Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Selbstbauschaltnetzteil mit Vogt Übertrager "545 42 053 00" aus dem Pollin Sortiment


von Alex Fuchs (Gast)


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Hallo!
Ich hatte mir auch einmal das Pollin Sortiment mit Vogt Übertrager 545 
42 053 00 bestellt und nun zwei Netzteile gebaut.
Einmal klassisch mit dem STR58041 ohne PFC und einmal diskret mit PFC 
und Saugkreis.
Beide Netzteile sind recht gutmütig und stabil. Die Regelung ist bei 
beiden ähnlich, weshalb ich das DIskrete näher erklären möchte.
Das Netzteil arbeitet im Sperrschwingerprizip, welche die Frequenz 
Lastabhängig regelt. Der Schalttransistor ist ein MOSFET TSM60NB190CF 
und zeichnet sich durch seinen kleinen D-S-Widerstand und hoher 
Stromstärke die der schalten aus. Trotzdem ist eine Überstromsicherund 
am Source eingebaut. R3 und C14 verhindern ein unkontrolliertes 
Schwingen der Schaltung durch Stromspitzen. Angeworfen wird das Netzteil 
mit R2, welcher an +340V hängt. Ist der Anlauf soweit vollbracht, 
übernimmt die Hilfswicklung zusammen mit R5 und C15 das Ruder. Die 
Zenerdiode D10
 scützt das Gate des MOSFETs vor Überspannung.
Um Überschwinger und große Störungen zu verhindern, dient das 
Snubber-Glied D9, R1, C13 und die beiden 100V-Varistoren V1 und V2.
Die Spannungsregelung geschiet, anders als bei vielen modernen 
Netzteilen, ohne Optokoppler. Das macht auch die Hilfswicklung zusammen 
mit den 3 Transistoren und dem Poti. Mit dem Poti kann man die 
Ausgangsspannungen justieren.
Dank des Ferritmaterials des Vogt-Übertragers kann man bis zu 40W aus 
dem Netzteil ziehen. Laut Norm, muss nun bei Netzteilen mit >20W eine 
PFC mit eingebaut werden. Hier nutze ich die Energie der Primärwicklung 
aus und kopple diese über C18 an eine Speicherdrossel, welche mir 
zusammen mit D13, C17 und R13 auch gleich die Spannung erhöht. Dieser 
Effekt macht sich nur unter Last bemerkbar. Im Leerlauf liegen am Elko 
305V an.
Damit keine Störfrequenz ins Netz zurückgekoppelt werden, dient der 
Saugkreis mit R14, R15, C19, C20 und L5. Die Sperrfreuenz liegt bei 
30kHz.
Vor dem Gleichrichter liegen nur noch standardmäßig nurnoch NTC, Filter 
etc an.
Auch der Ausgang sekundärseitig ist eher Standard und eher für 
Röhrenprojekte ausgelegt.

Der Aufbau ist auf einer Lochrasterplatine. Nicht für den Dauerbetrieb, 
aber für Testzwecke geeignet.
Für etwas mehr Sicherheit empfehle ich eine geätzte Platine und gute 
Lüftung.

ABer, manchmal kann man einiges aus den Sortimenten brauchen.
Oberwohles ein Lochrasteraufbau ist, sind bis jetzt keine Störungen 
aufgetreten. Weder in Radios noch im WLAN. Man muss halt nur sauber 
arbeiten, dann knallt auch nix.

Viel Spaß beim Nachbau.

: Verschoben durch Moderator
von MaWin (Gast)


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Hübsch, primärgetaktete Schaltnetzteile auf Lochraster, schön zu sehen, 
dass das funktioniert. Wer EMV Probleme hat, kann sich ja eine Platine 
machen.

von DerEgon (Gast)


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Ich würde an den relevanten Isolationsstellen die unbenutzten Lötaugen 
entfernen. Geht mit einem Bohrer in einem Reibahlenheft.

Auf der zweiten Platinenunterseite ist ja irgendein weißes Geschmadder 
untergebracht, oder ist da herumgeschliffen worden?

von Starkstromkupferwurm (Gast)


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Sehr schön, man könnte noch die einzelne Lötpunkte zwischen Primärkreis 
und Sekundärkreis entfernen für eine bessere Isolation.

EMV-mässig sieht das ganze jetzt nicht soo unvernünftig aus, da wirste 
keine grössere Probleme haben. Notfalls die Sekundär-dioden für die 
'hochstrom'- Wicklungen noch mal RC-Snubber verpassen um diese zu 
entstören. Auch D3 und D4 können störanfällig sein wegen der hohe 
Sperrspannung.

Ich sehe dass die Sekundär-Masse mit PE verbunden worden ist, mit 
Absicht ? traust du die Isolation von den Vogt-Trafos nicht ?

