Du willst es nicht akzeptieren ...

Hm ;-) Es gibt zwischen Genialität und Murks viele Stufen.

Mit Reflow wäre das auch lötbar.

Das eigentliche Problem ist, daß alles mal wieder sich zeitlich 
überschlägt: Ich habe ein SS-Trennrelais mit Controllersteuerung für 
unseren Camper "gebaut". Schalplan aufgezeichnet, Controller 
programmiert und das ganze prototypenmäßig ohne nennenswerten Kühlkörper 
in eine Kunststoff-Verteilerdose als Gehäuse untergebracht. Getestet am 
Labortisch ohne Leistung. Hat sofort funktioniert. In den Camper 
eingebaut: Hat immer noch super funktioniert. Dann spaßeshalber sofort 
eine 1100 Watt Cappuccino-Maschine angeschlossen: Hat immer noch 
funktioniert. Dann 1000W Heizlüfter angeschlossen - hat ein paar Minuten 
auch noch funktioniert und dann sind die Fets heruntergefallen. Klar - 
ganz war nicht viel anders zu erwarten. Nur wollten wir jetzt in den 
Urlaub fahren und jetzt muß halt was funktionstüchtiges notdürftig in 
Nullzeit gebaut werden. Nach dem Urlaub werde ich das dann vernünftig 
aufsetzen.

Gruß    WoW

von Helge (Gast)


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WoW schrieb:
> und dann sind die Fets heruntergefallen

Der interessante Aspekt ist jetzt, hatten die Halbleiter hohen 
Innenwiderstand oder ist eher die Platine zu heiß geworden?

Übrigens ergeben 1000+1100W bei 12V sportliche 175A :-)

von WoW (Gast)


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>Übrigens ergeben 1000+1100W bei 12V sportliche 175A :-)

1. Ich habe die Verbraucher nicht zeitgleich angeschlossen. Die 
Cappuccino-Maschine mit 1100 Watt hat einen Bimetallschalter - also ist 
die nicht dauernd aktiv gewesen. Der Heizlüfter hatte zwar 100W weniger, 
aber die lief ununterbrochen.

2. Also so gnädig, daß ich zwei Mosfets parallelgeschaltet habe, war ich 
dann doch. Also starke 50A pro Mosfet

>Der interessante Aspekt ist jetzt, hatten die Halbleiter hohen
>Innenwiderstand oder ist eher die Platine zu heiß geworden?

Das ist nicht so einfach zu beantworten. Das Ganze ist ja ein 
provisorischer Aufbau. Ich habe mal ein Bild gemacht. Die Mosfets sind 
so hingestellt, wie sie verlötet waren. Man sieht große Verformungen des 
Kunststoffes an der Stelle, wo die Mosfets waren, aber auch am rechten 
Anschlußterminal. Die Messingplatte hat sich dort sehr tief in den 
Kunststoff hineingeschweißt. Die Schrauben für die Terminals sind aus 
V2A. Leitungsmäßig nicht gut. Aber als M6-Schraube vermutete ich 
trotzdem keine Probleme. Aber vielleicht war der Übergangswiderstand von 
Schraube zu Messing trotzdem zu hoch.

Für die Sofortlösung plane ich jetzt 4 Mosfets mit Aufsteckkühlkörper 
einzusetzen und außen noch ein Mini-Lüfter draufblasen zu lassen. Was 
anderes kann ich in der Kürze nicht organisieren. Dann Test und im 
Zweifel die Kaffeemaschine zuhauselassen.

Gruß   WoW

von WoW (Gast)


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Zu den Mosfets: P-Mosfet mit 3mOhm RDSon

von Helge (Gast)


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Ich hab den Verdacht, die Schrauben haben geheizt :-)

Ich würde bei der Stromstärke eher M8 Stahl verzinkt nehmen. Bei den 
üblichen 30V/80A-Mosfets ist rds(on) umme 5mΩ wenn gut angesteuert, da 
heizt nix großartig. 2 davon parallel und du hast vielleicht 0,2W in den 
Halbleitern.

von WoW (Gast)


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Naja - gehen wir mal vom positivsten Fall aus: Die 100A teilen sich 
50/50 auf die beiden Mosfets auf: I=50A; R= 3mOhm => das sind dann schon 
7,5 Watt pro Fet. Das ist schon eine Heizung. Aber die Terminals haben 
wahrscheinlich ihren Anteil daran gehabt.

