Forum: Haus & Smart Home Wie regeln Kraftwerke?


von Nerd 8. (nerd81)


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Hallo zusammen,

Ein Bekannter hatte die glorreiche Idee 3ph von einem Notstromaggregat 
ins Haus einzuspeisen. Da das Aggregat auf L1 regelt, herrschten dort 
saubere 225V. Durch die Schieflast vom Haus kamen auf L2 175V und auf L3 
305V raus. Überall im Haus waren nun defekte Geräte verteilt..

Nur der Interesse halber: Wie machen das die großen Kraftwerke? Oder 
regelt dass das Netz, weil es so "hart" ist?

Schöne Grüße

von Stromer808 (Gast)


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Da wird wohl jemand den Neutralleiter nicht angeschlossen haben und eine 
schöne Sternpunktverschiebung in seinem Haus realisiert haben

von Stefan B. (stefan_b278)


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Siehe Wikipedia 
(https://de.wikipedia.org/wiki/Dreiphasenwechselstrom-Transformator), 
das machen die Transformatoren an den Leitungen:
1
Der symmetrische Fall ist jedoch im Betrieb nicht immer sicherzustellen, man spricht dann auch von einer Schieflast, die bei einigen Schaltgruppen zu einer unerwünschten Sternpunktverschiebung und einem starken magnetischen Streufluss führt. Zur Vermeidung dieses Zustands werden manche Dreiphasentransformatoren, abhängig von der Schaltgruppe (z. B. Kuppeltransformatoren in der Schaltgruppe „Yy0“) entweder mit einem Fünfschenkelkern mit zwei zusätzlichen äußeren Rückflussschenkeln versehen oder bei Dreischenkelkernausführung mit einer zusätzlichen Tertiärwicklung zur Kompensation ausgeführt. Eine solche Ausgleichswicklung ist in Dreieck geschaltet und führt nur dann einen (Ring-)Strom, wenn Schieflast vorliegt. Sie sorgt für die Stabilität (Symmetrie) des Sternpunktes bei Schieflast. Auch eine der Hauptwicklungen kann diese Funktion für die jeweils andere, in Stern geschaltete Hauptwicklung übernehmen, wenn sie in Dreieck geschaltet ist[4].

von oszi40 (Gast)


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Nerd 8. schrieb:
> Idee 3ph von einem Notstromaggregat ins Haus einzuspeisen

Kurz: Lernen durch Schmerz! Das war zu erwarten. Deswegen testet man 
ein Aggregat mit und ohne Last und misst dabei. Er ist jedoch nicht der 
Einzige, der durch Lastsprünge einige Schaltnetzteile geopfert hat. 
Sein Fall ist nur etwas komplizierter, der er durch die 3 Phasen noch 
zusätzlich Nullpunktverschiebung hatte. Sinnvoll wäre gewesen, auf alle 
3 Phasen erst mal eine angemessene (ohmsche) Grundlast zu verteilen. 
Dann werden die Spitzen prozentual besser abgefedert. Das kostet 
natürlich Kraftstoff.

von Stephan (Gast)


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Nerd 8. schrieb:
> Nur der Interesse halber: Wie machen das die großen Kraftwerke? Oder
> regelt dass das Netz, weil es so "hart" ist?

Wie schon genannt: Trafos mit Ausgleichswicklung oder in 
Zickzack-Schaltung.
Dann sind so Kraftwerksgeneratoren in der Tat einiges "härter" als ein 
kleiner Baumarktmopppel.

Klassische 3-Phasen-Motoren (ohne Umrichter) symmetrieren das Netz von 
sich aus (höherer Strom auf der Phase mit höherer Spannung).
Und dann natürlich die Vielzahl an grob symmetrisch verteilten 
Verbrauchern...

Wenn im Haus morgens nur die Lichter und das Kleinzeugs (z.B. 300W) an 
ist und jemand schaltet den Toaster (1kW) an, dann ist das ordentlich 
Schieflast.
Wenn im Dorf in 100 Häusern das Kleinzeugs an ist sind das schon 30kW. 
Da interessiert ein einzelner Toaster kaum noch. Und, wenn alle 100 den 
Toaster gleichzeitig anschalten ist die Verteilung auf die Phasen 
vielleicht 40:30:30.
Das ist dann kaum noch der Rede wert.

von Dieter (Gast)


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Stephan schrieb:
> Und, wenn alle 100 den
> Toaster gleichzeitig anschalten ist die Verteilung auf die Phasen
> vielleicht 40:30:30.
> Das ist dann kaum noch der Rede wert.

Und dann gibt es noch die ZickZack-Tranformatoren, die auch noch mal 
Unsymmetrien reduzieren.

von Martin S. (sirnails)


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Stephan schrieb:
> Wenn im Dorf in 100 Häusern das Kleinzeugs an ist sind das schon 30kW.
> Da interessiert ein einzelner Toaster kaum noch. Und, wenn alle 100 den
> Toaster gleichzeitig anschalten ist die Verteilung auf die Phasen
> vielleicht 40:30:30.