Ich kenne diese Trafos aus dem Pollin-Sortiment, habe selber welche, 
sehen aber nicht schlecht aus im Bezug auf Kriechstrecken.

Die 600V Sperrspannung kann etwas niedrig sein, aber mit 
avalanche-Mosfets wird das auch nicht direkt destruktiv. 650V typen 
hätten da etwas mehr 'Luft'.

Wie gut ist eigentlich die Kopplung zwischen den primäre Hilfswicklung 
und die Sekundärwicklung ? desto schlechter, desto schlechter das 
Lastverhalten vom Spannungsregler.

von MaWin (Gast)


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Starkstromkupferwurm schrieb:
> Sehr schön, man könnte noch die einzelne Lötpunkte zwischen Primärkreis
> und Sekundärkreis entfernen für eine bessere Isolation.

Guckst du,

https://www.mikrocontroller.net/attachment/568172/Loetseite.jpg

Hat er doch.

von Starkstromkupferwurm (Gast)


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Nicht auf dem ersten Bild im Openingspost.
https://www.mikrocontroller.net/attachment/568164/Loetseite.jpg
Das Zweite von der Unterseite habe ich nicht gesehen gehabt.
Also alles gut :-)

von Alex Fuchs (Gast)


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Starkstromkupferwurm schrieb:
> Sehr schön, man könnte noch die einzelne Lötpunkte zwischen
> Primärkreis
> und Sekundärkreis entfernen für eine bessere Isolation.
>

Erfolgte bereits. Man will ja keine Überschläge haben.

> EMV-mässig sieht das ganze jetzt nicht soo unvernünftig aus, da wirste
> keine grössere Probleme haben. Notfalls die Sekundär-dioden für die
> 'hochstrom'- Wicklungen noch mal RC-Snubber verpassen um diese zu
> entstören. Auch D3 und D4 können störanfällig sein wegen der hohe
> Sperrspannung.
>

Mal sehen ob ich die 100p 1KV Kondensatoren mit 22R-Widerstand noch 
unterkriege.

> Ich sehe dass die Sekundär-Masse mit PE verbunden worden ist, mit
> Absicht ? traust du die Isolation von den Vogt-Trafos nicht ?
>

Alte Angewohnheit von früher, ich weiß das es nicht notwendig wäre. Den 
VOGT-Trafo traue ich übrigens mehr als meinen Handyladegerät ;)

> Ich kenne diese Trafos aus dem Pollin-Sortiment, habe selber welche,
> sehen aber nicht schlecht aus im Bezug auf Kriechstrecken.
>

Da stimme ich dir voll zu.

> Die 600V Sperrspannung kann etwas niedrig sein, aber mit
> avalanche-Mosfets wird das auch nicht direkt destruktiv. 650V typen
> hätten da etwas mehr 'Luft'.
>

Das stimmt. Es gäbe auch 800V-Typen bei mir, aber der MOSFET war halt 
schon am Kühlblech drauf. Deshalb die 2 schnellen Varistoren am 
Drainanschluß.

> Wie gut ist eigentlich die Kopplung zwischen den primäre Hilfswicklung
> und die Sekundärwicklung ? desto schlechter, desto schlechter das
> Lastverhalten vom Spannungsregler.

Sehr gut. Die Wicklungen sind gut aufgeteilt.

von Ralph S. (jjflash)


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Respekt !
Vielen Dank für die Beschreibung, das war sehr lehrreich (bisher habe 
ich mich um Selbstbauschaltnetzteile immer gedrückt und werde das wohl 
auch weiterhin tun, aber schön das mal so aufgedröselt zu sehen)

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Hallo!
Im Zusammenhang mit diesem interessanten Projekt habe ich mal meinen 
Bestand an Pollin-Übertrager durchforstet und noch weitere Typen 
gefunden, wo mir allerdings die techn. Daten fehlen und damit deren 
sinnvolle Weiterverwendung stockt.

Diese sind:
545 42 053 20
545 08 060 00 und
545 48 029 00

Kann mir dazu jemand die benötigten Angaben machen?

Ingo

von Martin L. (makersting)


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Ohne Artikelnummer von Pollin finde ich die Transformatoren da nicht.

von Starkstromkupferwurm (Gast)


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Alex Fuchs schrieb:
> Das stimmt. Es gäbe auch 800V-Typen bei mir, aber der MOSFET war halt
> schon am Kühlblech drauf. Deshalb die 2 schnellen Varistoren am
> Drainanschluß.

