Hallo zusammen, ich versuche mich gerade daran, einen ESP Sensor für mein Auto zu reparieren. Nach dem Öffnen fielen mir die dünnen Drähte auf, die von dem 3-poligen Kontaktstecker auf die Platine führen, jeweils 2 pro Pin (5V, 0V, Signal). Wieso ist der Kontakt hier so ausgeführt? Welchem Zweck dient das? Hat das Vorteile gegenüber einer einfachen Leiterbahn oder einem stabilen Kabel, und wieso sind das 2 pro Pin? Ich bin für jede Aufklärung dankbar!
Das sind Bonddrähte. Sowas wird normalerweise verwendet, um Hybridmodule zu kontaktieren, die auf einem Keramiksubstrat mit Dick- oder Dünnschichttechnik hergestellt werden. Sowas hier zu sehen ist bizarr. Mögliche Erklärung: Der Hersteller produziert sonst eben diese Hybridmodule und hat den Bonddrahtschweißer gerade herumstehen. Was meinst Du an dieser Sammlung aus kundenspezifischen Bauteilen reparieren zu wollen?
> Was meinst Du an dieser Sammlung aus kundenspezifischen Bauteilen > reparieren zu wollen? Ein oft vorkommendes Problem bei diesen Sensoren sind kalte Lötstellen. Vielen Dank für Deine Antwort :-)
DerEgon schrieb: > Sowas hier zu sehen ist bizarr. Ich hab sowas schon öfter gesehen. Bosch ist wohl Fan davon. Da wird wild gebondet. Oder sie packen die Halbleiter direkt aufs PCB und bonden direkt zwischen PCB und Silizium. Wozu das gut ist? Ehrlichgesagt weiß ich es nicht. Ich vermute aber, dass die ganzen Reparier-Stationen, die es so gibt, dem eigenen Absatz ein Dorn im Auge sind.
Martin S. schrieb: > Oder sie packen die Halbleiter direkt aufs PCB und bonden > direkt zwischen PCB und Silizium. Das ist halt billig. Was meinst Du, wie es unter den berühmten und gehassten "schwarzen Klecksen" aussieht, die man in vielen Geräten der Billg-Consumerelektronik (Uhren, Fernbedienungen, Taschenrechner etc.) so findet? Genau: Da ist ein nackter Chip direkt auf die Platine gebondet. > Ich vermute aber, dass die ganzen Reparier-Stationen, die es so gibt, > dem eigenen Absatz ein Dorn im Auge sind. Halte ich für ein Gerücht, denn da kundenspezifische Bauteile verwendet werden, können "die ganzen Reparier-Stationen" sowieso wenig ausrichten. Das reicht völlig. Vermutung für den vorliegenden Fall: Die Platine scheint beweglich gelagert zu sein; ich tippe darauf, daß die orangen Klötzchen aus einem gummiartigen Material sind. Und diese Bonddrahtkontaktierung dürfte der Bewegung der Platine weniger Widerstand entgegensetzen als es "richtige Drähte" oder auch ein Folienleiter täten. Zwar wird sich die Platine nur sehr wenig in ihrem Gehäuse bewegen (Bruchteile von Millimetern), aber für die Funktion des Sensors ist es wichtig, daß sie das in allen Freiheitsgraden gleichmäßig kann. Wie gesagt, ist nur 'ne Vermutung. Aber daß das einfach nur 'ne Sollbruchstelle zur Erhöhung des Firmenumsatzes ist, ist einfach 'ne Nummer zu plump.
DerEgon schrieb: > Das ist halt billig. Was meinst Du, wie es unter den berühmten und > gehassten "schwarzen Klecksen" aussieht, die man in vielen Geräten der > Billg-Consumerelektronik (Uhren, Fernbedienungen, Taschenrechner etc.) > so findet? Naja ob das wirklich so viel billiger ist, mag ich irgendwie zu beweifeln. Im Falle der Uhren ist es wohl so, weil die ja tatsächlich nurnoch aus einem einzigen IC bestehen (gut, Quarz ist extra), und damit nur ein einziges Bauteil aufgebracht wird. Aber bei Steuergeräten sind da deutlich mehr ICs drinnen. Es braucht dafür Pick&Place, die ungeschützte Halbleiter platzieren kann und dazu noch gefühlt einen Reinraum in der Fertigung. Das kostet schon ne ganze Stange geld. Geschützt wird es ja dann erst mit dem Verguss. Was ich mir noch vorstellen könnte, ist, dass die Standarddrähte im Bonding nicht die notwendigen Eigenschaften aufweisen, und es billiger ist, selbst zu bonden, als eine Spezialausführung eines Standardteils zu machen. Oder es sind dann real ASICs, bei denen man sich das Packaging spart. Wäre mal interessant, wenn jemand sich äußern würde, der in der Bosch Steuergerätentwicklung sitzt, und weiß, warum es so gemacht wird, wie es gemacht wird :-)
Simon G. schrieb: > Wieso ist der Kontakt hier so ausgeführt? Welchem Zweck dient das? > Hat das Vorteile gegenüber einer einfachen Leiterbahn oder einem > stabilen Kabel, und wieso sind das 2 pro Pin? Die Platine des Drehratensensors ist federnd gelagert, dafür sind die zehn Gummipuffer zuständig. Dadurch kann man den Stecker nicht fest anbinden. Die Bonddrähte lassen sich leichter montieren als maschinell Drähte anzulöten. Zwei Stück wegen Redundanz bzw erhöhter Haltbarkeit. Das Ding ist aus den späten '90ern und wurde 2001 von dem Sensorcluster mit CAN im silbernen Metallgehäuse abgelöst. Du hast einen 11 kHz-Oszillator, der auf die eine Hälfte der Doppel-Stimmgabel (in dem silbernen Nugget) wirkt. Die zweite Stimmgabel ist mechanisch mit der ersten gekoppelt, der Abgriff sitzt aber 90° versetzt. Wenn dieses System nun um die Hochachse gedreht wird, verwandelt die Corioliskraft die planare Schwingung der unteren Stimmgabel in eine Drehschwingung. Es gibt also eine 90° verschobene Bewegungskomponente, diese wird synchron demoduliert und als Ausgangssignal ausgegeben. Das Patent darauf hat(te) Systron Donner. Das müsste sich finden lassen, da ist die Funktion noch genauer beschrieben.
DerEgon schrieb: > Vermutung für den vorliegenden Fall: > Die Platine scheint beweglich gelagert zu sein; ich tippe darauf, daß > die orangen Klötzchen aus einem gummiartigen Material sind. Und diese > Bonddrahtkontaktierung dürfte der Bewegung der Platine weniger > Widerstand entgegensetzen als es "richtige Drähte" oder auch ein > Folienleiter täten. > > Zwar wird sich die Platine nur sehr wenig in ihrem Gehäuse bewegen > (Bruchteile von Millimetern), aber für die Funktion des Sensors ist es > wichtig, daß sie das in allen Freiheitsgraden gleichmäßig kann. > > Wie gesagt, ist nur 'ne Vermutung. Damit hast Du Recht. Vielen Dank an Euch alle. Damit ist dann alles geklärt 👌
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