Bis zu dem Moment, an dem ein Elektriker das ganze Dorf verdrahtet hat, 
und in jedem Haus Küche auf L1, Waschküche auf L2 und alle Boiler auf L3 
gelegt hat :-)

von Johannes O. (jojo_2)


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Stromer808 schrieb:
> Da wird wohl jemand den Neutralleiter nicht angeschlossen haben
> und eine
> schöne Sternpunktverschiebung in seinem Haus realisiert haben

Jein. Kann sein, aber viele 3-phasige Generatoren können ausschließlich 
die Spannung auf L1 regeln. Die anderen Spannungen stellen sich dann 
irgendwie ein. Das klappt, aber nur solange die Belastung ähnlich ist. 
Im Haus ist das üblicherweise nicht gegeben, manche empfehlen dann eher 
lieber 1-phasig einzuspeisen. Wobei da auch wieder Fallen lauern (Gefahr 
der Neutralleiterüberlastung sofern dieser nicht abgesichert ist, in DE 
eher unüblich)



Martin S. schrieb:
> Stephan schrieb:
>> Wenn im Dorf in 100 Häusern das Kleinzeugs an ist sind das schon 30kW.
>> Da interessiert ein einzelner Toaster kaum noch. Und, wenn alle 100 den
>> Toaster gleichzeitig anschalten ist die Verteilung auf die Phasen
>> vielleicht 40:30:30.
>
> Bis zu dem Moment, an dem ein Elektriker das ganze Dorf verdrahtet hat,
> und in jedem Haus Küche auf L1, Waschküche auf L2 und alle Boiler auf L3
> gelegt hat :-)

Das ist m.W. den Netzbetreibern durchaus bewusst, darum wird auch ganz 
gern mal durchgetauscht. Also L2, L3, L1 anstatt L1, L2, L3 am 
Hausanschluss bzw. dem Verteiler an der Straße.

Beitrag #7204980 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Nerd 8. (nerd81)


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Zickzack-Schaltung! Ja, davon hatte ich bei meiner Ausbildung vor über 
einem viertel Jahrhundert schon mal gehört und wieder vergessen.. ;)

D.h. mit so einem Trafo zwischen Aggregat und Haus sollte es theoretisch 
funktionieren?

Gibt es solche von der Stange? 3Ph 400V Eingang und 3ph 230/400V am 
Ausgang mit 10kVA. Wohl kaum, vermute ich..

von A-Freak (Gast)


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Das würde auch schon ein Trafo mit primär in Dreieck, Sekundär in 
Sternschaltung viel tun tun, Schaltgruppe nennt sich "dyn5" und ist 
handelüblich. Man verwendet sowas durchaus gerne und öfter wenn man 
einen Ü-Wagen oder anderen Container mit viel Technik an einen fremden 
Drehstromanschluß betreiben will.

von loeti2 (Gast)


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Martin S. schrieb:
> Bis zu dem Moment, an dem ein Elektriker das ganze Dorf verdrahtet hat,
> und in jedem Haus Küche auf L1, Waschküche auf L2 und alle Boiler auf L3
> gelegt hat :-)

Deswegen steht in einer Wallbox-Montageanleitung die ich mal gelesen 
habe, daß beim Installieren mehrerer Wallboxen in einer Wohnanlage die 
Phasen zyklisch zu tauschen sind.
Wobei manche (viele?) Wallboxen auf zwei Leitern von dreien Strom 
ziehen.

von Mike R. (thesealion)


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loeti2 schrieb:
> Wobei manche (viele?) Wallboxen auf zwei Leitern von dreien Strom
> ziehen.

Wohl kaum, wenn man schon eine Wallbox nutzt, dann läd man meistens mit 
3*16A, die kann man schlecht auf zwei Phasen verteilen.

von (prx) A. K. (prx)


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Mike R. schrieb:
> dann läd man meistens mit
> 3*16A, die kann man schlecht auf zwei Phasen verteilen.

Das entscheidet bei normalen Wallboxen nicht die Wallbox. Die reicht nur 
durch. Manche Fahrzeuge nutzen trotz Drehstromanschluss nur eine Phase, 
manche zwei, manche alle drei.

: Bearbeitet durch User
von Bitte Merken (Gast)


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Und nun? Wie regeln sie?

von Roland P. (pram)


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Mike R. schrieb im Beitrag
> Wohl kaum, wenn man schon eine Wallbox nutzt, dann läd man meistens mit
> 3*16A, die kann man schlecht auf zwei Phasen verteilen.

Leider nein, viele E-Autos laden mit 1x400V in dem sie lediglich 2 
Phasen belasten

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