Für einen unbeobachteten Betrieb sicher die bessere Wahl.
Die Drain-Peak-Spannung setzt sich aus 3 Komponenten zusammen:
Spannung am primär sieb-Elko + Reflektierte Spannung am Primärwicklung + 
Überschwinger durch im primäre Streu-Induktivität gespeicherte Energie.
Also bei 340 Volt und eine angenommene reflektierte Spannung von 100 
Volt sind das 440 Volt, dann bleiben noch ca. 160 Volt übrig für die 
Peak-Spannung aus der Streuinduktivität. Sollte jetzt die Netzspannung 
250 Volt betragen statt 230 Volt, und die PFC eine tracking-Funktion 
haben, wird die Spannung am Elko schnell über 400 Volt hinausgehen, und 
es bleibt um so weniger übrig für die Peak-Spannung.
Varistoren sind schon nicht schlecht, besser wäre aber eine 150V 
Transil-Diode anstelle der beide Varistoren. Ich vermute dass in der 
jetzige Schaltung die Varistoren gar nicht ansprechen, und eher der 
Mosfet in Avalanche geht.
Ein Test wäre ein 50 ohm-widerstand in reihe mit den Varistoren (auf der 
+340V-Seite) und die Spannung über den 50-ohm widerstand im Oszilloskop 
begutachten. Dies setzt ein Trenntrafo für das NT voraus, und der Wille 
die scope-Masse an den +340V-leitung anzuschliessen. die 
Steuerelektronik liegt dann auf -340V ggü Schutzerde. da darf man dann 
also nicht mehr 'eben schnell' messen. Sollten die Varistoren 
ansprechen, müsste man über den 50-ohm widerstand Spannungsspitzen 
sehen.

von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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Starkstromkupferwurm schrieb:
> und eine angenommene reflektierte Spannung von 100
> Volt

in Beitrag "Re: Vogt Übertrager 545 42 053 00 Pollin Sortiment" habe ich, unter 
vergleichbaren Bedingungen (5V aus den beiden parallelen Wicklungen) 
160V Rückschlagspannung gemessen. Also nochmal 60V mehr, bei der 
Transistorauswahl zu berücksichtigen.

von Starkstromkupferwurm (Gast)


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Ja, da kann es beim Betrieb an erhöhte Netzpannung von 250V (leider an 
sonnigen Tage je nach Ortsnetz nicht mehr die Ausnahme) schon zu 
Probleme kommen. Ich würde da dann doch lieber ein 800V Mosfet nehmen.

Klar, für Labor-Test-Betrieb wo man daneben steht erst mal kein 
grösseres Problem.

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Martin L. schrieb:
> Ohne Artikelnummer von Pollin finde ich die Transformatoren da
> nicht.

Die aufgeführten Übertrager entstammen Sortimenten und haben daher nie 
eine eigene Best.-Nr. besessen!
Ich glaube allerdings, dass, falls sie eine gehabt hätten, diese mir 
nicht hilfreich gewesen wäre.

Ingo

von Arno H. (arno_h)


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Zu dem 545 42 053 20 habe ich nur was ähnliches finden können, die 
anderen Teilenummern sieh Anhang.

Arno

von DerEgon (Gast)


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MaWin schrieb:
> Guckst du,
>
> https://www.mikrocontroller.net/attachment/568172/Loetseite.jpg
>
> Hat er doch.

Das sieht eher so aus, als hätte er da mit irgendeiner weißlichen Farbe 
drauf rumgepinselt.

Entfernte Lötaugen sehen anders aus.

von Alfred B. (alfred_b979)


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DerEgon schrieb:
> Das sieht eher so aus, als hätte er da mit irgendeiner weißlichen Farbe
> drauf rumgepinselt.

Öffnet man das Bild in separatem Tab, ergibt sich eher der Eindruck
als habe er innerhalb dieses Bereiches alles weggeschliffen.

Zwar könnte man die Schleif- mit Pinselspuren verwechseln, allerdings
wäre ein Pinsel kaum so kurz, daß die Haareinfassung am Zinn aufläge
(man sieht aber deutlich die Konturen des Zinns "übertragen").

Wegdremeln geht auch bei so vielen Lötaugen je nach Schleifwerkzeug
bedeutend schneller, und um einen Schönheitspreis geht es eh nicht.


Ich finde das Projekt insgesamt sehr gelungen und echt nachahmenswert,
wirklich eine schöne (und recht preisgünstig nachbaubare) Vorlage für
lernwillige Hobby- oder auch künftige Profi-Leistungselektroniker.

: Bearbeitet durch User
von KM (Gast)


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>Wegdremeln

Das ist mir zu viel fieser Staub.

Ich mach das immer mit mit Heissluft, feine Düse, sehr hohe Temperatur 
und einem spitzen Gegenstand.

Kurz auf Pad halten damit die Klebeschicht erweicht und mit einer Nadel 
seitlich den Pad wegschieben der dann auch gleich durch den Luftstrom 
weg gepustet wird.

Geht ratzfatz.

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Danke, Arno!

Ingo

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