Gruß   WoW

von H. H. (Gast)


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WoW schrieb:
> Zu den Mosfets: P-Mosfet mit 3mOhm RDSon

Also 8W bei 50A...

Da braucht man doch schon ordentliche Kühlung.

von S. Landolt (Gast)


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Tja, und wenn's ist wie im richtigen Leben, einer arbeitet, der andere 
ruht sich aus, dann gerät Ersterer ins Schwitzen.

von mIstA (Gast)


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WoW schrieb:
> im Zweifel die Kaffeemaschine zuhauselassen.

Besser den Heizlüfter, die Kaffeemaschine hat ja Dein Prototyp auch 
ausgehalten.

von Poldi (Gast)


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WoW schrieb:
> Das eigentliche Problem ist, daß alles mal wieder sich zeitlich
> überschlägt: Ich habe ein SS-Trennrelais mit Controllersteuerung für
> unseren Camper "gebaut". Schalplan aufgezeichnet, Controller
> programmiert und das ganze prototypenmäßig ohne nennenswerten Kühlkörper
> in eine Kunststoff-Verteilerdose als Gehäuse untergebracht. Getestet am
> Labortisch ohne Leistung. Hat sofort funktioniert. In den Camper

Vielleicht stellst du deinen Schaltplan hier mal vor. Du wärst nicht der 
Erste, der MOSFETs mit einer unzureichenden Gatespannung ansteuert. Vor 
allem wenn ich 'Controller' höre, muss ich an 5V oder 3,3V denken.

von Andrew T. (marsufant)


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WoW schrieb:
> Zu den Mosfets: P-Mosfet mit 3mOhm RDSon

Ich nehme für 80A  N-FET mit 0.6 mOhm RDSon

Macht halt immer noch 4Watt die im Fahrzeug weggekühlt werden müssen.
Sehr lästig im Sommer und bei konvektionsarmen Bauraum.

von Purzel H. (hacky)


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Dann sollte man sich auch noch Gedanken drueber machen wie man die 
Waerme aus dem Gehaeuse wegbekommt, wenn man sie denn mal vom Halbleiter 
weg hat. Die Idee mit rostfreien Schrauben ist eher Quatsch. Ich wuerd 
eher auf Stromschinen gehen, und dort kann dann was untergeklemmt 
werden.

von WoW (Gast)


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Ich gebe noch ein Feedback. Wegen Schaltplan, Controller usw.: Ich bin 
nicht ganz unbeleckt in diesem Bereich (E-Technik Studium vor längerer 
Zeit) und weiß schon, wie ein Mosfet angesteuert werden muß. Das Problem 
war, daß ich eigentlich wußte, daß dieser Prototyp für den Test der 
Funktion ausreichend war und für hohe Ströme eine neue robustere HW 
nötig ist. Nur dann kam mir der Furz mit der Cappuccinomaschine und das 
hoffen auf ein Wunder wo man eigentlich weiß, daß es das nicht gibt.

Nun gut - ich habe jetzt noch etliche Stunden investiert und es 
tatsächlich geschaft diesen Prototypen halbwegs standfest hinzubekommen. 
Ich mußte dabei nehmen, was im Haus war. Die Fets wurden auf zwei 
30x60qmm 0.5er Messingbleche gelötet. Ich habe die Drainanschlüsse der 
Gehäuse und den bedrahteten Drain-Anschuß verwendet. Ein Lüfter wurde 
auch noch hinzugefügt, wobei der jetzt eigentlich gar nicht mehr 
zwingend war. Der Heizlüftertest ohne Fan mit über 100A lief positiv - 
die Messingbleche waren leicht warm. Ich bin jetzt wirklich zufrieden, 
was aus dieser Primitiv-HW noch geworden ist.

Gruß    WoW

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